Die 4. Generation der Menschenrechte: Prostitution, Abtreibung, Grenzöffnung

Die Ideologie der Menschenrechte hat sich in mehreren Schüben entwickelt.

Gegen­wär­tig bil­det sich im Rah­men von Initia­ti­ven Amnes­ty Inter­na­tio­nals und ande­rer Akteu­re eine vier­te Gene­ra­ti­on der Men­schen­rech­te her­aus, in deren Zusam­men­hang unter ande­rem ein uni­ver­sel­ler und unver­äu­ßer­li­cher Anspruch des Men­schen auf Pro­sti­tu­ti­on, Abtrei­bung und offe­ne Gren­zen behaup­tet wird.

Die­se Ent­wick­lung, die auch man­che Ver­tre­ter der Ideo­lo­gie mitt­ler­wei­le zu beun­ru­hi­gen scheint, bestä­tigt kon­ser­va­ti­ve Kri­tik, die seit der Schaf­fung die­ser Ideo­lo­gie gegen sie vor­ge­bracht wird.

Die ers­te Gene­ra­ti­on der Men­schen­rech­te beweg­te sich noch rela­tiv nahe am kon­ser­va­ti­ven Kon­zept des Natur­rechts und ent­hielt etwa die Vor­stel­lung eines Rechts auf Leben oder eines Rechts auf Schutz der Fami­lie. Das Kon­zept des Natur­rechts geht im Wesent­li­chen auf Tho­mas von Aquin zurück, betrach­tet den Men­schen als Teil einer gött­li­chen Schöp­fung und nimmt an, daß aus die­ser mora­li­sche Schluß­fol­ge­run­gen über im Men­schen ange­leg­te, jen­seits von ihm lie­gen­de Zie­le und die Vor­aus­set­zun­gen eines dar­an gemes­sen gelun­ge­nen Lebens und einer dem för­der­li­chen poli­ti­schen Ord­nung gezo­gen wer­den können.

Der staat­li­che Schutz von Ehe und Fami­lie, das prin­zi­pi­el­le Ver­bot der Tötung unge­bo­re­ner Kin­der oder die nor­ma­ti­ve Ver­pflich­tung des Staa­tes zum Schutz der Iden­ti­tät des Staats­vol­kes etwa, die zumin­dest auf dem Papier auch in der Bun­des­re­pu­blik wei­ter­hin gel­ten, beru­hen auch auf dem Naturrecht.

Die ers­te Gene­ra­ti­on der Men­schen­rech­te teil­te die­se Inhal­te noch weit­ge­hend. Ihre im Geist der Auf­klä­rung argu­men­tie­ren­den Ver­tre­ter lehn­ten aber ihre als irra­tio­nal wahr­ge­nom­me­ne Begrün­dung ab und behaup­te­ten statt­des­sen, daß der Mensch sich sei­ne Zie­le selbst set­ze. Men­schen­rech­te sei­en im Gegen­satz zum Natur­recht ratio­nal und daher als über­le­gen zu betrach­ten, weil sie im Sin­ne der Idee des Gesell­schafts­ver­trags durch den Nut­zen für die Mehr­heit der Men­schen begründ­bar sei­en. Die­se Vor­stel­lung hat sich bis auf reak­tio­nä­re Tei­le der katho­li­schen Kir­che und eini­ge Den­ker der Rech­ten in west­li­chen Gesell­schaf­ten wei­test­ge­hend durchgesetzt.

Die kon­ser­va­ti­ve Kri­tik an die­ser Ideo­lo­gie warn­te jedoch schon früh davor, daß ihre Grund­la­ge frag­wür­dig sei. Auf­grund der Auf­ga­be von orga­nisch ent­wi­ckel­ter Tra­di­ti­on und dem Bezug auf Tran­szen­denz als Fun­da­ment wür­den gut­ge­mein­te Men­schen­rechts­vor­stel­lun­gen sich spä­tes­tens dann zum Bösen wen­den, wenn ihre Ratio­na­li­sie­rung durch Nut­zen­kal­kül ent­fie­le, sich die­ses Kal­kül wan­de­le oder wenn es nicht mehr durch das Gegen­ge­wicht tra­di­tio­nel­ler Ord­nung kon­trol­liert wer­de und sich vor ihm recht­fer­ti­gen müs­se. Die Ideo­lo­gie der Men­schen­rech­te wür­de auf lan­ge Sicht nicht in eine mensch­li­che­re Welt füh­ren, son­dern ins Chaos.

Nietz­sche stell­te im Zusam­men­hang mit der „Tötung Got­tes“, also dem Ver­such des Aus­schlu­ßes des Tran­szen­den­ten aus der moder­nen Gesell­schaft, die Fra­ge: “Was taten wir, als wir die­se Erde von ihrer Son­ne los­ket­te­ten? Wohin bewegt sie sich nun? […] Stür­zen wir nicht fort­wäh­rend? […] Kommt nicht immer­fort die Nacht und mehr Nacht?”

