Schmerzhafte Schnitte und schmerzhafte Wahrheiten

Gegen eine fixe Idee oder einen quasi-religiösen Glauben anzuschreiben,...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

ist bekannt­lich ein erfolg­lo­ses Unter­neh­men. Wo sich die Hoff­nung ein­mal fest­ge­bis­sen hat, läßt sie so schnell nicht mehr los. Ihre opi­ati­sche Wir­kung nimmt zuwei­len den Cha­rak­ter einer Dro­gen­sucht an, und wie bei jeder Sucht wach­sen täg­lich die Opfer, die man ihr zu brin­gen bereit ist.

Das ist wohl die haupt­säch­li­che Leh­re, die man aus der lei­der wei­ter­hin fort­lau­fen­den AfD-Psy­cho­se im kon­ser­va­ti­ven Lager zie­hen kann. Ich habe ihr bis­her zwei Ana­ly­sen gewid­met (hier und hier), die recht kon­tro­vers auf­ge­nom­men wur­den, durch die jüngs­ten Ereig­nis­se aber nach­hal­tig bestä­tigt werden.

Vor ein paar Tagen mel­de­te die Pres­se, daß die Par­tei “Die Frei­heit”, die sich auf “libe­ra­le” Islam­kri­tik spe­zia­li­siert hat, beschlos­sen habe,  zuguns­ten der “Alter­na­ti­ve für Deutsch­land” das Feld zu räu­men, offen­bar wie vie­le im kon­ser­va­ti­ven Lager ent­täuscht dar­über, daß die­ser nur weni­ge Stim­men­an­tei­le gefehlt haben, um glor­reich in den Bun­des­tag ein­zu­zie­hen und das Vater­land zu retten.

Die Ver­ant­wort­li­chen lie­ßen gar ein schlech­tes Gewis­sen erken­nen, die­sen Epo­chen­wech­sel durch Bin­dung von Wäh­ler­stim­men und “unnö­ti­ge Kon­kur­renz” ver­ei­telt zu haben. Nach Anga­ben des Vize-Vor­sit­zen­den der Par­tei, Micha­el Stür­zen­ber­ger, wären das aber kaum mehr als 500 Maxeln, die der AfD dann hel­fen wür­den, den Bra­ten fet­ter zu machen.

Der Spie­gel berichtete:

Die rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei Die Frei­heit um das frü­he­re CDU-Mit­glied René Stadt­ke­witz will ihre Ambi­tio­nen sowohl auf bun­des- als auch auf lan­des­po­li­ti­scher Ebe­ne ein­stel­len. Die­ser Schritt erfolgt zuguns­ten der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land (AfD). Das habe der Bun­des­vor­stand auf einer Tele­fon­kon­fe­renz beschlos­sen, bestä­tig­te Vize­chef Micha­el Stür­zen­ber­ger SPIEGEL ONLINE. Dies gel­te auch für die Euro­pa­wah­len 2014. Die Ent­schei­dung sei “eigen­stän­dig” gefal­len, man habe zuvor nicht mit der AfD gesprochen.

Die Mit­glie­der der Par­tei Die Frei­heit sei­en über die­sen geplan­ten Schritt in einer E‑Mail infor­miert wor­den, sie sol­len Ende des Jah­res auf einem Par­tei­tag dar­über abstim­men. In dem Schrei­ben der Par­tei­füh­rung heißt es, die Inhal­te der AfD sei­en “zu min­des­tens 90 Pro­zent” mit denen der Frei­heit iden­tisch – mit Aus­nah­me der Islam­kri­tik, wie Stür­zen­ber­ger betont.

Die Akti­vi­tä­ten der Par­tei­en sol­len nun gebün­delt wer­den. Der Vor­sit­zen­de Stadt­ke­witz for­mu­liert es in der E‑Mail so: “Es muss die Par­tei die opti­ma­len Start­be­din­gun­gen erhal­ten, die die größ­te Erfolgs­chan­ce hat, Poli­tik in unse­rem Sin­ne gestal­ten zu kön­nen, und dies ist die Alter­na­ti­ve für Deutschland.”

Das Por­tal pi-News brach­te die Erklä­rung von Stadt­ke­witz im Wortlaut:

Es ist nicht leicht, eine Par­tei, die poli­tisch zur Hei­mat gewor­den ist, für die man lan­ge gekämpft und gestrit­ten hat, auf­zu­ge­ben. Genau­so wenig ist es nicht leicht, vor­her­zu­sa­gen, wie sich die “Alter­na­ti­ve für Deutsch­land” in den nächs­ten Mona­ten und Jah­ren ent­wi­ckelt, aber unse­rem Land läuft die Zeit davon. Poli­ti­sche Fehl­ent­schei­dun­gen ver­gan­ge­ner Jah­re las­sen sich schon bald nicht mehr kor­ri­gie­ren, für nicht weni­ge ist es bereits heu­te zu spät. Des­halb muss die­se Chan­ce jetzt genutzt wer­den, um der links-grü­nen Umer­zie­hung eine poli­ti­sche Kraft ent­ge­gen­zu­set­zen. Jede unnö­ti­ge Kon­kur­renz spielt denen in die Hän­de, die Deutsch­land am liebs­ten abschaf­fen wollen. (…)

Mit der ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND hat es erst­mals eine bür­ger­lich-libe­ra­le Par­tei geschafft, sich eine rea­lis­ti­sche Chan­ce zu erar­bei­ten, bereits im kom­men­den Jahr in zahl­rei­chen Par­la­men­ten ver­tre­ten zu sein. Die­se Chan­ce gilt es nun nach Kräf­ten zu unterstützen.

Die­se Aus­sa­gen von Stadt­ke­witz ent­spre­chen exakt dem Tenor, der unter den Kon­ser­va­ti­ven in den letz­ten Mona­ten ton­an­ge­bend war: Die AfD habe wenigs­tens eine klei­ne Chan­ce, etwas in Deutsch­land zu bewe­gen, dar­um müs­se sie um jeden Preis unter­stützt wer­den, auch wenn dies ein Run­ter­schrau­ben ande­rer Inhal­te betrifft, die nicht von der AfD ver­tre­ten werden.

Dabei kur­sier­te vor allem die Vor­stel­lung, die AfD sei eine Art tro­ja­ni­sches Pferd, eine Art Kanal, durch den eines Tages auch ande­re Inhal­te, die den Kon­ser­va­ti­ven teu­er sind, in den Bun­des­tag flie­ßen könn­ten. Bis dahin sol­le man sich aber mucks­mäus­chen­still ver­hal­ten und die Deutsch­land­flag­gen einst­wei­len unter dem Man­tel verstecken.

Die Reak­ti­on der AfD bestand in einer blitz­ar­ti­gen, fast schon pani­schen Distan­zie­rung von der “Frei­heit”.  Sie ver­häng­te einen sofor­ti­gen “Auf­nah­me­stopp” für Mit­glie­der der “rechts­po­pu­lis­ti­schen” Par­tei,  die allen­falls nach einer gründ­li­chen Inquis­ti­on und Abschwö­rung ihrer pro­ble­ma­ti­schen Ansich­ten die Chan­ce auf Akzep­tanz hätten.

Mit­glie­der der Par­tei, die nun in die AfD ein­tre­ten woll­ten, müß­ten ein „pro­to­kol­lier­tes Ein­zel­ge­spräch“ füh­ren. Danach müs­se der jewei­li­ge Lan­des­vor­stand der AfD dem Auf­nah­me­an­trag zustim­men. „Die Regel ist jetzt, daß nicht auf­ge­nom­men wird“, beton­te Lucke.

Die Par­tei­spre­che­rin Dag­mar Metz­ger ver­laut­bar­te, man habe

… “mit Ent­set­zen” das Schrei­ben von Stadt­ke­witz gele­sen. “Es ist ein kla­rer Auf­ruf, zu uns zu gehen”, sag­te Metz­ger. Dabei gebe es in der Frei­heit “teil­wei­se frem­den­feind­li­che und isla­mo­pho­be Ten­den­zen” – “das wol­len wir in keins­ter Wei­se bei uns”.

Par­tei­chef Lucke, der in die­sem Spiel gewöhn­lich den “good cop” neben dem “bad cop” Metz­ger spielt, äußer­te sich iden­tisch über die Ent­schei­dung der “Frei­heit”:

„Das kann sie ger­ne tun, aber wenn deren Mit­glie­der eine isla­mo­pho­be und latent frem­den­feind­li­che Ein­stel­lung haben, haben sie bei uns nichts verloren.“

Die­se Rege­lung gel­te auch für Mit­glie­der ande­rer Klein­par­tei­en. „Wir wer­den nicht alle über einen Kamm sche­ren, aber die Nach­weis­pflicht für eine unta­de­li­ge poli­ti­sche Ein­stel­lung liegt ein­deu­tig bei denen, die sich um Auf­nah­me in die AfD bewerben.“

“Unta­de­lig” heißt dann wohl, frei nach John Clee­se, “Don’t men­ti­on the Islam”, ja am bes­ten über­haupt nichts, was mit der No-Go-Zone Ein­wan­de­rungs­pro­ble­ma­tik zu tun hat. Die AfD hat die­se Sprach­re­ge­lun­gen voll­stän­dig akzep­tiert und über­nom­men, womit die­ses The­ma ein für alle Mal ein­ge­schach­telt wäre. Wer hier glaubt, daß hier noch Dif­fe­ren­zie­run­gen Platz haben dür­fen, etwa in Hin­sicht auf eine Schei­dung zwi­schen legi­ti­mer Kri­tik und blind­wü­ti­ger Agi­ta­ti­on,  irrt sich gewal­tig. Die Begrif­fe “isla­mo­phob” und “frem­den­feind­lich” die­nen dazu, alles zu ver­mi­nen und zu ver­rie­geln, was mit die­sem The­men­kom­plex zu tun hat. Wer das noch nicht ver­stan­den hat, dem ist nicht zu helfen.

Die Cau­sa “Frei­heit” / AfD hat bei den Hoff­nungs­trun­ke­nen nun lei­der zu kei­nem Umden­ken geführt. Im Gegen­teil geht das Spiel wei­ter, und man zeigt sich zum Teil mehr als bereit, selbst das Mes­ser an die Sala­mi anzu­le­gen. Schon in der Adventstim­mung des Wahl­kamp­fes wur­den Bau­ern­op­fer wie Karl-Heinz Kuhl­mann mit bered­tem Schwei­gen über­gan­gen. Da die Schüs­se dies­mal aber ein ande­res Lager tra­fen, kom­men wie­der die auto­hyp­no­ti­schen Rechtfertigungen.

Anders kann ich den Kom­men­tar von Mar­cus Schmidt in der Jun­gen Frei­heit lei­der beim bes­ten Wil­len nicht bezeich­nen. Dabei wird die Ent­schei­dung der AfD nicht nur ver­tei­digt, son­dern die “Frei­heit” auch noch scharf kri­ti­siert, daß sie ihr Mimi­kry nicht gründ­lich genug betrie­ben habe. Die Melo­die ist die­sel­be, die wir in den letz­ten Wochen schon so oft ver­nom­men haben.

