Das Stockholm-Syndrom und weitere linke Lektionen

Dienstag vor einer Woche tauchten auf dem im Zwei-Wochen-Takt stattfindenden Stammtisch der Wiener "Identitären" ein paar wackere Sozialdemokraten auf,...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

die sich um die Irr­we­ge eines ihrer Schäf­chen sorg­ten. Im Lau­fe des Abends kam es zu zum Teil hef­ti­gen Dis­kus­sio­nen, an deren Ende wohl jeder unbe­kehrt und bestärkt in der eige­nen Posi­ti­on davon ging – wie das eben meis­tens der Fall ist.

Den zum Teil mensch­lich recht sym­pa­thi­schen und auf­rich­tig bemüh­ten Besu­chern vom ande­ren Ufer ist hoch anzu­rech­nen, daß sie im Gegen­satz zu den meis­ten Links­aus­le­gern über­haupt ein offe­nes Gespräch fac­cia a fac­cia gewagt haben. Daß gefühl­te 90% der Aus­ein­an­der­set­zun­gen die­ses Abends im chao­ti­schen Anein­an­der­vor­bei­re­den und gegen­sei­ti­gem pole­mi­schem Gesti­chel bestan­den, steht auf einem ande­ren Blatt.

Die jewei­li­gen Funk­fre­quen­zen waren zum Teil auf komik­haf­te Wei­se dis­so­nant. Die Genos­sen waren per­plex bis empört und belus­tigt, als ihnen ein iden­ti­tä­rer Akti­vist in einem Wut­an­fall vor­warf, aus­ge­rech­net ihre, sich als ulti­ma­tiv human ver­ste­hen­de Poli­tik (etwa der mög­lichst gren­zen­lo­sen Ein­wan­de­rung für jeder­mann) sei im Grun­de zutiefst “men­schen­ver­ach­tend”.

Die sol­cher­art Ange­grif­fe­nen hat­ten ihrer­seits bestimm­te Vor­stel­lun­gen davon im Kopf, wie grund­sätz­lich “men­schen­ver­ach­tend” etwa Ein­wan­de­rungs­kri­ti­ker oder die schlech­ten Rech­ten wohl über­haupt sein müs­sen. Viel­leicht haben sie nun gese­hen, daß auf der ande­ren Sei­te auch nur Men­schen sitzen.

Ein ande­res, auch an die­sem Abend argu­men­ta­tiv bemüh­tes Kli­schee ist das vom in sich ver­bohr­ten, lei­der nicht “welt­of­fe­nen” Rech­ten, der irgend­ei­ne dif­fu­se, ver­klemm­te, irra­tio­na­le Angst vor dem “Ande­ren” oder dem “Frem­den” hät­te, von dem er auch sonst aus lau­ter Bor­niert­heit kei­ne Ahnung hat.

Die­sen Typus gibt es sicher auch (beson­ders in Öster­reich, egal ob er “links” oder “rechts” ist), aber bei gera­de denen, die sich zur iden­ti­tä­ren Idee hin­ge­zo­gen füh­len, ist oft das Gegen­teil der Fall: hier stößt man oft auf ein lei­den­schaft­li­ches Inter­es­se an ande­ren Kul­tu­ren und Völ­kern, das mit­un­ter bis zum lust­voll zele­brier­ten Kul­tur­re­la­ti­vis­mus geht. (“Eth­no­plu­ra­lis­mus” ist für man­che eben wesent­lich auf­re­gen­der und “bun­ter” als die “One World” der Smar­ties-Lin­sen.)

Es mag nun gera­de für man­chen Lin­ken über­ra­schend sein, daß sich die ver­teu­fel­te Gegen­sei­te genau­so in der Voll­macht “guter Absich­ten” dünkt, wie sie selbst. Und in der Tat betrach­te ich die iden­ti­tä­re Idee als zutiefst huma­nis­ti­sche Idee. Das Unver­ständ­nis beginnt jedoch genau dort, wo ein fal­sches und unvoll­stän­di­ges Bild vom Men­schen herrscht – nicht nur eine Unkennt­nis von Anthro­po­lo­gie und Geschich­te, son­dern auch schlicht ein Man­gel an com­mon sen­se und Rea­lis­mus.

Die­se ein­di­men­sio­na­le Blind­heit man­cher Lin­ker ist oft ein­ge­bun­den in eine selt­sa­me und zuwei­len put­zi­ge Arg­lo­sig­keit und Harm­lo­sig­keit. Die­ser Men­schen­schlag scheint zu den­ken, daß alles gut wäre auf die­ser Welt, wenn nur alle so den­ken wür­den, wie er – was sie natür­lich, so sicher wie die Schwer­kraft, nicht tun wer­den. Er hat kei­nen blas­sen Schim­mer, daß der Mensch, wie Gott­fried Benn ein­mal for­mu­lier­te, “Abgrün­de” in sich trägt, die “mit Woll­wes­ten und Streu­sel­ku­chen” nicht zu fül­len sind.

Abgrün­de, weil der Mensch ein “ris­kan­tes” Wesen ist – aber eben auch Mög­lich­kei­ten eines vol­len Mensch­seins jen­seits des blo­ßen Mate­ria­lis­mus und der “Ver­haus­schwei­nung” (frei nach Kon­rad Lorenz). Und gera­de jenen unter ihnen, die so ger­ne über die “Angst vor dem Ande­ren” spöt­teln, an denen die Rech­te angeb­lich lei­det, scheint es noch nie in den Kopf gekom­men zu sein, daß die­ser Ande­re viel­leicht wirk­lich anders ist.

Ent­schei­dend ist hier, wel­che Dimen­sio­nen des Mensch­seins man sehen und aner­ken­nen will und wel­che nicht. Der bra­ve Durch­schnitts­lin­ke ist außer­stan­de zu sehen, daß sein mit blen­dend guten Vor­sät­zen gepflas­ter­ter Weg auf einer schie­fen Ebe­ne errich­tet ist, und gera­de­wegs in die Höl­le führt. Er scheint tat­säch­lich zu glau­ben, daß die Vogel-Strauß-Stel­lung zu einer bes­se­ren Welt füh­re. Man muß ihm qua­si “um die Ecke” erklä­ren, wor­in sei­ne Fahr­läs­sig­keit und “Men­schen­ver­ach­tung”, oder bes­ser: Men­schen­miß­ach­tung liegt.

Und das war die haupt­säch­li­che “lin­ke Lek­ti­on” die­ses Abends für mich: die – gewiß auf­rich­tig wohl­mei­nen­den und huma­ni­tär ori­en­tier­ten Genos­sen – waren, so schien es mir, nicht imstan­de, außer­halb der Kate­go­rien von Wohl­stand, Wohl­fahrt und Sozi­al­staat zu den­ken. Mit die­sen Ideen ist ihr Alpha und ihr Ome­ga abge­steckt, die Quel­le, aus der alle Poli­tik fließt, und das erlö­sen­de Meer, in das alle Poli­tik mün­den soll.

All dies ist in der Regel ver­bun­den mit einer gleich­zei­ti­gen Blind­heit und Ahnungs­lo­sig­keit über die Vor­aus­set­zun­gen, die sol­che schö­nen Din­ge über­haupt ermög­li­chen, oder wel­ches Men­schen­ty­pus es bedarf, um der­glei­chen über­haupt zu kon­zi­pie­ren, auf­zu­bau­en und instand­zu­hal­ten. Der Mensch ist für sie vor allem öko­no­misch bestimmt, es soll ihm wirt­schaft­lich “gut gehen” und was dann noch an “Kul­tur” und Sinn­stif­tung dazu­kommt, ist bei­läu­fi­ger Koko­lo­res, mit dem man sich zu Ver­schö­ne­rungs­zwe­cken die Wand tape­ziert, oder die man eben kon­su­miert wie das Essen in Chi­na-Restau­rants und Dönerbuden.

Die All­round-Lösung für alles und jedes Pro­blem sind dann groß­zü­gig ver­teil­te Finanz­sprit­zen aus dem Niko­losack des Staa­tes, von dem man wie selbst­ver­ständ­lich annimmt, daß er immer wun­der­sam gefüllt sein wird, und wenn nicht, dann greift man eben zu Zau­ber­stä­ben wie “Reich­tum besteu­ern” und ähn­li­chem Simsalabim.

Auch der Begriff “Bil­dung”, der mit auf­fal­len­der Umlauf­fre­quenz aus sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Mün­dern perlt, wird im Grun­de rein quan­ti­ta­tiv ver­stan­den, als ein Gut, das man belie­big und an jeder­mann ver­tei­len kön­ne wie Gra­tis­sem­meln, wobei die Emp­fän­ger nichts ande­res tun müs­sen, als – was jeder kann – die Sem­mel ent­ge­gen­zu­neh­men, um “gebil­det” zu sein.