Die­se Fra­ge haben die Ver­tre­ter der Men­schen­rechts­ideo­lo­gie mit ihren neu­es­ten For­de­run­gen über­aus deut­lich bejaht. Eine grund­sätz­li­che­re Bestä­ti­gung kon­ser­va­ti­ver War­nun­gen als eine Ideo­lo­gie, wel­che die Tötung ihrer Kin­der, die Pro­sti­tu­ti­on ihrer Töch­ter und die Auf­lö­sung der ihr unter­wor­fe­nen Völ­ker nicht nur zum Aus­druck gesell­schaft­li­chen Fort­schritts, son­dern zu einem uni­ver­sel­len Anspruch erklärt, könn­te es vor­läu­fig kaum geben.

Die sich abzei­chen­de vier­te Gene­ra­ti­on der Men­schen­rech­te rich­tet sich dabei nicht nur gegen die Rest­be­stän­de tra­di­tio­nel­ler Ord­nung, son­dern vor allem auch gegen ihre ers­te Gene­ra­ti­on. Die Vor­stel­lung der Wür­de des Men­schen ist mit einem „Recht auf Pro­sti­tu­ti­on“ eben­so­we­nig ver­ein­bar wie es ein Recht auf Leben mit einem „Recht auf Abtrei­bung“ ist. Trotz des über­aus raschen und deut­li­chen Ver­falls die­ses sich gegen­wär­tig selbst abschaf­fen­den Kon­zepts ist das Ende der Ent­wick­lung aber wohl noch lan­ge nicht erreicht.

Die die­se Ent­wick­lung vor­an­trei­ben­den Kräf­te argu­men­tie­ren schließ­lich, daß man „gesell­schaft­li­che Rea­li­tä­ten“ aner­ken­nen müs­se, und daß die neu­en Men­schen­rech­te ein rea­lis­ti­scher und daher gebo­te­ner Ansatz zu deren Bewäl­ti­gung sei­en. Sie unter­schla­gen dabei jedoch, daß die­se Rea­li­tä­ten nicht zufäl­lig ent­stan­den sind, son­dern in vie­len Fäl­len das erwünsch­te Ergeb­nis vor­an­ge­gan­ge­ner pro­gres­si­ver Gesell­schafts­po­li­tik dar­stel­len. Die For­de­rung nach „Aner­ken­nung gesell­schaft­li­cher Rea­li­tä­ten“ ver­schlei­ert dabei die For­de­rung, die­se Ver­falls­er­schei­nun­gen zum neu­en mora­li­schen Maß­stab und zur Grund­la­ge für wei­te­re Auf­lö­sungs­an­stren­gun­gen zu machen. Eine Stu­fe des Nie­der­gangs bedingt dabei die nächs­te, und die lau­fen­de Wel­le der Auf­lö­sung wird zwei­fel­los noch obs­zö­ne­re For­men der nor­ma­ti­ven Aner­ken­nung noch üble­rer Rea­li­tä­ten nach sich ziehen.

Auch wenn die Ideo­lo­gie der Men­schen­rech­te ihre eige­nen Grund­la­gen zer­stört, bedeu­tet das jedoch nicht, daß sie zwangs­läu­fig ver­schwin­den muß. Die ihr fol­gen­den Staa­ten, Völ­ker und Men­schen wer­den die von ihr bewirk­ten Auf­lö­sungs- und Ver­falls­pro­zes­se zwar kaum über­le­ben, aber die Ideo­lo­gie hat sich wie ande­re Pro­duk­te der Moder­ne als sehr anpas­sungs­fä­hig erwie­sen. Nietz­sche und Hux­ley haben dies­be­züg­lich eine Welt letz­ter Men­schen im End­sta­di­um post­mo­der­ner Zivi­li­sa­ti­on beschrie­ben, deren Bewoh­ner sich als glück­lich wahr­neh­men, weil sie zu einem über sie selbst und und die Befrie­di­gung ihrer mate­ri­el­len Bedürf­nis­se hin­aus­rei­chen­den Gedan­ken nicht mehr fähig scheinen.

(Bild von Toon­pool)

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Kommentare (25)

Kein Konservativer

13. August 2015 17:04

Prostitution ist in der BRD schon seit ihrer Gründung legal und erwachsene Frauen dürfen selbstbestimmt darüber entscheiden, ob sie sich prostituieren wollen oder nicht. Die Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung und freie Berufswahl sind sogar grundgesetzlich garantiert.

Was ändert sich jetzt also durch das Amnesty-Papier? Wieso gefährdet die Ideologie der Menschenrechte jetzt irgendwelche Töchter? Und inwiefern erklärt sie die Prostitution zu einem universellen Anspruch? Was meinen Sie überhaupt damit?

Sind Sie dagegen, daß Ihre Töchter, sobald sie erwachsen sind, oder erwachsene Freuen generell, über ihr Leben und ihre Berufswahl selbst entscheiden dürfen?

Kositza: Cooler freudscher Versprecher, Frauen im Zshg. mit "Sexuellen Dienstleistungen" als "Freuen" zu schreiben. Daß Frauen an Prostitution "Spaß haben": Männerphantasien... Komischerweise hab ich gleich eine ziemlich exakte Vorstellung von jenen, die hier Prostitution als "Handel unter Gleichen" verstehen. Haben Sie denn Töchter? Wenigstens: Eine Frau?