Doch Luckes schnel­le und kon­se­quen­te Ent­schei­dung war rich­tig und not­wen­dig. Für die Par­tei ist es über­le­bens­not­wen­dig, den Ein­druck zu ver­mei­den, sie wer­de von Rechts­po­pu­lis­ten unter­wan­dert. Denn die Par­tei ver­dankt ihren Über­ra­schungs­er­folg gera­de dem Umstand, daß sie ein brei­tes poli­ti­sches Spek­trum anspricht und in der Öffent­lich­keit auch so wahr­ge­nom­men wird.

Wer das sagt, müß­te auch den Mumm haben, den JF-Lesern zu sagen, daß das Vor­ge­hen Luckes und der­sel­ben Dag­mar Metz­ger im Fal­le Kuhl­mann eben­so “rich­tig und not­wen­dig” war.

Die­ser Schritt der Frei­heit war poli­tisch dumm – oder bös­ar­tig. Denn er fällt aus­ge­rech­net in eine Pha­se, in der sich Lucke immer wie­der gegen Vor­wür­fe erweh­ren muß, sei­ne Par­tei sei rechts­po­pu­lis­tisch, nur weil er das angeb­lich belas­te­te Wort „Ent­ar­tung“ ver­wen­det hat.

Die poli­ti­schen Geg­ner der AfD haben die­se Steil­vor­la­ge denn auch dank­bar auf­ge­grif­fen. Der SPD-Lin­ke Ralf Ste­g­ner erwähn­te den Auf­ruf der Frei­heit noch am sel­ben Tag genüß­lich in der ARD-Sen­dung „hart aber fair“ als Beleg für die angeb­li­che rech­te Unter­wan­de­rung der Lucke-Partei.

Da nutzt es wenig, daß sich die Frei­heit als bür­ger­li­che Par­tei ver­steht. In der Öffent­lich­keit klebt ihr – lei­der nicht immer ganz unver­dient – das Eti­kett „islam­feind­lich“ an. Daher bleibt von die­sem Vor­stoß hän­gen: „Islam­has­ser unter­wan­dern AfD“.

Schmidt ver­sucht nun zwar, auch den “Freiheit”-Anhängern gerecht zu werden:

Natür­lich ist die­ses Urteil mit Blick auf vie­le, die sich bei der Frei­heit enga­giert haben, falsch und unge­recht. Vor allem gegen­über­je­nen, die schon in den ver­gan­ge­nen Mona­ten zur AfD gewech­selt sind und dort häu­fig wich­ti­ge Auf­bau­ar­beit geleis­tet haben. Gleich­zei­tig ist Lucke, der die Islam-Kri­tik der Frei­heit in sei­ner Reak­ti­on als „isla­mo­phob“ dif­fa­miert hat, über das Ziel hinausgeschossen.

Aber sol­che Sät­ze zei­gen nichts wei­ter als die tief­ge­hen­de Stand­ort­ver­wir­rung und Schi­zo­phre­nie, die das AfD-Opi­at in eini­gen kon­ser­va­ti­ven Köp­fen ange­rich­tet hat. Schmidt weiter:

Trotz aller Ver­let­zun­gen könn­te die­ser Streit für eine Klar­stel­lung sor­gen. Die AfD ist – anders als ihr immer wie­der unter­stellt wird – kei­ne genu­in kon­ser­va­ti­ve oder gar rech­te Par­tei wie etwa die Repu­bli­ka­ner oder eben die Frei­heit. Die wert­kon­ser­va­ti­ve Strö­mung inner­halb der AfD ist viel­mehr eine von meh­re­ren. Erst in den kom­men­den Wochen und Mona­ten wird sich her­aus­stel­len, wie ein­fluß­reich die­se auf Dau­er sein wird.

Wenn das so ist, dann fragt man sich über­haupt, war­um die JF die AfD so vehe­ment unter­stützt und ver­tei­digt, und sich so kom­plett mit ihr iden­ti­fi­ziert, vor allem ange­sichts ihrer Leser­schaft, die zu einem über­wie­gen­den Teil trotz und nicht wegen ihrer Abgren­zun­gen und inhalt­li­chen Defi­zi­te für die­se Par­tei stimmt. Die JF wird eben immer noch vor allem dar­um gele­sen, weil sie ein “genu­in kon­ser­va­ti­ves” und “rech­tes” (im Sin­ne der alten Repu­bli­ka­ner oder “neu­en Rech­ten” u.ä.) Publi­kum anspricht und bedient, das in Deutsch­land kaum mehr eine media­le Alter­na­ti­ve hat.

Man lese die­ses Geleit­wort von “Freiheit”-Chef Stadt­ke­witz: da ist kein Satz, der nicht genau­so in der JF ste­hen könn­te, kei­ner, der nicht den typi­schen Leser der JF anspre­chen wür­de.  Ich fra­ge mich auch, wie vie­le lang­jäh­ri­ge Leser der JF, die noch mit­den­ken, statt sich selbst zu bene­beln, sich durch sol­che Kom­men­ta­re wie den Schmidts vor den Kopf gesto­ßen füh­len. Denn bis­her ist die JF für eine Ver­tei­di­gung des gesam­ten Sarrazin-“Deutschland schafft sich ab”-Komplexes gestan­den, und das ist ihr gro­ßes Ver­dienst und ihre ein­zig­ar­ti­ge Posi­ti­on in der fast schon gänz­lich gleich­ge­schal­te­ten Medienlandschaft.

“Rich­tig und not­wen­dig” ist eine Sache nicht an sich, son­dern nur im Hin­blick auf ein bestimm­tes Inter­es­se eines bestimm­ten Sub­jekts. In die­sem Fall hat sich der Autor offen­bar nicht so recht ent­schei­den kön­nen, aus wel­cher Per­spek­ti­ve er das Gesche­hen nun kom­men­tie­ren soll.

Die Par­tei­rä­son ist eine Sache; die kon­ser­va­ti­ven Inhal­te und die Unab­hän­gig­keit des kon­ser­va­ti­ven Jour­na­lis­mus eine ande­re. Wenn das Enga­ge­ment für die AfD, gegen das prin­zi­pi­ell nichts ein­zu­wen­den ist, dazu führt, daß all­mäh­lich das eige­ne Pro­fil abge­schlif­fen wird, weil die Ver­su­chung und die Aus­sicht auf eine irgend­wo in der Fer­ne locken­de Teil­ha­be besteht, dann läuft etwas falsch, das der kon­ser­va­ti­ven Sache auf lan­ge Sicht immens schadet.

Das kommt deut­lich zum Aus­druck in den Schluß­wor­ten Schmidts:

Alle die ange­sichts der schmerz­haf­ten Grenz­zie­hung zur Frei­heit nun den Stab über die AfD bre­chen, müs­sen sich nun ent­schei­den: Unter­stüt­zen sie wei­ter­hin eine Par­tei, die ange­sichts ihres brei­ten Zuspruchs das Poten­ti­al hat, das Par­tei­en­sys­tem auf­zu­spren­gen – oder zie­hen sie sich wie­der schmol­lend in ihr poli­ti­sches Ghet­to zurück.

Der Witz ist hier, daß Stadt­ke­witz genau das getan hat, was Schmidt hier emp­fiehlt. Er wirft der “Frei­heit” im Grun­de nur vor, daß sie nicht heim­lich, still und lei­se, unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit gehan­delt hat, damit ja kei­ner merkt, was für Schmud­del­kin­der die AfD unter­stüt­zen. Also wie­der die fixe Idee vom “tro­ja­ni­schen Pferd”. Der grö­ße­re Witz ist, daß sich Stadt­ke­witz auf die­sel­ben Begrün­dun­gen wie Schmidt beruft. Hier noch­mal zum Vergleich:

Es muss die Par­tei die opti­ma­len Start­be­din­gun­gen erhal­ten, die die größ­te Erfolgs­chan­ce hat, Poli­tik in unse­rem Sin­ne gestal­ten zu kön­nen, und dies ist die Alter­na­ti­ve für Deutschland.

Jede unnö­ti­ge Kon­kur­renz spielt denen in die Hän­de, die Deutsch­land am liebs­ten abschaf­fen wollen.

Mit der ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND hat es erst­mals eine bür­ger­lich-libe­ra­le Par­tei geschafft, sich eine rea­lis­ti­sche Chan­ce zu erar­bei­ten, bereits im kom­men­den Jahr in zahl­rei­chen Par­la­men­ten ver­tre­ten zu sein. Die­se Chan­ce gilt es nun nach Kräf­ten zu unterstützen.

Das wäre komisch und iro­nisch, wenn es nicht so trau­rig wäre. Denn dem wird auf die Dau­er mit Sicher­heit ein iden­ti­sches Schick­sal auf den Fuß fol­gen. Von der “Frei­heit” zur “Jun­gen Frei­heit” bedarf es nur eines klei­nen Schnip­sels mehr von der Spek­trums­sa­la­mi. Auch Stadt­ke­witz hat sei­ner­seits gegen­über der “Pro-Bewe­gung” ähn­li­che Schnit­te ange­setzt, mit dem End­ergeb­nis, daß er heu­te der nächs­te an der Rei­he ist. Und Schmidts Kom­men­tar kommt der Auf­for­de­rung gleich, doch den Schnitt gleich prä­ven­tiv an sich selbst durch­zu­füh­ren, sozu­sa­gen aus “tak­ti­schen” Grün­den, wie man immer wie­der von den kri­tik­lo­sen Ver­fech­tern der AfD-Poli­tik hört.

Wenn wir schon bei Selbst­ver­schnei­dun­gen sind: Man könn­te genau­so­gut sagen, daß man nur unter der Bedin­gung in den Bun­desha­rem kommt, daß man sich vor­her zum Eunu­chen gemacht hat. Am Ende hat man sich kas­triert und bleibt trotz­dem vor der Tür sit­zen wie Fred Feu­er­stein, genau­so, wie es jetzt der “Frei­heit” pas­siert ist – genau­so wie es, eine Stu­fe höher auf der Lei­ter, der AfD gegen­über dem Estab­lish­ment pas­siert, wäh­rend sie das “Netz gegen Nazis” so oder so im Visier behält.

Hier AfD-Unter­stüt­zung, dort “poli­ti­sches Ghet­to”: Schmidt macht eine irri­ge Ent­we­der-Oder-Alter­na­ti­ve auf, die wie­der­um in der Unklar­heit über den eige­nen Stand­ort wur­zelt. Jeder kann und soll, so er will, die AfD wei­ter­hin unter­stüt­zen. Ich wür­de das tun, denn es ist zwei­fel­los bes­ser, zumin­dest irgend­ei­ne halb­wegs euro­kri­ti­sche Posi­ti­on in der Par­tei­en­land­schaft ver­tre­ten zu haben, als gar keine.

Aber wer soweit geht, sich mit dem Aggres­sor zu iden­ti­fi­zie­ren (wie es die AfD neben­bei auch prak­ti­ziert hat), und sei­ne eige­nen Maß­stä­be und Kri­te­ri­en zu opfern, wird am Ende wie der Hans im Glück daste­hen. Man braucht sich hier gar kei­ne Illu­sio­nen zu machen: jen­seits der Gren­ze, die die AfD nach Maß­ga­be des poli­ti­schen Main­streams gezo­gen hat, beginnt unwei­ger­lich das “poli­ti­sche Ghet­to”, und die JF ist und bleibt mit­ten drin­nen. Sie hat Spiel­raum, solan­ge sie sich auf Publi­zis­tik beschränkt; aber der Vor­stoß ins Par­tei­po­li­ti­sche wird schnell mit schar­fen Schüs­sen beant­wor­tet werden.