“Bil­dung” soll auch alle Inte­gra­ti­ons­pro­ble­me, etwa mit isla­mi­schen Ein­wan­de­ren lösen. Banal­er­wei­se ist damit häu­fig nicht mehr gemeint als die Adap­ti­on links­li­be­ra­ler Ideen. Lin­ke die­ser Art kön­nen sich kaum vor­stel­len, daß es auch hoch­ge­bil­de­te “Rech­te”, kon­ser­va­ti­ve Katho­li­ken oder gläu­bi­ge Mos­lems gibt, die ihre Vor­stel­lun­gen kei­nes­wegs teilen.

Irgend­wann kam die Rede auf Schwe­den, ein Land, über das ich auf die­sem Blog mehr­fach berich­tet habe. Der Wort­füh­rer unse­rer Besu­cher zeig­te sich, wie zu erwar­ten, als glü­hen­der Fan des schwe­di­schen Sozi­al­staats­mo­dells, und gene­rell von Land und Leu­ten begeis­tert: “Die Schwe­den sind super!”

Ja, ich mag die Schwe­den auch, sag­te ich ihm, und kann­te eini­ge von ihnen sehr gut, aber ich habe dadurch nicht den Ein­druck gewon­nen, daß Schwe­den ein Land ist, in dem sich alle Welt wie im Para­dies am Ende der Geschich­te füh­len wür­de. Im Gegen­teil haben sich in die­sem Land schwe­re see­li­sche Schä­den ent­wi­ckelt, bis zu einem eigen­ar­ti­gen Selbst­haß­syn­drom.

Das woll­te er nicht gel­ten las­sen: wer kann schon bestim­men, daß “die See­le” lei­det oder krank ist, wer kann schon sagen was das über­haupt ist? Eben­so­we­nig woll­te er die Tat­sa­che akzep­tie­ren, daß der kon­for­mis­ti­sche Druck in die­sem Land sehr hoch sei, was sich auch auf die Frei­heit der Mei­nungs­äu­ße­rung aus­wir­ke. Und das ist nun für jeden Skan­di­na­vi­en­ken­ner eine Tat­sa­che, die nur von sehr, sehr inter­es­sier­ter Sei­te geleug­net wer­den kann.

Die Tat­sa­che, daß auf Druck der Lin­ken neben ande­ren kul­tur­re­pres­si­ven Maß­nah­men etwa das Sin­gen von Lie­dern mit all­zu christ­li­chem Inhalt abge­schafft wür­de, um etwa­ige mos­le­mi­sche Ein­wan­de­rer­kin­der nicht zu “belei­di­gen” war ihm ein blo­ßes Schul­ter­zu­cken wert, die Men­schen, die unter sol­chen Maß­nah­men lei­den, eine ver­nach­läs­si­gens­wer­te Min­der­heit. “Na und? Es gibt eben stän­dig Ver­än­de­rung in der Geschich­te!” (Dar­auf wür­de ich ja gern eines Tages zurück­kom­men, wenn ein­mal eine “rech­te” Regie­rung Geset­ze beschließt, die ihm nicht gefal­len wür­den.) Er kann­te offen­bar nur Schwe­den, die so hap­py­pep­py und sor­gen­frei sind wie er selbst, ich offen­bar vor allem sol­che, die das nicht sind.

Mei­nen Ein­wand, daß es der Poli­tik in Schwe­den schon lan­ge nicht mehr um einen sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Wohl­fahrt­staat allein geht, son­dern um eine viel wei­ter rei­chen­de ideo­lo­gi­sche Agen­da, woll­te er hart­nä­ckig weder hören noch ver­ste­hen. Ich zitier­te ihm sinn­ge­mäß einen Satz aus der hoch­of­fi­ziö­sen Bro­schü­re einer schwe­di­schen Bot­schaft in Deutsch­land, die so beginnt:

Die schwe­di­sche Gesell­schaft schließt meh­re­re Kul­tu­ren ein. Fast ein Fünf­tel der Bevöl­ke­rung hat aus­län­di­sche Wur­zeln. Auch wenn sie Her­aus­for­de­run­gen wie Segre­ga­ti­on mit sich bringt, hat die Zuwan­de­rung Schwe­den zu einem beson­ders offe­nen, inter­na­tio­na­len und mul­ti­kul­tu­rel­len Land gemacht.

Es soll­te klar sein, daß dies weni­ger eine Zustands­be­schrei­bung als eine Ziel­set­zung for­mu­liert. Noch vor zwei Jahr­zehn­ten war Schwe­den eines der homo­gens­ten Län­der der Welt, in dem sonst allen­falls ein paar nicht wei­ter auf­fäl­li­ge Lap­pen, Fin­nen und Nor­we­ger leb­ten. Auch ein Fünf­tel bedeu­tet zwar bereits etwa 20% der Bevöl­ke­rung, ist aber noch immer zuwe­nig (und das noch lokal auf Groß­stadt­vier­tel kon­zen­triert), um ernst­haft von einem Land “mit meh­re­ren Kul­tu­ren” zu spre­chen und es sol­cher­art umzu­de­fi­nie­ren. “Inter­na­tio­nal” und “offen” ist Schwe­den indes­sen auch ohne Zuwan­de­rung gewe­sen. Und wie ist es heu­te, wie ist es heu­te wirk­lich?

Mein Gegen­über, befan­gen im rein öko­no­mi­schen Den­ken, woll­te nicht begrei­fen, daß sich in sol­chen Absich­ten eine poli­ti­sche Tran­szen­denz des Sozi­al­staa­tes aus­drückt, der sich damit einen uni­ver­sel­len Sinn gibt, der über das blo­ße Wohl­le­ben weit hin­aus geht. Es genügt den Men­schen auf die Dau­er nicht, daß es ihnen “gut geht” und sie in aller Ruhe kon­su­mie­ren kön­nen. Sie brau­chen auch das Gefühl, einen Sinn zu haben, Wer­te zu leben, etwas “Gutes” zu tun.

Die schwe­di­sche Ideo­lo­gie zielt ganz im Sin­ne des Glo­bal­li­be­ra­lis­mus expli­zit dar­auf ab, das Land in ein sozi­al­staat­li­ches Para­dies aus “Gleich­heit” und “Kon­sum und Men­schen­rech­ten” zu ver­wan­deln, in dem es nur mehr “Men­schen” gibt und die Her­kunft des Ein­zel­nen kei­ne Rol­le mehr spielt. Auf dem Weg dort­hin müs­sen logi­scher­wei­se die bis­her vor­han­de­nen, empi­ri­schen Her­kunfts­iden­ti­tä­ten rela­ti­viert und abge­baut werden.

Die­ses Bild konn­te er wie­der ver­ste­hen, denn es ent­sprach in der Tat genau sei­ner Ide­al­vor­stel­lung, wie auch Öster­reich aus­zu­se­hen habe, und über­haupt alle west­li­chen Län­der. Das ist die Welt, in der er leben woll­te und in der sei­ner Mei­nung nach alle leben sol­len (und wol­len). “Wenn das aller­dings bis zum bit­te­ren Ende durch­ge­führt wird, dann wird es aber kein Schwe­den und kei­ne Schwe­den mehr geben.” – “Und ich sage dir, daß genau das dann eben Schwe­den sein wird.”- “Aber das könn­te dann ja theo­re­tisch über­all sein, Schwe­den wäre nur mehr ein zufäl­li­ger Fleck auf der Land­kar­te.” – “Ich sage dir, die Schwe­den schrei­en gera­de­zu nach Ein­wan­de­rern, die brau­chen das!”

Als wir spra­chen, waren bereits die Unru­hen und Brand­stif­tun­gen in Stock­holm aus­ge­bro­chen, einer Stadt, die jahr­zehn­te­lang als eine der fried­lichs­ten und sichers­ten der Welt galt. Die Kra­wal­le dau­er­ten tage­lang. Bil­der waren zu sehen, wie man sie bis­her nur aus Lon­don oder den Vor­städ­ten von Paris kann­te.  Nun ist, nach lan­gem Schwe­len klei­ne­rer Brän­de, das impor­tier­te Pul­ver­faß mit lau­tem Knall in die Luft gegangen.

Im Eifer der Dis­kus­si­on hat­te ich fast dar­auf ver­ges­sen, und als ich nun die­se Kar­te aus­spiel­te, ern­te­te ich nur ein Blin­zeln und Schul­ter­zu­cken. Ich ging nicht wei­ter dar­auf ein. Zu die­sem Zeit­punkt war ich nur ober­fläch­lich infor­miert; Schwe­den ist eines die­ser Län­der wie Frank­reich und Eng­land, deren fort­lau­fen­der Selbst­zer­stö­rung ich nur mit erheb­li­chen Qua­len zuse­hen kann.

Nun wird sich zei­gen, ob das “Stock­holm-Syn­drom” , das die schwe­di­sche Gesell­schaft befal­len hat, schon so weit fort­ge­schrit­ten ist, daß auch aus einem Aus­bruch von Gewalt, wie er in die­sem Lan­de eine abso­lu­te Neu­heit ist, kei­ne Kon­se­quen­zen gezo­gen werden.