Faber

13. August 2015 17:13

Sehr guter Artikel, Thomas Schmidt.

Leider verkünden selbst die von Ihnen so genannten "reaktionären Teile der katholischen Kirche" ein Recht des Menschen, Gott auszutauschen (Religionsfreiheit). Dass sie das als ein gottgegebenes Naturrecht ausgeben, macht die Sache nicht besser. Ein Gesetzgeber, dessen erstes Gesetz lautete: Sucht euch euren Gesetzgeber selbst aus, wäre eine Witzfigur und kein Gesetzgeber.

Dementsprechend wird die Sodomiesynode den Gott des neuen Pfingsten durch den von Walter Kasper austauschen:

„Der Gott, der als unveränderliches Wesen über der Welt und der Geschichte thront, stellt eine Herausforderung an den Menschen dar. Man muss ihn leugnen um des Menschen willen, weil er die Würde und Ehre, die an sich dem Menschen gebühren, für sich beansprucht. […] Gegen diesen Gott muss man sich aber nicht nur um des Menschen willen, sondern auch um Gottes willen wehren. Er ist gar nicht der wahre Gott, sondern ein kümmerlicher Götze. Denn ein Gott, der nur neben und über der Geschichte ist, der nicht selbst Geschichte ist, der ist ein endlicher Gott. Wenn man ein solches Wesen als Gott bezeichnet, dann muss man um des Absoluten willen A-theist werden. Ein solcher Gott entspricht einem starren Weltbild; er ist der Garant des Bestehenden und der Feind des Neuen.“
Aus: "Gott in der Geschichte, Aufsatz von Walter Kasper, erschienen in Gott heute, 15 Beiträge zur Gottesfrage von Norbert Kutschki, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz, 1967" (zitiert aus dem Netz)

Matthias Grund

13. August 2015 18:27

Sophie Elmenthaler von der Zeit hat den Vorstoß von AI heute offenherzig mit Erfordernissen des Marktes erklärt und gleichzeitig unterstützt:

Wir leben in einem kapitalistischen System, und Menschen werden ständig dazu gezwungen, ihre Arbeitskraft, ihre Zeit und Gesundheit dem Geldverdienen zu unterwerfen. Ist es wirklich ein so großer Unterschied, ob jemand seinen Körper in der Altenpflege oder auf dem Bau kaputtarbeitet oder denselben Körper für sexuelle Handlungen zur Verfügung stellt? In welchem Jahrhundert leben wir, dass wir Sexualität noch immer mit anderen Maßstäben messen?

https://www.zeit.de/kultur/2015-08/prostitution-legalisierung-amnesty-international-kommentar

Dank der traurigen progressiven Gleichsetzung von Marktliberalisierung und Befreiung verfügt die Frau nun also über die Freiheit, ihren Körper gegen Geld "kaputt zu arbeiten". Nicht mehr vor Ausbeutung geschützt zu sein, wird als persönlicher Zugewinn definiert.

Voraussetzung für diese tiefgründige Befreiung war die Dekonstruktion des "patriarchalischen Machtinstrumentes der Schlampe".

Seltsamerweise ist genau diese Einteilung von Frauen in "Schlampen" und "anständige Mädchen" ein wichtiges Machtinstrument in patriarchalen Gesellschaften, um die Sexualität von Frauen zu kontrollieren. Es ist ein sexistisches Argument.

Die wahre Errungenschaft des Feminismus ist also die Bereitstellung der Frau für den Markt und seine Regeln, also eine Unterwerfung unter dem Banner der Befreiung.

Lohntechnisch zahlt sich der durch Befreiungsfeminismus und offene Grenzen erreichte unerschöpfliche Nachschub für die "Sex-Dienstleisterinnen" leider nicht aus, aber Freiheit hat nun mal ihren Preis.

marodeur

13. August 2015 18:59

Vielen Dank für den sehr guten Beitrag. Die kommenden Ereignisse werden Ihnen rechtgeben. Die Menschenrechte verwandeln sich mehr und mehr in eine absurde Utopie. Beschäftigt man sich mit den Rechtsquellen, sieht man deutlich, dass Universalität und Egalität eine einseitige Angelegenheit geworden sind. Jüngere Konventionen wurden erstaunlich oft ratifiziert. Prüft man dann mal nach, wie es denn nun beispielsweise mit der Gleichstellung der Frau weltweit aussieht, dann findet man nur in westlichen Nationen eine übereifrige Blüte in der Umsetzung. Es scheint aktuell sehr leicht zu sein, weitere hart erkämpfte Bürgerrechte und gutmenschliche Wunschträume in universelle Rechte für alle zu verwandeln. Der Tag wird kommen, an dem die deutche Botschaft im Senegal den Hartz4-Satz proaktiv an alle Einwohner auszahlen muss.

