Schweinegrippe! Notstand jetzt!

Impffragen und Verschwörungstheorien sind in unserem Hause eigentlich kein Thema. Das Impfthema war beim ersten Kind dran ...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

… (wie das unter kri­ti­schen Eltern so üblich ist), und wur­de nur dann auf­ge­frischt, wenn durch Brie­fe der Kran­ken­kas­se neue Sera emp­foh­len wurden.

Und jedes­mal bei den obli­ga­to­ri­schen Vor- und Grund­schul­un­ter­su­chun­gen, wenn wir dar­le­gen soll­ten, war­um unse­re Kin­der nicht umfas­send – also u.a. gegen Wind­po­cken und Geschlechts­krank­hei­ten – „durch­ge­impft“ sind. Wir sehen das eini­ger­ma­ßen unideo­lo­gisch – oder eben naiv, sei´s drum.

Die Beschäf­ti­gung mit der umfas­sen­den Welt­ver­schwö­rung (deren Sym­pto­me bekannt­lich über­all lau­ern, wenigs­tens in jedem Tod eines U‑60- Poli­ti­kers, aber auch im Han­dy- und Inter­net­ver­kehr) gewöh­nen sich die meis­ten gesun­den Men­schen dann ab, wenn sie erken­nen, das a) sol­che Fra­gen nur läh­men und b) unter den zig­tau­send Prot­ago­nis­ten die­ser Ver­schwö­rungs­auf­de­ckungs­sze­ne die meis­ten doch all­ge­mein einen Hau weg haben.

Kein sel­te­ner Fall ist nun wie­der ein­ge­tre­ten: Daß das Impf­ding mit der Ver­schwö­rungs­theo­rie als Kom­bi­pa­ckung kommt. Nun ist es ers­tens so, daß wir gar nicht vor­hat­ten, uns gegen die soge­nann­te Schwei­negrip­pe imp­fen zu las­sen. Inso­fern lie­ßen mich die mails von einem hal­ben Dut­zend Absen­der zunächst eher kalt. Zum ande­ren ist „Das Geschäft mit der Angst“, wie der Titel der Anti-Impf-Bibel eines Ger­hard Buch­wald lau­tet, ein dop­pel­bö­di­ges: Meist sind die radi­ka­len Impf­geg­ner ja auch angst­be­setz­te Typen. Und daß die „Schweinegrippe“-Impfung nicht ohne ist – unbe­se­hen kei­ne Frage!

Aller­dings fra­ge ich mich doch, war­um die­ser Influ­en­za-Hype in Schü­ben seit Mona­ten so hoch­ge­kocht wird. Im Janu­ar war ich tele­fo­nisch um Teil­nah­me an einer Umfra­ge gebe­ten wor­den. Irgend­ein Demo­sko­pie-Insti­tut, nach dem Auf­trag­ge­ber hat­te ich nicht gefragt. Gern doch. Ob ich den Begriff „Pan­de­mie“ erklä­ren kön­ne? Ob mir die Zif­fern diver­ser Warn­stu­fen etwas sag­ten? Ob ich mich jähr­lich gegen Grip­pe imp­fen lie­ße? Ob und unter wel­chen Umstän­den ich mir eine Imp­fung gegen einen neu­en, gefähr­li­chen Grip­pe-Virus vor­stel­len könnte?

Bald dar­auf war Virus A (H1N1) Tages­the­ma in der Pres­se. War­um das Ding so heiß, ja hys­te­risch gehan­delt wur­de, hat mir noch kei­ner glaub­haft erklä­ren kön­nen. 20.000 Deut­sche ster­ben jähr­lich an der her­kömm­li­chen Grip­pe. Der neue Typus scheint weit harm­lo­ser zu sein, von den 15- 25 000 Erkrank­ten ist noch kei­ner mit Gewiß­heit dar­an gestor­ben. Man­cher Infi­zier­te konn­te schon nach Tagen ein Bun­des­li­ga­fuß­ball­spiel bestreiten.