Den bis­her bes­ten Kom­men­tar dazu fand auf der ame­ri­ka­ni­schen Sei­te Taki­mag. Jim Goad, die gna­den­lo­ses­te Feder des “paläökonservativ”-libertären Maga­zins (und neben­bei einer mei­ner ewi­gen publi­zis­ti­schen Hel­den) schrieb:

Die letz­te Woche brach­te tage­lan­ge Unru­hen in Schwe­den und eine sur­rea­le Ent­haup­tung am hel­lich­ten Tag in Eng­land, wäh­rend die Papa­gei­en des Mul­ti-Kults kei­ne Gele­gen­heit aus­lie­ßen, alle Welt zu beschul­di­gen außer den Ran­da­lie­rern und den Mördern.

Schwe­den galt den nai­ven Anhän­gern des Staats­so­zia­lis­mus über lan­ge Zeit als das blon­de, son­nen­ge­bräun­te Bei­spiel dafür, wie effek­tiv hohe Steu­ern und eine von der Wie­ge bis ins Grab gesteu­er­te Wohl­fahrt doch sei­en. Die­se schlich­ten Gemü­ter über­sa­hen dabei die Tat­sa­che, daß die Bevöl­ke­rung der klei­nen skan­di­na­vi­schen Nati­on bis vor kur­zem weit­ge­hend eth­nisch homo­gen war. Aber seit geschätz­te 15–20% der schwe­di­schen Bevöl­ke­rung aus fremd­stäm­mi­gen Ein­wan­de­rern besteht, hat das lächeln­de Smi­ley-Gesicht sei­nes Gro­ßen Bru­ders tie­fe Fal­ten bekommen.

Nach­dem die schwe­di­sche Poli­zei am 13. Mai einen por­tu­gie­si­schen Ein­wan­de­rer erschos­sen hat, der meh­re­ren Berich­ten zufol­ge mit einem Mes­ser oder einer Mache­te um sich geschla­gen hat, ergrif­fen ver­är­ger­te Ein­wan­de­rer die Gele­gen­heit, meh­re­re Näch­te lang zer­stö­rend, plün­dernd, prü­gelnd und brand­schat­zend durch Stock­holm zu ziehen.

Der Groß­teil der Aus­schrei­tun­gen kon­zen­trier­te sich auf den Bezirk Hus­by, wo geschätz­te 80–85% der Ein­woh­ner kei­ne ange­stamm­ten Schwe­den sind. Autos wur­den ange­zün­det, Fens­ter zer­schla­gen, und ein Poli­zist ver­prü­gelt, wäh­rend ein fröh­lich auf­ge­reg­tes Kind mit­film­te und “Alla­hu Akbar” ausrief.

Goad zählt die gan­zen Schuld­zu­wei­sun­gen auf, die es nun reg­ne­te: von “ras­sis­ti­schen” Poli­zis­ten, die “dis­kri­mi­nie­ren­de” Schimpf­wör­ter benutzt hät­ten, von “Dis­kri­mi­nie­rung, die in die­sen Stadt­tei­len herrscht” (Minis­ter Hul­len­hag) und “sozia­ler Aus­gren­zung” (Jus­tiz­mi­nis­te­rin Bea­tri­ce Ask), “Segre­ga­ti­on”, “wei­ßer Flucht” (“white flight), “insti­tu­tio­nel­lem Ras­sis­mus”, “Kür­zun­gen staat­li­cher Zuwen­dung” bis zu dem Klas­si­ker “ungleich ver­teil­ter Reichtum”.

Wie­der und wie­der bezich­tig­ten die bezahl­ten Sprach­roh­re des Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus Schwe­dens Regie­rung und sei­ne ange­stamm­ten Bür­ger des “Ver­sa­gens”, eine über­wie­gend feind­se­li­ge, weit­ge­hend unaus­ge­bil­de­te und reso­lut unas­si­mi­lier­ba­re Hor­de von schma­rot­zen­den kul­tu­rel­len Inva­so­ren zu integrieren.

Nie­man­dem scheint auf­zu­fal­len, daß Schwe­den eines der kusche­ligs­ten Sozi­al­sys­te­me der Welt hat, und daß die Ein­wan­de­rer in fast allen Fäl­len ein Niveau an Sicher­heit und Wohl­stand genos­sen, das in ihren Hei­mat­län­dern, aus denen sie geflo­hen sind, völ­lig unbe­kannt ist. Nie­mand wag­te es, dar­auf hin­zu­wei­sen, daß der Ver­mö­gens­stand, den sie auf Kos­ten der ange­stamm­ten schwe­di­schen Steu­er­zah­ler erreicht haben, in jedem Fall um ein Viel­fa­ches “unglei­cher” ist, als alles, was sie an einer mage­ren Exis­tenz in Soma­lia oder Afgha­ni­stan zusam­men­krat­zen konnten.

Sogar, nach­dem er in der Nähe von Hus­by mit Stei­nen bewor­fen wur­de, als er ver­such­te, ein Feu­er zu löschen, schrieb der schwe­di­sche Feu­er­wehr­mann Mat­ti­as Las­sen über Face­book eine Nach­richt an sei­ne Angrei­fer: “Ich bin da, wenn euer Vater bei einem Auto­un­fall Hil­fe braucht. Ich hel­fe eurer Schwes­ter, wenn in der Küche Feu­er aus­bricht. Ich wer­de durch Eis­was­ser schwim­men, wenn euer klei­ner Bru­der aus einem Boot fällt. Ich hel­fe eurer Groß­mutter, wenn sie einen Herz­in­farkt hat und ich hel­fe sogar EUCH, wenn ihr an einem son­ni­gen Tag im März durch das Eis brecht.”

Der in Schwe­den gebo­re­ne schwar­ze Rap­per Ken Ring, der ein­mal einen Text über die Ver­ge­wal­ti­gung der schwe­di­schen Prin­zes­sin Made­lei­ne aus­ge­spuckt hat, kom­men­tier­te die Unru­hen so: “Stock­holm ist heu­te ein ver­rück­ter Ort.… Das ist Schwe­den. Es soll­te nicht so sein.”

Ich stim­me ihm zu. Schwe­den war bis­her nicht gera­de das Land, in dem man mit näch­te­lan­gen Ran­da­len von Nicht-Ein­hei­mi­schen gerech­net hät­te, oder mit Rap­pern, die davon schwär­men, die Prin­zes­sin zu ver­ge­wal­ti­gen. Noch war es bis­lang ein Land, in dem mos­le­mi­sche Ein­dring­lin­ge angeb­lich die Mehr­zahl der Sexu­al­ver­bre­chen bege­hen und Wit­ze dar­über rei­ßen, wie schwe­di­sche Mäd­chen “in Stü­cke gefickt wer­den.”

Was muß noch alles gesche­hen, damit die west­eu­ro­päi­schen Län­der aus ihrem Wahn­sinn erwa­chen, und erken­nen, daß die Gärt­ner zu Böcken gewor­den sind? Dazu muß wohl erst­mal die Angst vor der Erkennt­nis über­wun­den wer­den, daß man einem fal­schen Gott gedient hat, auch wenn es zunächst bedeu­tet, in die bei­nah tota­le Lee­re zu blicken.An die­sem Punkt ver­lie­re auch ich die Geduld mit den wohl­mei­nends­ten Lin­ken. Wer nicht imstan­de ist, sich der Wirk­lich­keit zu stel­len, han­delt fahr­läs­sig. App­er­zep­ti­ons­ver­wei­ge­rung ist, wie Hei­mi­to von Dode­rer, gern for­mu­lier­te, böse: “Dumm ist, wer dumm sein will.”

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (44)

Marcus Junge

28. Mai 2013 17:35

Warum sollte sich etwas ändern? Sankt Florian läßt grüßen. Solange es nicht bei Biedermann brennt, glaubt Biedermann doch gerne weiterhin an seine heile Welt. Hat es endlich bei allen gebrannt, steht nicht mehr sonderlich viel. Aufgewacht sind aber immer noch nicht alle.

Der Gegensatz dazu wären die Mörder der Tscheka / NKWD (und sonstigen Organisationen), die haben vielfach auch leidenschaftlich an ihren Führer Stalin & den Kommunismus geglaubt, tun das bis heute, obwohl sie ja selbst sein "gedeihliches" Werk, täglich, sahen / verrichteten.

Der Mensch ist halt unendlich dumm und redet sich alles schön, bis dieses Schöne seinen Hals abhackt.