Georgio Corroder

13. August 2015 19:12

@Matthias Grund
Der Beitrag von Sophie Elmenthaler wäre durchaus einen ausführlicheren Beitrag wert, weil er nicht nur den Nexus zwischen Liberalismus und Feminismus anschaulich illustriert, sondern auch manche für den Feminismus typische angreifbare Position besonders deutlich herausstellt, darunter auch die von Ihnen hervorgehobene Behauptung die "Bereitstellung der Frau für den Markt" stelle eine "Befreiung" dar. Das ergänzt hinsichtlich des dahinter stehenden Menschenbilds sehr passend die feministische Position, welche die Tötung des eigenen Kindes bislang als Höhepunkt feministischer Befreiungstaten darstellte, zu der man sich stolz auf Magazintiteln bekannte.
Wenn zudem gerade eine Frau (natürlich ohne Argument sondern nur mit dem Verweis auf mutmaßliche zeitliche Überholtheit) behauptet, dass Sexualität als Aspekt menschlicher Identität nicht mit besonderen Maßstäben zu messen sei, dann widerspricht das in einer so zugespitzten Weise der Natur des Menschen und auch allen wissenschaftlichen Erkenntnissen gerade zur Sexualität der Frau, die kaum noch zu steigern ist. Ich glaube es war Martin Lichtmesz, der den Feminismus einmal als kollektiven "Shit Test" bezeichnete, mit dem von der Schwäche des westlichen Mannes enttäuschte Frauen durch offenkundig absurde Behauptungen doch noch eine vitale Reaktion provozieren wollen.

Schopi

13. August 2015 19:58

...Amnesty setzt sich im Bereich der „Weißen Sklaverei“ (wie die Prostitution international genannt wird) nicht etwa für die Opfer ein, sondern für die Täter. Diese Entscheidung sei „ein historischer Tag“, erklärte der ai-Generalsekretär Salil Shetty. Wohl wahr. Denn damit ist die Geschichte der 1961 gegründeten Menschenrechtsorganisation endgültig an ihrem unrühmlichen Ende angelangt.....

Trouver

13. August 2015 20:11

Mit Verlaub, werter Autor, was einvernehmlich geschieht, ist die Sache einer freien Wahl. Da halte ich mich komplett raus, ob es Sex gegen Geld ist, oder Konsum von Heroin.

Solange Dritte nicht zu Schaden kommen.

Die weit schreienden Sachen, aber, sind eben gegen Menschen gerichtete Taten - zum Beispiel, Verbrechen.

Grenzöffnung selbst ist an sich neutral - Ordnungsgedanken hin oder her.

Wahnsinnig ist Nicht-Unterbindung deren Folgen - die Straftaten. Verübt von den eingereisten VerbrecherInnen. Vergewaltigungswelle über ganz DE, Übergriffe mit Raub und Körperverletzung (welch ein kesses Wörtchen um die Krüppelmachung euphemich zu bezeichnen), aber besonders flagrant - die verbrecherische Unterlassung von alledem seitens "Deutscher" Behörden.

"Der Syrer" von Dirmingen, der einen 60-Jährigen Deutschen brutalst verprügelt hat, wurde, lapidar ausgedrückt, wieder auf freien Fuß gesetzt.

Mich interessiert nur EINS - warum regt sich keiner wegen des BEAMTEN, deutschen Beamten mit stahlblauen Augen und goldenen Haaren samt dem Namen wie "Hans-Olaf", der den Täter freigelassen hat?!

-- nachdem ich über kurz oder lang die Antwort erhalte, stelle ich keine Fragen mehr.

Hugo

13. August 2015 20:42

Herr Schmidt, wie kommen Sie dazu, Prostitution und Abtreibung in einen Topf zu werfen? Sie setzen einen Frisör mit einem Mörder auf eine Stufe!
Es gibt Frauen, die es freiwillig machen. Es gibt Frauen, die dazu gezwungen werden. Dazwischen ist streng zu unterscheiden, wie zwischen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr und Vergewaltigung. Wer sich nicht die Mühe macht, begibt sich auf das Niveau einer Alice Schwarzer.

Arminius Arndt

13. August 2015 20:54

Wer ungebremst vor allem junge Männer ins Land lässt, der muss zwangsläufig auch die - bereits seit über 10 Jahren legale - Prostitution weiter fördern und sogar ausbauen. Insofern war der vor einiger Zeit heftig kritisierte Vorschlag des evang. Pfaffen, der quasi offene Puffs für Asylanten bzw. Besuche von gewerblichen Damen für diese forderte,

https://www.merkur.de/lokales/muenchen-lk-sued/pfarrer-schlaegt-vor-prostituierte-asylbewerber-4791059.html

ziemlich nah am berühmten Puls der Zeit bzw. (leider) realistisch oder schlicht und einfach, vom Standpunkt der Bejahung der Immigration aus betrachtet, konsequent.

Bernhard

13. August 2015 21:13

Lieber Herr Schmidt,

Sie wollen doch nicht ernsthaft die Prostitution verbieten? Die hat es immer gegeben und wird es weiter geben, solange es Männer und Frauen gibt.

