Die Linken: Selbstbild und Wirklichkeit

Nicht der geringste unten den vielen Erkenntniszuwächsen dieser Tage...

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

dürf­te die Ein­sicht in die täg­lich, ja stünd­lich wach­sen­de Kluft zwi­schen dem Selbst­bild der Lin­ken (die­se par­tei­über­grei­fend ver­stan­den) und der Wirk­lich­keit sein. Da passt selbst bei gut­wil­li­ger Betrach­tung gar nichts mehr.

Der heu­ti­ge Lin­ke erweist sich als kras­ser Rea­li­täts­ver­wei­ge­rer – und zwar in einem Aus­maß, ange­sichts des­sen eigent­lich nur noch psych­ia­tri­sche Kate­go­rien ange­mes­sen wären. Das ist dra­ma­tisch, weil der lin­ke Grund­kon­sens nach wie vor die poli­ti­sche Mehr­heit im Land darstellt.

Das ist aber auch bedau­er­lich, weil wir aus Grün­den der Sym­me­trie eigent­lich eine gute, star­ke und geis­tig kla­re Lin­ke bräuch­ten. So wie man nicht auf einem Bein steht, wie man mit bei­den Hirn­hälf­ten denkt und die lin­ke wie die rech­te Hand benö­tigt, um etwas Geschei­tes zustan­de zu brin­gen. Oder wie Ernst Jün­ger es mal for­mu­lier­te: „Die Lin­ke teilt, die Rech­te schnei­det vor.“ Doch der Zustand der Lin­ken heu­te ist erbar­mungs­wür­dig und ihrer urei­ge­nen Auf­ga­be nicht würdig.

Lin­kes Selbst­ver­ständ­nis sieht, machen wir es kurz, heu­te unge­fähr so aus: Man gibt sich tole­rant, welt­of­fen, frei­heits­lie­bend und dis­kurs­freu­dig. Man ist zukunfts­ori­en­tiert und der Idee der sozia­len wie auch der öko­lo­gi­schen Gerech­tig­keit zuge­wandt und steht folg­lich unzwei­fel­haft auf der Sei­te des Guten. Soweit das Selbstbild.

Im Rea­li­täts-Check besteht davon – nichts. Gehen wir eini­ge Kris­tal­li­sa­ti­ons­punk­te lin­ken Selbst­ver­ständ­nis­ses ein­mal kurz durch:

Tole­ranz: Nicht vor­han­den. Im Gegen­teil: Man for­dert sei­tens der Lin­ken mas­siv zur Dis­kri­mi­nie­rung und gesell­schaft­li­chen Ver­nich­tung des poli­ti­schen Geg­ners und ganz gene­rell Anders­den­ken­der auf – bis hin zum unver­hoh­le­nen Gewalt­auf­ruf gegen Sachen und Per­so­nen (die „Pack“-Strategie). Das ent­spricht exakt dem Befund der „repres­si­ven Tole­ranz“, die Her­bert Mar­cu­se 1965 als Merk­mal der west­li­chen Gesell­schaf­ten erkann­te (im Gegen­satz zur „befrei­en­den Tole­ranz“). So wen­den sich die Ver­hält­nis­se – einst die Repres­si­on beklagt, heu­te selbst Ker­ker­meis­ter frei­en Denkens.

Welt­of­fen­heit: Gegen­über den Lebens­äu­ße­run­gen der christ­lich-abend­län­di­schen euro­päi­schen Kul­tur hält die­se Offen­heit sich in sehr engen Gren­zen; das gilt auch für Ungarn, Ruß­land, Ost­eu­ro­pa über­haupt sowie für gewer­be­flei­ßi­ge Ost­asia­ten. Man hält krampf­haft an längst erle­dig­ten Begrif­fen fest wie „Flücht­ling“, „Geflüch­te­te“, „Fach­kräf­te“, „künf­ti­ge Bei­trags­zah­ler“, „Schutz­su­chen­de“ usw., ver­sucht die Illu­si­on wider alle Ver­nunft auf­recht­zu­er­hal­ten. Man wei­gert sich die Wahr­heit selbst dann zur Kennt­nis zu neh­men, wenn sie so offen­sicht­lich ist wie ein Wald­brand 200 Meter vor der eige­nen Haus­tür (soviel noch­mals zum gestör­ten Realitätssinn).

Frei­heit: Gilt nur für die eige­ne Welt­an­schau­ung – dann aber hemmungs‑, scham- und schran­ken­los. Alles ande­re wird im Sin­ne der repres­si­ven Tole­ranz bekämpft (das war aller­dings schon immer so und wird das Bild der Lin­ken mög­li­cher­wei­se bis zu deren Unter­gang prägen).

Zukunfts­ori­en­tie­rung: Man zer­stört nicht nur die Zukunft der euro­päi­schen Völ­ker, son­dern ganz neben­bei auch die Zukunft lin­ker Pro­jek­te – oder hof­fen Lin­ke in ihrem gestör­ten Rea­li­täts­sinn etwa allen Erns­tes dar­auf, in einer reli­gi­ös über­form­ten, hoch­gra­dig explo­si­ven Mul­ti­kul­ti-Gesell­schaft auch nur ein Ster­bens­wört­chen noch zu mel­den zu haben? Gut, die­ses eine aller­letz­te Wört­chen viel­leicht dann doch noch…

Dis­kurs­fä­hig­keit: Wenn es an Argu­men­ten fehlt, erset­zen Droh­ge­bär­den und Laut­stär­ke den Aus­tausch über Sach­fra­gen. Die intel­lek­tu­el­le Red­lich­keit – daß man sich objek­tiv infor­miert, daß man sei­ne Argu­men­te in ver­kehrs­fä­hi­ge For­men bringt, daß man Gegen­ar­gu­men­te kri­tisch aber ergeb­nis­of­fen prüft – liegt bei Null. An deren Stel­le tre­ten hys­te­ri­sches Gebrüll und Gekei­fe (schon bei Frau­en kaum erträg­lich, doch bei Män­nern ein­fach nur unap­pe­tit­lich und pein­lich) sowie ein pri­mi­ti­ves Domi­nanz­ge­ha­be (sie­he Ras­sis­mus- oder Nazi­keu­le), wie man es in die­ser Rein­kul­tur sonst nicht ein­mal an Pri­ma­ten im Zoo stu­die­ren kann.

Sozia­le Gerech­tig­keit: Wird bei heu­ti­gen Lin­ken aus­schließ­lich über Haut­far­be (mög­lichst dun­kel) und Her­kunft (mög­lichst weit weg) defi­niert – und soweit es die Gesin­nungs­ge­nos­sen selbst betrifft, denen man gern auf Kos­ten des Steu­er- und Abga­ben­zah­lers alles zur weit gefass­ten Bedürf­nis­be­frie­di­gung Erfor­der­li­che zuge­steht. Der deut­sche Armuts­rent­ner, der in vier­zig oder mehr Arbeits­jah­ren alles inklu­si­ve sei­ner eige­nen Ernied­ri­gung finan­ziert hat, und die allein­er­zie­hen­de Mut­ter mit drei Kin­dern hin­ge­gen inter­es­sie­ren nicht (zumal dann nicht, wenn sie das „fal­sche Bewusst­sein“ haben).

Was folgt nun aus alle­dem? Ein schreck­li­cher Ver­dacht keimt auf – das sind über­haupt kei­ne Lin­ken. Das sind nichts wei­ter als ver­blen­de­te Erfül­lungs­ge­hil­fen der ame­ri­ka­ni­schen Glo­ba­li­sie­rungs­stra­te­gie – Knech­te des Pri­mats der Öko­no­mie über jede Form des Lebens (soviel zur angeb­li­chen öko­lo­gi­schen Ori­en­tie­rung). Doch woher sol­len sie es auch bes­ser wis­sen, wie soll­ten sie sich selbst in ihrer Beschränkt­heit erken­nen? Denn selbst der auf Bolo­gna-Niveau uni­ver­si­tär gebil­de­te Gesin­nungs­lin­ke kennt in der Regel weder Marx noch Gramsci noch Bloch noch Mar­cu­se in adäqua­ter Form, nicht ein­mal zu den anar­chis­ti­schen Theo­re­ti­kern dürf­te es gereicht haben. „Links“ ist heu­te eine Gemenge­la­ge aus unver­dau­tem Halb­wis­sen, unkla­ren Gefüh­len, Mode­dik­tat und ver­bies­ter­tem Moralismus.

Und wer bringt die lin­ke Selbst­ver­blen­dung an den Tag? Nein, nicht wir – dafür sorgt die Wirk­lich­keit selbst, der­zeit vor allem die Wirk­lich­keit in Gestalt der soge­nann­ten Flücht­lings­kri­se. Die „Geflüch­te­ten“ selbst sind es, die deut­lich machen, dass sie eigent­lich mit nüch­tern kal­ku­lier­ter Gewinn- und Berei­che­rungs­ab­sicht (das Wort „Berei­che­rung“ hat wirk­lich einen schö­nen dop­pel­bö­di­gen Sinn) gekom­men sind. Sei­en wir ihnen also dank­bar – wenigs­tens dafür.

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

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Kommentare (110)

Unke

19. September 2016 08:45

Es geht den Linken nicht darum die Welt zu verbessern. Es geht darum abzusahnen.
Dazu muss man aber auch in der entsprechenden Position, d.h. am Drücker sein.
Schaut man sich Schriften von Marx, Lenin und entsprechendes "geisteswissenschaftliches" Geseire an wird klar: da geht es nicht um Erkenntnis, sondern darum eine Herrschaftssprache zu etablieren.
Damit hat der Marxismus das Erbe des Christentums angetreten.

Meier Pirmin

19. September 2016 09:20

Der @Unkenruf, es handle sich um eine Herrschaftssprache, ist die treffendste Bilanz von Lutz Meyers messerscharfer Analyse. Jede These ein Volltreffer. Es müsste jede politische Richtung unter diesem Gesichtspunkt untersucht werden. Nicht zuletzt das zu herrschen glaubende sogenannte Bürgertum in den westeuropäischen Ländern.

Paul

19. September 2016 09:41

"Damit hat der Marxismus das Erbe des Christentums angetreten."

Ich bin kein Christ mehr. Ich war mal einer und kenne mich -glaube ich zumindest - ganz gut aus mit dem Christentum. KOMMUNISMUS und Kapitalismus sind nicht die Erben des Christentums. Es sind Ersatzreligionen ohne Gott. Es mangelt ihnen an Transzendenz. Zudem haben sie den zentralen Gedanken der Schöpfungsgeschichte missverstanden. Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild aber nicht als Gott. Der Mensch kann niemals sein eigener Gott sein. Linke und Kapitalisten erschaffen Hand in Hand ein zweites Babylon. Die Kirchen selbst haben allen anderen gesellschaftlichen Kräften voran, damit begonnen, das göttliche auf Erden zu suchen und haben letztlich im Menschen selbst einen neuen Gott gefunden. Das ist Häresie. Gerade die Linken sind von dem Gedanken nahezu besessen, das Paradies auf Erden zu schaffen. Dazu muss wieder einmal der Mensch neu erfunden werden.

Das linke Selbstbild vom Gottmenschen, der aus eigener Kraft alles schaffen kann (Weltfrieden, Bekämpfung der Welthungersnot, Kampf gegen den Klimawandel usw.) lässt keinen Platz, keinen Raum für das Seiende hinter dem Sein. Der linke Gottmensch ist grausam und herrschsüchtig. Er darf alles im Namen des Guten, denn es gibt niemanden der das Recht hat über ihn zu richten.

Der konservative Christ weiss um die Schwächen des Menschen. Er kennt seine Natur. Er weiss, dass der Mensch sie aus eigener Kraft nicht überwinden kann und auch nicht muss....und er bittet Gott um Vergebung.
Er weiss auch was Nächstenliebe bedeutet...im Gegensatz zur Fernstenliebe.

L.

19. September 2016 09:51

War das bei Linken nicht schon immer und von Anfang an (bei Karl Marx) so wie es Herr Meyer hier schildert?

Schon als Marx und Engels die die soziale Situation der Arbeiter beklagten hatten sie übersehen, daß die Menschen durch die Wanderung vom Land in die Stadt ihre soziale Situation massiv verbesserten.

Diese inkohärente Interpretation der Wirklichkeit ist doch bei Linken ein Standardverfahren und nicht eine aktuelle Abweichung.

Gustav Grambauer

19. September 2016 09:57

Hinter der Pervertierung jedweder emanzipatorischer- oder Freiheitsbewegungen steckt der Plan zu deren Ausrottung. (Zielt eigentlich auf das Christentum, die besten Synergiewerte konnten mit der Käßmann erreicht werden ...)

Beim Roten Terror hat es an Schwungmasse gefehlt und zu viele haben sich bei so viel Blut gezickt, dann hat sich auch noch Stalin als nationalistischer Spielverderber erwiesen.

Dafür jetzt die kreidefressende Nummer mit der Paradies-Karikatur, die nur zum psychologischen Druckaufbau für das Lynchen eines jeden einzelnen Progressiven am Tag X erdacht wurde. Die Dzierzynskis mit ihren "sauberen Händen" wollen diesmal, daß das Volk zunächst selbst und von sich aus die Dreckarbeit erledigt - und so den Weg frei macht für die schönste Lust und Laune bei den herrlichsten Wildreservat- und Eugenik-Programmen auf diesem Planeten.

'Danke' PI, 'danke' JF, 'danke' EF, 'danke' The European, 'danke' Preußische Allgemein: Ihr Linkenfresser wißt nur noch nicht, daß Ihr zu gegebener Stunde alle zusammen in einen FEMA-Sarg paßt.

(So der Plan. Der ist allerdings mächtig im Stocken, die Nervosität hinter den Kulissen steigt gerade exponentiell an ...)

Ein wesentliches Übel an der Wurzel (und nebenbei gesagt eine Ursache für den gegenwärtigen Niedergang der Stadt Berlin) liegt hierbei in der Hegelei, die den englischen Parlamentarismus erst zum Totalitarismus gemacht hat. Die "ausgleichende Symmetrie" hatte das deutsche Volk in Jahrtausenden zuvor nicht gebraucht gehabt. Wer in seiner Mitte ruht, ein Haus, dessen Statik stimmt, braucht keine rechten und linken Manipulationen wie an einem Kartenhaus.

- G. G.

Venator

19. September 2016 09:59

Das sind überhaupt keine Linken, schreibt Lutz Meyer. Das glaube ich auch! Wer sind dann aber die wahren Linken? Was macht sie aus? Und sind die wahren Linken etwa bei der heutigen politischen Rechten zu Gast, weil sie nur dort ihr Wesen und ihr Denken anerkannt und ausgedrückt sehen? Leute wie LePen, Farage, Meuthen, Höcke, Kickl - um nur Politiker zu nennen - sind doch niemals wesensmäßige Rechte.

Meier Pirmin

19. September 2016 10:36

@Venator. Sie sehen das trefflich. Mein Problem mit den Rechten war schon immer, dass sie mir zu links sind. Galt besonders für die faschistische und etatistische Pseudo-Rechte. Lutz M. gehört zu den luziden Analytikern. Man muss auch sehen: Das reine Gegenteil dessen, was der Gegner vertritt, ist noch längst nicht das Richtige. Die dümmsten Argumente sind oft diejenigen, bei denen nicht einmal das Gegenteil richtig ist.

Exmeyer

19. September 2016 10:51

Solange die Linken von der Nation gelöst sind, sind sie machtlos. Die Nation ist das Mittel, die ökonomische Abschöpfung zu mäßigen und via Wehrpflicht das Recht zur Mitbestimmung zu erlangen.
Wehrpflicht und Nation sind nicht "rechts". Sie wurden von den Rechten übernommen, weil es reale Funktionsprinzipien sind. Sie waren, nicht nur zu ihrer modernen Entstehung, genuin links, weil jedem Konservativen zur Zeit der Freiheitskriege und danach klar war, daß die militärische Abhängigkeit der Oberklasse vom Volk zur Emanzipation der Letzteren führen MUSSTE.

Die Trennung der Linken von der Nation war die cleverste Aktion der Feinde jeder echten Emanzipation UND der Feinde jeder echten Nation. Woher diese Feindschaft rührt, ist ein alter Hut.

Die Linke scheint sich heutzutage zu teilen: In die Antinationalen (in jedem Land, in der USA heißen die neocons), die das deckmäntelchen namens Emanzipation ablegen. Das sind die Antinationalen/Antideutschen/Antifaschisten. (Nein, letztere gehörebn nicht in Anführungszeichen!)
Und die emanzipatorische Linke, die sich schwertut, zuzugeben, daß selbst die Familie Albrecht weniger gegen die Emanzipation getan hat sie selbst. Das sind die Vollnaiven. Den Grad der Naivität kann man mit dem Zeitpunkt der Selbsterkenntnis festlegen, an dem man erkannt hat, daß ein Gauweiler emanzipatorischer ist, als alle "linken" Parteien von PDS über Grüne bis zur SPD.

Aus demselben Grunde kann ich einen Lafonataine und eine Wagenknecht nicht als meine Gegner ansehen.
Am deutlichsten machen Alexander Dugin und Jürgen Elsäßer, daß Emanzipation niemals die völlige Zertörung seines Gefäßes bezwecken kann!

Die Antifaschisten, die auch welche sind, wollen genau das bezwecken: Die Wehrlosmachung der Nationenen und die Abschöpfung der Menschen als Objekte der Arbeitskraft und des Konsums. (Ich empfehle anstatt der Lektüre von Karl Marx: https://www.youtube.com/watch?v=_KKdnq-k35I )

Zwischenfrage: Wenn die Antifaschisten die Emanzipation verhindern und alle Welt in die naive Wehrlosigkeit führen wollen, was bezwecken denn dann die "Nichtantifaschisten"?

Man muß also endlich mal klären was "links" eigentlich bedeuten soll:

- Emanzipationsbestreben? Danach war Cäsar links und Trotzki nicht.
- Oder Zerschlagung der funktionierender Strukturen, v.a. der Wehrhaftigkeit, zuletzt als "Antifaschismus"? Dann war Trotzki links und Cäsar nicht.

Aus ganz praktischen (und ethymolologischen) Erwägungen sehe ich links und linkisch als Gegenbegriff zu Recht, recht und richtig an. Nur in der Begrifflichkeit widerspreche ich Lutz Meyer.

Aristoteles

19. September 2016 11:09

Das Einprägsamste ist das Titelbild.

Keiner verkörpert so sehr den Hass des Systems wie dieser Zerberus,
der dazu aufforderte, das Personal der AfD zu attackieren,
einer Partei,
die in etwa solche Positionen vertritt wie die CDU vor 30 Jahren.

Kurz nach Stegner kommt Kauder.

Hinter diesen Hassern
können die weltoffenen Rauten fröhlich weitermenscheln.

Sven B.

19. September 2016 11:26

@ Herr Meyer:

"Die Linken" insgesamt sind uns allen ein Ärgernis, wenn nicht sogar mehr. Psychologisch sind wir da ganz nahe beieinander. Doch systematisch und politisch -- es geht um die Bekämpfung einer Plage Europas und Amerikas -- sind wir vermutlich nicht einer Meinung.

"Die Linken" -- sind vielfältig aufgestellt, sie sind traditionsreich und in sich fraktioniert. Politisch aber vereint: Berlin wird es nun wieder ausbaden müssen! Der zusammenfassende Begriff lautet daher: Kulturmarxismus. Der Begriff ist geeignet für Analyse und Bekämpfung dieser seelischen Plage, die uns so viel schon gekostet hat.

https://pi-news.net/wp/uploads/2016/02/Pegida-Dresden-6.2.1667b.jpg

Sie als "alter Ex-Linker" dürfen sich nicht im psychologisierenden Pointilismus oder im bloßem Phänomenalismus verlieren. "Arbeit am Begriff" (Hegel) tut not -- da müssen Sie anknüpfen, wenn in der linken Ideologie überhaupt etwas steckte, dann seine deutschen Quellen.

Die leidgeplagten Amerikaner sind da weiter: dort wird schon gekämpft, nicht nur gejammert

https://www.youtube.com/watch?v=AgEoBSVlQyY

Schmaler Grat

19. September 2016 11:45

Einer der besten Artikel von LM. Messerscharf analysiert.

@GK: Die Thesen könnten - noch deutlich umfangreicher ausgestaltet und mit Beispielen unterlegt - sehr gut als ein Exemplar der Kaplaken-Reihe durchgehen. Wäre sogleich eine tolle, prägnante Handreichung für jeden von uns.

der Gehenkte

19. September 2016 11:46

Herr Meyer, Ihr Wort in der Linken Gehörgang! Wenn diese noch einen Rest Verstand haben und nicht völlig verblendet sind, dann müßten sie sich in diesem kleinen Spiegelbild wiedererkennen. Ich spreche aus Erfahrung.

Allerdings sollte man bei aller @Unkerei Marx, Engels, Lenin etc. aus dem Spiel lassen. Die kann man intellektuell kritisieren und muß es auch, aber nicht moralisch - zumindest nicht das Denken. Das hieße, das Recht der Spätgeborenen zu mißbrauchen, stellt zudem einen Kategorienfehler dar und wäre eine unzulässige Marscherleichterung - denn der Antrieb dahinter lautet wohl: brauchen wir nicht mehr (studieren). Fataler Fehler!

Zu Recht erweist Meyer Marx, Gramsci, Bloch, Marcuse den nötigen Respekt.

Arminius Arndt

19. September 2016 12:31

Der Artikel hat mir gefallen. Nicht zustimmen möchte ich folgender Ausführung, die für mich nur als der Versuch einer rhetorischen Umarmung erklärbar ist:

weil wir aus Gründen der Symmetrie eigentlich eine gute, starke und geistig klare Linke bräuchten.