Nie­mand wird unter­schei­den zwi­schen Patrio­tis­mus und Natio­na­lis­mus, kon­ser­va­ti­ver Fami­li­en­po­li­tik und “Frau­en­feind­lich­keit”, christ­li­chen Wer­ten und “Fun­da­men­ta­lis­mus”,  Islam­kri­tik und “Isla­mo­pho­bie”, Ein­wan­de­rungs­kri­tik und “Frem­den­feind­lich­keit”, non­kon­for­men his­to­ri­schen Kor­rek­tu­ren und “Geschichts­re­vi­sio­nis­mus” und so wei­ter.  Jeder Vor­wurf, der sei­tens der AfD der “Frei­heit” gemacht wird, kann mit Leich­tig­keit auch der “Jun­gen Frei­heit” gemacht, jeder Stem­pel auch ihr ver­paßt wer­den. Dazu braucht man nur eine belie­bi­ge Aus­ga­be der letz­ten zwei Jahr­zehn­te in die Hand zu nehmen.

Schmidt schließt mit dem Satz:

Eines ist jeden­falls klar: Alle Ver­su­che, die AfD zu einer Rechts­par­tei der rei­nen Leh­re umzu­bau­en, wären der Anfang vom Ende.

Das ist sicher rich­tig, soweit es die AfD betrifft. Wolf­gang Hüb­ner von den “Frei­en Wäh­lern Frank­furt” hat hier sehr klu­ge und ein­leuch­ten­de Über­le­gun­gen über eine mög­li­che inhalt­li­che Pro­fi­lie­rung der Par­tei ange­stellt, die auch ohne Selbst­ver­stüm­me­lungs­emp­feh­lun­gen aus­kom­men. Sei­ne Quint­essenz: der zugleich anspruchs­volls­te wie aus­sichts­reichs­te Weg wäre, die AfD zu einer frei­heit­lich-inte­gra­ti­ven Volks- und “Bewegungs”-Partei aus­zu­bau­en. Sein Wort in Luckes Ohr!

Kein Mensch ver­langt aller­dings, daß die AfD eine “rei­ne Leh­re” ver­tre­te. Die­se beson­ders hart­nä­cki­ge Ente hat eine rei­ne Abwehr­funk­ti­on, dient dem absicht­li­chen Miß­ver­ste­hen. (Jeder Kom­men­ta­tor, der die­sen Begriff benutzt, wird ab sofort gesperrt. Hugh, ich habe gespro­chen.) Viel pro­ble­ma­ti­scher wäre es, wenn die Kon­ser­va­ti­ven, die auf die­ses Pferd gesetzt haben, anfan­gen wür­den, ihre eige­ne “Leh­re” zu ver­wäs­sern, ihre Ansprü­che auf­zu­ge­ben, ihre Inter­es­sen zu ver­ra­ten, zumin­dest ihre Inte­gri­tät zu opfern, sich zu ver­bie­gen und selbst zu belügen.

Und um die AfD mache ich mir weit­aus weni­ger Sor­gen, als um die auf­ge­schnit­te­ne Sala­mi und frei­wil­li­ge Selbst­zer­le­gung des kon­ser­va­tiv-rech­ten Spek­trums, und ins­be­son­de­re mache ich mir Sor­gen, daß die AfD-indu­zier­ten Fehl­ein­schät­zun­gen der “Anfang vom Ende” der  Jun­gen Frei­heit wären.

Bes­ser als “schmerz­haf­te Schnit­te” für eine Fata Mor­ga­na in Kauf zu neh­men, wäre es, sich schmerz­haf­ten Wahr­hei­ten zu stel­len. Dar­um sei hier zum Schluß aus­drück­lich betont, daß mein “fri­end­ly fire” auch wirk­lich “fri­end­ly” gemeint ist.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (52)

Joseph von Sternberg

4. Oktober 2013 09:35

Am Ende hat man sich kastriert und bleibt trotzdem vor der Tür sitzen wie Fred Feuerstein

Sehr geiles Bild - ich kann mich des Schmunzelns nicht erwehren:
https://www.youtube.com/watch?v=GJu8RreAGnM

Nur ... der Lucke und der Stadkewitz müssten mit so einer Stimme dann schreien:

Angie...!!!

https://www.youtube.com/watch?v=piYvb6wtjZY

:-)

M.L.: Danke, den Feuerstein-Link habe ich gesucht, aber nicht gefunden. ;-)

Joseph von Sternberg

4. Oktober 2013 09:49

Kein Mensch verlangt allerdings, daß die AfD eine „reine Lehre“ vertrete.

Das tut sie aber - und zwar das Evangelium der Gegenseite... (was verhindert, daß die Partei eine "bunte und vielfältige Gesellschaft" werden
kann).

p.s. die beiden Flintstones müssen das "Angie!!!" in barocken Koloraturen singen.

Schmidt

4. Oktober 2013 09:55

Tatsächlich ist die AfD bislang noch fast über jedes Stöckchen gesprungen, das man ihr hingehalten hat. Lucke schafft es sogar regelmäßig in Diskussionsrunden, durch präventive Bekundungen, er sei nicht "rechts", das Thema zuverlässig genau auf diesen Gegenstand zu lenken. Er nutzt fast nie die offenen Flanke seiner Gegner für einen eigenen Angriff und dient diesen als dankbares Objekt für die üblichen Spielchen. Warum fragt er z.B. eine Gesine Schwan, die ihn wegen seiner Verwendung des Wortes "Volk" anging nicht, ob sie denn einen Meineid hätte leisten wollen wenn sie als Bundespräsidentin einen Eid auf das Volk abgelegt hätte? Warum akzeptiert er überhaupt moralische Vorhaltungen von einem Wolfgang Schäuble, der noch jedes Mal die Unwahrheit gesagt hat als er weitere "Rettungspakete" auf Kosten Deutschlands ausschloß? Warum greift er jene, die das Wort "entartet" als skandalös empfinden, nicht als Beispiele für den naturwissenschaftlichen Analphabetismus an, der auch sonst biologische Tatsachen leugnet oder ausblendet? Und warum reizt er seine Gegner nicht einmal zum totalen Verlust der Selbstbeherrschung, wenn er z.B. einen Aufnahmestopp für Mitglieder der Grünen verkündet, solange diese im Einzelgespräch nicht nachweisen können keinen linksextremen oder pädophilen Hintergrund zu haben?
In der AfD versammeln sich dennoch viele konstruktive Kräfte, die jetzt aber Druck auf die weniger konstruktiven Kräfte ausüben müssen, damit aus der Partei noch etwas wird.

Hartwig

4. Oktober 2013 11:16

Vielleicht würde es gut tun, wenn man zwischen seiner eigenen Überzeugung und politischen Verortung auf der einen Seite, und seinem Wahlverhalten auf der anderen Seite einfach unterscheidet. "Meyer" hat in einem Nachbarstrang etwas ähnliches geschrieben. Möglicherweise kann man dann auch entspannter miteinander reden, wenn eine Wahlstimme oder gar ein Wahl-Werben für die AfD nicht perse als eine Zustimmung zu Programm und sonstigen Verlautbarungen gedeutet wird. Vielen NPD-Wählern wird es gewiss ähnlich gehen; ihr Kreuz bei dieser Partei hat oft nicht viel mit Programm- oder gar Personalsympathie zu tun.
Protestwählen, taktisch wählen, kleinstes Übel wählen oder einfach nur Störenfriede wählen um des Amusementfaktors willen - für viele scheint's immer noch besser als gar nicht wählen. Als Rechter die AfD wählen ist kein Offenbarungseid; bei der heutigen Konstellation auch keine Fehlentscheidung. Dennoch ist die AfD dort, wo es am meisten Not tut, nämlich im gesellschaftspolitischen Bereich, eben keine "Alternative f.D.". Das muss man wissen!
Es wird sich zeigen, ob die AfD eine Art EinMannShow bleibt. Wenn es die AfD zulässt, einen Parteitag zu veranstalten, der seinen Namen verdient, dann wird man sehen, wie viele wofür in dieser Partei stehen.

Freidank

4. Oktober 2013 11:31

Vielen Dank Herr Lichtmesz!

Daß die Junge Freiheit Luckes bestenfalls unsäglich dumme Erklärung im nachhinein gerechtfertigt hat, war auch in meinen Augen fast die größte Enttäuschung an der ganzen Sache.

Die AfD braucht im Moment nichts so sehr wie Druck von rechts.

Lucke ist seinem ganzen Zuschnitt nach ein etablierter Politiker. Seine Sprache und sein Denken entsprechen dem etablierten Diskurs. Er will im Grunde nur seine finanzpolitischen Vorstellungen durchsetzen. Mehr nicht. Er ist Professor für Volkswirtschaft, ein kalter Ökonom, der sich für Kreisdiagramme, Tabellen, Kurven und Milliardensummen begeistert. Da steckt seine Leidenschaft.

Alles andere ist für ihn nur Beiwerk, Mittel zum Zweck. Wenn er den Eindruck hat, daß ihn ein Thema "voran" bringt, bedient er es; wenn nicht, nicht.

Sein Handeln beruht momentan auf der Einschätzung, daß er seinen finanzpolitischen und volkswirtschaftlichen Vorstellungen den besten Dienst erweist, wenn er um die Gunst der etablierten Medien buhlt und sich dem Mainstream anpaßt.

Aus Sicht des konservativen Lagers kommt nun alles darauf, ihm zu bedeuten, daß er sein Projekt verspielt, wenn er so weiter macht.

Der Kommentar in der Jungen Freiheit hat diese Chance vertan.

Das friendly fire eines Lichtmesz ist da viel zielführender. Herzlichen Dank dafür!

Stefan Pauly

4. Oktober 2013 11:53

Vielleicht kann man hier lernen, wie weit sich linke Ideologie in die Köpfe der Menschen in diesem Land gefressen hat. Die linke Ideologie ist so mächtig, dass Lucke und auch Stadtkewitz über die besagten Stöckchen gesprungen sind. Die linke Ideologie oder aber auch die eigene (allerdings realistische) Angst vor Repressalien des BRD-Regimes (bewusst unwahre hetzerische und verleumderische Berichterstattung in den Systemmedien, Sperren und Kündigen von Bankkonten, Ausschluss aus Sport-, Garten-, Kanninchenzüchter- usw. vereinen bis hin zu Androhung und Ausübung von physischer Gewalt) führt dazu, dass die potentiellen Oppositionspolitiker zu keiner Opposition in der Lage sind. Denn um Opposition machen zu können, muss man auch entsprechende Inhalte vertreten. Das geht natürlich nicht mit Angst oder politischer Korrektheit. Bernd Lucke hat ja bekanntlich zu jeder Gelegenheit beteuert, keine "rechten" Inhalte vertreten zu wollen. Er benutzte sogar das Vokabular der Feinde des Deutschen Volkes (Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie). Trotzdem hat es immer wieder handgreifliche Übergriffe des Regimes auf die AfD gegeben, z. B. durch Bündnis90/Die Grünen in Göttingen auf einen Wahlkampfstand und ein Messerangriff auf Bernd Lucke durch die Antifa. Bernd Lucke und viele andere AfDler kapieren nicht, dass sie sich noch so sehr von "rechter Polemik" distanzieren können; sie werden trotzdem immer wieder angegriffen. Dass hätten sie von DIE FREIHEIT lernen können. Auch sie haben mit dem Vokabular der Volksfeinde versucht, sich von den PRO-Bewegungen abzugrenzen. Was hat es ihnen genützt: Trotzdem werden sie von Christian Udes Hilfstruppen in München verbal und auch physisch immer wieder angegriffen, geschlagen, bespuckt, beschimpft, Bankkonten gekündigt. Distanzeritis führt dazu, dass man noch schwächer wird, als man in der Bunten Republik ohnehin schon ist.