Das einzige, was hier wichtig ist, ist eine strikte staatliche Kontrolle, Einschränkungen von der Werbung bis zur Wahl der Lokalitäten und das Ausschalten von kriminellen Profiteuren.

Das Thema ist viel komplexer, als hier angesprochen. Ich möchte nur daran erinnern, daß es Frauen gibt, denen die Prostitution Spaß (sic!) macht.

Wer sich ein differenziertes, umfassendes Bild über alle relevanten Aspekte der Prostitution aus rechter Sicht machen will, sollte das neueste Buch von Guillaume Faye "Sex and Deviance" lesen:

https://www.amazon.de/Sex-Deviance-Guillaume-Faye/dp/1910524190/ref=sr_1_1?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1439493111&sr=1-1&keywords=sex+and+deviance

Schmidt

13. August 2015 22:41

@Hugo, @Bernhard
Die Frage der Bewertung freiwilliger Prostitution beantwortet sich rasch, wenn man das Beispiel aus der Abstraktion ins Konkrete holt und sich fragt, wie man in diesem Fall wohl die freiwillige Prostitution der eigenen Tochter bewerten würde. Würden Sie vor dem Hintergrund immer noch einen Vergleich mit einer Tätigkeit als Friseuse anstellen oder sich besser fühlen, wenn die Tochter Spaß als Motiv angeben würde?
Es ist ja im Grunde der Kern der liberalen Moral, daß sie davon ausgeht, daß ethisch in Ordnung ist, was niemandem Schaden zufügt und aus freier Entscheidung getan wird. Ich wage aber zu bezweifeln, daß selbst überzeugte Liberale im konkreten Fallbeispiel den Forderungen ihrer eigenen Ideologie gemäß zu handeln bereit wären. Robert Putnam hat es in diesem Zusammenhang einmal als die große Verlogenheit der weißen Oberschicht in den USA bezeichnet, daß sie sich nach Außen liberal gebe, aber konservativ lebe, und orientierungslose Unterschichten, die sich die liberale Oberfläche zum Vorbild nahmen, damit ins moralische Elend des Liberalismus trieb.

Joachim Kuhnle

13. August 2015 22:43

Manchem Ideologen genügt es nicht, seine Ansichten gesetzlich durchzusetzen. In einer ersten Stufe soll die Ideologie verfassungsrechtlich abgesichert werden, damit man große Mehrheiten benötigt, um den Unsinn wieder abzuschaffen. Noch besser ist die Erhebung zum Menschenrecht. Damit kann jeder Opositionelle als Menschenrechtsverbrecher bestraft werden. Das ist der totale Machtanspruch totalitärer Despoten. Wer kämpft noch für die Freiheit?

Bernhard

13. August 2015 23:12

@ Schmidt

meine beiden Töchter, auch nicht mein Sohn, gehen der Prostitution nach. Normalerweise gehen "normale" Frauen nicht der Prostitution nach. Es gibt aber auch hier Ausnahmen. Sie erscheinen mir etwas lebensfremd mit Ihrem auf die Spitze getriebenen Beispiel.

Frauen wollen bei ihren Männern primär Status und Geld. Das ist auch schon immer so gewesen und kann evolutionsbiologisch gut begründet werden. Wenn sich junge hübsche Frauen wenig attraktive Männer suchen, können Sie gerne raten warum. Eigentlich fängt hier schon die Prostitution an.

Möglicherweise haben Sie ein idealisiertes Frauenbild aus dem vorherigen Jahrhundert. Ich empfehle Ihnen die folgenden Bücher, die Ihnen die Augen öffnen werden:

https://www.amazon.de/Sexual-Utopia-Power-Roger-Devlin/dp/1935965891/ref=sr_1_1?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1439500293&sr=1-1&keywords=f+roger+devlin

https://www.amazon.de/The-Way-Men-Jack-Donovan/dp/0985452307/ref=pd_sim_14_5?ie=UTF8&refRID=1EMJ2SG92TED2K55FCJ7

Schmidt

13. August 2015 23:40

@Bernhard
Ich wollte Ihnen nicht zu Nahe treten, sondern die Diskussion nur ins Leben zurückholen, weil das liberale Argument m.E. eben nur abstrakt nachvollziehbar erscheint. Das Beispiel ließe sich ja genausogut auf mich übertragen. Was ich damit sagen wollte ist, daß die Bewertung ethischer Normen gemäß "Goldener Regel" besser funktioniert, wenn man dabei nicht abstrakt argumentiert, sondern die eigene Person oder auch die eigenen Kinder als Beispiel wählt.