Die richtige Antwort darauf hat G. Grambauer schon gebracht:

Die „ausgleichende Symmetrie“ hatte das deutsche Volk in Jahrtausenden zuvor nicht gebraucht gehabt. Wer in seiner Mitte ruht, ein Haus, dessen Statik stimmt, braucht keine rechten und linken Manipulationen wie an einem Kartenhaus.

Dem möchte ich Zustimmen. Die Linke - und hier vor allem die klassische Linke, nicht das, was heutzutage sich so bezeichnet - ist intellektuell auf jeden Fall zu beachten, da sie eine hohe Analysefähigkeit hat, aus der jeder etwas lernen kann. Politisch hingegen braucht man sie, um beim Bild der Wage zu bleiben, allenfalls als kleines Gewicht zum austarieren.

Leute, die das Heil auf Erden anstreben bzw. versprechen, sind genuin suspekt. Dazu zählen übrigens auch Teile der Rechten bzw. neigen nicht wenige bei den Rechten zu entsprechenden Gedankengängen. Man müsse nur etc., dann ... - so fangen sie meist an, die profanen Heilsversprechen.

Der_Jürgen

19. September 2016 12:39

Wieder mal ein Lutz-ider Artikel von Meyer. Ich würde jeden einzelnen Satz unterschreiben.

@Exmeyer

Sie schreiben, Sie könnten Wagenknecht und Lafontaine nicht als Ihre Gegner ansehen. Dies liegt sicher daran, dass die beiden gelegentlich zurückhaltende Kritik am US-Imperalismus üben und gegen die Exzesse des Globalismus aufmucken. Ja, das ist schon einmal besser als nichts, aber es ist nicht genug.

Was Wagenknecht und Lafontaine bisher zur dringlichsten Schicksalsfrage der Nation, der Migrantenflut, gesagt haben, ist kläglich. (Dass selbst die halbherzigen Erklärungen Wagenknechts bei den linken Kettenhunden der "antirassistischen" Orthodoxie ein wütendes Kläffkonzert auslösten, beweist nur deren abgrundtiefe Stupidität.)

Im Zweifelsfall würden Lafontaine und Wagenknecht einem globalisierten US-Marionettenstaat gegenüber einem nationalen Deutschland wohl den Vorzug geben. Auch für sie steht der Feind rechts - und die Rechten sind heute die einzigen, die einen konsequent antiamerikanischen (im Sinne von "gegen die herrschende Clique in Washington und New York gerichtete") Kurs einschlagen.

Sollten die beiden Linkspolitiker wider alles Erwarten doch noch ins nationale Lager umschwenken, wie es Altlinke a la Jürgen Elsässer, Peter Feist und Reinhold Oberlechner längst getan haben, dann um so besser. Im Himmelreich wird bekanntlich mehr Freude über einen reuigen Sünder als über hundert Gerechte herrschen.

Winston Smith 78699

19. September 2016 12:42

Wenn es an Argumenten fehlt, ersetzen Drohgebärden und Lautstärke den Austausch über Sachfragen.

Gerade bei den so schmierig unautoritär auftretenden Softies hab ich das öfters erlebt - den echten, nicht nur den modisch kreidefressenden Tyrannen. Ganz unversehens pocht so ein Lieber dann doch darauf, hier der Lehrer zu sein, und immerhin sei das sein Seminar, und immerhin sei er hier der Chef, der Ober sticht den Unter ... ich empfand diesen Moment immer als köstlichen Sieg, in der Hoffnung, die anderen Anwesenden hätten diese peinliche Demaskierung wenigstens bemerkt. Manche Wölfe verstellen sich aber gut, und die Ausgelieferten, beruflich von ihnen Abhängigen, müssen sich die eigene Lage ja auch schönlügen, wie sollen die sieben Geißlein es denn sonst ertragen, wenn er längst in der Hütte ist, ja immer schon war, und mit ihnen pervers Familie spielt wie Katze mit gefangener Maus?

... weil wir aus Gründen der Symmetrie eigentlich eine gute, starke und geistig klare Linke bräuchten.

Diese Auffassung von Politik sollte über die Metaphern von Gehirnhälften (übrigens hiermit auch: weiblich - männlich) und Händen hinaus genauer erläutert werden - da wird in wenigen Wörtchen ein tiefes Faß aufgemacht. Fragt sich, ob die Etiketten "links" und "rechts" diesen abgründigen Blick in die Geschichtsphilosophie überleben werden.

Das mit den beiden Händen ist ohnehin heikel: nur EINE Hand etabliert den Raum als Koordinatensystem durch ihre Asymmetrie (lineare Unabhängigkeit der Basisvektoren; Kant erwähnt das so ähnlich in einer angeblich "vorkritischen" Schrift), BEIDE gleichberechtigten Hände ohne Unterschied lassen ihn um eine Dimension kollabieren: zuviel Symmetrie führt zu Auflösung durch Ununterscheidbarkeit. Wo steht man, wenn man in einer Ying-Yang-Welt oder in einer Dialektikwelt, in der alles seinen geschichtlichen Sinn hat, eigentlich überall stehen könnte - gerechtfertigt erst ex post, worauf man sich aber vorher bereits im Besitz eines gedeckten Schecks wähnt? Daß man mit Gelaber nachher alles irgendwie rechtfertigen kann ist ja eine der gehobeneren, nur performativen, nicht expliziten Lehren der NWO-Gehirnwäsche.

Es lebe die Unvernunft. Wie jene sich nach irgendwelcher "Weisheit" Sehnenden (Frauen) gerne mal eine Indifferenz (Gleichgültigkeit aus Unwissen) mit ebenjener verwechseln - weil letztere als Entspanntheit so gut in pastell-grüngelbe Bilder auf esoterische Teeschachteln zu fassen ist - , genau darauf baut ja diese duftig verlogene Goldene-Mitte-Propaganda gegen das Volk. Merkel muß weg, aber blos nicht mit den Rechten: Du bist doch schlau, also such die Mitte, komm zu uns! Dagegen hilft: "2+2=4"; "2+2=6", also wird schon 5 die richtige Lösung sein ... das gerade ist NICHT die Mesoteslehre aus der Ethik (und nicht der Erkenntnis)! Es gibt Wahrheit, und sie stinkt manchmal eben!

Dass Gottes Wege eben seltsam sind kommt bei Meier am Ende nochmal als Ironie der Geschichte daher: die Geister, von den Linken aus Südland her gerufen - ha, die Linken werden sie nicht mehr los! Ist es nicht schön, wenn man mit Hegel einfach ALLES erklären kann? Aber Moment: hat nicht eine durchgängige Teleologie dasselbe Problemchen wie ein durchgängiger Determinismus - wo nur ist die Freiheit geblieben, wenn alles von einem der beiden Enden der Zeit her festgelegt ist? Warum soll sich jemand jetzt im Kampf gegen das Regime engagieren, wenn er weiß, dass letztich alles irgendwie seinen Sinn hat - auch wenn er faul zuhause bleibt? Warum schreibe ich diesen Käse überhaupt, wenn alles wurscht ist? Denn wenn es Gott gibt, wird ohnehin alles gut oder ist letztlich doch genau so, wie er es will ... und wenn es ihn nicht gibt, ist alles Zeug nur atomarer Brei und irgendwann sowieso vergessen, spätestens wenn die Sonne verglüht - also ist doch eh alles egal ... ? Vielleicht wegen des großen Buches aller Geschichten? - Jaja, genau dem, welches der Alte an der Himmelspforte immer so großspurig aufmacht vorm Brandner Kaspar, unserem bayerischen Sisyphos. Weil mit Gott selbst als dem gewissenhaften Archivar der Menschheit kein noch so zerbrechliches Detail einer Liebe und keine wie ein Haiku flüchtige Schönheit je vergessen ist? Denn das Verblühen einer Frau ist doch der wahre Skandal des Universums. Deswegen allein muß es einen Gott geben - schreiben wir nun endlich freudig Geschichten gegen die Vergänglichkeit, es lebe die Unvernunft!

Linkes Selbstverständnis sieht, machen wir es kurz, heute ungefähr so aus: Man gibt sich tolerant, weltoffen, freiheitsliebend und diskursfreudig. Man ist zukunftsorientiert und der Idee der sozialen wie auch der ökologischen Gerechtigkeit zugewandt und steht folglich unzweifelhaft auf der Seite des Guten.

Könnte man denen auf der nächsten Demo das Märchen von Hänsel und Gretel vorlesen? Denn so ist das ein politisches Kinderland, ein weltanschaulicher Freizeitpark, der die Arbeiter hinter den Kulissen versteckt, weniger noch als eine halbe Welt. Eine Illusion also, "zu schön, um wahr zu sein", und daher verdächtig: das Lebkuchenhaus der Hexe - eine Falle, ein Kaufzwang? Manche manipulierten Kinder möchten sich nur von Nachspeisen ernähren, oder von Chips ond Cola, wie man so sagt. Dies geht nur (und hat die angeblichen Folgen auch nur) in einer denaturierten, entfremdeten Lebenswelt, in der diese energiereichen Nährstoffe, auf welche in der natürlichen Realität ein biologisch existenzieller Instinkt anspringt, nicht mehr vom Konsumenten selbst gewonnen werden, mühevoll, verbrennend, nachhaltig, ehrend einen Hauptsatz der Wärmelehre. Das meinten Sie analog mit Bologna - ziemlich spießig, aber ein Mahnruf ad fontes kann ja die Gewarnten auch retten. (Andererseits kommt mir der Auftritt vom Freitag aber auch zu albern vor, wiederum wie so ein Lebkuchen, diesmal für Rechte. Diese Plakate! Das kann nicht sein, da ist was faul.)

Man zerstört nicht nur die Zukunft der europäischen Völker, sondern ganz nebenbei auch die Zukunft linker Projekte

Angeblich geht es bei diesem kategorischen Imperativ nicht darum, wie die Welt aussähe, wenn alle lügten oder stählen - das genau wäre ja wieder Folgenethik. Es muß darum gehen, dass die unmoralische Tat selbst einer ihrer sie erst ermöglichenden Voraussetzungen logisch widerspricht: die Lüge selbst steht im Widerspruch zum Wesen, also der Funktion, der Sprache selbst, der Diebstahl - eine Besitzübertragung - im Widerspruch zum Prinzip des Eigentums selbst (dabei immer mitdenken: wenn man das höchste Leitprinzip der Handliung als allgemein gülltiges Gesetz im Zusammmenhang aller Handelnden annimmt). Das gehört sich gegen diese sogenannten Linken (die sich gerne auf ihre Gewissensethik zurückziehen und dagegen den bösen Utilitarismus stellen) mal griffig und zwingend herausgearbeitet , nicht aber über "Zukunft" (also Folgen), sondern über "Prinzip": die inneren Widersprüche im Kinderland zeigen. Ich habe davon nicht viel Ahnung, kann das bitte jemand kritisch kommentieren?

Eveline

19. September 2016 13:02

Aus der Vogelperspektive betrachte ich den linken schwarzen Block.
Zerstört er nicht gerade seine eigenen linken Formen? Weil sie nicht mehr tragfähig sind ? Marx, Engels , Lenin? Den Kommunismus?

Vorhin las ich gerade " Vollbeschäftigung, da freut sich der Sklave."

Ich meine , denen sind die eigenen Themen abhanden gekommen, man denke nur an Harz 4, viel weniger arbeiten ist angesagt, nur warum kämpfen sie nicht dafür? Oder für bedingungsloses Grundeinkommen, für Zinseinkünfte selbstverständlich....
Und da liegt der Hund begraben. Das geht eben nicht. Da müßten sie sich gegen sich selbst stellen, so krank sind sie dann doch wieder nicht.

Also ist der Feind halt der Doitsche.

Meier Pirmin

19. September 2016 13:14

@Exmeyer. Die Wehrpflicht, als levée en masse eine totalitäre Errungenschaft der Französischen Revolution, als Mittel zum "Recht der Mitbestimmung"? Dass ich nicht lache, siehe auch Nordkorea. Es gab in der alten Schweiz keine Wehrpflicht, sie war nämlich so unnötig wie die Fasnachtspflicht.

Und das Prinzip des Bürgers als Soldat würde bedeuten, dass der Bürger, wie das in der Schweiz noch 1848 der Fall war, die Waffe selber besorgt und zu Hause bei sich unterhält. Siehe Gottfried Keller "Das Fähnlein der sieben Aufrechten" (1855). Der Philosoph Ignaz Paul Vital Troxler (1780 - 1866), Schüler Schellings und Hegels, war zwar gegen das amerikanische absolute Menschenrecht des Waffenbesitzes als Recht des freien Mannes, aber vertrat dieses Prinzip wenigstens kollektiv als Recht der Schützengemeinschaften. Die Schützengemeinschaften müssten in der Lage sein, gegen usurpatorische Regierungen den Notstand auszurufen und den Staatsvertrag aufzukündigen. Dies geschah in Aarau 1830 durch den Freiämter Sturm. Die Bewaffneten zogen ab, als die Regierung die Wahl eines Verfassungsrates für eine neue Verfassung zugesichert hatten.

Solche Problemlösungen sind nun aber im modernen Staat leider nicht mehr möglich. Selber hatte ich als Soldat über die ganze Dauer meiner Wehrpflicht (bis 50 Jahre) eine halbautomatische Waffe mit 24 oder 36 Schuss Munition bei mir zu Hause, im Kleiderschrank aufbewahrt. Hätte ich fleissiger an Schützenanlässen teilgenommen, hätte ich die Waffe behalten dürfen, bei Unschädlichmachung des Automatismus. Wegen der vielen Eingebürgerten aus dem Balkan, auch noch aus anderen Gründen, ist dieses System in der Schweiz unterdessen umstritten. Heutige Milizsoldaten haben ohnehin häufig einen Migrationshintergrund. Gilt auch für die US-Boys. Ihre romantischen Vorstellungen helfen nicht weiter. Selber war und bin ich ein Leser von Clausewitz, habe über diesen Autor als Gymnasiallehrer der Philosophie jeweils noch Prüfungen schreiben lassen. Alle wirklich ernst zu nehmenden "wirklichen" Linken lasen natürlich Clausewitz. Mao wusste, aus welchen Läufen die Macht kommt.

Exmeyer

19. September 2016 13:16

@ Der_Jürgen: Ihnen ist zuzustimmen. Lafontaine und Wagenknecht halte ich für Feinde meiner Feinde. Bei Wagenknecht: Sogar recht effektiv.

Sie wenden sich beide gegen die Ursache. Ja, zu "Freunden" macht sie das nicht. Aber eben auch nicht zu Gegnern. Wer auf der Linken Wagenknecht statt Pau zustimmt und den Antideutschen eben nicht, WIRD, bei Anwesenheit von Gehirnmasse, früher als später auf der Rechten landen.

Ein Einschätzungsunterschied:: Ich halte die Klaquere nicht für naive, armseelige Spinner, sondern für Feinde mit Feindesbewußtsein und feindlicher Zielrichtung. Oder für dumm oder für feige. Jeder Linke, der links bleibt, stellt sich selbst in Aus.

cherusker69

19. September 2016 13:51

ich habe das Buch Heerlager der Heiligen gelesen und das passt genau auf diese heutigen Linken
Was soll man dazu sagen, die heutige Linke verkörpert all das was unser Land nicht braucht.

Taunusadler

19. September 2016 14:16

Aus ganz praktischen (und ethymolologischen) Erwägungen sehe ich links und linkisch als Gegenbegriff zu Recht, recht und richtig an.

Diese Einsicht hat mich einst die repressive Toleranz der ZON Redaktion spüren lassen. Ich wurde ohne Vorwarnung gesperrt.

Zum Artikel: Das Wichtigste wurde kurz und prägnant auf den Punkt gebracht.
Beim Punkt soziale Gerechtigkeit fällt mir noch ein, dass die Linken wenn sie "Reiche" sagen oftmals die Mittelschicht meinen. Mein Vater durfte den höchsten Steuersatz zahlen, den diese "BRD" zu bieten hat, gereicht hat es für eine Reihenhaushälfte, ein Auto und zweimal Urlaub im Jahr.
Der Punkt soziale Gerechtigkeit sollte aber von rechter Seite stärker betont werden, freilich als soziale Gerechtigkeit für Deutsche. An der Basis sind sich in dem Punkt eigentlich die meisten einig, nach außen hin wird das aber zu wenig oder falsch kommuniziert. "Rechts" wird in diesem Punkt häufig mit "neoliberal" gleichgesetzt. Liegt eventuell auch daran, dass wir natürlich die sozialen Anreize für die Illegalen abschaffen wollen. Dadurch wird aber bei vielen häufig das Schreckensbild transportiert, dass wenn wir erstmal an der Macht wären totale sozale Kälte herrschen würde. Um diesen Eindruck zu erwehren sollte man da stärker dagegensteuern. Das Schwierige daran: Eine solche Botschaft setzt natürlich vorraus dass man einen Unterschied zwischen Deutschen und Fremden macht und das ist heutzutage ja unmenschlich.
Auch die Mindestlohndebatte der AfD ist so ein Negativ- Beispiel. Bei vielen Leuten bleibt einfach nur hängen, die AfD wolle um jeden Preis die Löhne (noch mehr) drücken.
Da ich jetzt schon beim Thema bin: Wie bewerten die Autoren der Sezession eigentlich die Rolle der (wirklich) reichen Deutschen in dieser Zeit? Ich sehe da nichts, aber auch gar nichts was von dieser Seite kommt.
Einzig die Kampagne "Du bist Deutschland" kommt mir noch in den Sinn, wobei ich alleine schon das Logo als Verhöhnung auffasse. Sollte den Michel wohl eher zum fleißigen Schaffen animieren.
Zur Erinnerung, hier das unsägliche (bewusst verhöhnende?) Logo der Kampagne: https://www.heise.de/tp/artikel/26/26852/26852_2.jpg

Meier Pirmin

19. September 2016 14:28

Wir unterhalten uns nicht darüber, dass die Wahlkonstellation in Berlin mit 14,2 Prozent AfD samt 5 Direktmandaten, eigentlich ein sensationelles Resultat, eine konsequente Linksregierung an die Macht spülte,also genau den Ungeist, der hier von Lutz Meyer erörtert wird. Die Konstellation gefällt nicht einmal dem Spiegel, der jetzt voll den Merkelkurs fährt, so wie er sich einst für Brandt und Helmut Schmidt ereiferte. Die 52,5% einer Berliner Linksregierung, die zwar für den Flächenstaat Bundesrepublik eher weniger drohen, bedeuten für Berlin: Es muss zuerst alles noch viel schlimmer kommen.

Letzteres war eine Losung von Franz Josef Strauss in Formulierung einer Vorbedingung für einen möglichen damaligen Rechtsrutsch. Mit der Angst vor Rotrotgrün wird man in den nächsten 12 Monaten die Unionsparteien zu retten versuchen. Diese werden der CSU und indirekt auch der AfD einige Zugeständnisse machen, es kann sogar sein, dass ein wenn möglich zu verwässerndes Burkaverbot zum geringsten Übel als Zückerchen zur Besänftigung der Rechten erwählt wird.

Matthias Grund

19. September 2016 14:31

Die Organisationsforschung um Nils Brunsson spricht von organisierter Heuchelei als Überlebensstrategie für Akteure, die inkohärenten Glaubenssätzen ausgesetzt sind, ansonsten würde es sie zerfetzen. Zur organisierten Heuchelei wird sie gegenüber der normalen Doppelmoral, in dem sie mögliche ideologische Widersprüche schon auf der Wahrnehmungsebene herausfiltert (letztlich gar sanktioniert).

Die gegenwärtige Linke ist ein Musterbeispiel für dieses Phänomen. Ohne sture Realitätsblindheit und gelebte Doppelmoral wäre sie nicht überlebensfähig und würde an ihren eigenen Anforderungen zugrunde gehen. Utopisten müssen eigentlich immer organisierte Heuchler sein, denn jeder Blick in Vergangenheit und Gegenwart enttarnt ihre Schwärmereien über die Zukunft.

Wie ein Lichtmesz-Artikel mal erwähnte, hat uns die Linke die hyperrassistische Gesellschaft eingebracht, in der Herkunft alles ist, und nicht etwa die post-rassistische, in der die Herkunft egal sei. Rufe nach gerechter Verteilung nennt die SPD neuerdings "Futterneid", usw. Die Liste der Widersprüche ist endlos.

Das Fazit, dass die aktuellen Linken gar keine Linken sind, finde ich sympathisch. Erlebe ich ständig in vermeintlich gebildeten Kreisen. Kenntnis klassisch linker Position geht gegen Null, aber das Gefühl, irgendwie auf der richtigen Seite zu stehen, ist auf Maximum.

Heinrich Brück

19. September 2016 14:32

Wirklichkeit der linken Medienrepublik: https://jungefreiheit.de/kultur/medien/2016/ard-vorsitzende-kann-mit-ueppiger-alterspension-rechnen/
Für einen Job monatlich 17000 Euro Pension, ist doch nicht schlecht.
Berlin darf sozialistisch-kommunistisch-schwachköpfig zur Landesregierung machen, der Länderfinanzausgleich wird einverstanden sein. Arbeitsleben, Charakterbild und Sozialisation haben mitgewählt.
Das Selbstbild wird nicht historisch definiert. Und die Pensionen waren schon immer sicher. Wer hat schon Lust als Fliesenleger, nach 45 Arbeitsjahren, Rente zu genießen?