Steuern sind Schutzgeldzahlungen - Was heißt Demokratie? - Andreas Popp
https://www.youtube.com/watch?v=FyWX5Zfog9A

Inselbauer

28. Mai 2013 17:54

Jetzt wissen wir wenigstens, was Sie in Wien machen (..!)
Solche Gespräche mit älplerischen Sozis können recht erschütternd sein. Wer etwa die SPÖ-Frauen aus Salzburg näher unter die Lupe nimmt, wird sein blaues Wunder erleben. Kreuzungen aus Viviane Reding, der Päpstin und Maos Alter --- als Identitärer lebt man in Wien gefährlich. Die zu allem entschlossenen DÖW- Fanatiker denken in solchen Fällen immer wieder einmal daran, eiskalt berufliche Existenzen zu vernichten, und der Arm der SPÖ in Wien ist lang. "Er braucht einen Schuss vor den Bug, solang er noch jung ist" und ähnlich resche Phrasen sind dort an der Tagesordnung. Man tritt dort einem formierten Gegner gegenüber, der auch konspirativ organisiert ist und vor der Zersetzung nicht zurückschreckt.
Glaubt mir das einer im Altreich? Wohl kaum.
Ich finde es toll, was ihr macht, das braucht viel persönlichen Mut.

Ein Fremder aus Elea

28. Mai 2013 17:58

Es ist theoretisch möglich, daß eine Partei wie die SPD irgendwann einmal jemanden auf den Schild heben wird, der versuchen wird, autoritär aufzutreten. Allerdings gibt es schon heute kaum mehr Leute in der SPD, die von Natur aus so veranlagt wären. Man wird also nicht einfach jemanden das machen lassen können, was ihm liegt, sondern es wird für diesen jemand vielmehr nötig werden, gegen seine ganze Natur zu handeln, und also wird es ihm schwerfallen, das rechte Maß zu halten.

Außerdem wird die Bereitschaft dazu absehbar zu spät kommen.

Das haben Sie ganz richtig ausgeführt, Herr Lichtmesz, die Linken gestalten unsere Welt wohl, aber gewachsen sind sie ihr nicht. Und deshalb werden sie einfach so weitermachen wie bisher, bis eine Eskalationsstufe erreicht wäre, welche sie einerseits zu einer Kursänderung zwingt, aber andererseits mit Umständen einhergeht, welche keine allzu verlockenden Kurse mehr erlauben.

Man darf natürlich auch nicht übersehen, daß die Linke finanziell von ihrem eigenen Kurs abhängt, und selbstverständlich gibt es kaum einen Linken, welcher sonderlich hohe Maßstäbe an sich oder an andere anlegen würde, mithin läuft die linke Politik mit allem bisher aufgebauten Schwung so weiter wie bisher, bis sie halt gegen irgendeine Wand knallt.

Ich schätze, wir sollten zusehen, daß wir auf dieses Ereignis vorbereitet sind, denn viel wird dann entschieden werden, nicht nach Argumenten, sondern nach Stärke, und wenn wir keine besitzen, werden wir von irgendeiner Marionette in fremdem Interesse regiert werden.

Manuel M.

28. Mai 2013 19:15

Ich hätte (und habe es eigentlich auch) mich die meiste Zeit meines Lebens als Linken betrachtet, auch wenn die Fremdwahrnehmung sicher stets eine andere gewesen ist. Ich bin Atheist. Ich bin ein großer Anhänger von angemessener Entlohnung für jedermann, der arbeiten geht, ich bin für gleichberechtigtem Zugang zu Bildungssystemen bei völliger Missachtung des sozialen Hintergrundes, auf daß jeder seinen Fähigkeiten entsprechend ein würdiges Leben führen kann und ich bin auch sehr wohl für ein staatliches Wohlfahrtssystem, das Menschen stützt, welche gestrauchelt sind und Hilfe zur Sebsthilfe benötigen (was faule Säcke, die einfach keine Lust haben explizit ausschließt).

Das,was sich heutzutage allerdings links nennt, kann ich allerdings kaum ertragen. Diese gräßliche (um mal Anleihen bei Reich-Ranicki zu nehmen) Mischung aus Arroganz und Selbstgefälligkeit, einer wahrlich grundlegenden Unfähigkeit zur Erkenntnis funktionaler Zusammenhänge und vor allem die grenzenlose Naivität gegenüber allem Fremden nimmt mir jegliche Möglichkeit zur Identifikation mit der Linken. Mir is bewusst, daß dies jetzt weitgehend offtopic war, aber ich fand hier eine passende Gelegenheit vor.

P.S. Herr Lichtmesz Sie selbst kommen mir, ich weiß nicht genau warum (Subtext?) eigentlich mehr als hoch enttäuschter Linker denn als genuiner Neurechter vor, der zu historischen Zeiten der national orientierten Linken eher in diesem politischen Lagen verortet gewesen wäre.

Raskolnikow

28. Mai 2013 20:47

Soso, Herr Lichtmesz,

die Schweden?

Dabei sollten Sie einem doch irgendwie verdächtig erscheinen: irrwitzige "Gesellschaftsmodelle", eierloser Neutralitätsfimmel, die schmierige Duzerei, Black Metal, IKEA und erst diese Kriminalromane von geradezu pathologischer Bestialität. Dass da etwas Ungutes schwärt, kann von denen, die sehen können, keiner leugnen.

Als Hobbyanthropologe, Zeitzeuge und Schlaumeier führe ich diese kollektive Blödigkeit auf einen über tausend Jahre alten zurückliegenden Verlust zurück. Sintemalen es sich durchaus um einen Verlust an gesundem Menschenverstand handeln könnte.

Oder glauben Sie, es bliebe für ein Volk folgenlos, wenn die coolen Jungs eines Tages in Drachenboote steigen und in fremde Länder abgehen, die Dorfdeppen aber zurückbleiben?

Leinen los!

R.

M.L.: Bleiben immer noch Ingmar Bergman und ABBA, über die lasse ich nichts kommen.

OJ

28. Mai 2013 21:31

@ Raskolnikow, a pro pos "coole Jungs":

Eine Freundin vom linksgrünen Ufer wollte mir einmal weismachen, die Skandinavier wären nur deshalb die schönsten Völker der Welt (das V-Wort hat sie natürlich nicht benutzt), weil die coolen Jungs von damals ständig auswärts geheiratet und damit den Genpool aufgefrischt haben. Warum die trotzdem alle pausbäckig und blond sind, passte dann bloß nicht mehr so ganz ins Bild...

Citizen Kane

28. Mai 2013 21:31

Das Unverständnis beginnt jedoch genau dort, wo ein falsches und unvollständiges Bild vom Menschen herrscht – nicht nur eine Unkenntnis von Anthropologie und Geschichte

Wird man jemals dazu kommen können, die Politik nach anthropologischen Erkenntnisse auszurichten etwa:

-Handle politisch so, dass die Maxime deines Willens, deiner Idee jederzeit zugleich ein naturgesetzliches Prinzip des Menschlichen sein könnte-

oder man die Ideologien als nach marxscher Auffassung "Gebäude, die zur Verschleierung und damit zur Rechtfertigung der eigentlichen Machtverhältnisse dienen" als anthropologische Konstante hinnehmen muss?

Citizen Kane

28. Mai 2013 21:42

Raskolnikow

die schmierige Duzerei, Black Metal, IKEA

Kein Film und keine Aufführung von "1984" oder "Brave New World" kann das entsprechende Feeling besser vermitteln als die Durchsagen bei IKEA.

Citizen Kane

28. Mai 2013 22:37

@Raskolnikow
Nachtrag zu IKEA:
Der Eindruck könnte aber täuschen. Er kommt wohl nicht aus der Ecke der "irrwitzigen Gesellschaftsmodellierer".
Der Gründer soll, wie man hört, Rassist sein - auffällig viel blondes Personal - was selbstverständlich auch auf der Hand liegt, da er deutscher Abstammung ist. Kamprath o.s.ä. !

Ein Fremder aus Elea

28. Mai 2013 23:19

Schwedenbashing... interessant, in welches Fahrwasser die Kommentare hier gekommen sind. Naja, mein Eindruck von Schweden ist auch der eines ausgesprochen gezwungenen Landes, auch wenn ich IKEA mag. Es hat keinen Charme, die Engländer sind ja auch gezwungen, aber bei den Schweden ist es so... feist, anmaßend, bäuerlich irgendwo.

Aber es sind auch viele Dinge gut in Schweden, insbesondere die Achtung des Individuums - ja, das ist schon komisch, daß die Gesellschaft einerseits von einem prahlerisch gefärbten Konformismus durchzogen wird, aber andererseits dem Einzelnen große Selbstverantwortlichkeit zugestanden wird - im erlaubten und erwünschten Rahmen.

Wahrscheinlich sind die Schweden dabei noch deutscher als die Deutschen: Alles muß einen Sinn ergeben, alles muß rechtfertigt werden, und worauf die moralischen Erwägungen geführt haben, das wird umgesetzt.