Martin Lichtmesz

4. Oktober 2013 11:56

Noch eine Durchsage: ich bitte alle Kommentatoren, sachlich zu bleiben und vom JF-Bashing Abstand zu nehmen. Danke!

Marcus Junge

4. Oktober 2013 11:59

Klar Worte Herr Lichtmesz, aber ich sehe die AfD noch wesentlich kritischer, als Sie es tun. Das habe ich hier und bei der JF, vielfach und ausführlich, zum Ausdruck gebracht, ich erspare mir daher die erneute Aufzählung an Gründen, warum die AfD ein Irrweg (und wohl auch U-Boot) ist.

Was mir jedoch wichtig ist, ist die Verwirrung, die um/durch die AfD sichtbar geworden ist. Viele Verteidiger der AfD sind zweifellos keine Schlaf-Michel mehr, die Blöd, Spargel und Schwarzem Kanal glauben. Leider sind sie trotzdem nicht völlig erwacht, wären sie es, müßte deren Lageanalyse andere Kommentare und andere Wahlergebnisse erbringen.

Die AfD will aus dem Inneren des bestehenden Systems heraus ein €-Problem lösen, mit minimalinvasiven Mitteln also. Fein, alle anderen Probleme werden nicht beachtet. Dabei wird dann aber ignoriert, dieses politische System ist eines der Kernprobleme an sich, aus dem der € dann nur entsprungen ist. Mit solchen Lösungsansätzen kann man auch vergnüglich das Pferd vom Hintern her aufzäumen, es wird nicht gelingen. Das zu vermitteln, scheint im Moment unmöglich, weil Prinzip Hoffnung und Angst vor dem "Was sonst nötig wäre" bestehen.

Die Wahl der CDU mit 40%+X wurde als Flucht ins Bekannte erklärt. In Zeiten der Krise, da wollten die Leute keine Experimente und daher IM Erika. Ich sage, dies gilt auch für die AfD, als alte CDU, wie sich die AfD selber sieht und sie immer wieder beschrieben wurde. Keine Experiment, auf zu Helmut. Da ist nicht angekommen, daß Kohl schon ein so großes Problem für uns war, wie Erika heute, nur damals noch ohne Internet und mit weniger Schulden, nicht als solches bemerkt wurde. Nur wie will man die Gefühle von 2Mio AfD-Wählern in der Hinsicht korrigieren?

Carsten

4. Oktober 2013 12:48

Schon das Interview mit Frauke Petry in der aktuellen JF gelesen?
Sie sagt, sie halte den Umgang der AfD mit der causa Kuhlmann für falsch.
Petry ist immerhin gleichberechtigte Parteivorsitzende.

dixit

4. Oktober 2013 13:22

Lieber Herr Lichtmesz,
jedes Mal freue ich mich von ganzem Herzen, wenn Sie meinen ins Wortspiel eingebrachten Vergleich, die „Alternative“ sei eine trojanische Bundespartei, repetieren.
Als überzeugter Gegner der AfD besuchte ich mehrere Veranstaltungen mit und über diese. Auf jeder Veranstaltung liefen mir neben vielen anderen bekannten Gesichtern ebenfalls frühere Mitstreiter der „Freiheit“ über den Weg. Wenn Rene Stadtkewitz den Übertritt zur AfD vorschlägt, Landesvorstände und Mitglieder vollzogen ihn schon lange. Hier trabt, wie in vielen anderen Fällen, der Parteivorsitzende wieder der Wirklichkeit hinterher. Ja, und die JF ist ein „Alternative“- Blättchen geworden. Es wiederholt sich auf das Neue. Wie schon vorher wird für alle möglichen Parteibewegungen „rechts“ jenseits der Christdemokraten geworben. Auch so steigert die (fast) immer lesenswerte Wochenzeitung aus Berlin ihre Auflage. Kaufmännisch gesehen ist das praktikabel und logisch, aber nicht immer plausibel: Es fehlt die ehemals langfristig ausgeübte inhaltliche Konstanz einer national-, werte- und rechtskonservativen Positionierung. Dixit.

H.M. Richter

4. Oktober 2013 13:32

Darum sei hier zum Schluß ausdrücklich betont, daß mein „friendly fire“ auch wirklich „friendly“ gemeint ist.

Nun soll es den von Eigenbeschuß Betroffenen allerdings gemeinhin recht egal (gewesen) sein, wie friendly das friendly fire gemeint (gewesen) ist.

Hanns Rupp, Infanterist vor Verdung, drückte es einst so aus:
"Vielleicht ist es der schauernde Gedanke, von der eigenen deutschen Waffe getötet zu werden."


M.L.: Oh, ist etwa schon jemand vor Schreck gestorben?

Mops

4. Oktober 2013 13:46

Die nächste Neugründung wird sich dann wohl von der AfD distanzieren.
Was die JF angeht, die hofft scheinbar mit der AfD-Anbiederung neue Leserschichten erschliessen zu können. 2 Millionen Wäher sind natürlich auf den ersten Blick ein verlockendes Potential.
Es könnte allerdings sein daß sich die JF dabei verspekuliert und die rechten Stammleser vergrault ohne nennenswert neue dazu zu gewinnen.

Otto

4. Oktober 2013 14:13

Es stimmt: Als ich gestern Schmidts Kommentar sah, ging mein Blick ganz von selbst an den oberen Bildschirmrand: Ist das jetzt die FAZ oder die JF?
Interessant: So wie Automodelle mit jeder Neuauflage größer werden (und dann irgendwann die Einführung eines neuen Klein-Modells nötig machen), rutschen auch Zeitungen immer weiter nach links, und die JF macht dabei keine Ausnahme. Wird sie vielleicht auch zum Opfer ihres Erfolgs, der zu einer Erweiterung und - wenn man nicht aufpaßt - Verwässerung der Redaktion führt?

Otto

4. Oktober 2013 14:19

Herr Lichtmesz, ich hoffe, das war jetzt kein "Bashing". Ich bin Abonnent der Zeitung und werde es wohl noch lange bleiben, insbes. solange Thorsten Hinz dort schreibt.

M.L.: Paßt scho'.

Theosebeios

4. Oktober 2013 14:25

Noch eine Durchsage: ich bitte alle Kommentatoren, sachlich zu bleiben und vom JF-Bashing Abstand zu nehmen.

Das "Bashing" haben Sie aber kräftig provoziert! Auch ist die (zweifellos wutschnaubende) Verwendung psychiatrischer Begriffe ("AfD-Psychose") völlig überzogen und hat Ähnlichkeit mit der "Phobie"-Vorliebe der anderen Seite. Ich rufe Sie hiermit also zur Mäßigung auf.

M.L. Immer nur ruhig Blut. Ich bin nicht die Bohne "wutschnaubend". Wie kommen Sie darauf? Schon gar nicht habe ich hier was "provoziert". Meine Verwendung "AfD-Psychose" hat auch überhaupt keine Ähnlichkeit mit den ganzen "-phobien"-Nummern von links, aber wenn Sie das nicht selber merken, kann ich es Ihnen auch nicht erklären.

Die AfD braucht im Moment nichts so sehr wie Druck von rechts.

Das ist in der Tat eine interessante Überlegung. Es bringt ihr vermutlich sehr viel mehr als die 0,01% von der "Freiheit".

Bernd Lucke hat ja bekanntlich zu jeder Gelegenheit beteuert, keine „rechten“ Inhalte vertreten zu wollen.

Nun, dann glaubt es ihm doch endlich mal!

Der Offenbarungseid erfolgt jenseits aller Schaukämpfe und einer erwünschten oder unerwünschten Rhetorik. Es sei noch einmal an den Amtsrichter "Gnadenlos" erinnert, der sich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von "Rechts", ja so gar von Jörg Haider, abgegrenzt hat. Aus Sicht des knieweich gewordenen herrschenden Kartells blieb er ein "Rechtspopulist", den man unbedingt zur Strecke bringen musste. Erinnert sei auch an ganz "Rechte", die sich korrumpieren lassen oder nie anderes waren als Beauftragte des VS.

PB

4. Oktober 2013 15:44

Mit der Eurorettung ist die AfD doch bereits vollauf beschäftigt, und sie hat mit diesem Schwerpunkt bislang wesentlich erfolgreicher agiert, als alle anderen Kleinparteien zusammen, die in ihren Programmen außerdem (oder hauptsächlich) vieles im Angebot haben, was selbst aufrechte Nationalliberale niemals unterstützen würden.

Wer möchte, dass außer der Verschwendung deutscher Euromilliarden auch die Blutsvermischung zwischen Hell- und Dunkelhäutigen gestoppt werde, nur noch die christliche Religionsausübung auf deutschem Boden zugelassen werde und Empfängnisverhütung, homosexuelle Handlungen und Ehebruch wieder unter Strafe gestellt werden sollen, kann ja weiterhin sein Kreuz bei den unterschiedlichsten 0,1-Prozent-Parteien machen.

Und wenn Bernd Lucke in den wenigen Monaten seines Parteivorsitzes es geschafft hat, sich in einen aalglatten, mediengewandten Politikerdarsteller zu verwandeln, dann haben auch die sachlichen Inhalte eine viel größere Chance, dauerhaft wahrgenommen zu werden, als wenn der Partei ein politikbetriebfeindlicher Exzentriker vorsteht, dem bei seinem ersten Aufritt im Bundestag das Mikro abgedreht wird.

OJ

4. Oktober 2013 15:56

Es ist mir scheißegal, ob jemand von sich behauptet, er wäre "nicht rechts" oder dass am laufenden Band Bauernopfer gemacht werden. So funktioniert Politik. Die AfD bekommt so lange meine Stimme, wie sie als einzige ernstzunehmende Partei eine Einwanderungspolitik nach kanadischem Modell fordert. Das ist nicht nur "schon was", das ist im aktuellen Parteiengefüge fast schon revolutionär.

Kleist

4. Oktober 2013 16:27

Es ist einfach nur bitter mit anzusehen, wie schnell die AfD plötzlich doch keine wirkliche „Alternative“ mehr sein oder „Mut zur Wahrheit“ haben möchte, um sich lieb Kind bei den mehrheitlich links orientierten etablierten Medien zu machen.

Selektiv herausgezogene Aussagen von Lucke im Vorfeld der Bundestagswahl, der den paranoiden „K(r)ampf gegen Rechts“ seitens der staatlich tolerierten Roten SA/Antifa am eigenen Leib erfahren hat, ließen auf mehr konservative Impulse hoffen.