Exmeyer

19. September 2016 14:48

@ Meier Pirmin: Nee! Ich versichere Ihnen, daß ich in meinen Ansichten zum Technokraten neige, der gänzlich unromantische Ursache-Wirk-Prinzipien versucht zu verstehen und wiederzugeben.
Ich verweise auf die Entwicklung, angefangenen bei Stein/Hardenberg und Scharnhorst/Gneisenau in Preussen als Reaktion auf die levee en masse, über 1848 bis 1871 UND 1918/19! Miliz- vs. v. Roons Reservestrategie war wohl die Schlüssleauseinandersetzung inhaltlicher Art! Soldatenräte und Schwarze Reichswehr sind ebenfalls zu bestaunen.

Hintergrund der levee en masse war natürlich ein Technischer.
Und noch unromantischer betrachte ich Afghanistan, Syrien und die Ukraine. Und zwar nicht aus Sicht eines Offiziers einer technisierten (westlichen) Armee, sondern aus Sicht von Deash, Paschtunen und den verschiedenen Milizen.
Gänzlich unromantisch bleibe ich bei der Prognose van Crevelds bezüglich Kriegsführung und staatlicher Organisation. Jegliche restromantische Hoffnung erfriert bei 0°K, wenn ich das auf die BRD übersetze.
Übrigens, zu Clausewitz: Vertreter der levee en Masse und Reformer, der Preußen Richtung Rußland verlies, als er sein Vaterland an der Seite seiner eigenen Feinde kämpfen sah.
Noch unromantischer verweise ich auf Sun-Tsu im Verhältnis zu Mao.

Schlüssel der Wirkung der Wehrpflicht als Machtfaktor ist schlicht die Herrschaft über die Logistik. Sowie der Bundeswehr ebenfalls die Herrschaft über die materielle Versorgung vorenthalten wird. (Das ist allerdings eine rein formelle Trennung. Denn die Bundeswehr verfügt ja über die erforderlichen Mittel, die Herrschaft darüber jederzeit erlangen zu können. Mit einer Ausnahme natürlich: Korpsgeist.)

Ich habe Clausewitz als junger Offizieranwärter erstmals gelesen. Meinen eigenen Militärliteraturkanon habe ich mir selbst zusammenstellen müssen, da es so etwas nicht gibt. Wahrscheinlich aus Angst, die Bundeswehr könnt einmal eine echte Armee werden. Das hatte natürlich ein sehr breites Spektrum der Literatur zur Folge (z.B. auf den Sezessionkrieg in den USA) und recht früh die Erkenntnis gezeitigt, daß die Bundeswehr eine Papparmee ist, die nur deswegen nicht völlig absurd ist, weil auf mittlerer Ebene improvisiert wird. Die Einbindung in die NATO hat m.E. die Gehirnteile zum selbstständigen Denken in den oberen Kommandostellen völlig außer Kraft gesetzt.

In erfolgreichen homogenen und totalitären Staaten wird (DDR und Ostblock waren es nicht) wird ein einheitlicher Geist geschaffen. Man könnte die Waffen verteilen wie Lutschbonbons und es würde alles geradlinig ablaufen. In Berlin-Neukölln kennen wir das Gegenteil. In der Schweiz dürfte wohl aufgrund der schon fast sprichwörtlichen Ordnung wohl zu erwarten sein, daß die SIGs in Privatschränken wöchentlich geölt werden. Da wo Menschen selbst bei leeren Straßen bei Rot an der Fußgängerampel stehenbleiben, braucht man keine Totalitären Ansätze staatlicherseits. Die Gesellschaft ist es aus Tradition heraus.

Kurz: Die Waffe im Kleiderschrank macht keine Demokratie. Aber ein gemeinsamer Geist derjenigen, die eine Waffe im Schrank haben, kann sie herbeiführen. Und zwar ohne einen Schuß abzugeben. Bis Bismarck und Roon reichten Verweise auf 1848 um Hohenzollern'sche Knochen schlottern zu lassen. Nach der Totalitärisierung durch die Einreihung der Wehrpflichtigen in die Linienarmee war diese Gefahr gebannt und Bismarck konnte trotz der Waffen in den Kleiderschränken, mit 1848 kokettieren.

Ich bin also so romantisch, daß der Geist über die Waffen herrscht. Aber wer herrscht über den Geist?

PS: Im Flußdelta habe ich Ihnen ebenfalls entgegnet.

Monika

19. September 2016 14:59

Linkes Selbstverständnis sieht, machen wir es kurz, heute ungefähr so aus: Man gibt sich tolerant, weltoffen, freiheitsliebend und diskursfreudig. Man ist zukunftsorientiert und der Idee der sozialen wie auch der ökologischen Gerechtigkeit zugewandt und steht folglich unzweifelhaft auf der Seite des Guten. Soweit das Selbstbild.

Lieber Lutz Meyer,
Sie sind ja immer noch ein Linker. Sie halten den Zustand der heutigen Linken für erbarmungswürdig und sie ihrer ureigenen Aufgabe für nicht würdig.
Was wäre denn die ureigene Aufgabe der Linken. Und wer wäre dieser Aufgabe würdig ???
Ich behaupte mal: Da ist nichts !Der Kaiser ist nackt.

Frank Böckelmann beschreibt sehr gut den Übergang der alten klassischen Linken zum " Lifestyle des Gutmenschen" in seinem " Jargon der Weltoffenheit".
Seine Analyse geht tiefer. Er schreibt:

Zwischen den erklärten Linken und den erklärten Rechten der Gegenwart besteht ein stillschweigendes Einvernehmen. Beide glauben an die Kraft der moralischen Entscheidung des Einzelnen und die Effizienz politischer Aufklärung. Nichts bestätigt die linke Legende, Geschichte gemacht zu haben, besser als die Depression der Konservativen. Diese sehen sich ausgegrenzt, zensiert und diffamiert und schließen daraus, ihre Gegner hätten in den großen Parteien, im Staatsapparat, in den Massenmedien und im Bildungssektor die Macht ergriffen. Was sollen sie auch sonst glauben ?
Wer sich von "Gutmenschen " umzingelt fühlt, muß den Eindruck gewinnen, der alte Feind habe seine Ideologie durchgesetzt und alle wichtigen Positionen mit den eigenen Leuten besetzt.
Und diese Überzeugung schreibt bereits die Gegenstrategie vor: den Linken die Vorherrschaft streitig zu machen.

S. 10 Jargon...

Lieber Herr Meyer, auch Sie befinden sich , wie viele Rechte ( Rechtslinke) in dem Teufelskreis, eine Gegenstrategie zu entwickeln. Will heißen:
Eigentlich wollen diese Komplementär-Rechten toleranter, weltoffener, freiheitsliebender, etc. letztlich der bessere Gutmensch sein. Das erinnert an den Wettlaufbzwischen Hase und Igel.
Fatal: Es funktioniert nicht.

Was wäre die ureigene Aufgabe der Linken ? Die soziale Frage ?
Was wäre die ureigene Aufgabe der Rechten ? Die nationale Frage ?

Es gab mal ein Buch:
Die Linke und die nationale Frage ( Hrsg. Sohn von Willy Brandt und Herbert Ammon)
Wenn ich mir das gleiche auf die rechte Hirnhälfte übertrage:
Die Rechte und die soziale Frage kommen leider vorwiegend negative Assoziationen.

Der_Jürgen

19. September 2016 15:24

@Taunusadler

Ihre Darlegungen haben Hand und Fuss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich auch nur ein einziger der Foristen, die sich hier zu Wort melden - von den Autoren ganz zu schweigen - zum Manchester-Kapitalismus bekennt. Wie kann jemand, der sein Volk liebt, hinnehmen, dass ein grosser Teil dieses Volkes in Armut lebt, während sich eine Minderheit fettmästet?

Nationalismus - natürlich im Sinne von Vaterlandsliebe und "Verteidigung des Eigenen" (Lichtmesz), nicht von Chauvinismus - und das Streben nach sozialer Gerechtigkeit ergänzen sich gegenseitig. Das eine geht nicht ohne das andere. Man kann dieses Streben nach Gerechtigkeit "Sozialismus" nennen. Für mich ist dieser Begriff emotional durchaus positiv besetzt. (Wer Oswald Spenglers "Preussentum und Sozialismus" noch nicht kennt, dem sei die Lektüre dieser Schrift empfohlen.)

Wer, wie z. B. Michael Mannheimer auf seinem Blog, endlos das Mantra wiederkäut, der wahre Feind, der die Islamisierung möglich gemacht habe, sei der "Sozialismus", muss sich fragen lassen, ob er böswillig oder lediglich naiv ist.

Zur AFD: Es wurde auf diesem Forum schon oft festgehalten, dass das Programm dieser Partei, das noch aus finsteren Lucke-Tagen stammt, einer grundlegenden Überholung bedarf, wenn sie sich zu einer ernsthaften oppositionellen Kraft mausern soll. Im Moment würde ich, wäre ich BRD-Bürger, einfach darum AFD wählen, weil es nichts anderes gibt (eine Stimme für rechte Splitterparteien ist eine verlorene Stimme).

@Pirmin Meier

Sie halten Faschismus und Nationalsozialismus für linke Bewegungen. Mit dieser Einschätzung stehen Sie nicht allein auf weiter Flur; dasselbe sagt z. B. der dänische Nationalsozialist Knud Riigs-Povlsen. Ja, Faschismus und Nationalsozialismus haben mit dem Kommunismus den Kollektivismus und das Autoritäre bzw. Totalitäre gemeinsam, doch das Welt- und Geschichtsbild unterscheidet sich so fundamental vom linken, dass ich Ihnen nicht zustimmen kann.

Viel eher halte ich noch Kommunismus und Liberalismus für feindliche Brüder. Beide teilen den Glauben an die Priorität des Ökonomischen und glauben, dass der Mensch zur Gänze, oder doch ganz vorwiegend, das Produkt seiner Umwelt sei. Kein Faschist oder Nationalsozialist würde dem zustimmen. Für ihn ist die Genetik wichtiger als die Erziehung.

Wir sehen ja im Moment, dass Kommunisten und Liberale in strammem Gleichschritt für die Migrantenflut und für die Verdrängung der europäischen Völker marschieren. Beide Ideologien teilen die internationalistische Ausrichtung. Den Antikapitalismus und den Antiimperialismus haben die radikalen Linken bekanntlich längst über Bord geworfen; sie sind zu Stiefelknechten der USA und der Hochfinanz geworden, wie Lutz Meyer richtig bemerkt.

Meier Pirmin

19. September 2016 15:27

@Exmeyer. Ich bewundere Ihre Erfahrung und vertiefe mich in Ihre Perspektive. Militärisches Denken auf geistiger Grundlage kommt so oder so nur einer Minderheit zu. Möglicherweise ist der Dichtegrad anständiger Menschen bei Militärs höher als bei Intellektuellen. Vor allem das Verhältnis zum Feind sollte unbedingt ein anderes sein, als es bei Intellektuellen seit Erfindung der Inquisition üblich geworden ist. Siehe, was Ernst Jünger über den "Feind" zu schreiben pflegte. Er gab auch ein Buch heraus: "Hier spricht der Feind", das ich meiner Privatbibliothek anvertraut habe.

Auf meinem Radar hätten indes auch anständige Dienstverweigerer Platz, obwohl ich die Ansprüche hoch stelle. Dienstverweigerung ist grundsätzlich moralisch noch eine andere Kategorie als Steuerverweigerung, es ist die Verweigerung der Tapferkeit gegenüber dem Vaterland, wozu bekanntlich auch der Einsatz des Lebens gehört. Demgegenüber ist, gemäss Henry David Thoreau, die als grundsätzliche Opposition ebenfalls wichtige Steuerverweigerung aus Gewissensgründen eine Verweigerung zweiter Klasse, was auch im Ethikunterricht erörtert zu werden verdient. Indes wie die Dienstverweigerung nicht leicht zu nehmen, wiewohl eine nicht ganz so gravierende Form des Verrates. Falls Dienstverweigerung ein Menschenrecht ist, müsste es auch Steuerverweigerung sein, nicht zu verwechseln mit Steuerflucht, welche Möglichkeit durch Gesetzt und Verfassung dann nicht unterdrückt werden sollte, wenn man wie bei der Dienstverweigerung ernsthafte Gewissensgründe vorschützen kann. Gewissensfragen stellen sich auch bei Krankenkassenpflichten. Die elementare Pflicht des Mannes hat jedoch mit der Wehrpflicht zu tun, deren gesetzliche Festlegung in einem freien Land unterschiedliche Modelle zulassen sollte.

Meier Pirmin

19. September 2016 15:38

@Monika. "Die Rechte und die soziale Frage." Das war zehn Jahre vor Marx und Engels Franz Xaver von Baader (1765 - 1841) mit seiner Abhandlung über die Proletairs. 1891 war es Papst Leo XIII., aber selbst auch dessen Gegenspieler Bismarck war es nicht gleichgültig. Viel später Ihr Lehrer Oswald von Nell-Breuning. Eigentlich ging es immer um das Gemeinwohl, aber auch die Vermeidung und Überwindung des Klassenkampfes.

Waldgänger

19. September 2016 15:58

Nach dem Denken der alten Linken, also jener, die bis in die 1960er Jahre vorherrschend war, sind die Neuen Linken, also die Linken des Kulturmarxismus, natürlich keine echten Linken.
Und sie sind es auch faktisch nicht.
Rein faktisch hat eine Pegida Demo heute mehr mit dem linken Aufbegehren der "kleinen Leute" zu tun als die Demo zum revolutionären 1. Mai.

Ja, die heutigen Linken sind nützliche Idioten des Kapitals. Doch dieser Satz unterstellt den Linken eine – wenn auch dümmlich-naive – Souveränität und Subjekthaftigkeit.
Mir scheint hingegen, dass die heutige Linke und das sog. linke Bewusstsein in vielen Fällen eine vom System selbst initiierte, gebastelte und geförderte Angelegenheit sind.
Noch deutlicher formuliert: das liberale System erschafft sich heute seine „Linke“, weil diese Linke das liberal-kapitalistische System auf verschiedene Weise stärkt.

Abgesehen von ohnehin so lächerlich unrealistischen Forderungen wie der Entmachtung der Kapitalisten und sozialer Gleichheit stehen ja nahezu alle anderen ideologischen Essentials der Neuen Linken gleichzeitig auch auf der Agenda der kapitalistischen Globalisten: die „Eine Welt“ ohne Grenzen, das Ende der Nationalstaaten und überhaupt die Dekonstruktion aller traditionellen Strukturen und Traditionen, die die zeitgemäße Kapitalverwertung behindern könnten.

Die Linke bahnt den kapitalistischen Globalisten den Weg, soll ihn auch bahnen und auch dort bahnen, wo man sich nicht die Finger schmutzig machen möchte.

Die Frage ist bloß noch, wie man für eine derart orientierte „Linke“ genug lenkbare Anhänger bekommt.
Es ist klar, dass es ohne staatliche Förderung nicht ginge!
Hier gibt es im Grunde zwei Methoden: Umerziehung/Manipulation oder Schmieren.

Bei der einen appellieren die Hintermänner und Initiatoren dieser gesteuerten „Linken“ an das naive Bedürfnis vieler leichtgläubiger Leute, in dieser heillosen Welt gut sein zu wollen. Nach dem „Tod Gottes“ und dem erfolgten Verfall der christlichen Kirchen sind ja gerade zart besaitete Gemüter begierig dabei, jeder vermeintlichen Erlösungsalternative zu folgen. Das Böse überwinden! Die Welt ist ihnen unerträglich geworden. Selbst rein bleiben, die Welt retten usw. usw. Früher wären sie jeden Sonntag zur Messe gegangen.
Diese kulturmarxistische Umerziehung durch die Eliten funktioniert seit Jahrzehnten.

Mit anderen Worten, hier wird – vermutlich bewusst – eine Art Religion (allerdings ohne Gott und deshalb schlecht) begründet. Und die Schäfchen dieser „Religion“, dieser Linksreligion, sind dann unsere „Willkommensjubler“ und Gutmenschen. Das ist der Punkt, an dem Marx mit seinem Wort von der „Religion als dem Opium fürs Volkheute stimmt. Die narkotisierten Schäfchen schwanken nun – je nach individueller Veranlagung – zwischen New Age, evangelischer Kirche oder „Willkommensinitiative“.

Bei den etwas prosaischeren „linken“ Zeitgenossen bedient sich das globalistische System hingegen der Methode ganz handfester finanzieller Förderung.
Was wären denn diese ganzen linken Projekte, Kulturveranstaltungen, Jugendklubs ohne die finanzielle Förderung durch staatliche Institutionen?
Bedeutungslos.
Wieder andere werden seit Jahren erfolgreich geschmiert, indem man sie ein bisschen an der Macht teilhaben lässt – in den Medien, in den transatlantischen Netzwerken oder durch kleine Pfründen in der so unsäglich unpolitischen deutschen Politik.

Der Sinn des Ganzen ist aber nicht nur die direkte Unterstützung des Projekts der Globalisten, sondern eben auch die Lähmung oder Narkotisierung der potentiellen Opposition. Nach politischer Indienstnahme all jener, die sich heute für „links“ halten, bleibt halt nur noch ein kleiner Rest mit Würde und eigenem Hirn… ! Zu klein, als dass er eine echte Gefahr für das System darstellt.

Wäre es leichter, die potentielle Opposition mittels anderer, nichtlinker Muster zu gewinnen, so täte man das mit nichtlinken Mustern. Es ist eh´ nur ein Wort. Angesichts von 33/45 und gelungener Umerziehung kommen diese anderen Varianten natürlich nicht infrage. Die Linksreligion funktioniert als Herrschaftssicherung schon recht gut.

Leute wie Wagenknecht sind allerdings nicht gar so gut zu instrumentalisieren – und daher reagieren die Eliten auf deren (traditionelle, altlinke) Art von Linkssein mit der gewohnten vollständigen Humorlosigkeit und Ablehnung.
Anmerkung: Auch wenn Wagenknecht ebenfalls ein Gegner der Globalisten ist, heißt das noch lange nicht, dass man die gewaltigen geistigen Abgründe zwischen ihr und etwa Götz Kubitschek oder Martin Sellner vernachlässigen darf.

Martin

19. September 2016 16:32

weil der linke Grundkonsens nach wie vor die politische Mehrheit im Land darstellt.

Besser gesagt: Die überwältigende Mehrheit. Bereinigt um Nichtwähler hat nicht einmal einer von 10 Berlinern sich für einen anderen Kurs entschieden. Entweder lebe ich einem Wahn oder ich bin nur von Irren umgeben. Beides wäre eine niederschmetternde Erkenntnis.

Marc_Aurel

19. September 2016 17:01

Sehr treffende Analyse - vor allem das herausgearbeitete Fazit!

Andreas Walter

19. September 2016 17:10

Lustig, das Sie das schreiben, Herr Meyer. Ich habe eben gerade so etwas ähnliches geschrieben (es geht um Energie):

"Fakten:

Erneuerbare Wärme insgesamt (also aus regenerativen Energiequellen): 6,5%

Elektrischer Strom insgesamt: 21,2%

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/3_abb_eev-sektoren-et_2016-04-14.png

Davon elektrischer Strom aus regenerativen Energiequellen (inklusive 13% Wasserkraft): 27,4%

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/bilder/anteile_erneuerbarer_energien_an_der_endenergiebereitstellung_in_deutschland_strom_waerme_verkehr_1.png

Macht also 6,5% plus 5,8% am Gesamtenergieverbrauch. Das sind 12,3%, also etwas mehr als 1/10.

Fast 80% der Energie stammt jedoch immer noch aus fossilen Energiequellen (CO2, vergänglich).

Das war darum auch der Stand der Dinge für das Jahr 2015, nach 35 Jahren Ökobewegung:

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/3_abb_entw-pev-energietraeger_2016-06-28.png

In einem der reichsten und auch darum ökologisch fortschrittlichsten Land der Erde. Denn Bio, Öko muss man sich leisten können. Die Milliarden Armen sowohl in der Dritten Welt wie aber auch in den Schwellenländern (China, Indien, Brasilien, Mexiko, usw.) können das nicht.

Gut(menschen) sind die Grünen darum vor allem gegenüber sich selbst. Gefährliche Menschen, weil sie ihren eigenen Egoismus nicht einmal erkennen, verdrängen, sich sogar selbst etwas vormachen. Vertragen darum auch keinerlei Kritik. Ich habe sie kennengelernt, persönlich, an der Uni wie auch im privaten Umfeld. Mit denen kann man darum genauso wenig diskutieren wie mit anderen ideologisch verblendeten Linken. Mit solchen Menschen kann es daher auf Dauer immer nur zu Konflikten kommen, was übrigens auch eine Ursache für Krieg und Krisen ist. Mangelnde Einsicht, mangelnde Kompromissbereitschaft. Dabei finde ich viele Dinge sogar gut und richtig, um die sich auch die Grünen kümmern. Doch sie dürfen eben nicht zu utopisch und zu weltfremd, wirklichkeitsfern sein. Thorium ist daher nicht nur ein Kompromiss, sondern eine echte Chance, denn Wohlstand reduziert erfahrungsgemäss auch die Geburtenrate."

Und an anderer Stelle:

"Die Grünen, heute eine kleine Elite, haben euch eben auch verarscht, etwas vorgegaukelt, um so an euer Geld und Macht zu kommen. Manche bewusst, andere sind blind mitgelaufen, das Gleiche wie beim Kommunismus, eine Ersatzreligion mit Versprechen auf Erlösung von Leid und Mühsal bereits im Diesseits. So haben schon immer gebildete Minderheiten die weniger wissende Mehrheit getäuscht und ausgebeutet – mit falschen Versprechen."