Was die Partnerwahl angeht: Die weibliche Präferenz für Männer mit hohem sozialen Status findet ja offenbar auch vor der Hintergrund des Wunsches nach Sicherheit für die eigenen Nachkommen bzw. nach tauglichen eigenen Nachkommen statt.
Die Prostituierte handelt aber bei der Partnerwahl (wobei eigentlich ja keine Partnerwahl im biologischen Sinne stattfindet) aus ganz anderen Motiven, und solange sie durch ihr Handeln nicht das Überleben ihrer Kinder finanziert, kann auch eine biologische Ethik dieses Handeln nicht stützen, da es wohl kaum die Qualität oder die Perspektiven des eigenen Nachwuchses verbessert. Prostituierte scheinen unter den Vertreterinnen der in Europa bislang erfolgreichen Fortpflanzungsstrategie (Monogamie und hoher Aufwand bei der Aufzucht der eigenen Nachkommen bei vergleichsweise geringer Nachkommenzahl) insgesamt eher unterrepräsentiert zu sein.
Ich finde es interessant, wie die Naturwissenschaft der Gegenwart diesezüglich nachträglich den Wert traditioneller Konzepte bestätigt.

M. M.

14. August 2015 00:28

Robert Putnam hat es in diesem Zusammenhang einmal als die große Verlogenheit der weißen Oberschicht in den USA bezeichnet, daß sie sich nach Außen liberal gebe, aber konservativ lebe, und orientierungslose Unterschichten, die sich die liberale Oberfläche zum Vorbild nahmen, damit ins moralische Elend des Liberalismus trieb.

@Schmidt
Kleinigkeit, eine Verwechselung: Obiges ist Charles Murrays Meinung, (er ist selbst eher konservativ) ob der liberale (aber zurechnungsfähige) Putnam sich dem anschließt, weiß ich nicht, sie kennen und schätzen sich. Was die Karikatur betrifft, gut gemeint aber schlecht gezeichnet. Ansonsten Zustimmung. Murray habe ich übrigens vor einiger Zeit in Berlin gehört, die Veranstaltung hatte ca. 30 Besucher. Einige Wochen davor war der drittklassige Denker Tarik Ramadan in der Kongresshalle - ca. 5000 Zuhörer, Veranstaltung ausverkauft. O tempora...

P.E.H

14. August 2015 01:24

@Schmidt

Lassen Sie sich bitte mit mir auf folgende Konkretion ein: Ein Mann mit Unterleibsbedürfnis steht vor der Wahl entweder eine wehrlose junge Frau auf ihrem nächtlichen Heimweg ins Gebüsch zu zerren oder für einen überschaubaren Teil seines Monatsbudgets ein selbstbestimmtes Freudenmädchen aufzusuchen. Welche der beiden Frauen hätten Sie lieber zur Tochter?

Etwas obszön? Mag sein.

Ich weiß nicht ob diese Frage ein Prüfkriterium für die Goldene Regel darstellt, so wie sie das für Ihr Beispiel postuliert haben. Ich hoffe einfach mal...
Natürlich taugt Ihr Beispiel, um einerseits die Verlogenheit liberaler Prostitutionsapologeten aufzudecken und andererseits den rationalen Gehalt christlicher Sittenlehre zu verdeutlichen. Ich hoffe in diesem Sinne war es gemeint; und so passt es auch in Ihre Kritik an der postmodernen Menschenrechtsexpansion.

Und wenn man(n) nun über Prostitution als solche streiten will, dann bitte nicht manichäisch. Um ein totales Verbot sollte es nämlich nicht ernsthaft gehen. Wer wissen will, wie sich sowas in der Praxis "bewährt", möge nach Schweden schauen.

Prostitution ist nach christlicher Ethik Sünde; aber die Sünde zu hassen und den Sünder zu lieben ist es eben auch christliche Ethik.

Was heißt das verantwortungsethisch? Prostitution darf nicht normalisiert - sprich: "vermenschenrechtlicht - aber eben auch nicht per se kriminalisiert werden. Welche Tendenz sich durchzusetzen scheint und welcher entgegengewirkt werden muss, darüber können nur die Verhältnisse Aufschluss geben.
Genau das tut der Beitrag.

Andreas Walter

14. August 2015 03:41

Es gibt zwei Tabuthemen in so gut wie jeder menschlichen Gesellschaft: Sexualität und Gewalt. Beide haben mit Grenzen und Grenzüberschreitung zu tun, aber auch mit der Kontrolle und Kanalisierung, Sanktionierung und Reglementierung dieser zwei doch sehr leidenschaftlichen Impulse, welche eher der animalischen Natur des Menschen entspringen. Nirgendwo gehen darüber aber auch die Meinungen deshalb so weit auseinander wie speziell in der Sexualität und in keinem Bereich belügen wir uns darum auch selbst so sehr. Und zwar automatisch um so mehr, je mehr wir unsere Bestialität oder die Bestialität an sich als jederzeit potenzielle Möglichkeit unseres Daseins ablehnen. Das ist der Bereich, in dem Wölfe über Schafe lachen und sich die Lämmer über die Löwen beschweren. Auch Religionsgemeinschaften haben es hier daher schon immer verstanden, die Libido in weniger "primitive" Kanäle zu lenken, umzulenken in Bahnen, die ihnen am sinnvollsten aber auch am lukrativsten und produktivsten erschienen. Kontrolle der Libido, auch die der gewalttätigen Variante, war daher schon immer auch ein Gegenstand von Herrschaftsdiskurs, Deutungshoheit. Leider auch zwischen Mann und Frau selbst. Steht ihr also eher auf keusche Betschwestern, oder auf heisse Bräute, auf handzahme Pantoffelhelden, oder auf böse Jungs? Abtreibung ist ein genauso schwieriges Thema, das auch vom Einzelfall abhängt, zumindest in so einer Gesellschaft wie der derzeit auch Unseren, die ja keinerlei Kontinuität und Sicherheit, Überschaubarkeit, Absehbarkeit der Zukunft mehr bietet.