Doch seit der ebenso paranoiden Distanzierung der AfD von jeglicher Schützenhilfe rechts der CDU, kann man diese Hoffnungen getrost begraben. Die AfD wird den Weg einer etablierten Partei gehen; die politkorrekte Sprache, die nur dazu dient, Denkverbote zu befördern, hat sie bereits übernommen, insofern ist deren „Denke“ bereits unrettbar korrumpiert.

Ich muss gestehen, dass ich sie zur Bundestagswahl unterstützt habe, wohlwissend dass ich beispielsweise den Republikanern oder der Pro-Bewegung politisch näher stehe. Da letztere jedoch in den letzten Jahren keinerlei nennenswerte Erfolge verzeichnen konnten (mit Ausnahme von Pro vereinzelt auf kommunaler Ebene), wollte ich mit meiner Stimme auf ein „sichereres Pferd“ setzen. Es war eine taktische Entscheidung, immerhin ein paar kontroverse Positionen in den Bundestag zu bringen, um die linkslastige Einheitsfront der Parteien bei allen entscheidenden Themen zu brechen.

Mittlerweile bereue ich dies. Es ist ungerecht den unermüdlichen Bemühungen von Pro-Deutschland und den Republikanern gegenüber, die eindeutig Respekt verdienen für ihre Arbeit allen Widrigkeiten zum Trotz. (Schon seit Jahren sind deren Mitglieder linkskriminellen Angriffen ausgesetzt, die nicht verfolgt oder geahndet werden und sich sogar auf den Privatbesitz und die Familien erstrecken, und werden massiv von Medien und etablierten Parteien behindert; von den individuellen Schicksalen ganz zu schweigen, wie Kündigungen der Arbeitgeber auf Grund des politischen Engagements, Rufmordkampagnen im Ort usw.). Nun nicht einmal mehr die Wahlkosten erstattet zu bekommen weil die AfD zahlreiche ihrer Stammwähler unberechtigterweise aufgesogen hat, ist eine extrem bittere Pille für diese wackeren, aber leider erfolglosen Streiter.

Dank Lichtmesz‘ „Mut zur Wahrheit“ sehe ich die AfD nur noch als geringstes Übel im Vergleich zu den anderen Parteien und nicht länger als konservativen Hoffnungsträger. Nach eigener Aussage will die AfD mit rechtskonservativen Wählern nichts zu tun haben – soll sie sehen wie sie ohne diese Stimmen vorankommt!

Es ist zwar traurig, sich dies eingestehen zu müssen, aber es ist allemal besser als die vollkommen unbegründete Euphorie und Selbstverlogenheit in der Berichterstattung der JF. Ich teile die Befürchtung von Lichtmesz, dass nun ein eilfertiges Räumen von Positionen im konservativen Lager einsetzt, gar eine Art von Kannibalismus, um ja den Anschluss an die AfD nicht zu verlieren.
Bloß nichts Negatives auf die AfD kommen zu lassen und deren Kurs entgegen den eigenen Überzeugungen weiter zu verteidigen, ist in der Tat nicht mehr rational erklärbar. Man will einfach nicht zur Kenntnis nehmen, was nicht sein darf und die inzwischen lieb gewonnene Hoffnung nicht wieder fahren lassen. Der dabei zugrundeliegende Antrieb ist nur noch ein ominöser Glaube, dass die AfD sich schon noch so entwickeln wird, wie man dies sehnlichst erwünscht, auch wenn längst die Weichen anders gestellt sind.

Dank gebührt, wie so oft, Herrn Lichtmesz und seinem analytischen Scharfsinn, auch wenn die aufgezeigten Entwicklungen alles andere als erfreulich sind aus rechtskonservativer Sicht.

Admiral Snyder

4. Oktober 2013 16:31

Stimme OJ damit -

Es ist mir scheißegal, ob jemand von sich behauptet, er wäre „nicht rechts“ oder dass am laufenden Band Bauernopfer gemacht werden. So funktioniert Politik. - absolut zu.

Die FREIHEIT war für die AfD ein aufgedrängtes Bauernopfer, man ließ sie in die bereits ausgelegten Fußfallen laufen. Sollen sie verbluten.

G.W.

4. Oktober 2013 16:44

Naja, man könnte ein JF-Bashing ja wirklich für verzichtbar halten, wenn die Auslassung Schmidts ein einmaliger Ausrutscher gewesen wäre.
Nachdem sich diese "Ausrutscher" in den letzten Monaten und Jahre aber durchaus angehäuft haben, wäre die grundsätzliche Frage nach Quo vadis JF angebracht.

Letztes Jahr der unsägliche krautkrämersche Angriff auf Kleine-Hartlages Rede zum Volkstrauertag, der Verriss eines passablen Buches des Vereins der Deutschen Konservativen über die Grünen oder der aktuelle Forumsbeitrag von Stein zur deutschen Burschenschaft. Nicht zu vergessen so mancher übertrieben positive Kommentar zu jüdischen Interessenspolitik in den USA oder der israelischen Außenpolitik aus der Feder eines Thorsten Brückner.

Da passt die Jubelperserei zur AfD ins Bild einer Zeitung, die aus naiver Hoffnung jetzt endliche auch ein bisschen bei den Großen mitspielen zu dürfen, immer mehre eigenen Prinzipien über Bord wirft.

Was nötig wäre, ist ein klärender Kommentar zu Causa Kuhlmann und dem Verhältnis zu AfD im Allgemeinen. Warum nicht von Hinz oder Weißmann. Politik ist nicht gleich Publizistik!

@OJ: Mal sehen wie lange sie diese gemäßigt vernünftige Linie im Zuge des aktuellen Bootsunglücks noch einhalten werden.

@PB: Bei ihnen verlief die Selbstkastration ja schon erfolgreich. Wurde ein Mitgliedsantrag bereits gestellt?

Wahr-Sager

4. Oktober 2013 16:59

Der Herr Stadtkewitz... wenn ich daran denke, wie er immer mit zittriger Stimme seinem Ansinnen Luft machen wollte und später irgendwann auf einem Bild zu sehen war, wo er grinsend neben jemandem stand, der ein Schild mit der Aufschrift "Nazis raus!" trug, dann wird klar, dass genau solche Personen dem politischen und medialen Druck nicht gewachsen sind. Da bedarf es schon eines aalglatten Schleimkriechers wie Serdar Somuncu, der als Komidiän in alle möglichen Polit-Sendungen eingeladen wird, weil er doch soooo politisch unkorrekt ist, wie er häufig gern betont.

Ich stimme auch weiterhin für die AfD, solange es für mich nicht deutlich wird, dass diese Partei sich explizit gegen Rechte richtet. Das Vorgehen kann auch taktischer Natur sein. Sobald aber die AfD im Kanon der Etablierten einstimmt und sich am Kampf gegen rechts beteiligt, ist der Beweis erbracht, dass Bernd Lucke von Anfang an eine entartete Politik betrieben hat.

blixa

4. Oktober 2013 17:11

Für mich kommt der Lackmustest mir der Ausarbeitung des Parteiprogramms: Gelingt es hier, in der Zuwanderungspolitik eine klare Alternative zur herrschenden Politik zu formulieren, so ist schon etwas erreicht. Auf Reizwörter und -themen (Islam etwa), auf die jeder gleich anspringt , kann man dabei getrost verzichten, solange es auf eine an den legitimen Eigeninteresse ausgerichtete und daher auf strikte Begrenzung abzielende Politik hinausläuft.

Von der kanadisch inspirierten Einwanderungspolitik sollte man sich m.E. nicht zu viel versprechen, jeder scheint sich darunter das vorzustellen, was er für richtig hält. Immerhin sieht dieses Modell vor, dass jeder einreisen kann, der eine bestimmte Anzahl von Punkten i.R. eines Punkteschemas erreicht. Das ist eher auf eine Erweiterung der Zuwanderung angelegt (nicht zufällig ist es auch Programmpunkt bei FDP und Grünen), jedenfalls solange es nicht gelingt, alle, die diese Kriterien nicht erfüllen, außen vor zu halten - und das ist der weitaus schwierigere Part.

I.Ü. gehe ich mit der Analyse von W. Hübner konform: Am aussichtsreichsten ist das Modell einer Vereinigung verschiedener Strömungen. Mehr, als eine dieser Strömungen zu werden, können wir realistischerweise nicht erwarten.

OJ

4. Oktober 2013 18:12

@ G. W.: Ja, das bleibt abzuwarten. Und wenns tatsächlich so sein sollte, dass die AfD diese und jene Position "abräumt", dann wendet man sich eben von ihr ab, ganz einfach. Aber ehe ich nochmal Mutti wähle oder meine Stimme sinnlos verschenke, bleibe ich dabei.

Im Übrigen ist die AfD auch nur ein "Wettbewerber auf dem politischen Markt der Meinungen" und kein quasireligiöser Heilsbringer. Insbesondere ist sie, was ihre Inhalte und Positionen angeht, niemandem gegenüber zu irgendetwas verpflichtet. Deswegen kann ich den Ton einiger Foristen hier, die sich ob der jüngsten Vorgänge fast schon persönlich angegriffen zu fühlen scheinen, nicht ganz nachvollziehen.

OJ

4. Oktober 2013 18:18

Nachtrag: der Link von Wahr-Sager ist wirklich stark. Lucke sagt da ausdrücklich, dass es ihm nicht Leid tut, "entartet" gesagt zu haben, die Vorwürfe diesbzgl.(natürlich) Unfug sind und dass er sich Sprachpolizistentum verbitte. Das ist schon sehr viel heutzutage.

Franz Schmidt

4. Oktober 2013 19:18

Der Richtungskampf in der AfD hat längst begonnen. Überall und auf allen Ebenen treffen unterschiedliche Richtungen hart aufeinander. Es ist gut, daß Herr Lichtmesz hier den Finger in die Wunde legt. Warten wir es ab. Als AfD-Mitglied bin ich schon mitten im (End-?)Kampf.

Was mich mehr schockiert, ist die JF. Gerade der neueste unsägliche Artikel von Herrn Stein zu den Burschenschaften ist völlig unakzeptabel. Stein provoziert, doch er wird sich wundern, wenn er in diese Richtung weiter geht. Er ist eine größere Enttäuschung, als die AfD, von der man von Anfang an weniger erwarten konnte.

waldgänger aus Schwaben

4. Oktober 2013 20:01

Manchmal ist es für die Analyse hilfreich einen Schritt zurück zu treten. Also gehen wir ein halbes Jahr zurück vor die Gründung der AfD. Just in dieser Zeit wurde in der "Zeit" eien Umfrage veröffentlicht, die besagt, dass 50% der Befragten im Islam eine Bedrohung sehen.

Den Euro sehen nur 25% - 40% kritisch.

Zur Bundestagswahl traten gleich vier islamkritische Parteien an: Die Rechte, die NPD, pro Deutschland und Rep.
Zwei davon grenzen sich gegen rechts ab, zwei nicht. Erfolg hatte keine von ihnen, wie diese Parteien oder andere islamkritische in all den Jahren davor auch nicht.


Wer der AfD ihre Distanz zur Islamkritik vorhält, muss für den anhaltenden politischen Misserfolg der Islamkritik trotz des weit verbreiteten Unbehagens am Islam eine schlüssige Erklärung anbieten.