Unter den Linken gibt es daher wahrscheinlich (auch) beides, Herr Meyer. Echte Täuscher, die bewusst unter falscher Flagge agieren und agitieren, und tatsächlich verblendete, nach Erlösung sehnsüchtige, eher von Emotionen (fehl)geleitete Idealisten. Beides ist natürlich eine Tragödie und führt in die Tragödie, wie auch das letzte Jahrhundert eindrucksvoll bewiesen hat. Weil auch Nicht-Linke Grenzen haben, die man besser nicht überschreiten sollte. Doch vielleicht geht es ja darum, soll genau das passieren. Weil der Krieg der Vater aller Dinge ist und manche mordsmäßig, bombig an ihm verdienen oder andere Vorteile daraus ziehen. Doch den Wagen einfach vor die Wand fahren (oder sich klauen) lassen, wider das eigene beste Wissen und Gewissen? Also seid klug wie die Schlangen ... Matthäus 10, 16-39.

fenek

19. September 2016 17:16

Das linke Selbstbild kontrastiert spätestens seit den Tagen der Jakobinerdiktatur (Aufklärung, Rousseau, Erziehung des Menschen zur natürlichen Güte !) nicht unwesentlich mit der Realität linker Herrschaft und Gesellschaftsveränderung (-vergewaltigung). Und das ist im Marxismus und Bolschewismus nicht gerade besser geworden. Anders, als die multi-kulturalistische Linke im Zeitalter der Globalisierung, haben letztere jedoch niemals das ganze Volk "abschaffen" wollen.

Das die Linke diesen Widerspruch solange überlebt hat, deutet darauf hin, daß sie -jenseits der utopischen Verheißungen- eine wichtige Funktion erfüllt hat (und erfüllt): die Zerstörung der gewachsenen Strukturen (Volk, Nation, Familie, Religion etc.). Ein besserer Rammbock ließ sich jahrhunderdetlang schwerlich finden, heute, in den Zeiten der (islamischen) Masseneinwanderung schon.

Trouver

19. September 2016 17:37

Linkes Selbstverständnis sieht, machen wir es kurz, heute ungefähr so aus: Man gibt sich tolerant, weltoffen, freiheitsliebend und diskursfreudig.

Nie und niemals.

Linke duldet keine Dissidenten.

Und bereut keine eigenen Übeltaten.

Hitler mag die rechte Idee nachhaltig beschädigt haben, Stalin und Pol Pot haben den blutrünstigen linken Utopismus eher verstärkt.

Trouver

19. September 2016 17:42

Gilt nur für die eigene Weltanschauung – dann aber hemmungs-, scham- und schrankenlos.

Erlaubnis zum Exhibitionismus statt Freiheit.

Pit

19. September 2016 17:43

Vorschlag: betrachte alles Geschehen im Sinne von Macht.
-zunächst: ich behaupte, daß die größte Macht aus dem Handel, letztlich: aus dem Organisieren kommt, aus Verbindungen, Kontakten, Beziehungen, Netzwerken.
Man kann also alles Geschehen einmal daraufhin betrachten, inwieweit es die Macht der "Händler" erhöht, und schauen, ob das sinnvolle Ergebnisse bringt.

-Arbeiterbewegung, Marxismus: es zeigte sich, daß Inustrieproduktion große Macht bewirkt: durch Geldverdienst, und durch Erzeugung von Produkten mit letztlich militärischer Bedeutung; also steckt im Industriearbeitertum viel Macht. Die Industriearbeiter wurden von den "Händlern" zur Ausübung dieser Macht hin organisiert. Sinn für die "Händler": Brechen der Macht der etablierten Machtgruppen von Aristokratie, Bourgeoisie und Militär.

-Thirdworldism: die "Händler" haben jetzt in allen westlichen Staaten die Macht übernommen; die Industriearbeiter sind somit für ihre Interessen irrelevant geworden. Die neue Aufgabe für die "Händler" ist jetzt die Übernahme und Konsolidierung der Macht im globalen Maßstab. Es gilt, den Globus so zu organisieren, daß die "Händler" die Macht haben. Dazu werden die ethnischen Nationalstaaten aufgelöst, und es werden fragile Konfrontationssituationen zwischen allen Völkern installiert.

Das heißt: "links" hat nie existiert; was wirklich existierte und existiert, ist das Machtinteresse der "Händler", und "links" war eine Zeitlang ein Vehikel der Händler im Machtringen.

Jede Betrachtung muß nach den Interessen fragen, und da danach, wessen Interessen; das heißt, es gibt keine Betrachtung "an sich", es gibt keine Gerechtigkeit "an sich". "Wessen" heißt: Identität. Es geht um die Interessen identitärer Gruppen. Wenn alle Menschen eine identitäre Gruppe bilden, so mag linkes Betreiben heute sinnvoll sein, indem den Schwächeren (und das sind interessanterweise systematisch Nichtweiße, niemals sind die Weißen die Schwächeren) in dieser globalen Gruppe geholfen wird. Wenn die Bezugsgruppe aber "ethnische Deutsche" ist, so ist globales linkes Umverteilen die Enteignung von Deutschen zugunsten anderer Völker: links = antiweiß. Links ist tatsächlich nichts anderes als antiweiß, aber o.g. Betrachtung erklärt, wie es dazu kommt.

Taunusadler

19. September 2016 17:58

@Der_Jürgen:

Wie kann jemand, der sein Volk liebt, hinnehmen, dass ein grosser Teil dieses Volkes in Armut lebt, während sich eine Minderheit fettmästet?

Diese Frage stellt sich im Grunde heute. Und die Antwort kann nur sein, dass ein Deutschland welches sich in erster Linie um Deutsche kümmert, alle finanziellen Ressourcen der Welt hätte, um jeden Deutschen ein menschenwürdiges Leben zu garantieren. Wir erinnern uns: Für die "Flüchtlinge" werden bis 2020 knapp 100 Milliarden Euro bereitgestellt. Derweil sucht der Armutsrentner nach 40 Jahren harter Arbeit im Müll nach Pfandflaschen...

Ein Thema was mir bei den Linken öfter aufgefallen ist, möchte ich noch kurz anschneiden: Es geht ums "Erwachsenwerden". Sprüche der lokalen Antifa sind "Tu nicht so erwachsen!" oder auch "Wir werden nie erwachsen!".
Es geht darum selber (bewusst?) unmündig zu bleiben und andere in diesem Zustand zu halten. Ein Erwachsener muss Verantwortung übernehmen und den harten Realitäten des Lebens ins Auge sehen.
Die Antifa sieht Unmündigkeit als Stärke. Rechte mit ihren mahnenden Zeigefinger stören da nur.
Gewissermaßen hat Huxley in "Brave New World" einen solchen Zustand vorrausgesehen.
Auch sehr empfehlenswert zu dem Thema ist der deutsche Film "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder. Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=YvlQ8TQsmQA

Hazmat Modine

19. September 2016 18:09

Utopie und Moral - die leuchtende Zukunft und das gute Menschsein ... zwei Ideen, die wahrscheinlich nicht totzukriegen sind und durch die die Linke immer wieder frischen Wind in die Segel kriegt.
Und wir stehn da und stinken ab ...

kakalu

19. September 2016 18:30

Was Linke so drauf haben, kann man ja im Schwarzbuch des Kommunismus und anderswo lesen. Toleranz, soziale Gerechtigkeit usw. usf. bedeuten bei denen früher oder später rein garnichts. Auch im linken Sound hierzulande kann ich diese Töne eigentlich schon nicht mehr ausmachen, viel eher Hetze, Haß, Hysterie.

Monika

19. September 2016 18:36

@Paul
Hallo Paul,
Warum sind Sie denn kein Christ mehr ? Was Sie schreiben, gefällt mir sehr gut und ist eines Christen würdig.
Ähnliche Gedanken findet man in dem Buch von Nikolai Berdjajew " Wahrheit und Lüge des Kommunismus" ( 1931).
Er schreibt:

Gleich einer Religion vermittelt der Kommunismus eine ganzheitliche Weltanschauung, löst alle Grundfragen des Lebens und erhebt den Anspruch, dem menschlichen Dasein einen Sinn zu verleihen; er hat seine Dogmen und seine dogmatische Moral, veröffentlicht seine Katechismen und beginnt seinen eigenen Kultus aufzubauen, er bemächtigt sich der Ganzen Seele des Menschen und löst in ihr Enthusiasmus und Opferbereitschaft aus.

Ich verstehe, warum man kein Linker mehr sein kann, aber nicht, warum kein Christ.
Im Gegensatz zum Kommunismus kann man im Christentum zwischen der wahren Lehre des "Stifters" und dem Mißbrauch durch seine Nachfolger unterscheiden. "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen".
Im Kommunismus, der ähnliche Ziele verheißt, das Reich Gottes allerdings auf die Erde verlegt, ist die Gewalt der Lehre immanent, Gewalt ist erlaubt um des edlen Zieles willen.
Ich frage deshalb nochmals: Was soll eine gute Linke sein ?
Zwischen einer guten und einer bösen Rechten kann man m. E. unterscheiden. Zwischen einer guten und einer bösen Linken nicht !
Hier warte ich auf eine Antwort.

@Pirmin Meier

Es ist das Tragische, dass die Christen die Ernsthaftigkeit der sozialen Frage nicht erkannt haben und das Feld den Kommunisten überlassen haben.
Nochmal Berdjajew:

Die Wahrheit des gottlosen Kommunismus besteht in seiner Auflehnung gegen die Lüge der entarteten christlichen Welt. Darum ist es so außerordentlich schwer, die Wahrheit des Kommunismus von seiner Lüge zu unterscheiden.

Und:

Die Lüge des Kommunismus ist die Lüge der Gottlosigkeit

Was, Herr Dr. Meier, machen wir mit den Rechten, die es nicht mit der katholischen Soziallehre haben, geschweige denn mit dem Heilsangebot der christlichen Religion ?
Dies muß doch mal ausgelotet werden, wenn ein säkularer Heilsersatz auch immer wieder Rechte fasziniert .

Eckesachs

19. September 2016 18:38

@Der Jürgen

,,Viel eher halte ich noch Kommunismus und Liberalismus für feindliche Brüder. Beide teilen den Glauben an die Priorität des Ökonomischen und glauben, dass der Mensch zur Gänze, oder doch ganz vorwiegend, das Produkt seiner Umwelt sei. "

Zustimmung.

Das ist die entscheidende und doch u selten gestellte Frage:

Ist der Mensch ausschließlich ein Produkt seiner Umwelt, der Gesellschaft?

Oder trägt er genetische Dispositionen, Talente und Mißtalente, mit sich herum, die durch die Umwelt geweckt werden oder für immer schlafen?

Im ersten Fall hätte nicht Shakespeare den Hamlet geschrieben, sondern das elisabethanische England.

Im zweiten Fall ist der Jürgen vielleicht ein genialer Violinvirtuose, weiß es nur nicht, weil diese Disposition nie von der Umwelt abgefragt wurde.

An dieser Frage scheidet sich links und rechts ganz eindeutig.

Mein liebstes Unterscheidungsmerkmal.

Meier Pirmin

19. September 2016 18:41

@Waldgänger. Martin Sellner hat nun mal noch nicht die Liga von Wagenknecht erreicht, auch nicht das institutionelle Durchhaltevermögen Kubitscheks. Vgl. meine Kritik an ihm im letzten Teil von Kubitscheks "Fluss"-Essay-Debatte von voriger Woche. Sein T-Shirt mit dem Johanniterkreuz, der lateinischen Kreuzugslosung und den Abwehrschlachten gegen den Islam ist für den Kenner der Materie nun mal - gelinde gesagt - eine sehr unreife Angelegenheit, womit er krass unter das Niveau des von ihm letzte Woche hier publizierten Aufsatzes über die Kritik an der Willensnation geht. Natürlich hat auch er das Recht jung zu sein und Dinge zu machen, die ihm hoffentlich später mal peinlich sind.

Einar von Vielen

19. September 2016 18:41

Sehr geehrter Herr Meyer,
das ist aus meiner Sicht ist eine sehr gute Zusammenfassung dessen, was man an Unstimmigkeit am Schein und Sein des Linken ablesen kann. Bei der Ursachenbenennung bin ich jedoch nicht bei Ihnen (dazu unten mehr), was wiederum zu anderen therapeutischen Maßnahmen führen wird. Insofern ist der Blick hierauf wichtig. Vorweg: Die Schuldzuweisung an den Hegemon USA in dem Sinne, dass ‚er‘ eine willfährige Unterwerfung unter die kapitalistischen Optimierungsbedingungen bei uns erreicht hat, ist mir persönlich zu verschwörungstheoretisch und übersieht, dass ähnliche Vorgänge in den USA höchstselbst zu Problemen führen, die eine wie auch immer zusammengesetzte Hollywood-Wall-Street-Clique wohl nicht anstreben würde. Das heißt nicht, dass ich die USA von schädlichem Einfluss freispreche, nur projizierten wir damit unser Problem weg von uns selbst auf andere. Denn es gibt reichlich andere Länder mit hohen Sympathien für die USA und kapitalistischer Freizügigkeit, die nicht unserer Volkskrankheit der linksliberalistischen Totalität anheimgefallen sind.

Sie haben hingegen ganz hervorragend eins der wichtigsten Symptome mit dem Bild des fehlenden Gleichgewichts (zwei Beine, zwei Hände etc.) auf den Punkt gebracht. Ich stimme Ihnen zu, es ist das fehlende Feedback, eine fehlende Grenzziehung im wahrsten Sinne, das fehlende Bein oder die ausgeschlossene Gehirnhälfte die die nunmehr herrschende Korrekturunmöglichkeit des Denkens verursacht hat. Doch wie konnte es zu diesem einseitigen Hirnverschluß selbst hochintelligenter Menschen kommen? ‚Hirnverschluß‘ ist hier alles andere als polemisch diffamierend sondern rein phänomenologisch gemeint.

Dazu mein zusammengeflicktes Weltbild:

1. Die linke Grunderzählung (Schuld-und-Sühne-Selbsterhöhung und Zugehörigkeitsversicherung bzw Ausgrenzungsrisiko in der Gruppe) ist durchaus ein Fortschrittsmotor, da sie für Drehmoment in der Entwicklung sorgt. Insofern hat sie einen evolutorischen Sinn. Zur Entfaltung ihres Drehmoments bedarf sie in sich gar keiner ‚Stimmigkeit‘ mit der Realität. Die Widersprüche, die Sie völlig richtig aufzählen, sind für diese mindestens irrelevant, ich vermute sogar eher noch förderlich, weil schlechte Zustände genau das sind, was die linken Schuldzuweisungen benötigen um sich aufrechtzuerhalten.

2. Wenn auch in der linken Grunderzählung ein Fortschrittsmotor liegt, so braucht dieser Motor eine lenkende Eingrenzung seiner Kraftentfaltung. Es braucht das ‚rechte Gestänge‘ um den Schwung der Explosion nicht in Freidrehen oder gar Zerstörung enden zu lassen, sondern in Traktion mit Bodenhaftung. Wie bereits oben angemerkt sprechen Sie das aus meiner Sicht völlig korrekt mit dem zweiten Bein an, das Bild ist ja sehr ähnlich.

Beides verbindend ist dabei zu beachten, dass menschliches Gruppenverhalten bekanntlich nicht rational ausgehandelt wird, sondern sublim verläuft, das gilt für Links wie Rechts, auch wenn wir Sezessionisten uns am heutigen Primat des Linken vorrangig intellektuell abarbeiten. Das heißt ‚Unstimmigkeit‘, ja gar ‚Irrationalität‘ im Gruppenverhalten ist an sich noch nichts Ungewöhnliches, denn wie die Schweigespirale wirkt ist hinlänglich bekannt.

Auch die heutige fokussierte Einseitigkeit und Mächtigkeit dieser Spiralwirkung ist angesichts der historischen Singularität der ‚Nazikeule‘ leicht nachvollziehbar. Noch unerklärt bleibt hierdurch allerdings, warum den ‚ehrlichen Wahlergebnissen‘ nach lediglich knapp 10% der Wähler mit dem übrigen Politikangebot hinreichend unzufrieden sind. Obwohl man doch trotz ‚Links-ist-Zukunft-Nazikeulen-Schweigespirale‘ annehmen müsste, hinter einer fassadenhaften Zustimmung sei doch zumindest in einer gewissen Normalverteilung eine Unverbogenheit der individuellen Entscheidungabläufe zu finden. Da dem offenbar nicht so ist, muss auch etwas IN den Hirnen passiert sein bzw nicht passiert sein.

Um es vereinfacht zu formulieren (denn es reizt mich hier, mein Steckenpferd der autopoietischen Struktur menschlichen Denkens durch die Manege galoppieren zu lassen): Ein Hirn selber kann nur das Denken, was es aus äußeren Reizen in sich selber angelegt hat. Wenn die Außenwelt von der Erde als einer Scheibe spricht, werden – egal was man sieht und sonstwo lesen kann – 90% der Menschen glauben die Erde sei eine Scheibe. Da sie sich gegenseitig darin versichern, werden selbst hochintelligente Menschen nicht in der Lage sein, diese Vorstellung zu überwinden.

Nun trifft diese Einschränkung der Denkmöglichkeiten auch auf uns Sezessionisten zu, wer wäre also in der Lage, uns die höhere Erkenntniswarte zuzusprechen? Dafür glaube ich den Umstand anführen zu können, dass es einem Rechten - anders als einem heutigen Linksliberalen! – möglich ist, ohne Schnappatmung sich mit jedweder Argumentation zu befassen. Ja auch wir sind schockiert, wütend und brüskiert wenn wir eine Aussage von besonderer Unredlichkeit erleiden müssen, aber wir können hierauf jederzeit argumentativ reagieren ohne in persönlicher Herabsetzung enden zu müssen (obwohl wir es freilich auch gern einmal tun, aber müssen müssten wir es nicht).

Das ist das entscheidende Indiz dafür, dass sich in dem fatalen Dreiklang aus linker Grunderzählung, Nazikeulen-Schweigespirale und hierdurch zunehmender Abkapselung einer immer enger werdenden Bandbreite an selbst reproduzierten Denkmöglichkeiten unsere Position zunehmender Ausgrenzung gegenüber sieht: 90% der Bundesrepublikaner können gar nicht anders als jeden von uns als Nazi zu bezeichnen, der Versuch dies argumentativ zu widerlegen kann strukturell nicht fruchten.

Spannend wäre die Untersuchung, warum ca. 10% wie wir selbst dieser Entwicklung nicht gefolgt sind. Unter Umständen könnte der Befund sein: Vielleicht weil ca. 10% der Menschen immer den Widerspruch zum System suchen? Wenn die Evolution gruppendynamischen Selbstmord als wiederkehrendes Muster hervorgebracht hat: Vielleicht stehen wir Rechten einem evolutorisch wünschenswerten Selbstmord der Deutschen nur im Weg? Wir als genetische Fehl-Mutationen, die einer Schumpeterschen schöpferischen Zerstörung durch ethische Rationalität Bremsklötze anlegen? Erneuerung! Erneuerung!

Sei’s drum, entfalten wir unsere Natur und nicht die der anderen.

Was kann also diese Sichtweise zur Beschreibung therapeutischer Maßnahmen beitragen, wie Eingangs angekündigt?

Zum einen erscheint es mir bereits hilfreich zu wissen, dass Diskussionen mittlerweile nahezu zwecklos sind. 'Nahezu' weil es durchaus Gelegenheiten zur Erreichung des Anderen gibt, dann aber nur unter konsequenter Anwendung seiner Erzählhaltung (wir alle wollen doch eine gerechte, friedliche Welt in der es allen gut geht und die Natur geschont wird). Das ist jedoch ein sehr aufwändiges Unterfangen.

Zum anderen leitet sich daraus eine Sicht auf die Dinge ab, die durchaus im Widerspruch zu dem ein oder anderen hier Auffindbarem steht. So sehe ich uns im Grunde eben nicht als die angreifende Schar im Schilf, die gegen die Festung anläuft, und sich je nach Lage wieder zurückzieht, so sehr ich dieses Bild mochte. Ich sehe uns eher als die Eingekesselten, die sich auf ihren Wehrturm zurückziehen mussten und mit anzusehen gezwungen sind, wie die umliegenden Anwesen eins ums andere von merkwürdigen Allianzen gebrandschatzt werden. Eigenes Volk zieht da mit fremden Marodeuren grölend durch die Dorfgassen, während wir uns darauf beschränken müssen, zu verstehen wie es dazu kommen konnte, allenfalls Pläne zu schmieden und dass der eine oder andere sich mutig an die Schießscharte traut um mittels Saugnapfpfeilen Zettelchen mit ‚denkt doch mal nach‘ an die eingetretene Wirtshaustür zu schießen.

Vielleicht sollte man der Wahrheit ins Auge sehen, dass der weiße Mann zwar die Möglichkeit hat, wieder zu sich selbst zu finden oder Waldspaziergänger zu werden. Er aber selber dafür verantwortlich ist, nicht mehr Herr der Lage zu sein. Der Ritter hatte seinen Ehrenplatz, weil er im Kampf obsiegte. Er scheint an seiner Barmherzigkeit so viel Gefallen gefunden zu haben, dass man ihm seine Kampfkraft nicht mehr zutraut, seine Autorität ist hin. Man kann dies nun so hinnehmen, zur Turmtür hinausschreiten und einfach mitmachen. Saufen, huren, plündern, wen kümmert das Morgen, sollen sich die neuen krummbeinigen Herren um die Organisation kümmern. Oder sich den Respekt wieder verdienen. Durch Härte gegen sich selbst und gegen alle Feinde, bis sie sich ergeben und unterwerfen. Denn es ist zum Kotzen aber wahr: Es geht um Unterwerfung im Leben. Hegels Herrschaft und Knechtschaft. Alles andere lullt nur ein.