Schmidt

14. August 2015 06:40

@M.M.
Sie haben natürlich Recht bzgl. Murray, danke für die Korrektur. Er hat aber m.E. auf jeden Fall sehr anschaulich herausgearbeitet, daß die demonstrative Liberalität der oberen Mittelschicht nur daher für die Praktizierenden glimpflich ausgehen kann, weil dies oft auf einem bürgerlich-konservativen Fundament stattfindet und man in vielen Fällen trotz der nach Außen hin kultivierten Lässigkeit z.B. seinem Ehepartner treu bleibt, auf den Umgang der eigenen Kinder achtet und sie nicht an eine Schule mit zuviel Buntheit schickt. Das Elend beginnt meist dort, wo das konservative Fundament nicht (mehr) da ist. Armin Mohler hat dazu einmal gesagt: "Das eigentliche Problem des Liberalismus ist, daß eine liberale Praxis nur möglich ist, wenn gewisse Traditionsbestände an Gewohnheiten und tief eingerasteten Sitten noch vorhanden sind, mit deren Hilfe die Gesellschaft ihre Schwierigkeiten meistert. Salopp gesprochen: sechs konservative Jahrhunderte erlauben es zwei Generationen, liberal zu sein, ohne Unfug anzurichten."
Ebenfalls am Beispiel der USA hat ein Autor aktuell herausgearbeitet, wie vielen aus besserem Hause stammenden 68ern die Folgen ihrer Revolution langsam unheimlich werden: https://www.theamericanconservative.com/dreher/sexual-revolution-sans-la-terreur/

Schmidt

14. August 2015 07:08

@P.E.H.
Das von Ihnen geschilderte Motiv spielt bei Vergewaltigungen allenfalls eine untergeordnete Rolle, weshalb ein "Menschenrecht auf Prostitution" die Zahl der Vergewaltigungen vermutlich nicht signifikant reduzieren würde. Wenn man aber davon ausgeht, daß so ein Zusammenhang existiert, dann würde Ihre Forderung bedeuten, bewusst Verelendungmilieus wie das der Prostitution unter Vortäuschung eines angeblichen Rechts der betroffenen Frauen auf ihr Elend zu fördern oder zumindest zu dulden, um die eigenen Frauen und Töchter zu schützen. Ethisch wäre das m.E. aber schwierig, weil es zum einen Betrug wäre, und zum anderen würde man Unbeteiligte bewusst opfern, um sich diesen Vorteil zu verschaffen.
Ansonsten stimme ich Ihnen vollkommen zu, weil ich nicht glaube, daß ein Staat eine defekte Kultur vor sich selbst retten kann. Mir ist nur daran gelegen, daß die Vorstellung, es gehe bei Prostitution vor allem um ein "Recht" der Betroffenen, nicht ins eigene Umfeld einsickert. Der Liberalismus stellt ja zuweilen ein sehr süßes Gift dar, weil er das Nachgeben gegenüber menschlichen Schwächen zum praktischen Ausdruck seiner Moral aufhübscht, und wer hätte die liberale Rationalisierung des Nachgebens gegenüber dieser Schwäche nicht schon einmal dankbar angenommen, weil sie dadurch akzeptabler erschien.

Weserlotse

14. August 2015 08:03

Also, das finde ich nun ein wenig abwegig:

Lassen Sie sich bitte mit mir auf folgende Konkretion ein: Ein Mann mit Unterleibsbedürfnis steht vor der Wahl entweder eine wehrlose junge Frau auf ihrem nächtlichen Heimweg ins Gebüsch zu zerren oder für einen überschaubaren Teil seines Monatsbudgets ein selbstbestimmtes Freudenmädchen aufzusuchen. Welche der beiden Frauen hätten Sie lieber zur Tochter?

Hier wird eine Handlungsalternative aufgezeigt, die so nicht besteht: läßt denn das "Unterleibsbedürfnis" nur die Wahl zwischen Aufsuchen einer Prostituierten und Vergewaltigung? Muß man nicht von einem Menschen zuvörderst erwarten können, daß er seine Triebe soweit unter Kontrolle hat, um sich das Bedürfnis schlicht und einfach zu verkneifen (oder vielleicht auch "mit Bordmitteln" zu beheben)? Wer das nicht kann, der wird kaum durch einen Bordellbesuch zu zivilisieren sein.

Darüber hinaus bezweifle ich, daß eine Vergewaltigung sich aus der momentanen Nichtverfügbarkeit einer alternativen Triebabfuhr ergibt; vielen Tätern geht es weniger um den Geschlechtsverkehr als solchen, sondern um das Ausleben von Macht.