Der befürch­te­te GAU wird unge­fähr so beschrie­ben: Wenn sich Zehn­tau­sen­de gleich­zei­tig für nur ein paar Tage wegen erhöh­ter Tem­pe­ra­tur und Hals­krat­zen krank­mel­de­ten, könn­te es bei Müll­ab­fuhr, Post­zu­stel­lung, Gesund­heits­we­sen etc. kurz­fris­tig zum Eng­paß kom­men. Die Schu­len haben den Kin­dern jeden­falls gleich nach den Feri­en einen Brief mit der Auf­for­de­rung mit­ge­ge­ben, die Schü­ler bei Kopf- oder Hals­schmer­zen unbe­dingt zu Hau­se zu las­sen. Gut, dann poten­ziert sich’s – man den­ke an all die Müt­ter der sym­ptom­ge­plag­ten Kin­der, die dann nicht am Arbeits­platz erschei­nen. Mehr nicht? Oder doch? Woher rührt die­ser Rum­mel um Impf­kos­ten und vor­weg­ge­nom­me­nen Notstand?

Aus Argen­ti­ni­en und ein paar ande­ren Län­dern wird gemel­det, daß die sai­so­nal gras­sie­ren­de Grip­pe nun nahe­zu aus­schließ­lich als „Schwei­negrip­pe“ dia­gnos­ti­ziert wird. Die Mor­ta­li­täts­ra­te ist deut­lich gerin­ger als bei „her­kömm­li­chen“ Grippeviren.

In Eng­land kön­nen sich Hus­ten­de und Schnup­fen­de per Inter­net oder Tele­phon eine Dia­gno­se stel­len las­sen und erhal­ten dann ohne Arzt­be­such das Grip­pe­me­di­ka­ment Tami­f­lu. Eng­land hat nun die höchs­te Quo­te mit schwer­wie­gend Erkrank­ten. Es heißt, daß die Neben­wir­kun­gen von Tami­f­lu den Sym­pto­men der Grip­pe glei­chen. In Grie­chen­land (wo’s übri­gens auch eine Wahl­pflicht gibt, deren Nicht­be­fol­gung emp­find­lich bestraft wird) sol­len dem­nächst sämt­li­che Bür­ger geimpft wer­den, auf Teu­fel komm raus gewissermaßen.

Hier­zu­lan­de probt man in Essen seit eini­gen Wochen den Extrem­fall und die anste­hen­de Mas­sen­imp­fung, die Esse­ner Feu­er­wehr etwa bie­tet auf ihrer Netz­prä­senz eine Näh­an­lei­tung für selbst­ge­mach­te Schutz­mas­ken an. Denn im Ernst­fall, so die Vor­stel­lung, wird alles knapp. Dabei sind die pro­fes­sio­nel­len Mas­ken­ma­cher noch die kleins­ten Pro­fi­teu­re vom anti­zi­pier­ten Not­stand. Der Schwei­zer Phar­ma­kon­zern Roche etwa konn­te bereits im ers­ten Halb­jahr 2009 den Umsatz mit Tami­f­lu um 200 Pro­zent stei­gern, Gla­x­oS­mit­h­Kli­ne ver­zeich­ne­te eine Stei­ge­rung ums Neun­fa­che gegen­über den Vor­jah­res­zeit­raum – es geht jeweils um ein paar Mil­lio­nen Euro mehr auf der Gewinn­sei­te. Für die Pro­duk­ti­on des Impf­stof­fes ver­braucht allein das Dres­de­ner Werk ein paar Tau­send Hüh­ner­em­bryo­nen (also: kei­ne Eier, son­dern Küken kurz vorm Schlüp­fen) täg­lich – das nebenbei.

Hier hät­ten wir also den Markt, aber noch kei­ne Ver­schwö­rung. Die betritt dort die Mane­ge, wo man den Aus­sa­gen von Krebs­arzt Dr. Ryke Geerd Hamer und Hel­mut Pil­har folgt. Bei­de geis­tern seit Jahr­zehn­ten hin und wie­der mit ihrer Neu­en Ger­ma­ni­schen Medi­zin durch die Schlag­zei­len. Deren Grund­la­ge hal­te ich für frag­wür­dig – min­des­tens. Die bei­den debat­tie­ren nun dar­über, daß durch die Imp­fung „heim­lich“ ein Mikro­chip zur ulti­ma­ti­ven Mensch­heits­kon­trol­le ins Gewe­be pla­ziert wür­de, und sie wäh­nen, die­se Ver­mu­tung bele­gen zu kön­nen. Unter Ein­wir­kung von Tami­f­lu könn­ten Men­schen dann rei­hen­wei­se aus­ge­schal­tet wer­den. Ich glau­be: Die spin­nen. Oder doch nicht? Geht’s also um die gro­ße Gleich­schal­tung oder doch nur um Geld für ein paar Pharmakonzerne?

Imp­fen las­sen wer­den wir uns trotz­dem nicht.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.