Simplicius

19. September 2016 19:39

Sehr geehrter Herr Lutz Meyer,

wie recht Sie haben!

Ihre Ausführungen treffen voll und ganz meine verstandesmäßige Höhenlage, d.h. ich erkenne hier bestens formuliert meine erfahrungsgesättigte Wahrnehmung des medial-politischen Geisteszustands der Linken (im weiteren Sinne) in Deutschland. Alles trefflich und verständlich auf den Punkt gebracht. Ihren Artikel sollte man als Gegner dieser linken Heuchlerbande und als eigene Zurüstung Wort für Wort auswendig lernen.

Zu manchen der geschätzten Mitforisten:

Bei aller Intelligenz und Bildung, die in Ihren historisch und sonst wo hergeleiteten Definitionsversuchen von „rechts“ und „links“ stecken, da will ich nicht mitgehen. Ich halte mich in der Gegenwart an die Meyer‘schen „Kristallisationspunkte linken Selbstverständnisses“:

„Man gibt sich tolerant, weltoffen, freiheitsliebend und diskursfreudig. Man ist zukunftsorientiert und der Idee der sozialen wie auch der ökologischen Gerechtigkeit zugewandt und steht folglich unzweifelhaft auf der Seite des Guten. Soweit das Selbstbild.“

Man könnte höchstens noch hinzufügen, dass die „Linken“, die sich als menschlich-moralische Elite betrachtet sehen wollen, ihre „Eliteprojekte“, wie die Umvolkung Deutschlands bzw. Europas mit aller Arroganz (und Intoleranz) ins Werk setzen. Daran kann man auch deutlich erkennen, wer heutzutage „links“ ist und wer „rechts“ ist.

Andere hier haben es schon gesagt, wie es bloß sein kann, dass aber doch relativ viel Gefolgschaft für diese unsympathischen Linken (man denke nur an die obige Stegner-Fresse oder diesen Bischof Wölki von Köln oder Claudia Roth, etc. etc.) festzustellen ist? Das kann nicht alleine mit der politisch-medialen Lufthoheit der "Linken" (Meinungssteuerung durch Propaganda über alle Hauptstrommedien) zu erklären sein:

@ Waldgänger

„Bei der einen (Methode) appellieren die Hintermänner und Initiatoren dieser gesteuerten „Linken“ an das naive Bedürfnis vieler leichtgläubiger Leute, in dieser heillosen Welt gut sein zu wollen. Nach dem „Tod Gottes“ und dem erfolgten Verfall der christlichen Kirchen sind ja gerade zart besaitete Gemüter begierig dabei, jeder vermeintlichen Erlösungsalternative zu folgen. Das Böse überwinden! Die Welt ist ihnen unerträglich geworden. Selbst rein bleiben, die Welt retten usw. usw. Früher wären sie jeden Sonntag zur Messe gegangen.“

Meier Pirmin

19. September 2016 19:51

@fenek. Rousseau wurde von den Linken usurpiert wegen einer einzigen Bemerkung, das Privateigentum betreffend, die erst noch im Rahmen einer Art Erzählung präsentiert wurde. Zu meiner eher positiven Überraschung lehnen die heutigen Befürworter der Europäischen Union Rousseau mit guten Gründen aus ihrer Sicht ab. Rousseaus Republikbegriff ging vom Genfer Stadtstaat aus.

Exmeyer

19. September 2016 19:53

@ Meier Pirmin: Auf den Aspekt der Verweigerung von Krankenkassenbeiträgen haben sie zutreffenderweise hingewiesen.

Den zweiten Aspekt, den Feind nicht zu hassen, solange er sein natürliches oder subjektives Interesse verfolgt (und nicht seinerseits aus purem Hass angetrieben ist), halte ich erstens für soldatisch durch und durch und zweitens für sachlich geboten, um sich in den Gegner überhaupt hineinversetzen zu können. Vom Feinde her judizieren!

Durch einen Ex-NVA-/heute BW-Offizier habe ich gelernt, wie "Fremde Heere Ost" im Falle eines Krieges vorgegangen wären. Eben nicht 08/15-dämlich. Das dürfte für jeden Gegner gelten.

Ich hasse den Türken auf der Straße nicht, obwohl ich weiß, daß sich hier potentielle Gegner gegenüber stehen. Er vertritt sein Interesse, ich meins. Auch Rommel, den einzuschätzen mir immer schwerer fällt, umso mehr ich mich mit ihm auseinandersetze, stand auf diesem Standpunkt.
Ob das jedem gegeben ist, bezweifle ich. Muß auch gar nicht.

Exmeyer

19. September 2016 19:59

@ Einar von Vielen: Die USA sind doch der archimedische Hebel dieser Wall-Street-Hollywood-Gang. Die USA haben zuerst verloren. Erst dann wurde diese Maschine gegen uns gerichtet.

Das ist auch nicht Verschwörungstheorie sonden gut dokumentierte Geschichte.

Der_Jürgen

19. September 2016 20:07

@Meier Pirmin

"Wer durch des Argwohns Brille schaut
Sieht Raupen selbst im Sauerkraut."

Was soll Ihre kleinliche Kritik an einem der intelligentesten, ehrlichsten und tatkräftigsten jungen Menschen (pardon, Leute), über die das patriotische Lager verfügt? Was meinen Sie, wenn Sie schreiben, Sellner habe "noch nicht die Liga von Wagenknecht erreicht"? Ja, er sitzt nicht im Bundestag und kommt in den grossen Medien nicht zu Wort, aber soll das etwa ein Kriterium für sein Talent und seinen Idealismus sein?

Dieser Logik zufolge haben Sie, lieber Landsmann, "noch nicht die Liga von Volker Beck erreicht" und Kubitschek/Kositza noch nicht die Liga von Claudia Roth.

Zeigen Sie mir doch einen Text der Wagenknecht, der inhaltlich und stilistisch auch nur im entferntesten mit den letzten fünf oder sechs Beiträgen Sellners auf diesem Blog vergleichbar wäre. Sie können suchen, bis Sie schwarz werden und werden trotzdem nichts finden.

Meier Pirmin

19. September 2016 20:31

@Monika. Natürlich müssen wir die anderen nach ihrer Façon selig werden lassen, wobei ich bei @Paul feststelle, dass er fast noch so denkt wie frühere Redakteure und Leser auch Leserinnen des einstigen Rheinischen Merkur. Dort hinein schrieben gelegentlich Ida Friederike Görres und Peter Berglar, rechts-christlicher und abendländischer geht fast nicht. Ich hatte das Blatt rund 20 Jahre lang abonniert.

hildesvin

19. September 2016 21:01

Schade, daß im vorhergehenden Strang schon Schluß ist, auch schade, daß die nur "...intelektuelle.." geschrieben haben, und nicht etwa "interlektuelle" - wie es sonst ihrer Weise. Danke für den Brüller.
Ich gebe zu bedenken, daß es zwar durchaus erbärmliche Würstchen sind, nicht einmal wert, ignoriert zu werden. Aber wenn ihre Herren sie, nach Opportunität, völlig loslassen, ist es das gruseligste Höllengesocks, das sich (eigentlich eher nicht) vorstellen läßt: Siehe Kambodscha in der zweiten Hälfte der Siebziger. Andererseits haben diese Herren es nicht mehr nötig, die zu bewaffnen - das wird heutzutage anders bewerkstelligt.

Waldgänger aus Schwaben

19. September 2016 21:32

Der heutige Linke erweist sich als krasser Realitätsverweigerer

Jede Linke ist "krasser Realitätsverweigerer" und diese Realitätsverweigerung zeitigt schreckliche Folgen, wenn der Linke an der Macht bleibt. Die Theorien der Gesellschaftsklempner versagen, also wird ein Schuldiger gesucht. Ist der erstmal beseitigt, dann funktioniert auch die Theorie:

"Wenn wir diese 2000 Menschen beseitigt haben, dann können wir endlich in Frieden leben"
(Ein Linker auf indymedia zum AfD-Parteitag in Stuttgart)

Ein schrecklicher Verdacht keimt auf – das sind überhaupt keine Linken.
Doch das sind sie.
Bei mir keimt ein schrecklicher Verdacht auf. Sie Herr Meyer träumen immer noch vom edlen Linken. Den gibt es nicht.

Ein Linker ist, wer meint den Weg der Menschheit zur Glückseligkeit rein aus der Vernunft heraus erkannt zu haben.

Jede linke Idee trägt damit den Keim zum Massenmord a la Stalin und Mao in sich. Dem Glück der Menschheit darf der einzelne Mensch geopfert werden, wenn der Mensch das Maß aller Dinge ist, und es keinen Gott über ihm gibt.

Stil-Blüte

19. September 2016 21:39

@ Einer von vielen

Das ist wahrlich kein Kommentar, das ist ein Co-Referat. und wird daher untergehn, leider.

Der Sezession Ihre durchgefeilten Artikel anbieten. Nur Mut! Nur zu!

fenek

19. September 2016 21:40

@Meier Pirmin
Es ist umgekehrt: Rousseaus Menschenbild von der angeblich natürlichen Güte des Menschen, die durch die gesellschaftlichen Umstände verdorben würde, und durch Erziehung wiedergewonnen werden könne, und Rousseaus Unterscheidung zwischen der volonté générale (dem Volkwillen), der von einer Minderheit wahrgenommen werden kann, und der volonté de tous (der Meinung aller), waren zentrale Bestandteile aller linken Ideologien und Rechtfertigung aller totalitären Diktaturen seit der Französischen Revolution (zumeist unreflektiert, versteht sich).

Was die Eigentumsverhältnisse betrifft, war Roussau eher kleinbürgerlich-jakobinisch und deshalb bei der marxistischen Linken nicht besonders angesehen. Rousseau markiert wie kein anderer den Punkt, an dem die Aufklärung in Totalitarismus umschlägt. Freilich kann man in der Retrospektive immer behaupten, daß er nur "ursupiert" wurde, so wie alle linken Ideologen angeblich usurpiert wurden (denken Sie, an den "jungen Marx").

Gustav Grambauer

19. September 2016 22:02

Paul, Monika

Obwohl ich niemals rot war, hatte ich als Kind eine zeitlang das Gefühl, diskret unter der Vormundschaft einer kommunistischen Gottheit zu stehen, die mich beobachtet und meine "guten Taten für den Sozialismus" wägt. Es bedurfte, auf meine kindliche Art, eines "Dämon, weiche!" in einem robusten Willensakt, um mich dieser zu entledigen und z. B. auch nicht in Schuldkomplexe zu kommen. (Die Bilanz meiner Taten war ohnehin Null, aber mir war damals schon klar, daß der Maßstab Lenin oder Pawka gewesen wären, die 24 / 7 für den Kommunismus gearbeitet haben.) Eine Lehrerin hatte mir in der sechsten (!) Klasse ins Zeugnis geschrieben, ich solle "im kommenden Schuljahr beginnen, meine umfangreiche Allgemeinbildung zur politischen Agitation meiner Klassenkameraden einzusetzen", da habe ich mir gesagt: "Ein für alle mal Schluß mit dem Spuk". Aber der Dämon war hartnäckig, er blieb leise in einem hinteren Winkel meines Geistes hocken. Richtig losgeworden bin ich ihn erst später beim Militär, da ich mir dort vorgekommen bin wie "in den tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus"

https://www.youtube.com/watch?v=OuJ87X9YX3c

(auch wenn es den Film damals noch gar nicht gab, umso dankbarer war ich später für ihn).

Ich weiß aus mehreren sehr intimen Gesprächen mit anderen DDR-Kindern sowie mit (Ich-schwachen) Christen (bei diesen im Hinblick auf die alttestamentarische Zerr-Fratze des Vaters in der Trinität), daß ich nicht der Einzige war, der sich mit dieserart Besessenheit auseinanderzusetzen hatte. Wenn ich mir die Facebook-Seiten mancher meiner ehemaligen Klassenkameraden anschaue, dann weiß ich, daß es eine riesige Dunkelziffer an denen geben muß, die ihre Besessenheit bis heute nicht einmal ansatzweise reflektiert haben. Hier noch eine freimütige Aussage zur DDR-Gottheit in ihrer ganzen Tragik, die mich sehr aufhorchen ließ (bei 41:42):

https://www.youtube.com/watch?v=sSUcINdjDCM

Selbstverständlich wurde / wird damit auch hegemonial gearbeitet, noch viel umfänglicher, tiefer und systematischer in den Kirchen, aber das führt sehr tief in den politischen Okkultismus hinein ...

Rudolf Steiner hat den Marxismus mit völliger Selbstverständlichkeit als Initiationswissenschaft angesehen und angefaßt. Weil ich oben bei Pawka war: im Komsomol gab es einen (satanischen) Initiationsroman, dessen Einleitung zugleich das Komsomol-Initiationsmantra war (wird von Egon Krenz heute noch gern zitiert), mit weitreichenden seelischen und geistigen Konsequenzen für die Betreffenden:

https://www.youtube.com/watch?v=TOQcVupaF0g

- G. G.

Alexander

19. September 2016 22:15

Recht viele Behauptungen einer persönlichen, unreflektierten (nein nicht aus-reflektierten, also doch unreflektierten) Wahrnehmung (nein, eher Einbildung) entsprungen - gut, ein richtig großer Satz ist es nicht geworden. Man könnte sich die Mühe machen und obigen Text adaptieren auf eine Opferrolle ihrer Wahl (nordafrikanische Ziegen vielleicht) aber wozu? Ich vermisse den deutlich erkennbaren Versuch aus Behauptungen (Beobachtungen), Thesen abzuleiten, Schlussfolgerungen zu treffen und einen Versuch des Beweises anzutreten.

Ein bekennender, toleranter, weltoffener, liberaler, zukunftsorientierter, diskursfähiger (mit schwächen), für soziale Gerechtigkeit kämpfender Linker (im Sinne ihrer Nicht-Definition).

Winston Smith 78699

19. September 2016 22:18

@ Meier Pirmin

Ich habe den Merkur ein wenig bei den erzkatholischen und betuchten Schwiegereltern und in Wohnheimen gelesen und er bedrückte mich als Studenten von kleinstbürgerlicher Herkunft ähnlich wie bestimmte akademische Zirkel, Stipendiencliquen, Burschenschaften und kirchliche Kreise mit der Botschaft zwischen den Zeilen, dass einer wie ich in die Gesellschaft nicht reinkommen wird - begabt oder fleißig hin oder her. Auch durch diese geschlossene Gesellschaft können junge Leute zu Linken werden. In manchen Zirkeln war man gern gesehen, bis die Herkunft rauskam - und ich beobachtete das zerfallende Fassadengesicht dann jeweils genau. Oder wenn solche Leute große Bestürzung über die Partnerwahl einer Tochter zeigen: ach je, ein Handwerker.

marodeur

19. September 2016 23:00

@Einar von Vielen

Ich schließe mich dem Lob oben an und das nicht nur wegen des geschliffenen Stils. Man findet viele Indizien für ihr These. Ich hatte schon immer das starke Gefühl, dass konservatives Denken eher eine pathologische Störung im System darstellt. Kann es wirklich sein, dass man zu Linken überhaupt nicht durchdringen kann? Wäre es möglich, dass sich die wenigen Konservativen gerade aus allen Parteien und Schichten im gemeinsamen Konsens der AfD-Wähler sammeln? Auch dadurch könnte das Trugbild von einer scheinbar erstarkenden Rechten entstehen. Es ist ja geradezu grotesk, dass nach den letzten Wahlen ultralinke Koalitionen wie Pilze aus dem Boden schießen. Vielleicht stehen wir ja dem Volkstod nicht nur im Wege, wie Sie es schreiben. Vielleicht spielen wir gerade die entscheidende Rolle für dessen Vollendung?

Lucius de Geer

19. September 2016 23:11

@exmeyer

Das ist auch nicht Verschwörungstheorie sonden gut dokumentierte Geschichte?

Haben Sie hier Literaturempfehlungen?

Meier Pirmin

19. September 2016 23:28

@fenek. Wir unterhalten uns nicht auf gleicher Ebene. Ich habe mit "Die Einsamkeit des Staatsgefangenen Micheli du Crest" ein 480seitiges Buch über die Demokratie in Genf und ihre Unterdrückung geschrieben, und alle die Schlagworte, die Sie bringen, können nicht auf Grossstaaten angewandt werden, sondern beruhen auf dem Konsens zum Beispiel von 5000 Uhrmachern, die im Genfer Conseil Général die Volkssouveränität ausübten, die dann unterdrückt wurde. Die Partei als Interpretin der Volonté générale ist eine ganz unsinnige Angelegenheit. Sowieso hat niemand von diesen linken Theoretikern die 66 Bände der Briefe von Rousseau und alles andere durchgearbeitet, natürlich nahmen sie von Rousseau Anregungen, aber es fehlte wirklich das elementare Verständnis. So wie viele die Lehre von Kant nur aus schlechten Zusammenfassungen kennen, so trifft es vielfach auf Rousseau zu. Erst recht nicht richtig eingeschätzt wird Voltaire, der niemals eine Hausangestellte eingestellt hätte, die nicht gläubig war. Sein Denken war viel konservativer, als man annimmt, aber mit Fugund Bedacht hat er das Wort "Justizmord" geprägt. Er war katholischer als mancher Bischof von heute.

Ein noch guter Rousseau-Kenner ist der exrechte und nach wie vor vernünftige Gelehrte Prof. Heinrich Meier von Siemens-Stiftung, auch exzellenter Kenner von Leo Strauss. Dem Romancier Karl-Heinz Ott hingegen fehlen Grundkenntnisse, auch die Spiegel-Titelgeschichte war reiner Schrott vor vier Jahren. Lesen Sie vielleicht meinen Essay "Jean Jacques Rousseau in liberaler antitotalitärer Lesart", Rundbrief 173 der STAB, Stiftung für abendländische Ethik und Kultur, allenfalls im Netz abrufbar. Der Stellvertreter Rousseaus auf Erden heute ist sozusagen Prof. Fr. Eigeldinger, Herausgeber der 24bändigen neuen Ausgabe. Vergessen Sie bitte alles, was Sie bei Linken über Rousseau gelesen habe, wiewohl es zutrifft, dass die Linken sich von Rousseau beeinflusst udn angeregt fühlten und dass sie nicht alles schlechthin falsch verstanden haben. Es gibt heute auch ein Rousseau-Lexikon und ein Standardwerk "Rousseau von Tag zu Tag", allerdings nur auf Französisch.

@Winston. Diesen von Ihnen beklagten etwas elitären Eindruck konnte man vom Rhein. Merkur durchaus bekommen. Ich las aufmerksam die Artikel von Otto B. Roegele, Paul Wilhelm Wenger, Herwig Gückelhorn und Theo M. Loch. Über die katholische Naturrechtslehre gab es sehr gute Artikel, auch wurden Reinhold Schneider und Werner Bergengruen hoch geschätzt. Gelegentlich schrieb noch Lothar Bossle in die Zeitung. Über allzu rechte Verlage wurde kritisch geschrieben, doch immer wieder mal auch rezensiert, was von dort kam, so ein Buch über Barry Goldwater von einem dieser Verlage. Ein unvergesslicher Leitartikel aus den Jahren vor der Kanzlerschaft Kohls trug den Titel "Links steigt ab." Das war die Ankündigung der geistig-moralischen Wende, die nicht stattfand. Wer wie ich den Rhein. Merkur, Criticon, die Herderbände Initiative, die Zeitbühne und die Epoche las (mit Walter Hoeres), sollte nicht vorschnell als Schweizer Erzföderalist mit wenig Verständnis für deutsche Verhältnisse eingestuft werden. Mit den Männern vom 20. Juli 1944 befasste ich mich im Juli 1964 erstmals, bald darauf erschien das Buch "Widerstand und Erneuerung" des Luzerners Otto Kopp, und ich veranstaltete im Gymnasium Sarnen mit ihm eine Tagung über die Europa-Vorstellungen der Männer vom 20. Juli. Das mit dem "Heiligen Deutschland" war mir immer ein Begriff, auch die fürchterliche Geschichte vom Verrat an Gördeler. Es war, wenn ich mich richtig erinnere, ein weiblicher Judas.

Martin Lichtmesz

19. September 2016 23:43

https://twitter.com/Tumblrisms/status/777465181114949636

Simplicius

19. September 2016 23:50

Werter Der_Jürgen,

ich habe es wohl verdrängen wollen, aber jetzt, wo Sie es auch sagen, möchte ich Ihnen zustimmen.

Auch bei mir hat der Seitenhieb von @ Maier Pirmin gegen Martin Sellner einen Nerv getroffen. Was ist dem alten Weisen vom Blog denn da rausgerutscht? Eine gut gemeinte, pädagogische Maßnahme? - Oder ist es die intellektuelle Eitelkeit des Alten, der schon das ganze menschliche Universum durchdacht und bilanziert hat, gegen den (relativ) unbekümmerten, aber talentierten Jungen, dem auch die Herzen(!) der Gleichgesinnten, Leidenschaftlichen und Angriffslustigen zustimmen?

Ich meine, Martin Sellner sollten wir in diesem Kreis nicht kleiner machen, als er ist. Sellner kann doch wirklich locker aus dem Stand in der „Liga von Wagenknecht“ mitspielen und würde bei jedem Bundestags-Match sicherlich viele Tore für uns schießen, wenn man ihn denn mitspielen ließe. Oder was muss ein deutscher/österreichischer Volksvertreter denn noch mitbringen, was Sellner nicht bereits hätte bzw. sich nicht noch besser aneignen könnte?