Das ist natürlich auch ein ziemlich großes Problem, das man hat, wenn man seine eigenen Angelegenheiten frei gestalten kann: Man wähnt sich in einer idealen Lage, denn den Menschen beschäftigen in erster Linie seine Handlungsmöglichkeiten und diese scheinen hier unbegrenzt. Das sähe ein fünfjähriges Kind genauso. Und genau da liegt das Problem: Über den Handlungsmöglichkeiten geraten Handelnder und Beschaffenheit der Welt aus dem Blick, Reflexion wird zumeist durch äußere Einschränkungen erzwungen.

Das ist die eigentliche Gutmenschenproblematik:

Das Leben öffnet sich uns, wir gehen hinein, und erst wenn es uns den Weg versperrt, beginnen wir es zu studieren.

Wobei die Gutmenschenproblematik darin besteht, daß dies Vielen in derselben Weise zugleich begegnet, der Fluch der politisierten und in Parteien organisierten Jugend.

Und Masse ist etwas, was Taten begünstigt, aber Reflexion erschwert.

Ja, damit ist, denke ich, alles zu diesem Phänomen gesagt. Es kann gar nicht anders laufen, unsere Wunschvorstellungen der politischen Partizipation münden zwangsläufig in einer Politik des Elephantens im Porzellanladen.

Den Schweden ist es dabei allerdings lange Zeit sehr gut gegangen. Naja, aber irgendwann stößt man halt auf etwas, das man nicht versteht.

Mann

29. Mai 2013 00:32

Zu viel Text gegenüber Verblendeten, Herr Lichtmesz.
Sie wissen doch: Je unrealistischer eine Ideologie ist, desto verbissener wird sie verteidigt. Man kann die Mauer um das Hirn nicht mit einer Vielzahl von Einzel-Argumenten zum Einsturz bringen, sozusagen "Nun sieh doch ein, dass Du...!"
Wir sollten den Meinungsterror durch die Linken nicht als Angriff sehen - es ist vielmehr der Versuch, sich gegen Argumente aus der Realität abzuschotten, zu verteidigen. Wenn nun auf den Angriff verzichtet wird, dann verteidigt sich der Linke nicht mehr. Ihm muss die entscheidende Frage vorgelegt werden, die er nicht mehr los wird: "Wie stehst Du eigentlich zu Deinem Land, zu Deiner Familie und zu Dir selbst?" Diese Frage, allein schon ihre Wörter, ist ihm ungewohnt, fremd. Er bzw. die linke Besessenheit in ihm, wird sich zunächst mit Gegenreden und Schmähungen wehren. Doch das ist ohne Belang. Das hat der Patriot in Kauf zu nehmen, es ehrt ihn.
Einzig entscheidend ist: Wer die Frage gehört hat, nimmt sie mit.
Und sie arbeitet.
Das ist der einzige Weg, Erkenntnis zu anzuregen (neben dem schmerzhaften und langwierigen der Erfahrung).

M.L.: Der Text ist ja nicht für sie, sondern für "uns".

Biobrother

29. Mai 2013 01:26

Ich glaube, das Kernproblem der westlichen Moderne, die Gefahr über Aufklärung und individuelle Selbstverwirklichung stark an kollektiver Vitalität einzubüßen und folgerichtig Gefahr zu laufen, langfristig archaischeren Kulturen zu unterliegen, liegt tatsächlich im tiefen Verlust echter Religiosität begründet. Gründe dafür gibt es viele, von der Aufklärung und naturwissenschaftlichen Entzauberung der Welt über zahllose Kirchenskandale, klerikale Machtpolitik und Überbetonung der Institution Kirche statt frommer Gottes- und Menschenliebe bis hin zu m.E. ausgeprägten Ungereimtheiten und Brüchen des Gedankengebäudes selbst. Ich hatte mir nach dem hier veröffentlichten Artikel über Sigrid Hunke ihr Buch "Europas eigene Religion" antiquarisch besorgt und war nach der Lektüre des Kapitels "Gott liebt den freien Menschen", das im wesentlichen den Konflikt zwischen Augustinus, dem wohl wichtigsten Kirchenvater, und Pelagius schildert, mehr als nur ernüchtert. Hätte sich damals letzterer durchgesetzt (was offenbar fast geschehen wäre), dann hätten wir heute ein völlig anderes Christentum, ohne Erbsünde, mit einem Menschen, der sich durch Anstrengung und Askese selbst erlösen kann und soll, mit einem rein menschlichen Christus, der lediglich gutes Vorbild wäre, ohne Trinität im eigentlichen Sinne, und mit völlig anderer Rechtfertigungslehre als der heutigen (die im wesentlichen der Lehre des Augustinus vom sündigen, erlösungsbedürftigen Menschen folgt). Es hätte vermutlich den Protestantismus, v.a. den Calvinismus (der die augustinische Gnadenlehre und die Idee der "göttlichen Willkür der Erwählung" in überspitzer Form ins Zentrum rückt), nicht gegeben, vermutlich nicht einmal den heutigen Islam, da diesem die beiden wesentlichen Abgrenzungsmerkmale (keine Erbsünde, keine Trinität) gefehlt hätten. Man kann also wohl ohne Übertreibung sagen, dass Augustinus der eigentliche Begründer des heute existierenden Christentums ist und auch die Folgereligionen maßgeblich beeinflusst hat, wobei dies offenbar nicht alleine das Ergebnis der besseren Argumente, sondern v.a. der besseren Bataillone war. Kein Wunder, dass der Unterlegene bis heute radikal totgeschwiegen wird.

Um noch einmal auf den Verlust der religiösen Wurzeln zurückzukommen: Es ist ja schon fast rührend, dass Herr Lichtmesz (hatte er sich nicht mal als katholisch geprägten Agnostiker bezeichnet?) jetzt in einem Buchprojekt der Bibel zu neuen Ehren verhelfen will, aber das ändert natürlich nichts an dem Problem selbst. Wenn man die Glaubenslehre im Kern nicht mehr wirklich glauben und als verbindlich ansehen kann (und das mit Formulierungen wie "das muss man eben im übertragenen Sinne glauben" überspielen muss) dann bleibt im Grunde nichts, ist die Bibel nur eine beliebige Sammlung hübscher Gleichnisse und philosophischer Spruchweisheiten, die einem letztlich nicht mehr sagen muss als buddhistische Weisheiten oder ein weltlicher Lebenshilferatgeber. Und angesichts dessen drängt sich natürlich der zwingende Gedanke auf, dass dieses kurze Leben hier vielleicht doch das eigentliche ist, daher bis zum Maximum ausgeschöpft werden muss, beständig optimiert werden muss, da der Gedanke, alles andere sei vielleicht doch nur der sprichwörtliche "pie in the sky", nicht mehr abzuschütteln ist. Womit die wesentliche Begründung einer Aufopferung des Eigenen im Dienste einer höheren Sache nicht-rückholbar zerstört ist, sofern man nicht einen ähnlich tragfähigen Ersatz findet. Offenbar hat Nietzsche ("Gott ist tot, und wir haben ihn getötet") also doch Recht gehabt.

M.L: Sigrid Hunke ist meine bête noire. Die Existenz der Erbsünde ist eine unmittelbar einleuchtende Tatsache, wie die Schwerkraft. Die Bibel hat es nicht nötig, daß ihr ausgerechnet von mir "zu neuen Ehren verholfen" würde, und das ist auch nicht meine Absicht.

neocromagnon

29. Mai 2013 03:41

Schweden ist eines dieser Länder wie Frankreich und England, deren fortlaufender Selbstzerstörung ich nur mit erheblichen Qualen zusehen kann.

Das spricht mir aus der Seele.
Ich habe Europa vor langer Zeit zwei mal mit per Interrail bereist und es kennen gelernt wie es einst war. Es zerreist mir das Herz, wenn ich sehen muß, wie ohne Not zerfällt, was einst so schön und reich war. Reich nicht unbedingt an Geld, aber an Frieden und Kultur.
Und, auch wenn es vielleicht anders gemeint war, der Hinweiß auf das Böse und den falschen Gott am Ende des Artikels trifft glaube ich ins schwarze. Ich denke heute, eine Renaissance Europas kann nur aus dem Glauben und aus der Demut vor dem Schöpfer kommen. Der Multikulturalismus entspring, wie der Sozialismus, der Hybris des Menschen über die gottgegebene Ordnung, er ist Böse und lebt von der Lüge. Europas Kulturen sind aus dem Licht der Wahrheit Gottes entstanden.