Aber bitte nicht die wohlbekannte Nazi-Keule. Die hat ja bei der AfD auch nicht gewirkt. Kann der AfD-Kritiker keine Erklärung für den chronischen Misserfolg islamkritischer Parteien anbieten, wird einräumen müssen, dass die AfD völlig zu Recht dazu auf Distanz geht.

Ich hätte ja eine Erklärung für den politschen Misserfolg der Islamkritik:

Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.
Nietzsche

Die Zerstittenheit der Moslems is ja schon legendär, der auf die Palästinenser gemünzte Witz
"Judäische Volksbefreiungsfront vs. Volksbefreiungsfront von Judäa“
aus dem "Leben des Brian" ist auch nach Jahrzehnten noch aktuell, heute PLO vs. Hamas.

Vielleicht färbt die zu intensive Beschäftigung mit dem Islam irgendwie ab. Wenn ich da so an gewisse Debatten denke zwischen der dezidiert israel- und USA-freundlichen PI-news-Fraktion der Islamkritik und anderen Fraktionen, die die "Ostküste" für alles Übel der Welt verantwortlich machen, kommt mir auch die
"Judäische Volksbefreiungsfront vs. Volksbefreiungsfront von Judäa“ in den Sinn.

waldgänger aus Schwaben

4. Oktober 2013 20:03

Manchmal ist es für die Analyse hilfreich einen Schritt zurück zu treten. Also gehen wir ein halbes Jahr zurück vor die Gründung der AfD. Just in dieser Zeit wurde in der "Zeit" eien Umfrage veröffentlicht, die besagt, dass 50% der Befragten im Islam eine Bedrohung sehen.

Den Euro sehen nur 25% - 40% kritisch.

Zur Bundestagswahl traten gleich vier islamkritische Parteien an: Die Rechte, die NPD, pro Deutschland und Rep.
Zwei davon grenzen sich gegen rechts ab, zwei nicht. Erfolg hatte keine von ihnen, wie diese Parteien oder andere islamkritische in all den Jahren davor auch nicht.


Wer der AfD ihre Distanz zur Islamkritik vorhält, muss für den anhaltenden politischen Misserfolg der Islamkritik trotz des weit verbreiteten Unbehagens am Islam eine schlüssige Erklärung anbieten.

Aber bitte nicht die wohlbekannte Nazi-Keule. Die hat ja bei der AfD auch nicht gewirkt. Kann der AfD-Kritiker keine Erklärung für den chronischen Misserfolg islamkritischer Parteien anbieten, wird einräumen müssen, dass die AfD völlig zu Recht dazu auf Distanz geht.

Ich hätte ja eine Erklärung für den politschen Misserfolg der Islamkritik:

Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.
Nietzsche

Die Zerstittenheit der Moslems is ja schon legendär, der auf die Palästinenser gemünzte Witz
"Judäische Volksbefreiungsfront vs. Volksbefreiungsfront von Judäa“
aus dem "Leben des Brian" ist auch nach Jahrzehnten noch aktuell, heute PLO vs. Hamas.

Vielleicht färbt die zu intensive Beschäftigung mit dem Islam irgendwie ab. Wenn ich da so an gewisse Debatten denke zwischen der dezidiert israel- und USA-freundlichen PI-news-Fraktion der Islamkritik und anderen Fraktionen, die die "Ostküste" für alles Übel der Welt verantwortlich machen, kommt mir auch die
"Judäische Volksbefreiungsfront vs. Volksbefreiungsfront von Judäa“ in den Sinn.

Andreas R.

4. Oktober 2013 21:09

M.L.:Dabei kursierte vor allem die Vorstellung, die AfD sei eine Art trojanisches Pferd, eine Art Kanal, durch den eines Tages auch andere Inhalte, die den Konservativen teuer sind, in den Bundestag fließen könnten.

Für völlig abwegig halte ich diesen Gedanken bisher immer noch nicht. Wie sind denn die 68 in die Institutionen gelangt? Warum sollte das auf umgekehrtem Wege nicht ebenfalls möglich sein?

Die "Abgrenzeritis" der Freiheit war in der Tat einer ihrer Kardinalfehler, aber meines Wissens ging das damals von Aaron König aus, in einem Interview bezeichnete er PRO damals als "Abschaum" wenn ich mich Recht erinnere. Darüber war ich schockiert. Selbst wenn man sich unbedingt von jemandem distanzieren will, warum muss man das auf eine derart beleidigende und ehrverletzende Art tun, die die derart bezeichneten förmlich dazu zwingt mich ebenfalls als Gegner anzusehen und die eine zukünftige Zusammenarbeit fast unmöglich macht? Ich vermute das Rene Stadtkewitz von dieser Ausdrucksweise ebenfalls überrascht war und in dem von ihnen verlinkten Artikel lediglich versuchte, Schadensbegrenzung zu betreiben um seinen damaligen Adlatus König nicht bloss zu stellen.

Es ist nun in der Tat wieder mal ein Treppenwitz der Welt- oder zumindest der deutschen Parteigeschichte das nun die Freiheit ebenfalls ein Opfer dieser Abgrenzeritis zu werden scheint.

Um auf die AfD zurück zu kommen. Ich war schon immer ein Skeptiker. Übertriebene Euphorie ist nicht angesagt und es gibt auch keinen Grund dafür. Die Partei ist noch in einer Konsolidierungsphase und man wird abwarten müssen in welche Richtung sie sich Entwickelt. Ansonsten wird sie in der Tat ein trojanisches Pferd, allerdings in umgekehrter Richtung, welches vielen konservativen ihre Stimme stiehlt, die dann am Ende wie Frankenstein ausrufen: "Ich habe ein Monster geschaffen!". Na gut, das war jetzt etwas übertrieben. Schlimmer als die etablierten Parteien kann sie kaum werden.

Theosebeios

4. Oktober 2013 21:12

@KLEIST
Bereuen Sie nicht zu schnell. Wenn Sie angesichts der heraufziehenden katastrophalen Entwicklungen in puncto Euro und Migration Aussicht auf politischen Erfolg haben wollen, müssen Sie sich in gewisser Weise "lieb Kind" machen. Die von Ihnen angesprochenen Gruppen (genannt Parteien) agieren im "Tal der Aussätzigen", wie MKH diesen Ort bezeichnet, uns hier eingeschlossen. Wir werden hier nur beobachtet und ansonsten in Ruhe gelassen, weil wir keine Wirkung entfalten. Teile ich Ihnen damit etwas Neues mit? Wohl kaum.

Nach meinem Eindruck hat Herr Stadtkewitz nicht begriffen, um was es hier geht. Meint er denn als "Stigmatisierter", er könne jemandem auf politischer Ebene seine Sympathie bekunden, ohne dass seine Aura auf den Adressaten übergeht? Dann lese er das Buch von MKH, da wird der Mechanismus, der überdies in der Soziologie, da anhand des Stalinismus und Hitlerismus genau analysiert, bestens bekannt ist, eindrucksvoll für Laien beschrieben. Man beschäftige sich einmal mit dem Labeling Approach, einem immer noch beliebten Ansatz in den Sozialwissenschaften. Einige haben ihn aufgegeben - und nennen den Grund sogar -, weil sie "die Rechte" nicht mit diesem Ansatz analysieren wollen.

Wenn Hexen verteufelt werden, obwohl sie ein Heilmittel gegen schlimme Leiden haben, dann müssen Sie dem Inquisitor widersprechen, wenn er behauptet, Sie seien eine Hexe. Falls Sie das Heilmittel unter die Leute bringen wollen. Natürlich können Sie sagen: Mit mir nicht. Das verstehe ich nur zu gut. Aber dann machen Sie eben keine Politik mehr. Das muss nicht heißen, dass das Streben vergebens ist, aber es wird auf absehbare Zeit keinen Erfolg haben.

Im übrigen könnte, wie hier jemand (vielleicht mit anderer Intention) anmerkte, die Kritik von Rechts der AfD nützlich sein. Aber das wird eher theoretisch bleiben, da sich rechtskonservative AfD'ler vermutlich allzusehr ins Bockshorn jagen lassen. Wenn die Kritik an der AfD allerdings dazu führt, unser Flaggschiff JF wegen einiger affirmativer, vielleicht sogar naiver, Artikel zu torpedieren, dann, mit Verurlaub und in aller Bescheidenheit, muss irgendwo eine Schraube locker sein.

Carolus

4. Oktober 2013 23:24

Ich gebe meine Hoffnung noch nicht auf, dass sich die AfD auf die rechten Werte besinnt. Carsten hat es oben angesprochen, dass Frauke Petry den Umgang mit Kuhlmann für falsch hält, und ich würde auch gern ein Wort Alexander Gaulands, der ja die Türkei keinesfalls in die EU haben möchte, zu den antiislamkritischen Vorgängen in der AfD hören.

Hochinteressant: Dagmar Metzger war vor drei Jahren noch Islamkritik-Managerin:
https://www.blu-news.org/2013/10/04/metzger-im-schafspelz/

Dazu Stürzenberger: https://www.pi-news.net/2013/10/die-seltsame-wandlung-der-dagmar-metzger/
Da steht noch einiges bevor.

waldgänger aus Schwaben

5. Oktober 2013 08:50

Am 17.10 oder einige Tage später sind die USA zahlungsunfähig. Alle glauben an eine wundersame Rettung in letzter Sekunde, aber nichts deutet darauf hin.
Dems und Reps spielen das chicken game
Zwei Fahrzeuge rasen aufeinander zu, der erste der ausweicht verliert. Nicht immer endet das Spiel unfallfrei.
Es werden schon absurde Ideen diskutiert, wie dass die US-Regierung eine Platin-Gedenkmünze im Nennwert von 1 000 000 000 000$ prägen könnte, die dann die Fed gegen frisches Geld aufkaufen müsste. Bei Bedarf kann auch eine Null oder zwei mehr auf die Münze.

Die Chinesen sitzen auf 1,3 Billionen Dollar US-Anleihen und werden sich bedanken, wenn sie dafür de facto eine Platinmünze im Materialwert von einigen hundert US-Dollar bekommen

Niemand weiss, ob ein solches Tricksen nicht Panikverkäufe von US-Anleihenoder Aktien auslöst.

Wir stehen damit kurz vor der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 1929. Die damaligen politischen Folgen sind ja bekannt. Möge es diesmal besser enden.

Kommt es zur weltweiten Rezession werden die Karten nicht nur in Deutschland neu gemischt. Die AfD eine neue Bewegung, die noch nie Teil des Systems war, mit volkswirtschaftlichem Sachverstand und der bewiesenen Fähigkeit zur politischen Kampagne, kann dann die neue politische Führungskraft in Deutschland werden. Also dran bleiben an der AfD!