@ Der_Jürgen, ich schließe mich daher Ihrer Frage an @Pirmin Meier an:

„Was soll Ihre kleinliche Kritik an einem der intelligentesten, ehrlichsten und tatkräftigsten jungen Menschen (pardon, Leute), über die das patriotische Lager verfügt? Was meinen Sie, wenn Sie schreiben, Sellner habe „noch nicht die Liga von Wagenknecht erreicht“? Ja, er sitzt nicht im Bundestag und kommt in den grossen Medien nicht zu Wort, aber soll das etwa ein Kriterium für sein Talent und seinen Idealismus sein?“

Meier Pirmin

19. September 2016 23:58

@Wagenknecht ist nicht die Null Roth oder hoc genus omne, aber immerhin eine der besten Rhetorikerinnen der deutschen Parlamentsgeschichte. Natürlich eine alte Stalinistin, möglicherweise aber von Lafontaine etwas korrigiert. Blocher und Lafontaine verstanden sich vor zwei Jahren in Baden/Schweiz gar nicht schlecht.

@Der-Jürgen. Über den jungen Mann habe ich mich bereits geäussert, täusche mich weder über seine Begabungen noch über eine angemahnte Verirrung, die intellektuelles Ernstgenommenwerden ernsthaft beeinträchtigt. Zumindest ein Video sollte er schnellstmöglich aus dem Verkehr ziehen.

Und auch ins Parlament muss einer es erst noch schaffen. Sähe Kubitschek lieber dort als auf der Strasse. Es ist noch nicht bewiesen, dass die AfD auch nur einen überdurchschnittlichen Parlamentarier hinkriegt. Ein Massstab - in rein formaler Hinsicht - wäre der Belgier Guy Verhofstadt. Und ein grandioser Parlamentsredner war natürlich Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, dessen Reden über die Ostverträge hätten Sie in Direktübertragung damals hören sollen. Es war auch ein unvergleichliches Beispiel für Charakter. Sein Grossneffe oder Enkel schien mir da vergleichsweise geistig ein Zwerg. Da müssen die von der AfD ebenfalls noch viel Brot essen. Dass nun aber bereits einer aus Berlin, Träger eines Direktmandates, als Extremist hingestellt wird, obwohl er nicht wie die SPD- Titelfigur des heutigen Blogs zu Attacken auf politische Gegner aufgerufen hat, bleibt empörend. Der Leistungsausweis steht aber so oder so noch bevor.

Frieda Helbig

20. September 2016 00:02

Ob links oder rechts ist zur Zeit eher nebensächlich. Was zählt ist zur Zeit für oder gegen Deutschland!

Peter

20. September 2016 00:42

Ein linker Schwätzer aus der Frankfurter Schule wird als Professor Experte für Prävention: Hans-Gerd Jaschke!
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Gerd_Jaschke

Die ganze Art der Argumentation: erpresserisch, irrational, links-emanzipatorisch -- mit einem Wort: kulturmarxistisch!

Diese Blase darf im GEZ-TV sitzen und den Ton vorgeben:https://www.daserste.de/information/talk/anne-will/videosextern/eskalation-in-bautzen-was-steckt-dahinter-100.html

Es ist einfach irre, zu sehen, wie hier Millionen an Euros verballert werden: um Deutschland zu schaden. Der CDU-Mann kann einem fast schon Leid tun ... Herr Augstein aber ist ein linkischer Salon-Löwe besonderer Art ...

Michael Schlenger

20. September 2016 00:52

Herr Meyer,

zwei Fehler werden von deutschen Konservativen oder ihnen Nahestehenden (wie Ihnen?) immer wieder gemacht: 1. der zwanghafte, doch unfruchtbare Rekurs auf die Verhältnisse im kurzlebigen Tertium Imperium und 2. die reflexartige Schuldzuweisung an irgendwelche Agenten in Übersee (oder die Illuminaten) - Beispiel aus Ihrem Beitrag:

"Ein schrecklicher Verdacht keimt auf – das sind überhaupt keine Linken. Das sind nichts weiter als verblendete Erfüllungsgehilfen der amerikanischen Globalisierungsstrategie."

Niemand hierzulande wird mit glühenden Eisen gezwungen, irgendetwas zu tun, was den Amis gerade in den Kram passt, wenn er es nicht gern zu tun bereit ist, um seiner krankhaften Herrschaftsgier genüge zu tun.

Auf höchster Ebene politisch agierende Figuren sind m.E. latent pathologische Fälle, die auf eine dauerhafte Machtausübung aus sind. Dafür fehlen uns als Remedium die "Checks & Balances", z.B. in Form einer Obergrenze für die Amtsdauer.

Das ließe sich doch ohne Genehmigung durch eine gewisse ehemals britische Provinz in Übersee bewerkstelligen. Es forciert bloß keiner, weil die sicherheitsbesessene deutsche Wählerschaft es völlig normal findet, dass ein betagter Finanzminister nie wieder aus dem Berliner Zirkel ins wirkliche Leben zurückkehren kann.

Das eigentliche Problem scheint mir das zu sein, dass unsere Republik als Nachfolger der im Realismus gestählten Kriegsgeneration Charaktere an die Schaltstellen der Macht gespült hat, die von Zwangsvorstellungen des deutschen Idealismus beseelt sind und deshalb nicht aufhören können, in ihrem vermeintlichen Dienst auszuharren anstatt Platz zu machen für glaubwürdige Vertreter der Generationen, deren Zukunft gerade auf dem Spiel steht...

Willkommenskulturlos

20. September 2016 01:42

Was folgt nun aus alledem? Ein schrecklicher Verdacht keimt auf – das sind überhaupt keine Linken.

Korrekt.
Das sind keine Linken (Marxisten), sondern die BUNTEN = Wohlstandsdegeneraten mit bunten Halluzinationen statt Ideologie.
Die Kernhalluzination ist natürlich BUNTHEIT und sie stimmt weitgehend mit dem Globalismus (das moderne kapitalistische Instrument der Gewinnmaximierung) überein.

Deshalb dienen die Bunten in der Praxis den Interessen des globalistischen Großkapitals als nützliche Idioten und werden deshalb toleriert und gefüttert. Als Belohnung für ihre Dienste haben sie Narrenfreiheit in bestimmten Bereichen (Gender, Öko, perverse Kunst usw.)

Dass solche Degeneraten so zahlreich erschienen sind und ihre Halluzinationen von Herrschenden intensiv benutzt werden, ist das Ergebnis der Degeneration der Gesellschaft in der Endphase des ethnischen Lebenszyklus (vergleichbar z.B. mit römischer Dekadenz in einer ähnlichen Situation).

Willkommenskulturlos

20. September 2016 01:42

@Venator
Montag, 19. September 2016, 9:59

Das sind überhaupt keine Linken, schreibt Lutz Meyer. Das glaube ich auch! Wer sind dann aber die wahren Linken? Was macht sie aus?

Die wahren Linken sind MARXISTEN und machen Politik IM INTERESSE DER ARBEITNEHMER.

Da sozialistisches Experiment grandios gescheitert ist, sind die klassischen Linken zumindest im Westen weitgehend ausgestorben.
Natürlich nicht physisch, sondern ideologisch.

Die meisten haben sich in den Kapitalismus integriert, wie Merkel,
manche sind zu Bunten (= moderne Scheinlinke) degeneriert.
Die wenigen Treuen gibt es noch, sie spielen aber politisch keine Rolle mehr.

Und sind die wahren Linken etwa bei der heutigen politischen Rechten zu Gast, weil sie nur dort ihr Wesen und ihr Denken anerkannt und ausgedrückt sehen? Leute wie LePen, Farage, Meuthen, Höcke, Kickl – um nur Politiker zu nennen – sind doch niemals wesensmäßige Rechte.

Die neuen Rechten sind keine Marxisten und somit keine Linken.
Sie haben aber dazu gelernt und sind SOZIAL geworden.
Denn, wer nicht sozial ist, hat unter dem globalistischen Raubtierkapitalismus keine Chance große Massen zu erreichen.

DIE NEUEN PARTEIEN DER ARBEITNEHMER SIND DIE NEUEN RECHTEN.
Andere Vertreter haben Arbeitnehmer zurzeit nicht.
Deshalb ist AfD auch bei Arbeitern / Arbeitslosen / Selbständigen usw. so erfolgreich.

fenek

20. September 2016 07:03

@Meier Pirmin
Daß es Intellektuellen oft schwer fällt, zwischen der "wahren" Theorie eines Rousseau, Marx u.a. und den historisch wirksamen Interpretationen zu unterscheiden, kümmert die historischen Praktiker (Jakobiner, Bolschewiki u.a.) in der Regel weniger als die Intellektuellen, die jenen unentweg erklären wollen, daß sie Rousseau, Marx etc. völlig falsch verstanden haben.

Meier Pirmin

20. September 2016 07:04

@Willkommenskulturlos. Was Sie hoffen, betreffend Arbeitnehmer, müsste, wenn schon, noch erarbeitet werden. Sonst könnten Sie sich abzuschminkenden Illusionen hingeben. Auch diverse Schlagwörter des Marxismus beruhen auf Illusionen mit Millionen Opfern. Natürlich sind der Klassenkampf, die Mehrwerttheorie, dass angeblich das Sein das Bewusstsein bestimmt und Ähnliches, wie das Völkische, Begriffe aus dem Giftschrank, die, wenn shcon, neu geschüttelt werden müssten.

Meier Pirmin

20. September 2016 07:45

Eine Vermutung: Identitäre und Rechtsintellektuelle der Neuen Rechten werden derzeit sehr stark in die extreme Ecke gestellt, wobei der Verfassungsschutz eine ähnliche Rolle spielt wie früher die Inquisition in der katholischen Kirche. Unterschied: "Vom Verfassungsschutz beobachtet" gilt bereits als Urteil und sicheren Grund für Ausschluss aus dem Geistesleben bis hin zu potentiellen Berufsverboten usw. Dass besonders aber Druck ausgeübt wird, dass niemand von dieser Richtung in der AfD Verantwortung übernehmen soll, hängt mit dem Zwang zur Domestizierung zusammen, mit einer Art Ausschluss von Intelligenz. Die Opposition muss harmlos gehalten werden. Dabei ist, wie es hier auch diskutiert wird, aus unterschiedlichen Perspektiven, diese neue Rechte für verschiedene Irrtümer, auch nicht kleine Illusionen, anfällig. Gäbe es vermehrt die Möglichkeit, in der Politik Verantwortung zu übernehmen, beispielsweise in vernünftiger Parlamentsarbeit, würden mutmasslich nicht wenige Kinderkrankheiten überwunden.

Waldgänger aus Schwaben

20. September 2016 08:18

@Winston Smith 78699
In manchen Zirkeln war man gern gesehen, bis die Herkunft rauskam

Ich weiß was Sie meinen. Es war mir stets ein besonderes Vergnügen in solchen Zirkeln wenn ich es mal in das Wohnzimmer, pardon den Salon, einer Studentin großbürgerlicher Herkunft schaffte, mit einem ihnen kaum noch verständlichen, bäuerlichen Schwäbisch den Dorfdeppen zu geben - und sie dann mein Studienfach (Informatik in den 80'iger Jahren) und meine sehr guten Abschlussnoten, bzw. Vordiplomnoten wissen zu lassen.

Monika

20. September 2016 08:45

Das letztere Buch heisst, in der Übersetzung des Titels aus dem Lateinischen: "Ich habe geschwiegen". Für die letzten 15 Jahre seines Lebens wurde diese lateinische Formel für Kaltenbrunner zum Lebensmotto schlechthin.

Dr. Pirmin Meier über GKK

Lieber Dr. Meier,
Ich weiß, warum Herr Kaltenbrunner Sie nicht im Ölmättle empfangen hat.
Sie hätten ihn verschreckt. Mir war ein Besuch vergönnt.
Und: Mir hat es die Sprache verschlagen.
Ich habe geschwiegen. Mir schien :
Jegliche Geschwätzigkeit tut diesem zarten Mann körperlich weh.

Hajo Blaschke

20. September 2016 08:51

Wenn man sich mal etwas genauer die Geschichte der ersten "sozialistischen" Revolution anschaut, entstehen Unmengen von Fragen, was an dieser Revolution sozialistisch bzw. links sein soll. Diese sog. Große Sozialistische Oktoberrevloution in Russland, die man von der von Kerenski (linker Sozi) initiierten Februarrevolution nicht isoliert betrachten darf, wurde in der Hauptsache von Revolutionären besorgt, die die letzen Jahre vor ihrer revolutionären Tätigkeit im Ausland lebten. Wovon lebten sie, wer hat sie finnanziert? Russland bot sich als Experimentierfeld für diese "Revolution" an, da die damaligen Weltherrscher, das Britische Imperium, Russland genau wie Deutschland zur Zerstörung freigegeben hatten. Die ganze Clique um Lenin, Trotzki-Bronsten, Litwinow-Wallach brauchte sich um Sponsoren nicht zu kümmern. Diese Sponsoren boten sich von selbst an. Die Gaben waren so umfangreich, dass die Clique nicht nur ein sorgenfreies Leben im Ausland führen, sondern sogar Zeitungen herausgeben konnte. Ihre Aufgabe war keinesfalls die Rettung des Proletariats. Sie sollten mit revolutionär-proletarischen Losungen einen Staat zerstören. Und wie man sehen kann, arbeitet die vereinte Linke auch heute immer noch an der Zerstörung von Staaten.

Paul

20. September 2016 09:22

U. Schacht hat in einem Podiumsgespräch auf die unselige Allianz zwischen den heutigen Linken und dem Grosskapital hingewiesen. Ein Egalitarismus im Stile Konsumenten aller Länder vereinigt euch, verschmelzt zwei eindimensionale Menschenbilder zu einem neuen gemeinsamen Menschenbild - dem gleichberechtigten Konsumenten. Dieser ist im Ideal auf der ganzen Welt gleich. Er spricht ein einfaches Englisch, verfügt über ausreichende Mittel (notfalls ausSteuergeldern), um seine infantile Lust des Haben wollens befriedigen zu können.
Eine solche monadenhafte Existenz ist befreit von Geschichte und Tradition. Ihre neue Heimat sind die überall auf der Welt gleich anmutenden Shopping-Center.
Es wundert mich nicht, dass Linke und Kapitalisten Hand in Hand an dieser sxhrecklichen Dystopie arbeiten. Ich sehe das wie Schacht. Ihnen fehlt die Verbindung zur Heimat, zur Tradition. Sie verleugnen beide die Notwendigkeit von Nation und etnischer Unterscheidung.

A.H.

20. September 2016 09:24

Absolut treffende Analyse.
Danke dafür.

quarz

20. September 2016 09:26

Sellneriana

Ich selbst bin vom Naturell (und wohl auch vom Alter) her ja auch der Typ, der eher bequem vom Lehnstuhl aus reflektiert (oder klugscheißt), bin aber im Gegensatz zu Sellners diesbezüglichen Kritikern überhaupt nicht der Auffassung, damit ein Role Model für junge, politisch aktive Menschen sein zu sollen.

Der Kampf um die politische Orientierung wird nicht durch Missionierung der derzeit Tonangebenden gewonnen, sondern durch Aufklärung der Jungen. Das ideologische Establishment, das über die Medien die Strippen der veröffentlichten Meinung zieht, überwintert krisensicher in den Redaktionsstuben und wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur durch das Alter aus dieser Position herausgeschwemmt werden. Das Pilzgeflecht, das sich durch den langen Marsch in den Institutionen festgesetzt hat, ist viel zu lange behütet in der Nährlösung seines Soziotops geschwommen als dass es auf weltanschauliche Herausforderungen anders als durch Einigelung und Abwehr reagieren könnte. Ehrlicher Argumentationswille ist kaum erkennbar. Es wird alles aus der pseudotherapeutischen Perspektive dessen abgehandelt, der es nicht für nötig erachtet, sich selbst in Frage zu stellen und sich darum ohne den Umweg inhaltlicher Auseinandersetzung anschickt, die Ursachen des gegnerischen Irrtums zu diagnostizieren.

So gilt es diejenigen zu erreichen, deren Geist noch nicht in ideologischen Fesseln liegt und ihnen ein intellektuell ehrliches Angebot zu machen. Das tut Sellner. Und dass dies mit jenem aktionistischen Pathos geschieht, das nun mal in diesem Alter eher die Adressaten anspricht als Kamingespräche, das liegt in der Natur der Sache.

Sabine

20. September 2016 09:28

@ Wikkommenskulturlos

Sie haben recht, in dem was Sie sehen, was Sie fühlen. -- Aber den geschichtlich erzwungenen Wechsel der Linken vom klassischen Arbeiter-Marxismus zur bunten Kultur ("moderne Scheinlinke") haben Sie noch nicht recht begriffen.

Diesen sogenannten Paradigmenwechsel der linken Weltanschauung und Politik müssen wir beim Namen nennen: Neue Linke, westlicher Marxismus, Neo-Marxismus -- mit einem sachlich treffenden Wort: Kulturmarxismus.
https://pi-news.net/wp/uploads/2016/02/Pegida-Dresden-6.2.1667b.jpg

Die Linke glaubt nun, für "Kultur" zuständig zu sein ("Narrenfreiheit in bestimmten Bereichen"). Der Weltbürgerkrieg als Revolution hat nicht geklappt, nun soll es die Weltgesellschaft werden, der Sie den Ton und die Richtung vorgibt. Ihre Schlägertruppen (Antifa) und ihre Sirenengesänge (Zivilgesellschaft) stimmen an der Basis die passenden Melodien an. Im Parteiensystem sind sie gut aufgestellt, es läuft wie geschmiert -- seit Jahrzehnten. Die Medien sind in ihrer Hand. Und: Sie sind damit doch auch recht weit vorangekommen. Das Restbürgertum duckt weg, wenn sie husten ...

Monika

20. September 2016 09:33

Einmal gelang es einem Jüngling, die Polizeikette zu durchbrechen. Er entriss einer Mutter mit behindertem Kind ein Kreuz und warf es unter dem Gejohle seiner Genossen in die Spree. Spätestens dann wurde offensichtlich, dass sich die Jugendlichen benahmen, wie ihre Urgroßeltern in den 30er Jahren. Mit hassverzerrten Gesichtern andere Meinungen niederbrüllen, Andersdenkende attackieren, ihnen verbal den Tod wünschen- das ist Faschismus. Wer waren diese Jugendlichen? Es waren sichtlich nicht die harten Antifanten, sondern Gymnasiasten aus besseren Häusern. Der Typ, dem von den überfürsorglichen Eltern jedes Steinchen aus dem Weg geräumt wurde, der sich darauf verlassen konnte, dass Mama oder Papa sich den Lehrer zur Brust nahmen, wenn er eine schlechte Zensur bekam. Eine Generation, der eingetrichtert wurde, dass sie jedes Recht, aber keine Pflichten hat. Eine Kohorte von scheinbaren Individualisten, die nie gelernt hat, selbst zu denken, Verantwortung zu übernehmen, sondern die sich in der Masse bewegt, wie fremdgesteuert.

Vera Lengsfeld in
https://www.achgut.com/artikel/ein_kleiner_vorgeschmack_auf_rot-rot-gruen

soviel zur toleranten, weltoffenen, freiheitsliebenden, zukunftsorientierten Jugend, die in "Schulen ohne Rassismus" und "Geschichtsunterricht ohne Zahlen " aufgepäppelt wird....und dann an "weltoffenen Unis" rumlabert...

Sabine

20. September 2016 09:35

@ Willkommenskulturlos

Vergessen wir nicht das schwerste Geschütz der Kulturmarxisten, das ihrer Exculpation und dem Angriff auf den Gegner gleichermaßen dient: ihre irre schwarz-weiß Geschichtsauffassung des 20. Jahrhunderts zur der sie permantent immer neue Bausteine liefern:
https://www.spiegel.de/spiegel/wie-helmut-kohl-antisemitische-vorurteile-verbreitete-a-1112692.html

Westpreuße

20. September 2016 10:46

"...weil wir aus Gründen der Symmetrie eigentlich eine gute, starke, geistig klare Linke bräuchten."

Herr Meyer,
so ist es. Sehr schön von Ihnen alles entwickelt Schritt für Schritt.
Ich hoffte, es würde nun mal von Ihnen oder von den Kommentatoren, Damen und Herren, zumindest EIN Linker genannt, dem diese Attribute zugesprochen werden können. Sagen wir mal, aus den letzten Jahrzehnten...

Mir fällt EINER ein, dessen Lebensweg ich, sozusagen aus der Ferne, immer verfolgte: Was macht er, was sagt er, wo befindet er sich auf seinem Denk- und Lebensweg...:

Peter GLOTZ, Sozialdemokrat, in hohen SPD- und Staatsämtern. Seine Hoch-zeit hatte er unter Willy Brandt. Professor, Doktor, Staatssekretär, Kommunikationswissenschaftler, Gründungsrektor Universität Erfurt, zuletzt in der Schweiz als Professor an der Universität St. Gallen lehrend, dortselbst sehr überraschend und zu früh verstorben, 2005, an Krebs...

GLOTZ wurde 1939 in Eger, Sudetenland, geboren und, wie sollte es auch anders sein, mitsamt seinen Eltern vertrieben...
Er schrieb später: "Viele Jahrzehnte habe ich mich, wie viele Flüchtlinge, für mein Herkommen und die böhmische Vergangenheit meiner Familie nicht interessiert. Dazu war keine Zeit; man mußte sich durchsetzen. Also paßte ich mich an. Das ist der Identitätsverlust, den Flüchtlinge erleiden."