Somit glaube ich nicht, daß die Zahl der Vergewaltigungen mit der Möglichkeit der Prostitution in einem ursächlichen Zusammenhang steht.

Hartwig

14. August 2015 08:07

Wo bin ich?
Prostitution hat es immer gegeben und wird es immer geben. Aber muss sie deshalb "erlaubt" sein. Nein, muss sie nicht!
Muss man sie verbieten und strafbewehren? Nicht zwingend. Prostitution und deren Inanspruchnahme muss verächtlich sein und bleiben. Eine gesellschaftliche Norm.

Ein Mann mit, wie hiess das, Unterleibsbedürfnis, hat nur die Wahl zwischen Vergewaltigung und der Prostituierten? Mit fallen auf Anhieb ein halbes Dutzend Alternativen ein ...

Es geht um die zu setzende Norm. Bei der Prostitution ebenso wie bei fast allen anderen Dingen. Und im Beitrag von T.Schmidt geht es um das gezielte Schleifen dieser Normen, an der sich nun auch AI beteiligt.
Das die Norm nicht immer, nicht von allen, nicht überall eingehalten wird, versteht sich von selbst. Auch das war schon immer so und spricht nicht gegen die Norm.
Die politische Linke nennt das Heuchelei und hat damit vielleicht nicht ganz unrecht. Aber hält nicht der, der Tugendhaftigkeit heuchelt, die Tugend zumindest in der Welt?

Waldgänger

14. August 2015 08:26

Sehr geehrter Herr kubitschek,

es ist verständlich, dass Sie für diese Debatte "Badeschluß" verkündet haben - und Ihre Begründet verständlich und angebracht.

Und ist es dennoch schade, denn die von Herrn Schmid angerissene Dimension des Themas - das Verkommen der aus dem Naturrecht abgeleiteten Menschenrechte zu einer immer mehr politisch instrumentalisierten Menschenrechtsideologie - ist ja ein äußerst wichtiges Thema.
Ich empfand Schmids Beitrag als sehr gelungen!

Da die links-liberale Gegenseite bemüht ist, mittels Menschenrechtsideologie so ungefähr alles durchzusetzen was sie will - und nebenbei auch die "Menschenrechte" gegen die Demokratie in Position bringt - lohnt eine weitere Beschäftigung mit diesem ideologischen Schlüsselbegriff.

Die "Menschenrechte" haben in der Propaganda inzwischen den nicht hinterfragbaren Begründungscharakter gewonnen, den bei den Islamisten der Koran hat oder bei den Jesuiten des 17. Jahrhunderts die katholische Dogmatik hatte.

Sofern man der Meinung ist, dass eine intellektuelle Auseinandersetzung heute überhaupt noch Sinn hat - denn diese Annahme setzt ja rationale und diskursfähige Gegner voraus - ist der Diskurs über die Menschenrechte ein Kernthema.
Nirgendwo ließe sich besser die geistige Leere zeigen ... !

+++

Insofern verstehe ich auch nicht recht, warum so viele Leser sich hier auf einen ganz kleinen Teilaspekt verrannt haben.
Das Thema umfasst aber längst nicht nur den Unterleib!

Monika

14. August 2015 08:40

Ansonsten stimme ich Ihnen vollkommen zu, weil ich nicht glaube, daß ein Staat eine defekte Kultur vor sich selbst retten kann. Mir ist nur daran gelegen, daß die Vorstellung, es gehe bei Prostitution vor allem um ein „Recht“ der Betroffenen, nicht ins eigene Umfeld einsickert. Der Liberalismus stellt ja zuweilen ein sehr süßes Gift dar, weil er das Nachgeben gegenüber menschlichen Schwächen zum praktischen Ausdruck seiner Moral aufhübscht, und wer hätte die liberale Rationalisierung des Nachgebens gegenüber dieser Schwäche nicht schon einmal dankbar angenommen, weil sie dadurch akzeptabler erschien.

Schmidt

Danke für den rechtzeitigen Badeschluß , vor allem auch durch einen Mann !
Es tut weh, wenn in rechten Kreisen die "liberale Rationalisierung des Nachgebens gegenüber einer Schwäche" in die Kommentare einsickert.
Diese kann man gut in den Leserkommentaren des von Herrn Schmidt verlinkten Zeitartikels " Amnesty will Prostitution weltweit legalisieren" nachlesen ( eine kleine Sammlung):
- jede Arbeit ist Prostitution
- was moralisch ist und was nicht, hat jeder für sich selbst zu entscheiden
- höchste Zeit, von diesem primitiven Opfer-Täter Stereotyp Abstand zu nehmen,
-jede Frau prostituiert sich,
- immer dieses selbstgerechte Freier-Bashing
- Bedarf wir es immer geben
etc. etc.

Die liberalistische Dekadenz des aufgeklärten Westens zu universalisieren hat mit Menschenrechten nichts mehr zu tun !

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Götz Kubitschek

14. August 2015 08:45

badeschluß. wundert mich stets, wenn der unterleib herz und kopf zu ersetzen scheint. schmidt hat doch alles gesagt!
gruß und weiter! kubitschek

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