Luise Werner

29. Mai 2013 07:24

Mir gelingt es auch hin und wieder, mit Linken ins "Gespräch" zu kommen. Fazit: Sie sind einfach zu blöd. Keine ungebildeten Leute, bei weitem nicht, aber denkfaul. Rätselhaft aber so mancher Grüner, der noch aus der DDR-Bürgerbewegung kommt. "Mensch Leute", denke ich dann (manchmal sage ich es auch), "merkt ihr nicht, was hier abläuft. Das kennen wir doch alles von früher." Aber nein. Sie merken es nicht. Zu Gute halte ich ihnen, dass sie wenigstens Überzeugungstäter sind. Das Globalisierungsprojekt mit allem drum und dran scheint ihnen die einzig richtige Alternative zur DDR-Abkapselung zu sein. Aber diese Leute sind ja nicht der Gegner, die sind im linken Kosmos auch eine Minderheit. Viel schlimmer die o.a. denkfaulen Mainstream-Linken. Das deren "Kampf gegen rechts" nicht zuletzt den Rechtsextremismus befördert, kapieren die nicht; das dies von lenkender Seite beabsichtigt sein könnte, überfordert tatsächlich deren intellektuelle Fähigkeiten.

Martin

29. Mai 2013 07:39

Schweden ist ein großes Stück säkularer Protestantismus, ebenso wie die Sozialdemokratie an und für sich - Ein Leben ohne Gott, mit all seinen Folgen. Die Grünen sind die Jakobiner dieser Bewegung.

eulenfurz

29. Mai 2013 09:23

Insbesondere deutschstämmige Studenten_innen sind sehr oft überaus altklug und wähnen sich in einer überlegenen Positionen. Das liegt an ihrer Sozialisation. Ihr Schlag ist besonders empfänglich für die Propaganda über das, was laut unserer Psychomachthaber als "Gut" oder "Böse" zu klassifizieren sei. Inhaltliche Diskussionen mit ihnen ist vertane Liebesmüh, denn ihre Ideologie entstammt einem Lebensgefühl. Erfahrungsgemäß führen nur zwei Dinge zu Irritationen und Sinnkrisen:

1. Spott über ihre Selbstverständlichkeiten (zur Verdeutlichung ihrer Volltrotteligkeit),
2. Moralisierende Vorwürfe über die Auswirkungen ihres Handelns.

Inselbauer

29. Mai 2013 09:44

Wenn es "menschlich" sympathisch, aber "ideologisch" marsmenschlich zugeht, ist das schon ein Alarmzeichen. Es zeigt, dass die Bruchlinien nicht mehr entlang irgendwelcher subkultureller Sozialisationslinien verlaufen sondern sich aus einer echten politischen Dissidenz ergeben. Ich weiß, dass die Linken, die mit jemandem wie Lichtmesz sprechen, schwer irritiert sind. Man wird sich noch wundern, was in den kommenden Jahren alles überlaufen wird.
Frau Werner, "blöd" sind Linke sicher nicht. Sie haben ihr Denken eben eingefriedet, wie es jeder herrschenden Schicht ergeht, die die objektiven Widersprüche der eigenen Politik decken muss. Daneben gibt es noch das Urviech, das in keiner Bewegung fehlen darf und das die ganz vulgäre Scheiße daherfaselt (SPÖ-Frauen mit bunten Brillen), auch dieses ist nicht dumm, sondern eben ein Viech. Wegen ihrer extremen Verirrungen haben die Linken auch noch Leute, die echte Zyniker sind, denen Kindersex, Maoismus, eigene Gewaltverbrechen etc. nur ein Achselzucken wert sind. Auch die sind sicher nicht dumm.
Breit aufgestellt, die Genossen. Aber sie sind nicht mehr in der Lage, den Hauptwiderspruch ihrer eigenen Ordnung zu reflektieren, deshalb müssen sie verschwinden, ob sie wollen oder nicht (sagt der historische Materialist).

Nordländer

29. Mai 2013 10:03

@ Citizen Kane

"Wird man jemals dazu kommen können, die Politik nach anthropologischen Erkenntnisse auszurichten etwa:

-Handle politisch so, dass die Maxime deines Willens, deiner Idee jederzeit zugleich ein naturgesetzliches Prinzip des Menschlichen sein könnte-"

Nein.
Ich als ein Rechter und ein Anhänger der Vielfalt lehne ich es radikal ab, wenn ich meine eigenen Kinder hier im Westen piesacke, sie sollen mehr für die Schule lernen, das Gleiche von einem Nomaden am anderen Ende der Welt zu verlangen.
Dieser hat vermutlich eine gänzlich andere Art, sich auf seine Weise mit seinem Lebensraum auseinanderzusetzen.

"... oder man die Ideologien als nach marxscher Auffassung „Gebäude, die zur Verschleierung und damit zur Rechtfertigung der eigentlichen Machtverhältnisse dienen“ als anthropologische Konstante hinnehmen muss?"

Wie soll jemand denn ohne eine Ideologie hinaus ins feindliche Leben gehen und sich dort behaupten?
Von meinem Standpunkt (von wessen auch sonst?) nehme ich meinen - räumlich wie zeitlich - begrenzten Lebensraum wahr, ordne meine sinnlichen Eindrücke, denke über diese nach, entwickle nun Ideen, die mir (plus denen, denen ich mich verbunden fühle) nützlich sein könnten.
Diese Ideen stehen in einem Zusammenhang, den ich dann eine Ideologie nennte.
Eine Frage der Strategie ist es hier allerdings, ob ich diese Ideen verschleiere oder die Aufrichtigkeit vorziehe.

Antiideologie, das ist doch nur Pharisäertum, ein heuchlerischer Kniff, selber "Objektivität" in Anspruch nehmen zu wollen.
Gerade als Marxist z.B. sind schon viele zu guten Stellungen gekommen.
Auf der Rechten heißt gegen Ideologien zu sein, dem Ressentiment zu unterliegen. Ob der Feind nun pöhse ist oder nicht, letzlich vertraue ich nicht auf einen lieben Gott, der am Ende für "Gerechtigkeit" (was immer das sein mag) sorgt.
Es wird immer Gruppen geben, die zwischen Binnen- und Außenmoral trennen, die sich mehr dafür interessieren, wie viele Brötchen auf ihren eigenen Tisch wandern als auf den meinigen.

Entscheidend ist, selber die besseren Waffen zu schmieden.

Martin

29. Mai 2013 10:09

mit einem Menschen, der sich durch Anstrengung und Askese selbst erlösen kann und soll,

Das ist in ungefähr das, worauf es, überspitzt formuliert, bei den so zeitgemäß zu unserer Leistungsgesellschaft passenden Kulten und Lehren wie Scientology, was eine Nachäffung älterer, gnostischer Vorstellungen beinhaltet, New-Age sowie westlich falscher Adaptionen des Buddhismus etc. ankommt.

Passt hervorragend zum säkularen Bild des "self-made-man", des Leistungsträgers und all den anderen burn-out-Vorstufen.

Das hat mit Christentum aber überhaupt nichts zu tun und nicht umsonst wurden derartige Vorstellungen seit den Kirchenvätern zu Recht (!) als der "Erbfeind" angesehen und entsprechend bekämpft.

Das Mysterium des Christentums ist eben die Erlösung durch Gnade, die jedem (!) zu Teil werden kann, ohne das er dafür Askese, Medetiation, Mysterien oder das Anbeten der großen Göttin bei Vollmond bemühen müsste.

Es ist eine sehr einfache, schlichte Sache, dieser christliche Glaube, nicht umsonst können sich all die, die sich über Intellektualität, Leistung und ähnliches definieren (Was? Erlösung durch einen Loser, der sich auch noch ans Kreuz hat schlagen lassen? Das passt doch nicht, dass ist doch viel zu billig ... so denkt man doch vielfach), oft nicht so recht damit anfreunden und finden dann insbesondere gnostische Vorstellungen mehr "sexy", dann da kann das Dummchen vom Lande eben nicht so ohne weiteres mithalten.

Nietzsche erfasst dies in seinem Spott über die "Sklavenmoral" der Christenheit als Religion der neudeutsch "Loser" auch recht treffend.

Aber letztlich ist diese Nichtannahme der Erlösung in etwa das, was den Menschen immer weiter in seine weltlichen Verstrickungen führt.

Und wo es Erlösung nicht mehr für umsonst in der Kirche gibt, muss der Mensch eben dies selber schaffen und sich selbst zu Gott machen - was dabei heraus kommt, erleben wir tagtäglich, bei den Linken, aber auch (wieder zunehmend!) bei Rechten, die damit dann auch vom "rechten Weg" abweichen und damit der allgemeinen Gottlosigkeit Vorschub leisten, welche die Symptome verursacht, die sie, die Rechten, doch so sehr stören.

So, genug gepredigt ....

Nordländer

29. Mai 2013 10:14

@ Biobrother

"Offenbar hat Nietzsche („Gott ist tot, und wir haben ihn getötet“) also doch Recht gehabt."

Der ist nicht tot.

Max Stirner ("Der Einzige und sein Eigentum") hat Recht behalten.
Gott wurde lediglich reformiert. Heute ist Gott "der Mensch"/"die Menschheit", in Form des vielfältigen Südländers mit seinen "Kulturen" wird er sowohl von den entscheidenden Amtträgern der christlichen Kirchen als auch von den ungezogenen Kindern der Christen, den Humanisten des atheistischen Zweiges (fromme Leute laut Stirner!), angebetet und verehrt.