Erst als Willy Brandt ihn als "Böhmak" ansprach und ihm eine politische Rolle als Gesprächspartner ausgerechnet zu den Vertreiberstaaten Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei zuwies, holte ihn seine eigene Vergangenheit ein...

In einem intellektuell schmerzhaften Prozeß, "von links gedacht", arbeitete er seine Vergangenheit auf:

Zwei Bücher, ich habe sie noch beide, sind das Ergebnis gewesen:

Peter GLOTZ: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück.
(Ullstein, Berlin, 2003). Antiquarisch günstig zu erwerben...
JEDER, der sudetendeutsche familiäre Wurzeln hat (oder sich für das Thema interessiert) sei diese Arbeit, damals ein Bestseller, ans Herz gelegt...).

Seinen persönlichen Denk- und Lebensweg beschrieb er anschaulich in "Von Heimat zu Heimat. Erinnerungen eines Grenzgängers, Ullstein, Berlin, 2005.
Diesen Weg habe ich nie so richtig nachvollziehen können. Aber jeder Mensch muß wohl seinen ganz persönlichen Denk- und Lebensweg gehen...

Hier seine bewegende Erklärung, wie das Bewußtsein des Vertriebenen-Status ihn überkam:
Peter Glotz im Dialog 2003:
https://www.youtube.com/watch?v=0QEaOq9H4U0
(35:05 Minuten, Schilderung seines Vertriebenen-Denkweges ab 24:20 Min.)

Ja, und dann kam es noch zu einem ganz merkwürdigen Querfront-Bündnis:

Peter GLOTZ und Erika StEINBACH (Bund der Vertriebenen, BdV) als gemeinsame Initiatoren des geplanten "Zentrums gegen Vertreibungen". War politisch nicht durchsetzbar. Es kommt, aber politisch verwässert, als... Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in BERLIN... der gegenwärtigen Bundesregierung.

Postum verlieh ihm der BdV 2006 die "Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen"...
Meine Lieblingsworte von Glotz sind:
Als man ihn fragte, ob sie, Glotz und Steinbach, denn das Verhältnis zu den Polen aufs Spiel setzen wollten, antwortete er, daß man die Vertreibungspolitiker und Vertreibungsvölker im Osten doch nicht "wie sanfte Irre" behandeln könne, mit denen man nicht über ihre Verantwortung für die Vertreibung reden dürfe...
Und: "Ich (Glotz) sage nichts, wenn mir einer verständnissinnig sagt:
'Ah, Sie sind Sudetendeutscher.' Ich muß mich nicht distanzieren, warum sollte ich?"
Er selbst bezeichnete sich als Altösterreicher mit deutschem Paß. Er selbst stammte aus einer "Mischehe", Vater Deutscher, Mutter Tschechin...

Herr Meyer, ich frage mich, ob das alles hier hineingehört, aber Sie vermissen ja den intellektuell aufrechten Linken heutzutage. Ich auch. Und daher sollten wir Peter Glotz als löbliches Beispiel erwähnen. Ansonsten sehe ich weit und breit keine intellektuelle, redliche Linke. Nur Pöbler, Brüller, ungebildete Politik-Darsteller...(siehe ganz oben Ihre Kolumne)...
: Grüße von der Weichsel

Meier Pirmin

20. September 2016 10:57

PS. Kay Nerstheimer, der Direktkandidat von Berlin-Lichtenfeld, ist wegen ehemaliger Mitgliedschaft in einer islamkritischen Vereinigung als Extremist im Munde der veröffentlichten Meinung. Anne Helm, Expiratin, jetzt Bundestagsabgeordnete der Linken, gilt mit "thank's Bomber Harris" nicht als Extremistin, es war der späte Dank für einen offenbar "berechtigten" Massenmord. In Wirklichkeit ging es bloss drum, denjenigen Weh zu tun, die um Dresden trauern, insofern die Schändung des Heiligen. Es dürfte klar sein, dass auf einer solchen Argumentationsebene nicht von politischer Zurechnungsfähigkeit gesprochen werden kann. Dies ändert nichts daran, dass man auf der Gegenseite die Nerven behalten muss.

Kiki

20. September 2016 11:18

Wer Russisch kann, ist heute im Vorteil: auf Russisch gibt es etliche gute, unverklemmte und unverschwurbelte Arbeiten zum Thema "Katastrophengeschichte der letzten 300/500/1000 Jahre" zu lesen.

Da erfährt der staunende Leser, daß das Projekt "Links/Sozialismus/Revolution/blablabla" nichts naturnotwendiges ist, wie man es seit Generationen den Illustriertenlesern und Schülern im Westen erzählt, sondern vielmehr das bestellte Produkt interessierter Kreise.

Ein Beispiel: Frühsozialisten wie Saint-Simon oder Proudhon haben sehr zeitig die Forderung nach einem Zinsverbot, einer zinsfreien Wirtschaftsordnung usw erhoben. Offenkundig hatten diese Leute eine klare Vorstellung davon, welche Auswirkungen das Zinssystem auf das gesellschaftliche Leben hat. Und genau da taucht ein tricky Marx auf und beginnt so unablässig wie auflagenstark von Produktionmitteln, Klassenkampf und ähnlichen Küterkrams zu sabbeln. Dieses Riesengenie der permanenten Revolution war bei aller intellektuellen Schwerstathletik erstaunlicherweise völlig blind für die Frage nach dem Wesen des Geldes, der Geldgenese und dem ewig schwärenden Zinsproblem ... darüber wundern sich nicht nur V. Katasonow oder N.Starikow, sondern eine beachtliche Zahl anderer russischer Autoren.

Von denen kann man wunderbar lernen, daß das Phänomen "Linke" ein großdimensioniertes Ablenkungsmanöver der Geldherren ist, jedoch nichts natürliches.

Daher haben Linke und andere Scheingebilde der Finanzgötter von Anfang an keine eigene Substanz (Anna Katahrina Emmerick sagte einst über einen vergleichbaren Kampfköterverein der Höchmögenden: "Ihr Geheimnis ist, daß sie kein Geheimnis haben") bis auf das bißchen seelischer Erregung und gnostischer Verblendung der bedauernswerten Dummen, die auf diesen Budenzauber hereingefallen sind (und dem sie im schlimmsten Fall ihre irdische Wohlfahrt und ihr ewiges Heil geopfert haben).

Es fallen heute viele Masken und mannigfaltige Lügengebilde schrumpfen in sich zusammen (ob dies nur am Internet liegt oder einfach nur das Zeitalter der Lüge gerade zuendegeht weiß ich nicht), warum sollte da nicht auch ein Bestandteil der modernen Welt wie die oder das Linke endlich als das erkannt werden, was es im Grunde ist: ein bestelltes und bezahltes Stück leeren Wahns.

Nero

20. September 2016 11:26

@ Meier Pirmin

Ja ja...

Der Giftschrank ist dann auch so eine Illusion.

Valjean72

20. September 2016 11:59

Vielen Dank für diesen pointierten Artikel.

Die intellektuelle Redlichkeit – daß man sich objektiv informiert, daß man seine Argumente in verkehrsfähige Formen bringt, daß man Gegenargumente kritisch aber ergebnisoffen prüft – liegt bei Null.

Meines Erachtens liegt dies vor allen Dingen darin begründet, dass bei diesen „Linken“ mittlerweile durchaus die – freilich nicht eingestandene – Erkenntnis gereift ist, dass sie auf einer sachlichen Argumentationsebene der Gegenseite hoffnungslos unterlegen sind.

Also wird die „eigene“ Sache mit umso heiligerem Eifer verteidigt. Ganz banal.

Ein schrecklicher Verdacht keimt auf – das sind überhaupt keine Linken. Das sind nichts weiter als verblendete Erfüllungsgehilfen der amerikanischen Globalisierungsstrategie – Knechte des Primats der Ökonomie über jede Form des Lebens ...

„Links“ ist heute eine Gemengelage aus unverdautem Halbwissen, unklaren Gefühlen, Modediktat und verbiestertem Moralismus.

Das was heute unter Linkssein subsumiert und beworben wird, hat im Grunde genommen fast nichts mehr mit den Ursprüngen der europäischen und deutschen Arbeiterbewegung zu tun. Das Grundanliegen wurde pervertiert und so ist die Politik der ungezügelten Zuwanderung in vor allen anderen gegen die arbeitenden Menschen hierzulande gerichtet.

Wolfsjagd

20. September 2016 12:23

@GG Danke für ihre erhellenden Hinweise, ich erlaube mir ein
paar persönliche Anmerkungen.

Zu „Pawka“ bzw. „dem Stahl“:
Die meisten der Pubertierenden meines Alters haben ja nicht nur
die hehren Worte der Einleitung gelesen, sondern auch den Rest
des Romans -- das fast rauschhaft selbstzerstörerische Leben
eines jungen Mannes, der keine vierzig Jahre alt geworden ist.
Und viele (ich damals leider nicht) haben das durchaus als Hohn
aufgefasst, dieser hehre Spruch in der Einleitung und dieses
kurze Leben in Blut und Dreck (und das in einer DDR, die in
Teilen nie aus dem Zustand eines Nachkriegsprovisoriums
herauskam). Und den meisten war schon recht klar, wer im
späteren Leben für das hehre Geträller und wer für das Leben im
Dreck vorgesehen war.

Um es kurz zu machen, zur Initiation der Wenigen gehörte auch
die Abstumpfung von vielen.

Nichtdestotrotz war m.M.n. die DDR eben nicht nur eine Folge
von „Links“, sondern auch Produkt eines verlorenen Krieges.
Vielleicht muss man den Kommunisten zugute halten, dass die
obigen Rituale auch dem Wunsch folgten, sich die traurige
Realität schönzusaufen, von allen Siegern der Geschichte
verarscht dafür verantwortlich zu sein, 17Mio Menschen irgendwie
über den Winter bringen zu müssen (und sei es als verlängerte
Werkbank von Ikea und Quelle).

Noch einmal vielleicht und mit Verlaub: Vielleicht wäre die
Entwicklung der letzten Jahrzehnte zumindest innerhalb der
„Ostzone“ entspannter verlaufen, und wäre den Kommunisten
ein wenig von ihrem paranoiden Eifer genommen worden, wenn die
Konservativen des anderen deutschen Landes irgendwann die Größe
gehabt hätten, mit der Anerkennung der DDR und der
Nachkriegsordnung als Resultat eines verlorenen Krieges auch den
verlorenen Krieg selbst zur Kenntnis zu nehmen (Hallstein-Doktrin etc.).

Was die heutigen Folgen der von Ihnen benannten Initiationsriten
angeht: Hinzu kommt, insbesondere bei den FührungskräftInnen der
Linken, neben der seelisch-geistigen Schäbigkeit der etablierten
Westlinken auch die Erfindung der „Genossin“ (auch das schon
bei „Pawka“ und Genossen), der „Genossin“ Pionierleiterin sowie
der zugehörigen „Söhne“, ohne die es m.E. so etwas wie Frau Kipping
oder Frau Nagel m.M.n. nicht gäbe. (Bei den „Söhnen“ letzterer
kommt noch die massive sexuelle Deklassierung durch den real
existierenden Volksbildungsfeminismus dazu).

Desprecio

20. September 2016 12:45

@ "Michael Schlenger" / 20. Sept. 2016 / 0:52

"Niemand hierzulande wird mit glühenden Eisen gezwungen, irgend-
etwas zu tun, was den Amis gerade in den Kram passt, wenn er es
nicht gern zu tun bereit ist, um seiner krankhaften Herrschaftsgier
genüge zu tun."

Dies würde ich so nicht unterschreiben. Die Geschichte der letzten
150 Jahre hat gezeigt, wozu die Amis (um bei Ihrer Wortwahl zu
bleiben) willens und in der Lage sind, wenn es darum geht, ihre
Vorstellungen, ihre Politik gegen die (Lebens-)Interessen sowohl
ihrer Partner und "Freunde" als auch die ihrer Feinde durchzusetzen.

Ich weise in diesem Forum nicht zu ersten Male beispielhaft auf das
Buch von John V. Denson mit dem Titel "Sie sagten Frieden und
meinten Krieg. Die US-Präsidenten Lincoln, Wilson und Roosevelt"
(deutsche Übersetzung aus dem Jahre 2013) hin.
Die "Leistungen" der nachfolgenden US-Präsidenten von Eisenhower
bis heute durften viele von uns selbst noch miterleben und bewun-
dern.

Das was es mit der sogenannten "Kanzlerakte" auf sich hat, ist wohl
nur den wenigsten BRD-Bürgern bekannt (um Fragen vorzubeugen:
auch mir nicht). Zeitweise sickert etwas durch, meist sind es wohl
Spekulationen. Daß sie existiert, hat jedoch wohl nicht nur der ver-
storbene, ehemalige Vertraute Willy Brandts, Egon Bahr, preisgege-
ben.

Die darin enthaltenen Bedingungen dürften mit Sicherheit an knall-
harte Sanktionen für unsere "Regierenden" und das deutsche Rest-
volk verknüpft gewesen sein. Oder, warum glaubt man, daß von
Adenauer bis Merkel bisher es noch keiner ernsthaft gewagt hat,
Politik für deutsche statt für US-amerikanische Interessen zu ma-
chen oder es wenigstens zu versuchen ?

Herr Schlenger, Sie schreiben u.a.: "Auf höchster Ebene politische agierende Figuren sind m.E. latent pathologische Fälle, die auf eine
dauerhafte Machtausübung aus sind."

Gerade, was das derzeitige Personal der BRD-Regierung angeht,
werden Ihnen hier nicht wenige Foristen (und nicht nur die) zustim-
men.
Dies schließt es aber gerade nicht aus, daß sich unsere "Freunde"
jenseits des Atlantiks diese "latent pathologischen Fälle" langfristig
aufgebaut und an die Schalthebel der Macht dieser BRD geführt ha-
ben.
Diese machtversessenen, "verblendeten Erfüllungsgehilfen amerika-
nischer Globalisierungsstrategie" sind sich der Protektion ihrer Auf-
traggeber schon so sicher, daß sie möglicherweise sogar ohne direk-
te Order, quasi in vorauseilenden Gehorsam, ihr zerstörerisches
Werk verrichten und zu Ziele führen.

In wohlverstandener imperialistischer US-Manier hat man ihnen sicher
cher auch vor Augen geführt, was mit ihnen und dem deutschen Rest-
volk geschieht, wenn diese nicht mehr bereit sein sollten, weiterhin
die Rolle des Kriegsverlierers und US-Vasallen auszufüllen.

Unsere heutige Position in der Weltgeschichte (rein ökonomisch be-
trachtet) verdankt die BRD doch nur ihrem nie offen ausgesproche-
nen Einverständnis, bei einer in der Nachkriegszeit, während des
"Kalten Krieges" drohenden Auseinandersetzung zwischen den Welt-
mächten USA und UDSSR bereitwillig unser Restland als Kriegsschau-
platz, als Land der verbrannten Erde, zur Verfügung zu stellen.

Wieviele der heutigen BRD-Bewohner (nicht nur der Bio-Deutschen)
haben von diesen Dingen auch nur eine periphere Ahnung in all ihrem
USA-Begeisterungs-Wahn ?

Andreas Walter

20. September 2016 13:01

Denn wirklich viele können es nicht sein (unter other schauen):

https://en.wikipedia.org/wiki/Ethnic_minorities_in_Poland

Zulus (92), African-Americans (80), und eine unbestimmte, jedoch unter 229 Personen liegende Anzahl von Afrikanern (laut Zensus 2002).

Also geht es tatsächlich Unilever nicht um die Zielgruppe, sondern um etwas anderes. Wem gehört also Unilever oder wer leitet es, wer hat dort das Sagen? Er hier vielleicht? Immerhin auch ein tatkräftiger Unterstützer der VN:

https://en.wikipedia.org/wiki/Paul_Polman

Klein ist sie, die Welt der "Schönen" und (Einfluss)Reichen, und da schliesst sich wieder der Kreis.

Valjean72

20. September 2016 13:12

@Meier Pirmin:

Mit der Angst vor Rotrotgrün wird man in den nächsten 12 Monaten die Unionsparteien zu retten versuchen. Diese werden der CSU und indirekt auch der AfD einige Zugeständnisse machen, ...

Das ist ein sehr interessanter Gedankengang und auch überzeugend, wie ich finde.

Die Angst vor Rotrotgrün und die Schuld, die man hierfür der AFD anlasten würde können, scheint tatsächlich die einzig verbliebene Trumpfkarte zu sein, welche die Merkel'sche CDU für die kommende Bundestagswahl noch in den Händen hält.

Sollte dem so sein, dann passt das Berliner Wahlergebnis wunderbar zu solchen (angenommenen) Überlegungen der CDU-Strategen.

Meier Pirmin

20. September 2016 13:43

Das Problem von Kay Nerstheimer scheint zu sein, dass man sich auf Facebook gründlich blamieren kann. Es handelt sich um Lektionen, die politische Anfänger wohl unbedingt gelernt haben sollten. Das ist bleibt aber mit "thanks bomber Harris" in keiner Weise vergleichbar. Dort manifestiert sich exemplarisch ein von Lutz Meyer angesprochener Haltungsdefekt.

Trouver

20. September 2016 15:54

Das was es mit der sogenannten „Kanzlerakte“ auf sich hat, ist wohl
nur den wenigsten BRD-Bürgern bekannt (um Fragen vorzubeugen:
auch mir nicht). Zeitweise sickert etwas durch, meist sind es wohl
Spekulationen. Daß sie existiert, hat jedoch wohl nicht nur der ver-
storbene, ehemalige Vertraute Willy Brandts, Egon Bahr, preisgege-
ben.

warum wurde es dann durch ggn-über USA feindliche DDR- oder UdSSR-Propaganda nicht aufgegriffen und thematisiert?

Trouver

20. September 2016 15:58

In wohlverstandener imperialistischer US-Manier hat man ihnen sicher
cher auch vor Augen geführt, was mit ihnen und dem deutschen Rest-
volk geschieht, wenn diese nicht mehr bereit sein sollten, weiterhin
die Rolle des Kriegsverlierers und US-Vasallen auszufüllen.

Dem Deutschen Volke Passiert ein NICHTS, wenn es sich mit Nuklearwaffen eindeckt und die Neutralität ausruft.

Sollte es eigentlich schon 1914. tun, naja, aus den Fehlern lernt mancher immer noch.

Meier Pirmin

20. September 2016 16:46

@Valjean. Sie haben verstanden, dass man hier zu analysieren versuchen sollte. @Nero. Gilt auch für den "Giftschrank". Es geht um Reste von Wahrheiten, denen man sich angeblich nicht annehmen darf, weil sie aus dem falschen Lager kommen. Es gibt keine politische Richtung, die nicht irgendwas noch richtig gesehen hätte. Nero, ich hoffe Sie kennen den Giftsatz aus der 4. Kärntner Defension von 1538, Paracelsus, dass "die Dosis macht's, dass ein Ding kein Gift ist." Es geht nicht um die Illusion, sondern um das, was vor der Verirrung in die Illusion noch richtig gesehen worden ist. Und beim Gift trägt die homöopathisch richtige Dosis vielleicht zur Heilung bei, man muss es nur glauben.

Während allenthalben in der Bundesrepublik erörtert wurde, wie extremistisch Nerstheimer mit seiner läppischen Facebookspur sei und mit seinem verketzerten Antiislamismus, kam bei den Berliner Piraten zu ihrem Untergang ein fürcherlicher filmreifer mörderischer Abgrund zum Vorschein. Die linksextremistische Abgeordnete Anna mit ihrem Bomber "Harris" kam auch von den Piraten. Für den Macho Brunner war aber die Feministin wohl nicht verantwortlich. Brunner wäre gewählt worden, hätte es für die Piraten gereicht. Es wäre wohl für AfD-Parlamentarier kein Luxus, in institutionalisierte staatspolitische Bildung zu investieren, würde einem das nicht gleich wieder als Extremismus ausgelegt.

Exmeyer

20. September 2016 16:55

Danach sollte es bezüglich der Existenz der Kanzlerakte keine Fragen mehr geben: https://www.zeit.de/2009/21/D-Souveraenitaet/komplettansicht . Die Originalzeitung habe ich noch im Besitz.

General Komossa:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerd-Helmut_Komossa
https://ru.wikipedia.org/wiki/Комосса,_Герд-Хельмут
https://www.rt.com/usa/germany-us-pact-komossa-978/

Zu faul, mal zehn Sekunden in die Suche zu investieren.

Willkommenskulturlos

20. September 2016 17:01

Vervollständigung von
Willkommenskulturlos
Dienstag, 20. September 2016, 1:42

BEI DEN BUNTEN GEHT ES NICHT UM DIE WAHRHEITSSUCHE, SONDERN UM IHREN KOMFORTZUSTAND.

Als Degeneraten haben die Bunten einen mentalen Defekt (Realitätsverweigerung, insbesondere die Ignorierung der Gefahren), der ihnen erlaubt, in einem emotionalen Komfortzustand (ich bin Guter und anderen moralisch überlegen) zu verweilen.

Kommt jemand mit rationalen Argumenten, die diesen Komfortzustand stören, wird er mit allen Mitteln abgewehrt (von Ignorierung bis Hysterie / Aggression).

Es geht also um defekte Biologie und ihre Folgen, deshalb ist es ABSOLUT UNMÖGLICH DIE BUNTEN ZU ÜBERZEUGEN.
Die bunten Degeneraten erkennt man durch eine heftige, emotionale, ablehnende Reaktion schon bei trockenen Fakten / Fragen, die ihrem Weltbild widersprechen.