Wolfgang Hübner

5. Oktober 2013 09:37

Es war doch immer klar, dass in der Parteien-Sturzgeburt AfD nach den Wahlen am 22. September Konflikte um die künftige Ausrichtung und das künftige Programm ausbrechen würden, zumal nach einem verfehlten Einzug in den Bundestag. Für freiheitlich-konservative Kräfte in der AfD heißt das jetzt, kühlen Kopf zu bewahren, die Lage und die Perspektive zu analysieren und damit Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen. Der Beitrag von Martin Lichtmesz, wie immer mit Gewinn zu lesen, macht unter anderem deutlich, dass wir alle das Projekt AfD ohne Verklärung, aber auch ohne vorschnelle Verteufelung betrachten und nutzen sollten. Und schon gar nicht werden jetzt schnelle Resignationen und beleidigte Enttäuschungen gebraucht. Jede Partei, auch die AfD, ist zugleich Teil einer Lösung wie auch Teil eines Problems.
Den Abschiedsauftritt des kläglich gescheiterten Politikers Stadtkewitz empfand ich schon als peinlich wichtigtuerisch und auch ein wenig provokativ, insofern ist die Reaktion Luckes nicht ganz unverständlich. Allerdings darf unter keinen Umständen hingenommen werden, dass nun die AfD in eine FDP 2.0 verwandelt wird, wie es von bestimmten Kräften betrieben wird. Deshalb steht die wesentliche, entscheidende Auseinandersetzung noch bevor. Für diese gilt es sich zu rüsten und vorzubereiten. Und dafür werden die besten Köpfe noch gebraucht!

Waldgänger

5. Oktober 2013 11:58

@ Lichtmesz

Mag sein, dass es sich mit der AfD nicht so entwickelt, wie viele - auch ich - gehofft haben.
Völlig aufgeben mag ich sie noch nicht. Und die Möglichkeit, dass sie insgesamt doch eine belebende Wirkung hat. Das ist besser als nichts.

Wenn es aber so negativ ist, wie Sie es hier skizzieren, dann möchte ich gerne wissen, was Sie stattdessen befürworten.

M.L.: Diese Frage ist völlig falsch gestellt. Vor allem, wie "was"? Im Hinblick worauf? Und warum im Zusammenhang mit "wenn"? "Negativ", wofür und für wen? Und was heißt hier "befürworten"? Ich "befürworte" ja z.B. die Unterstützung der AfD innerhalb eines bestimmten Rahmens, wie etwa von Hübner skizziert.

Atreides

5. Oktober 2013 13:17

Eine sehr gute und getroffene Analyse.

Lucke hatte schon in seinem ersten Fernsehgespräch, weit vor den Wahlen, gezeigt, daß er sofort umfällt, wenn es brenzelig wird, wie z.B. mit Rückziehern in Sachen Euro-Abschaffung, und die Euro-Frage wurde bis zu den Wahlen zunehmend verwässert und darauf reduziert, daß man jetzt nur das Ausscheiden der Südländer fordert. Selbst das kontrollierte Verlassen mit Rückkehr zur DM hat man gar nicht mehr als Forderung aufgestellt (abgesehen davon, daß man den Euro sofort verlassen muß, denn wie soll das denn mit einer Übergangszeit von 5 Jahren gehen).

Der "Mut zur Wahrheit" fehlt Herrn Lucke und seiner Pressesprecherin ohnehin schon von Anfang an. Aber als politische Eunuchen können sie keine Alternative bilden. Die neuesten Pressemitteilungen haben auf mich eine Wirkung der absoluten Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit und lassen mich daran Zweifeln, ob es in deutschland überhaupt noch eine Rettung der politischen und gesellschaftlichen Lage geben kann. Sehr treffend hier ihre Feststellung:

Man könnte genausogut sagen, daß man nur unter der Bedingung in den Bundesharem kommt, daß man sich vorher zum Eunuchen gemacht hat. Am Ende hat man sich kastriert und bleibt trotzdem vor der Tür sitzen

. Das Problem ist eben heute die Übermacht der politischen Eunuchen.

M.L.: Außer Angie, die hat cojones, aber leider nur für ihre eigenen Machtinteressen...

Dar

5. Oktober 2013 18:13

Liebe Leute,

gründliche Kritik ist das eine - praktische Politik das andere.

Die AfD ist für vernunftbegabte Menschen das was die Grünen für linke Spinner sind. Zwar nicht die reine Lehre, aber mit Blick auf die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen die die Grünen in den letzten 20 Jahren bewirkt haben, eine potentiell sehr positive Gruppierung.

Analysen à la Sezession bilden das intellektuelle Fundament, wenn davon auch nur 10 Prozent bei der AfD umgesetzt und mitgedacht werden, steht Deutschland (und Europa) in den kommenden zwanzig Jahren wesentlich besser dar.

Ich kann es nur wiederholen: Wenn die 68er sich allein auf ihren internen Diskurs in der konkret verlassen hätten, würden Sozialdemokraten bspw. noch heute für die Interessen deutscher Arbeiter streiten und sich nicht schämen, mal was Positives über unser Land zu sagen...

Unke

5. Oktober 2013 19:08

Schön Sie hier zu sehen, Herr Hübner! Machen Sie weiter so für Frankfurt!
Ist diese Dagmar Metzger identisch mit der ehemaligen "SPD-Rebellin" aus Südhessen? Sowohl Wikipedia als auch ihre persönliche Homepage enden im Jahr 2008. Bin confused.
.
@waldgänger aus Schwaben
Sie sollten weniger fern sehen, Herr Waldgänger!
Was aktuell in Washington abgezogen wird ist eine (Schmieren-) Komödie, aber mit Sicherheit keine Tragödie, wie Sie meinen!
Jeder erkennt das Drehbuch, nur die MSM spielen Haschmich mit der Intelligenz (und beleidigen so nebenbei auch ihre Leser/Zuschauer)...
Nach diversem Hin und Her wird es dort (und anderswo) so weitergehen wie bisher: die Schulden werden gemacht wie benötigt (z.B. für die 700 Militärbasen in 126 Ländern), und die Schulden die man nicht unterbringt bei (internationalen) Gläubigern werden bei der Fed aufgenommen. Also: Ausatmen!

rautenklause

5. Oktober 2013 19:51

Werter ML,
langsam wird es wohl brenzlig und ich weiß nicht, ob ich guten Gewissens die Asylgewährung aufrecht erhalten kann! Erst wurde ein kritischer Beitrag verfasst und SCHWUPP war die AfD unter 5 Prozent - nunmehr ein kritischer Beitrag zur JF und - den Rest kann man sich wohl denken: spätestens nächste Wochw wird das Blatt Konkurs anmelden müssen. Und wer war's? Natürlich der Lichtmesz! Teufelswerk! Wär's vielleicht möglich, mir noch die Lottozahlen für das nächste Wochenende herzuschreiben, bevor der Scheiterhaufen erklommen wird? Das würde zumindest mir ungemein nützen! Nix für ungut ... Glück ab!

Meier, Hans

5. Oktober 2013 20:10

Herr Lichtmesz und Herr Kleine-Hartlage haben sehr Wichtiges festgestellt.

Die Junge Freiheit wie die AfD müssen darauf achten, sich nicht überflüssig zu machen und ihre Marke nicht durch Anpassung zu verwässern.
Wer braucht denn noch ein Blatt, dass für eine Umschmelzung des eigenen Volks eintritt, da gibt es schon genügend. Was es aber kaum gibt, das sind Blätter, die unserem Volk ein eigenes Existenzrecht zumessen und nicht nur für verdrängte Tibeter, Palästinenser etc. streiten.

"Marsch durch die Institutionen" heißt nicht "Anpassung um jeden Preis", sondern Mitnahme der eigenen Prägungen in eine System hinein. Siehe Grüne und Co.
Einstweilen wird es aber in der AfD durchaus Gesprächsmöglichkeiten zur Ausländer- und Wanderungsthematik geben. Die sollten auch genutzt werden und Lucke selbst sollte von den Mitgliedern auch persönlich mit ihren Anliegen konfrontiert werden. Er soll schon erfahren, was die Leute bewegt. Er selbst wirkt in seinem Hamburger Nobelvorort auch ein wenig ahnungslos.

Ansonsten ist die Hauptaufgabe aller deutschen Patrioten die Einigkeit:
Die Deutschenhasser können nur solange erfolgreich sein, wie es ihnen gelingt, uns zur gegenseitigen Distanzierung zu zwingen. Wenn wir uns nicht mehr zwingen lassen, nach ihrer Pfeife zu tanzen und ihre Hasssprache gegen Deutschland und Demokratie ("Populismus") zu verwenden, werden wir frei und stark werden. Niemand muss eine andere Partei oder Position immer gutheißen - aber es kann auch niemand gezwungen werden, Abschwörungsformeln nachzuplappern, wenn er hartnäckig bleibt: "Jeder ist für sich selbst verantwortlich, ich für mich und jener für sich. Ich habe nicht die Aufgabe, andere zu beurteilen."

Nicht-Distanzierung ist Nicht-Zusammenarbeit mit dem Gegner. Die stärkste Waffe. Wer das Heft seines Handelns in der eigenen Hand behält, wird allein dadurch schon stärker. So lässt man die Meinungsterroristen ins Leere stoßen.

waldgänger aus Schwaben

5. Oktober 2013 20:44

@Unke
Ich sehe nie fern, gehe lieber in den Wald.

Wahrscheinlich werden sich die Amis diesmal schon wieder aufs Schuldenmachen verständigen. Aber wie oft noch und wie weit kann die Schuldengrenze erhöht werden? Jedes Jahr kann dieses "Schmierentheater" nicht gegeben werden.

Die Risse im Fundament werden immer größer.

Konservativer

5. Oktober 2013 23:06

"Schon in der Adventstimmung des Wahlkampfes wurden Bauernopfer wie Karl-Heinz Kuhlmann mit beredtem Schweigen übergangen."

Das ist schlicht falsch. Als ich hier die wahren Hintergründe für Kuhlmanns Ausladung thematisierten wollte, wurde mein Kommentar hier einfach nicht freigeschaltet.

M.L.: Ich wußte gar nicht, daß Sie der Sprecher der JF sind. Wenn Sie hier einen Kommentar hätten veröffentlichen können, wäre natürlich alles ganz, ganz anders gewesen. Ihre Vorstellung von den "wahren Gründen" war jedenfalls "schlicht falsch" und ist auch aus anderen Gründen in den Papierkorb gelandet. Das hier schalte ich auch nur für die Vitrine frei.

Frank S.

6. Oktober 2013 15:58

Der Artikel ist leider wieder mal ein wunderbares Beispiel selektiver Wahrnehmung, weil er durch die Unterschlagung vieler wichtiger Informationen ein völlig falsches Bild der Gesamtpartei zeichnet. Als Parteimitglied mit sehr gutem Informationszugang in viele Vorstände möchte ich hierzu einiges ergänzen:

1. Prof. Kuhlmann hat nach der Ausladung für seinen Vortrag durch irgendeinen ziemlich unbedeutenden Ortsverband von sich aus sofort das Handtuch geworfen und ist kampflos aus der Partei ausgetreten. Warum sollten andere dann für ihn einen Kampf führen, dem er sich selbst verweigert?