Gast

29. Mai 2013 10:22

Auch wenn hier viele in den christlichen Wurzeln eine Renaissance der europäischen Identität erhoffen, glaube ich, daß diese Hoffnung sinnlos und trügerisch ist. Zu sehr biedern sich die Kirchen, sowohl die Amtskirchen als auch viele Freikirchen dem Multikulturalismus und dem linken Zeitgeist an, meiner Meinung nach sind sie sogar ein wesentlicher Teil des Problems. Nur in wenigen christlichen Bibelgruppen wird die Islamisierung überhaupt erkannt und thematisiert. Sozialismus ist eine Art säkularisiertes Christentum, daher diese Nähe von evangelischen Pfarrern zu linksradikalen Antifagruppen. Die Unterstützung beim Bau von Großmoscheeen durch führende Personen der katholischen Kirche kann man nur als absoluten Verrat am christlichen Glauben sehen.

Kann Martin nur bestätigen. Das ist ein Leben ohne Gott. Leider reicht es nicht mehr aus, diesen fehlenden Gott wieder zu beleben. Für ein tragfähiges Fundament braucht es andere spirituelle Grundlagen.

Ich glaube, jemand wie Doninique Venner hat das genauso gesehen.

M.L.: Wenn Gott nicht für uns da ist, sondern wir für Gott, sieht die Sache schon anders aus. Daß wir auf die Gnade angewiesen sind, bleibt so oder so bestehen. Zu dieser Einsicht wird am Ende jede nüchterne Überlegung führen. Heidegger: "Nur noch ein Gott kann uns retten."

Rumpelstilzchen

29. Mai 2013 10:52

"Seit mehr als zwei Jahrhunderten konzentriert sich die Energie des Menschen auf die Ökonomie. Vieles deutet darauf hin, dass für den homo sapiens vielleicht der Moment gekommen ist, die menschlichen Handlungen jenseits dieser einzigen Dimension neu zu organisieren. Das alte Europa kann gerade da einen entscheidenden Beitrag für die Zukunft leisten".
Giorgio Agamben
" Ganz offensichtlich sind heute in Europa Kräfte am Werk, die unsere Identität manipulieren wollen, indem sie die Nabelschnur zerstören, die uns noch mit unserer Vergangenheit verbindet. Stattdessen sollen die Unterschiebe eingeebnet werden. Europa kann aber nur unsere Zukunft sein, wenn wir uns klarmachen, dass es erst einmal unsere Vergangenheit bedeutet. Und diese Vergangenheit wird zunehmend liquidiert."
Giorgio Agamben

IKEA steht für Reduktion des Wohnens auf reine Ökonomie. Weltweiter Kommerz.
In kommunistischen Gefängnissen produzieren lassen, in muslimischen Ländern die Frauen aus dem Katalog verbannen, in Europa schwarze, gelbe Wohneinheitsmenschen duzen. Als liebe Patchworkmenschen alles zusammenwürfeln. Der geschiedene Neger mit blonder Freundin und deren halbasiatischen Kind im Ikea Heim.
Für mich wäre es Folter, in ein Ikea Möbelhaus zu gehen. Der unerwünscht zugesandte Katalog verursacht jedesmal Beklemmung.
Ich will das nicht !!!!!

Nach einem Ingmar Bergmann Film bekam ich früher immer Beziehungsprobleme. Können Männer und Frauen nicht einfach glücklich sein ? Fragte ich mich.

M.L: Ja, können sie nicht? Einfach? Als ob das Bergmans Schuld wäre... ich würde mich bei Adam und Eva bedanken.

Die französischen Beziehungsfilme erotisieren, die schwedischen machen depressiv.
Und die zwei Milchbuben von ABBA ? Also Mädels, wirklich ?
Die Musik könnte ich wirklich nur hören, wenn ich betrunken putzen müsste.
Ein Hoch auf Giorgio Agamben.

Martin

29. Mai 2013 11:21

Nach einem Ingmar Bergmann Film bekam ich früher immer Beziehungsprobleme. Können Männer und Frauen nicht einfach glücklich sein ? Fragte ich mich.

Dann haben Sie "Das siebente Siegel" von I.B. wohl nicht gesehen oder versäumt, zu sehen ...

M.L.: Diesen, und zig andere.

Ein Fremder aus Elea

29. Mai 2013 11:42

Biobrother, Martin.

Diese Dinge sollte man nicht im Stil einer popkulturellen Diskussion behandeln, Dogmatik verlangt einen Stil, welcher heute völlig in Vergessenheit geraten ist.

Wer sagt, der Mensch könne seine eigene Erlösung, oder auch nur sein eigenes Glück, da ist es sogar sinnfälliger, selbst herbeiführen, hat schonmal gleich Unrecht.

Selbstverständlich sagen auch die Inder, welche ja Askese lehren, daß Gott selbst entscheidet, zu wem er auf welche Weise kommt.

Und dabei geht Gott auch nach seinem Belieben vor, selbstverständlich kann man nichts zur verbindlichen Voraussetzung erklären.

Aber das ist reine Logik, damit verbinden sich keine populären Bewegungen, keine Lebensgefühle, keine Moden.

Und wenn man es rein logisch betrachtet, dann gibt es keinen Widerspruch zwischen Erbsünde und der Notwendigkeit Disziplin zu halten, das ist doch gerade die Erbsünde, daß wir arbeiten müssen.

Was will das Alte Testament damit sagen?

Es gab eine Zeit, da folgten wir nur der Lust, aber seit wir vernünftig sind, lastet die Sorge auf uns.

Naja, und so ist es fast, auch wenn da eine Zwischenstufe ausgelassen wurde, beziehungsweise nicht mitbetrachtet.

Die Sünde besteht nur vor der Vernunft, nur vor der Sorge. Es ist ein menschliches Konzept, aber eines, welches man als Mensch gar nicht vermeiden kann, wenn man außer Vernunft noch etwas anderes ist, denn dieses andere muß durch die Vernunft kontrolliert werden, indem es zur Sünde erklärt wird - dazu ist sie da, das ist ihre Funktion.

M.a.W. besteht in der Angelegenheit überhaupt kein logischer Gegensatz, sondern lediglich ein Gegensatz des Lebensgefühl, der Mode, der populären Bewegung.

Ich bin wohl auch ein bißchen unempfänglich für dergleichen, heißt, ich reduziere mehr oder weniger alles auf seinen logischen Gehalt.

Keats

29. Mai 2013 11:56

Wir haben es nicht mit einer Langemarck-Jugend zu tun, die unter Hurrageschrei in den Untergang stürmt, sondern mit Endsieggläubigen. Sie sind der festen Überzeugung, daß sie den universalistischen Menschentypus repräsentieren, zu dem alle Menschen streben. Es sind wirkliche weiße Suprematisten. Für sie sind Nichtweiße Kinder, die - weise geführt - zu Weißen werden (wollen). Das ist ihre mit Stolz auf sich genommene "White Man's Burden". Hinter ihrem Betreuungstrieb steckt eine kaum verhohlene Verachtung. Natürlich ist der Islam für sie nichts als Folklore. Man begegnet den Moslems mit Respekt, gewinnt ihr Vertrauen, bildet und bereichert sie, und bald bleibt auch von diesem Aberglauben nur das ein oder andere neckische Ritual, ein Zuckerschlecken.

Die großen Verlierer der letzten 20 Jahre sind die traditionellen Wählerschichten der SPD, die den Folgen der rassistischen Bevölkerungspolitik am direktesten ausgesetzt waren. Zu diesen Verlierern werden sich in den kommenden Jahren auch die SPD-Neuwähler gesellen (Frauen, Schwule, etc.). Wenn die Krise in 2 Jahren Deutschland erreicht, der Sozialstaat unter der Überlastung zusammenbricht, das Volksvermögen verscherbelt und der entstehende autoritäre Überwachungsstaat sich in seiner ganzen Pracht zeigen wird, dürfte so manchen aufrechten Sozialdemokraten der schiere Horror erfassen, angesichts der Verhältnisse, die er in seiner blinden Überheblichkeit mit herbeigeführt hat.

Während Grüne & SPDler aus weißem Suprematismus gar nicht auf die Idee kommen, sie könnten sich einmal den Regeln zurückgebliebener Fremder unterwerfen müssen, ist für ökonomisch denkende Postdemokraten die Scharia sicher eine verlockende Alternative zu den kaum noch zu finanzierenden Justiz- und Sozialapparaten. Einige Rechte gehen herrlichen Zeiten entgegen. Und jetzt alle Sozialdemokraten: "Hurra! Hurra! Hurra!"