Man kann aber viel Spaß haben, wenn man die Bunten ärgert (einfach beharrlich Fakten benennen und Fragen stellen).
Besonderes lustig wird es, wenn man das aus der linken Sicht tut, z.B.
„die Aufnahme von „Flüchtlingen“ ist der Raub der Humanressourcen der 3.Welt und somit Neokolonialismus / Neoimperialismus“.
Dabei immer auf Sicherheitsabstand achten!

Gustav Grambauer

20. September 2016 17:08

Wolfsjagd

Na, jetzt haben wir mindestens fünf Themenstränge ...

Der letzte FDJ-Chef, der übrigens mit vollem Eifer bei der Geflüchtetenwillkommensheißung dabei ist, hat das Buch "Wie der Stahl gehärtet wurde" noch einmal aus seiner heutigen Sicht durchgenommen, mit niederschmetterndem Ergebnis:

https://www.eaurich.de/Dokumente/suche_ideale.pdf

Zur Nachkriegssituation: die Rechte, Alte und Neue, hat sich zum Verhängnis für den Lauf der Entwicklung über Jahrzehnte von der Totalitarismusdoktrin blenden lassen. Löwenthal und Baring haben hier verheerender gewirkt als jeder Cohn-Bendit oder Fischer. Hinzu kommt die - direkt oder indirekt - romanisch geprägte Überheblichkeit gegenüber dem "slawischen (heute: "dunkeldeutschen") Untermenschen".

Zur Slawisierung gleich hinter Elbe und Werra hatte ich neulich etwas geschrieben, was aber so spät freigeschaltet wurde, daß es wahrscheinlich niemand mehr gelesen hat:

https://www.sezession.de/55642/deutschland-als-willensnation.html#comment-325432

Das dort verknüpfte Interview mit Prof. Prokop, ich hatte vorher schon mal darauf hingewiesen, gehört zu den kostbarsten Schätzen, die ich zur deutschen Nachkriegsgeschichte je gefunden habe. Wenn Ihre Zeit zu knapp ist, nehmen Sie bitte den Einleitungstext, der es allein schon in sich hat, als meine Erwiderung auf Ihre Gedanken.

Die sexuelle Verflachung und Verhärtung, dabei die "Verkumpelung" der Frauen, die es in dem Maße nur in der DDR und sonst in keinem anderen Ostblock-Land gab, wäre mal ein eigenes Thema wert. Stoff für Frau Kositza ...

- G. G.

Exmeyer

20. September 2016 17:14

Anmerkung:

Daß die BRD nicht als souveränes Gebilde gestartet ist, sondern sich eine gewisse Selbständigkeit formell erst 1955, also etwa sechs Jahre nach Grundgesetzverabschiedung, gebildet hat, sollte primitivste Allgemeinbildung auf Hauptschulniveau sein. Daß aus einer Nichtsouveränitität eine Souveränität nicht durch ein Nichts heraus entsteht, ist Grundschulmathematik. Daß die Wiederbewaffnung erst nach den Pariser Verträgen erfolgte, sollte ebenfalls dem Hauptschüler klar sein. Daß darin also nicht der Souveräntitätsgrund zu erblicken ist, ist somit schon zeitlich eindeutig.

Die Geschichte der Bundeswehr, als in NATO-Strukturen, ohne eigene nationale strategische Führung, steht - bis hjeute! - exemplarisch für die Nichtsouveränität.

Noch deutlicher wird es, wenn man sich die Geschichte des BND genauer anschaut.

Ja, eine Kanzlerakte alleine, macht noch keinen Kolonialstatus aus. Aber um die lange amerikanische Leine abzuschütteln, bedarf es eben mehr, als die BRD erreicht hat. Von Deutschalnd aus werden Drohnen mit Kriegsbeteiligung gestartet und geführt. Das macht die BRD völkerrecxhtzlich zu eibnem Kriegteilnehmer. Von irgendwelchen diplomatischen Konsultationen diesbezüglich habe ich bislang nichts mitbekommen. Das machen die einfach. Ich will den Bundeskanzler sehen, der dies verhindern will.

Politik ist Polkitik. Das hat mit "antiamerikanisch" nichts tun. Oder andersherum: Ich bin so antiamerikanisch wie die Römer antikarthagisch und umgekehrt.

Antiamerikanisch?: https://www.youtube.com/watch?v=qAiPsZRZNOI

Trouver

20. September 2016 17:19

@Exmeyer

Da musste er sich belehren lassen, dass Konrad Adenauer diese Briefe unterschrieben hatte und danach Ludwig Erhard und danach Kurt Georg Kiesinger .

Und?

Um nicht in Pirincci-Ausdrucksweise zu brechen, warum hat er sich "belehren lassen"? Nicht etwa darum, weil er selbst ein überzeugter Roter war, also, Erzfeind des deutschen Patriotismus?

Und was käme denn, hätte er nict unterschrieben?

Klaus Peter

20. September 2016 17:51

@kiki
Ja, es wäre schön, wenn man russisch könnte um unverklemmte und unverschwurbelte Arbeiten zum Thema «Katastrophengeschichte der letzten 300/500/1000 Jahre» zu lesen.
Leopold Schwarzschild: «Der rote Preusse, Leben und Legende von Karl Marx» ist eine gute Einführung ins Thema in deutscher Sprache!

Eveline

20. September 2016 18:10

Ich meine, zukünftig sollten die Wahlkampfreden der Politiker nur noch im Gewand einer Burka vorgetragen werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Burka

Die rhetorisch eingeübten und nonverbalen Ablenkungen fallen dann weg, der Politiker hat nur noch die Sprache und das Volk das Ohr.

Das kann ich mir sehr erhellend vorstellen.

Exmeyer

20. September 2016 18:55

Ach, und was kommt, wenn man nicht unterschreibt u.ä.: Rowedder, Barschel, Herrhausen, Buback und ich wette Möllemann und Haider. Diese Frage war noch zu beantworten. Und vor eigenen Staats- und Regierungschefs machen die auch nicht halt.

Die BRD ist nunmal auf einer Niederlage aufgebaut. Und die Niederlage gründet wohl bereits schon zu großen Teilen auf Verrat.

politik ist nicht Redenhalten und Papier schwarz machen, sondern Machtbasis erweitern. Und das hat niemand ernsthaft versucht. Wohl kaum ein Zufall. Und Adenauer am wenigsten.

@ Trouver. Was nicht funktioniert: Erst bestreiten und dann nachziehen, es wäre dann doch bedeutungslos. Zumindest bei mir nicht.

Wenn Sie, wie ich, der Ansicht sind, "da oben" könnte man sich jeden Tag anders entscheiden, mit Verstand und jeder Menge Eiern, die Mann dann bräuchte, dann gibt es keinen relevanten Unterschied.
Statt dessen behaupte ich, daß man die BRD dadurch an der Leine führen kann, daß das Personal ebenso geführt wird. Da hat jeder eine Leiche im Keller. Adenauer, Brandt, Schmidt, Strauß, Erika @ Co. Einstellungsvoraussetzung. Kanzlerakte ist eher so eine Leiche, als selbst bedeutsam.

Rumpelstilzchen

20. September 2016 18:58

Geht ja chaotisch zu in diesem Strang. Alle quasseln durcheinander.
Den Klassenvorstand scheint es nicht zu stören. Wird alles ausdiskutiert.
Wie im Sowi-Unterricht nach der Oberstufenreform ( im Westen) .
Die Ostschüler sind aber auch harte Knochen. Traumatisiert von diesem Pawka. Von dem habe ich noch nie gehört.
Mir raucht die Birne. Das mit der "Verkumpelung" der Frau wird mir noch eine Weile nachgehen...(Frau Nagel trug letzt auf einem Foto gar Ohrgehänge...erste Ansätze einer Verweiblichung ?)
Auch den Oberlehrer aus der Schweiz scheint die chaotische Diskussion nicht zu stören. Sei' s drum.
Ich warte auf ein erlösendes Donnerwort !

Rumpelstilzchen

20. September 2016 19:07

Frau Nagel hat sich fesch gemacht für' s Oktoberfest in Dresden:
https://mopo24.de/nachrichten/dresden-gewalt-plakate-an-linken-bueros-einheitsfeier-zum-desaster-machen-164319

Willkommenskulturlos

20. September 2016 21:03

@Meier Pirmin
Dienstag, 20. September 2016, 7:04

@Willkommenskulturlos. Was Sie hoffen, betreffend Arbeitnehmer, müsste, wenn schon, noch erarbeitet werden…

https://www.n-tv.de/politik/Etwas-wie-Trump-hat-es-noch-nie-gegeben-article18656221.html
Noam Chomsky, einer der bedeutendsten US-Intellektuellen der Gegenwart, sieht in einer jahrzehntelangen Missachtung der Arbeiterklasse einen Hauptgrund für das Erstarken Donald Trumps. "Die Trump-Unterstützer sind nicht die Armen. Die meisten stammen aus der weißen Arbeiterklasse und wurden in der Periode des Neoliberalismus beiseite geworfen. Jetzt sind diese Menschen verbittert und nachtragend", sagte der Philosoph im Interview in Cambridge.

Die USA hätten sich wegentwickelt von einer Demokratie, hin zu einer Plutokratie mit demokratischen Anhängseln, meint Chomsky. "Drei Viertel der Gesellschaft sind schlicht unterrepräsentiert."

In den USA hält Chomsky eine tiefe Veränderung des politischen Systems für möglich. Auch eine neue Partei sei prinzipiell denkbar. Mit einer attraktiven, streitbaren Arbeiterbewegung wie es sie in den 30er Jahren gab, wäre es sogar denkbar, dass sich Sanders-Unterstützer mit denen Trumps zusammenschließen, so der emeritierte Professor. "Sie sind auf viele Weise unterschiedlich, teilen aber im Kern dieselbe Wut über den Angriff auf die weiße Arbeiterklasse und auf die Armen. Das könnte der Anfang von etwas ganz Neuem sein."

Valjean72

20. September 2016 21:13

Gustav Grambauer schrieb:

Die „ausgleichende Symmetrie“ hatte das deutsche Volk in Jahrtausenden zuvor nicht gebraucht gehabt. Wer in seiner Mitte ruht, ein Haus, dessen Statik stimmt, braucht keine rechten und linken Manipulationen wie an einem Kartenhaus.

Bei mir ist in den letzten Monaten der Gedanke gereift, dass die europäischen Völker - und hierbei allen voran die Deutschen - wieder ihre Mitte finden und zu Ruhe und Besinnung kommen müssen. Das ist zumindest ein anzustrebendes Ideal.

Allein, es verhält sich so, dass gerade durch die zunehmend stärker wahrnehmbare antagonistische Aufspaltung, eben jene Kräfte obsiegen, die diese Aufspaltung aktiv vorantreiben, um ihre Agenda durchzudrücken. Teile und herrsche in R(h)einkultur.

(Woher bekommt beispielsweise die Antifa ihre Mittel und woher all diese Welcome-Refugees-NGO´s?)

Fenek schrieb:

Das die Linke diesen Widerspruch solange überlebt hat, deutet darauf hin, daß sie -jenseits der utopischen Verheißungen- eine wichtige Funktion erfüllt hat (und erfüllt): die Zerstörung der gewachsenen Strukturen (Volk, Nation, Familie, Religion etc.). Ein besserer Rammbock ließ sich jahrhundertelang schwerlich finden, …

Und wenn man diese Linke nicht dereinst gefunden hätte, man hätte sie glatt erfinden, erschaffen müssen.

Marodeur schrieb:

Es ist ja geradezu grotesk, dass nach den letzten Wahlen ultralinke Koalitionen wie Pilze aus dem Boden schießen. Vielleicht stehen wir ja dem Volkstod nicht nur im Wege, wie Sie es schreiben. Vielleicht spielen wir gerade die entscheidende Rolle für dessen Vollendung?

Das ist nun ein essentieller Punkt. Einerseits bringt die zunehmende Spaltung der Gesellschaft gegenwärtig einen enormen Zulauf in Form von Wählerstimmen und Multiplikatoren für die AFD, andererseits werden die gesellschaftlichen Gegensätze vertieft und die Fronten verhärtet. An der Realpolitik ändert sich bisher nichts, von Lippenbekenntnissen einiger CSU-Politiker abgesehen.

Die Zielsetzung sollte meines Erachtens daher sein, diese Gegensätze zu überwinden – zumindest es zu versuchen, selbst wenn es einem ein unmenschliches Maß an Geduld abverlangt - und die Mehrheit des Volkes, d.h. insbesondere auch die integren Linken, für den Einsatz gegen den „Großen Austausch“ zu gewinnen.

Hajo Blaschke schrieb:

Diese sog. Große Sozialistische Oktoberrevloution in Russland, die man von der von Kerenski (linker Sozi) initiierten Februarrevolution nicht isoliert betrachten darf, wurde in der Hauptsache von Revolutionären besorgt, die die letzen Jahre vor ihrer revolutionären Tätigkeit im Ausland lebten. Wovon lebten sie, wer hat sie finnanziert? Russland bot sich als Experimentierfeld für diese „Revolution“ an, da die damaligen Weltherrscher, das Britische Imperium, Russland genau wie Deutschland zur Zerstörung freigegeben hatten.

Hier werden wohl die allermeisten abwiegeln und schlicht und kurz „Verschwörungstheorie“ entgegnen.

Dabei ist dies ein Kristallisationspunkt, von solch entscheidender Bedeutung bis zum heutigen Tage, dass es sich meines Erachtens lohnt, dieses historische Ereignis mal von neuem und unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten. Dies gilt selbstverständlich ebenso für die Französische Revolution.

Paule

20. September 2016 21:43

Hallo an Alle.

Die Einleitung zu meiner Post habe ich wieder gestrichen.

Bleibt die Fragen: Ist es wichtig ob es Linke oder Rechte gibt? Konservative? Politiker?
Nein!
Kommt es darauf an das mein Volk lebt und gedeiht?
Ja! Denn es ist meines! Mein Blut, meine Pflicht, meine Verantwortung, meine Zukunft!
Dieses über meinen Tod hinaus und lange bevor ich geboren ward.
Der Prüfstein für Gegner oder Partner ist doch einfach für oder gegen mein Volk!

Was gibt es sonst noch zu sagen?

Gruß Paule

Meier Pirmin

20. September 2016 22:34

Peter Glotz - endlich ein wegweisender guter Sozialist?

@Westpreusse. Ihr Respekt vor Peter Glotz ehrt Sie und Sie sehen richtig, dass Sie diesen bedeutenden Mann nicht mit den von Lutz Meyer beschriebenen und standardisierten Linken der Verachtung preisgeben können. Ihr guter Gesamteindruck ist biographisch bestimmt. Er war ein Vertriebener. Selber würdigte ich Glotz in www.portal-der-erinnerung.de sinngemäss als den klügsten deutschen Sozialisten seiner Zeit. Er war auch als Professor in St. Gallen hoch angesehen. Weil ich mich nun aber schon immer für die deutsche Rechte interessiert habe, las ich 1992, sozusagen zur endgültigen Meinungsbildung über die Europäische Union, zu welchem Thema damals in der Schweiz eine Jahrhundertabstimmung bevorstand, das ein Jahr zuvor erschienene Buch von Glotz "Die deutsche Rechte", seine, wie er es bekannte, "Absage an den Nationalstaat".

Vordergründig war es eine Absage an Franz Schönhuber, hintergründig, wie er selber sagte, an Helmut Kohl. Glotz glaubte damals wie kein zweiter an die Führungsrolle Deutschlands in der Europäischen Union, und zwar, nach seiner Überzeugung, auf langfristiger sozialdemokratischer Basis. Er ging noch weiter: Er sah diese Vorrangstellung als "eine einzige Dienstleistung Deutschlands an den anderen Völkern und der Völkergemeinschaft", also endlich eine gutgemeinte Dominanz Deutschlands, sozusagen als Wiedergutmachung zu früheren, noch nicht allgemein geschätzten "Dienstleistungen" nicht ganz dieser Art.

Wie kein zweiter SPD-Politiker war Glotz der Meinung, dass, wenn die Bedeutung der NATO abnehme, die Europäische Union sich mit "Waffen für den Frieden" engagieren müsse. Gegen diesen sozialdemokratischen Imperialismus konnten in der knapp verlaufenen Volksabstimmung über die Beteiligung der Schweiz am europäischen Wirtschaftsraum, de facto ein Kolonialvertrag ohne Mitbestimmung, Zitate von Glotz über die führende Rolle Deutschlands in einem sozialdemokratischen Europa als bekömmliche Munition für die Nein-Propaganda verwendet werden. Auch deutschfreundiche Schweizer zitierten den grundsätzlich angesehenen und ernst zu nehmenden Glotz, weil für Abstimmungen gegen die Europäische Union der Hinweis auf eine deutsche Vormacht Stimmen generiert. Das war auch beim Brexit so.

Glotz war aber im guten Glauben, dass Deutschland mit Verzicht auf den Nationalstaat in Europa dominierender werden könne. In seinem Buch gegen den Nationalstaat kritisierte er Kohl, rühmte aber Heiner Geissler und sah in ihm, dem Weihwassersozialisten, trotz der Ausbootung durch Kohl, den Garanten einer zukunftsorientierten Christlichdemokratischen Union. Dies fiel mir erst damals auf, weil ich in Geissler früher in dem Ausmass, da er von Heinrich Böll kritisiert wurde, einen sogenannt wertkonservativen Politiker gesehen hatte. Glotz könnte als ein Vorgänger der Politik von Merkel gesehen werden, hätte er nicht, wie Helmut Schmidt, auf einen vergleichsweise langsamen Rhythmus der Zuwanderung Wert gelegt, weil schnelle Zuwanderung, wie Wien Ende des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Juden gezeigt habe, Antisemitismus beziehungsweise Fremdenfeindlichkeit fördere.

Die Europavorstellung von Glotz beruhte auf der Win-Win-Situation des Vorranges Deutschlands als Exportweltmeister in einem Grosseuropa und faktische Vormacht. Es waren, obwohl er vorübergehend recht bekam, langfristig Illusionen. Dabei bewegte mich der Tod von Glotz. Wer ihn einmal reden gehört hatte, hielt ihn für einen bedeutenden Mann von hoher Bildung.

Der sogenannte Glaube an Europa, das lange, aber nicht von Glotz, mit dem Abendland verwechselt wurde, gehört zu den Schwerpunktillusionen der Zeit von etwa 1946 bis nach der Jahrtausendwende. Die Falschheit dieses Glaubens muss nicht mit dem Glauben an den von Glotz verabschiedeten Nationalstaat kompensiert werden. Es würde genügen, wenn wieder im klassischen Sinn Grenzen so installiert werden, dass jeder, der kommt, sie respektieren muss. So formulierte es noch vor der Jahrtausendwende der in Berlin lebende Schriftsteller Thomas Hürlimann.

Hazmat Modine

20. September 2016 22:57

Soldaten in einem Krieg, den keiner erklärt hat ...

hildesvin

20. September 2016 23:17

Zur "Kanzlerakte" erlaube ich mir, einen Artikel von Dr.Claus Nordbruch einzubringen, der zuletzt m.W. im März 2011 bei Manfred Kleine-Hartlage veröffentlicht wurde.
Dennoch traue ich denen, für den angenommenen, aber sehr unwahrscheinlichen Fall, daß wir ernsthaft aufmucken würden, wirklich ALLES zu.
Die Polen haben sich um die 130 Jahre unter Fremdherrschaft gehalten, und wieder reorganisiert (nicht so ganz von sich allein, und auch mit unfeinen Ergebnissen). Die geachtetsten Indianerstämme leben in Reservaten und nähren sich unredlich von Pauwau für Touristen und vom Glücksspiel. Ähnliches scheint für uns aber, nach deren Äußerungen, nicht vorgesehen zu sein - lassen wir Major von Schill erst einmal beiseite...

Meier Pirmin

20. September 2016 23:32

@Monika. Sie wissen selber, dass Kaltenbrunner, der auf einen Telefonanschluss verzichtete, auch 2010 über keinen Computer verfügen wollte, weder Rundfunkgerät, Fernsehen, Auto noch Türklingel hatte, nur per Zufall erreicht werden konnte im Oelmättle von Kandern, wenn man sich nicht langfristig schriftlich anmeldete. Sie unterstellen offenbar, ich hätte mich mit ihm über Wähleranteile, Politik und dergleichen unterhalten wollen oder ihn gar belehren. Dabei war er der einzige Gelehrte Deutschlands, der die 18 Bände der Gesamtausgabe von Franz von Baader im Geiste stets präsent hatte, erst noch als bester Kenner und Herausgeber von dessen erotischer Philosophie. Der eigentliche ganz grosse Schwerpunkt Kaltenbrunners war die Mystik. Sein Buch über Dionysios Areopagita habe ich schon mehrfach an vertrauenswürdigste vertraute Gelehrte verschenkt und selber mehrmals gelesen. Unglaublich fühlte ich mich von Kaltenbrunner, den ich immer wieder rezensierte, auch als Leser verstanden. Gedichte verstand er wie kein zweiter und er verstand einem auch über Gedichte. Diese Art Austausch, das ist klar, findet nicht hier über Sezession statt. Natürlich war er hochpolitisch. An der Zerrissenheit Deutschlands scheint er physisch gelitten zu haben. Es hätte keinen deutschen Literaturpreis gegeben, den er nicht verdient hätte.

Lutz Meyer

21. September 2016 01:40

LUTZ MEYER: So, der Stöpsel wird gezogen - Badeschluss!
Gruß und Dank alle!

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