2. Die Entscheidung zur FREIHEIT wurde angeblich von Lucke ohne Absprache mit dem Vorstand im Alleingang durchgezogen. Adam, Gauland und anscheinend auch Petry sind darüber angeblich sauer, auch wenn sie das nicht öffentlich thematisieren. Es ist fraglich, ob der Parteivorsitzende in einer demokratisch verfassten Partei überhaupt im Alleingang die Satzung ändern kann. Es handelte sich also eher um einen Beschwichtigungsversuch der Medien

3. Die Ausführungen von Lichtmeß, was wohl unter "untadelig" zu verstehen ist, sind reine Spekulation. In Teilen sind sie auch einfach falsch, weil die Partei z.B. das Thema Einwanderung (Keine Einwanderung in die Sozialsysteme) sogar im Wahlkampf plakatiert hat, was ihr den Vorwurf einbrachte, Themen und Stil der Republikaner zu übernehmen. Lucke mußte sich hierfür auch im Fernsehen rechtfertigen und hat diese Kampagne verteidigt.

4. Es sind bereits ca. 500 Mitglieder der FREIHEIT in der AfD und stellen vorallem in den ostdeutschen Ländern sehr viele Landesvorstände. Wenn die Sezession bzw. Lichtmeß diese jetzt bekämpft, durch den Aufruf der Gesamtpartei unterschiedslos die Unterstützung zu entziehen und auf keinen Fall mehr beizutreten, dann hätte man es tatsächlich geschafft, einen bereits erzielten Erfolg für das konservative/ rechtsliberale Lager dort im nachhinein doch noch zu zerstören. Ich glaube nicht daran, das sich in den nächsten 20 Jahren noch eine weitere aussichtsreiche Chance für einen neuen Versuch ergibt.

5. Die Partei besteht aus mittlerweile über 17.000 Mitgliedern, die alle möglichen Auffassungen vertreten. Für jede noch so abwegige These wird man mit Sicherheit auch ein Mitglied finden. Was die Partei in Gänze denkt, weiß man derzeit einfach noch nicht, weil es außer dem im Schnellverfahren durchgezogenen Gründungsparteitag noch überhaupt keine Parteitage gab, auf denen irgendwas entschieden wurde. Weder Prof. Lucke als einer von drei gleichberechtigen Vorstandssprechern, und erst recht nicht seine leider recht linkslastige Pressesprecherin Metzger können im Alleingang die Meinung der Partei festlegen. Eine derartige Darstellung nach außen ist einfach auch definitiv falsch.

6. Eine Redaktion ist keine Kompanie in der alle im Gleichschritt nach dem Kommando des Chefs marschieren. Da werden nicht alle Texte von Dieter Stein vor dem Druck dahingehend zensiert, das sie auch von ihm hätten sein können. Stattdessen wird ein breites Spektrum an unterschiedlichen Meinungen zugelassen. Und viele Auffassungen, wie auch der Kommentar von Schmidt sind da mit Sicherheit nicht unumstritten.

M.L.: Danke, das mit der "selektiven Wahrnehmung" war ganz besonders erheiternd. Punkt 4 ist mal wieder jenseits von Gut und Böse. Wer "bekämpft" denn bitte die zur AfD gewechselten Freiheit-Mitglieder? Wer ruft denn irgendwen auf, irgendjemandem "die Unterstützung zu entziehen"? Und woher schon wieder diese skurrile Angst vor schwarzer Magie, daß ein Blogeintrag irgendwelche konservativen Erfolge "zerstören" könnte? Ich lasse auch diesen Einwurf nur als Anschauungsobjekt für die Folgen der AfD-Psychose stehen, die offenbar auch die Fähigkeit zum sinnentnehmenden Lesen drastisch blockiert.

Martin

6. Oktober 2013 16:54

5. Die Partei besteht aus mittlerweile über 17.000 Mitgliedern, die alle möglichen Auffassungen vertreten. Für jede noch so abwegige These wird man mit Sicherheit auch ein Mitglied finden.

Genau aus diesem Grund ist die Abgrenzerei wohl der größte Fehler, den die AfD machen konnte - irgendwelche vermeintlichen "Referenznazis" werden sich mit Sicherheit finden und werden in der nächsten Zeit auch sicher auftauchen, was von den Gegnern dann genüsslich ausgeweidet werden wird (Wer suchet, der findet). Man lässt sich damit erpressbar machen und der Gegner bestimmt, nicht die AfD. Cool bleiben und auf so etwas immer die Gegenfrage "wie viele NSDAP- und wie viele SED-Mitglieder hat denn ihre Partei aufgenommen, wie viele Mitglieder hat ihre Partei, die eine fragwürdige Vergangenheit haben?" stellen, wäre besser gewesen, denn gerade bei Parteien gilt "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein".

Kleist

6. Oktober 2013 17:41

Offenbar ist das letzte Wort innrhalb der AfD im Bezug auf die Freiheit noch nicht gesprochen:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article120669457/AfD-streitet-ueber-Aufnahme-von-rechten-Ueberlaeufern.html

Gutartiges Geschwulst

6. Oktober 2013 20:19

Langsam begreife ich, dass ich ein Wahlgewinner bin, weil meine naiv verabreichte Stimme nicht ausreichte, um der AfD die Mitgliedschaft im deutschen Bundestag zu ermöglichen.
Somit hat meine Blödheit zwar keinem genutzt, aber andererseits auch keinen Schaden angerichtet.

Hartschaumrolle

6. Oktober 2013 20:40

waldgänger aus schwaben,

wer nie fernsieht und nur noch in den wald geht wird gar nicht wissen wie die welt dreht,

reim am rand.

Axel Wahlder

6. Oktober 2013 21:12

Mit Verlaub, liebe Freunde, Frauke Petri vertritt aber ganz andere Sicht, als der Bernd Lucke!

Hartschaumrolle

6. Oktober 2013 21:13

Politik kann doch nicht darin bestehen, sich wochenlang zu ärgern. Die Koalitionsdebatten treiben allen dummen Beteiligten die grauen Haare in die Stirn. Wem nützt das? Keinem. Sie fetzen sich, daß jedes aufgeklärte Kind seinen Spaß daran hat. Und DIE sollen "uns" regieren? FUCK YOU!

Frank S.

6. Oktober 2013 21:37

Lieber Herr Lichtmeß, wenn Sie sich lediglich immer auf Herrn Lucke als einem von drei gleichberechtigten Sprechern einschießen, und seine Worte als Parteilinie ausgeben und dabei alle anderen gewichtigen und häufig anderlautenden Stimmen ausblenden, das hat das etwas von Selektivität.
Auch wenn ich zugeben muß, das vieles eben auch nicht öffentlich abläuft, und teilweise auch nur verspätet sichtbar wird: https://www.welt.de/politik/deutschland/article120669457/AfD-streitet-ueber-Aufnahme-von-rechten-Ueberlaeufern.html

Und das die ständige Einwirkung auf die Leserschaft von sezession.de mit Artikeln die den Tenor haben "Die AfD ist eine politisch-korrekte Gurkentruppe" natürlich genau den Effekt erzielen die Unterstützung dieses Lagers für die AfD zumindest zu verunsichern, versteht sich von selbst.

Das wäre alles ja auch kein Problem, wenn wir hier tatsächlich über die gesamte Partei und nicht nur über Einzelfälle bzw. Einzelpersonen sprechen aus denen dann jedoch eine "AfD-Psychose" gestrickt wird, als wären alle verrückt, die noch das Gesamtbild vor Augen haben und nicht nur diese hier zusammengesuchten Ausnahmefälle.

M.L.: Ich glaube, daß nicht Sie es sind, der "das Gesamtbild vor Augen" hat. Zumal ich den Eindruck habe, daß Sie gar nicht verstehen, was ich überhaupt sagen will.

neocromagnon

7. Oktober 2013 02:14

Ich würde den Ball flach halten und nicht genau sezieren, wer was wie gesagt hat. Und das konservative Lager mit Begriffen wie Hoffnungstrunkenheit, Shiziphrenie, quasi-religiöser Glauben oder Psychosen bezüglich der AfD zu beschreiben halte ich für ziemlich übertrieben.
Leute von der AfD haben in der Vergangenheit mehrfach politisch unkorrekte Aussagen gemacht und sind weder zurückgerudert, noch ist ihnen jemand aus den eigenen Reihen in den Rücken gefallen. Alleine das ist angesichts der Ausnahmesituation in der dieses Land schwebt schon bemerkenswert.
Wie sich die AfD weiter entwickelt wird man sehen, aber noch sind alle Wege offen, ungeachtet der jüngsten Ungeschicklichkeiten. Das sind halt keine Politprofis, die nur noch einstudierte Phrasen von sich geben. Und wenn die AfD sich zähmen lässt und in den "Kampf gegen Rechts" einreihen wird, so what? Wählt man sie eben nächstes mal nicht mehr.
Bezüglich der Aktion von der "Freiheit" kenne ich zwar die Hintergründe nicht, aber das wirkte doch schon recht komisch. Die Selbstauflösung einer Partei ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt? Vielleicht steckte ja nichts dahinter, aber das könnte auch ein Übernahmeversuch gewesen sein. Und das wäre dann ziemlich unfreundlich und wer weiß schon, was für Leute sich in den Lokalgruppen der "Freiheit" so rumtreiben? Ausser der Aktion mit Wilders und gegen das Ziem in München habe ich von denen nicht viel gehört.

neocromagnon

7. Oktober 2013 02:39

@Hartwig
Ich würde lieber die PdV wählen, aber solche Ideen sind einfach noch nicht weit genug verbreitet. Die Zeit ist noch nicht reif. Kaum jemand von der normalen berufstätigen Bevölkerung hat jemals von dieser Art der Staatskritik gehört. Meist stößt man am Anfang auf totales Unverständnis (insbesondere wenn man Sozial-, Krankenkassen- und Bildungssystem kritisiert), aber wenn man dann die Ideen von Freiheit und Eigenverantwortung im Bezug auf den Staat erklärt (die konservativ sind), kommt am Ende oft Zustimmung. Ich habe das mal bei einem Familienfest in einer Runde von 100%igen Gutmenschen gemacht (ging um das Rauchverbot) und als sie am Ende dann verstanden haben, daß es mir gar nicht um das Rauchverbot geht, sondern darum, daß uns ein Bürokrat unberechtigter Weise Vorschriften macht, waren sie sprachlos. Sie haben es verstanden, aber es lag so weit ausserhalb ihrer eigenen Ideenwelt, daß sie alleine nicht drauf gekommen wären (und das waren alles intelligente Leute Arzt, Psychologen, Lehrer usw.).

Bundschuh

7. Oktober 2013 10:58

Mit meinem Pro-AFD Kommentar an dieser Stelle vor der Wahl war ich bisher zu optimistisch. Man wird sehen was noch kommt. Mir dämmerte Folgendes:

Wir brauchen einen eigenen Fernsehsender und eine Zeitung für die Masse des Volkes, die entsprechende Partei wird sich dann schon finden, ob AFD oder eine andere ist im Grunde egal. In den USA gibt es FOX-News, so etwas bräuchte man auf national gedreht auch hier. Oder nehmen wir Berlusconi als nächstliegendes Beispiel. Diesen Hans Wurst hätte ohne dessen geballte Medienmacht niemand gewählt. Weil er sie hat, konnte er Unfug treiben wie er wollte, die Italiener haben ihn immer wieder auf den Schild gehoben. So läuft es auch hier, der Michel wählt, wie ihm geheißen wird. Dissidenten werden sonst ohne Wirtschaftskrise bei unter 10% bleiben.

Martin Lichtmesz

7. Oktober 2013 11:27

Badeschluß, Dank an alle.

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