Biobrother

29. Mai 2013 12:20

@ Martin

Eine sehr gute Verteidigung, vielen Dank. Natürlich steckt in der Gnostik und der Lehre des Pelagius (oder zumindest in späteren praktischen Auslegungen selbiger) auch der Übermensch schon implizit mit drin, liberal realisiert als strahlender "Selfmademan" oder bei weniger erfolgreichen Fällen als Burn-out-Syndrom (oder wahlweise als arischer Superheld, Held der Arbeit, etc.). Es kommt eben alles wieder. ;-)

Dennoch ist es m.E. ein Grundproblem des Christentums, dass seine Lehre sehr kompliziert ist. Die Tatsache, dass unsere Welt trotz eines als liebend gedachten Schöpfers so unvollkommen und der Mensch physisch sterblich ist, legte die Idee eines Bruchs zwischen Gott und dem Menschen im Sündenfall nahe, wobei sich Sünde und Strafe nach christlich-augustinischer Sicht an die Folgegenerationen weitergeben (Erbsünde). Die Griechen hatten sich ja noch vergeblich gefragt, warum der menschliche Geist zwar ein unsterblicher Abglanz des Göttlichen, die Materie aber vollkommen hinfällig sei und konnten das letztlich nicht beantworten. Was zu der Annahme des Sündenfalls (gefallene Schöpfung) führte, der als gedankliche Weiterentwicklung diese unlösbare Frage beantworten sollte. Da der Mensch in einer unvollkommenen Umwelt leben muss, selbst ein unvollkommenes Wesen ist und auch in alle historischen und weltlichen Verstrickungen unauflöslich eingebunden ist, ist er - trotz guten Willens und aller Anstrengungen - letztlich nicht in der Lage, sich selber vollständig daraus zu befreien. Im Gegensatz zum Calvinismus wird ihm im Katholizismus aber (im Sinne einer verbliebenen Prise an Pelagianismus) zumindest das Recht und die Pflicht zur positiven Mitwirkung zugestanden bzw. auferlegt. Die Wiederherstellung des alten Bundes und die Möglichkeit, zumindest im Jenseits irgendwann wieder an die alten paradiesischen Zustände anknüpfen zu dürfen, erklärt dann auch die Vermittlerrolle Christi und in gewisser Weise auch dessen Sonderstellung als eigenständige göttliche Person (ein normal sterblicher Mensch, egal wie klug, vorbildlich oder charismatisch auch immer, hätte diese Wirkungsmacht nicht entfalten können). Trotzdem: äußerst kompliziert.

Der Islam macht es sich da einfacher: Hier gibt es die Adam- und Eva-Geschichte zwar auch, aber dem Menschen wird verziehen, es gibt also keine Erbschuld im eigentlichen Sinne. Das irdische Jammertal ist v.a. Prüfung (auch das Schlechte wird bewusst von Allah geschickt), in der der Mensch sich auf einem für ihn weitgehend vorgegebenen Schicksalsweg bewähren und sich als gehorsamer und treuer Diener Allahs erweisen soll. Das ist vom Grundkonzept her wohl deutlich anders, aber viel einfacher und fatalistischer gedacht.

Wobei ich gerade bemerke, wieder in die alten Gedankenmuster zurückzufallen ... (bestimmte Dinge wird man wohl doch nie los).

@ Ein Fremder aus Elea

Warum sollte man nicht darüber diskutieren? Ich finde das sehr spannend und für das eigene Welt- und Selbstverständnis fast schon zwingend nötig.

Gustav Grambauer

29. Mai 2013 12:41

Immer wieder höre ich, die Linke wäre mit ihren Lebenslügen am Ende, könnte in der anstehenden Zuspitzungen z. B. in der Zuwanderungsfrage nur noch in die Art "Sprachlosigkeit" verfallen, in die das Politbüro des ZK der SED im Herbst `89 verfallen war usw.

Mumpitz, wie man in Preußen sagt.

Ich halte nichts davon, den Feind zu unterschätzen. Die Bolschewisten sind vielmehr erst ganz am zarten Anfang ihres Zugriffs. Einen kleinen Vorgeschmack darauf, wer das Abendland in zehn, fünfzehn Jahren beherrschen wird, gibt z. B. dieser Streifen aus dem NGO-Sumpf, an dem selbst mich (der ich mich für recht abgebrüht halte) die bereits heute erreichte Dimension der kollektiv organisierten Enthemmung, noch dazu bei Kindern (!), erschreckt:

https://www.youtube.com/watch?v=e3hOFQ-QDHk&feature=player_embedded#!

Wer das Sensorium dafür hat, hört (wenn nicht bereits in, so zwischen) den Worten die eindimensionale Schablonenhaftigkeit, sieht in den nicht zu versteckenden Einzelheiten der Bilder die Räudigkeit, hört aus den Fetzen der "Musik" die Entwurzelung heraus und bekommt einen Geschmack von der ganz offensichtlichen erdrückenden Trivialität und Langweil des Alltags dieser neuen Kaste der "selbstverwirklichten" Art.

Aber die Lektionen von 1953 und 1968 haben sie gelernt: daß sie (a) ihre "Agit-Prop" auf das Herz umstellen und (b) dabei "glaubwürdig" sein müssen. Mit dieser Masche werden sie in den entscheidenden Stunden der Krise einen Sog entfachen, welcher Typen aus "Kaderschmieden" dieses Schlages unausweichlich an die Hebel der Macht ziehen wird, nicht unwahrscheinlich sogar an die Hebel der Weltregierung in ihrer offen gezeigten Form als deren linker Flügel.

Mir fällt auf, daß das in dem Streifen vorgestellte "Projekt" auf portugiesischem Boden ein astreines BRD-Kunterbunzelprojekt ist: es wimmelt offenbar von, nun ja ..., - Deutschen -.

Mein erster Gedanke hierzu war: selbst die BRD in ihrem heutigen Zustand genügt noch nicht den Laborbedingungen, die fanatische Kosmopoliten benötigen. Mein zweiter Gedanke war: der harte Kern der 68er hat niemals den "Marsch durch die Institutionen" angetrteten. Mein dritter Gedanke war: der geographische Abstand (Portugal) ist nötig, um vom Abseits her die Überraschungen zu unserer Überrumpelung heranzuzüchten.

Wir Deutschen dürfen es uns zur Ehre anrechnen, daß man uns in der ersten Phase der "letzten Schlacht" als Politnik-Kapos immerhin die Riege der seriösesten Wirtschaftsprofessoren aufbietet, anders als z. B. in Italien, wo man einen Soros-Clown für ausreichend hält. Aber nach diesen "guten alten Zeiten" der "Fassade der Seriosität" werden wir uns schon sehr bald zurücksehnen.

Was uns selbst betrifft: ich fürchte leider, unsere geliebte Nüchternheit, Trockenheit und Kühle wird es sein, die UNS (!!!) angesichts der (wahrscheinlich mit einem inszenierten Ruck auf uns hereinbrechenden) "Herzlichkeit" im Zuge der Kolumbianianisierung der Welt gegenüber der Öffentlichkeit sprachlos sein lassen wird, zumal in tieferen tektonischen Schichten der kosmopolitische Sog mit dem Sog der (luziferischen) "Spiritualität" verschmelzen wird, woraus sich noch ganz andere massenpsychologische Konstellationen ergeben. Auf diese sollten wir zumindest innerlich vorbereitet sein ...

Mein Einstand bei Sezession.

Gustav Grambauer aus Lübbenau

Rumpelstilzchen

29. Mai 2013 13:02

@ML

Dass Ingmar Bergmann nicht der Erfinder des Geschlechterkrieges ist, versteht sich von selbst. Dies wäre der Ehre zuviel.

Ich wollte nur eine kleine rechte Lektion erteilen.
Während die heidnisch germanische Frau es bevorzugt, den untreuen Ehegatten im Moor zu versenken,
wird die linke Lebensabschnittsgefährtin ihren untreuen Ollen bevorzugt totquatschen.

M.L.: Daran sieht man, wie die nordische Menschheit seit der Zeit der alten Germanen zur grausamsten Barbarei herabgekommen ist!

Ein Fremder aus Elea

29. Mai 2013 13:24

Biobrother,

Die Griechen hatten sich ja noch vergeblich gefragt, warum der menschliche Geist zwar ein unsterblicher Abglanz des Göttlichen, die Materie aber vollkommen hinfällig sei und konnten das letztlich nicht beantworten.

Die Antwort auf diese Frage ist aber geradezu trivial. Wir empfinden die Welt so, weil in uns ein Gestaltungstrieb wirkt, nämlich in der Vernunft als Sorge.

Gut, oder um eine andere Facette der Frage zu betonen: Der Eindurck ist natürlicherweise kleiner als das Beeindruckte, denn er ist nur ein kleiner Teil desselben.

Es tut mir leid, aber ich kann wirklich nicht auf diese Ebene kommen, was sind das für Fragen? Ja, unser Bewußtsein ist unendlich göttlicher als das, wessen wir uns bewußt sind. Das ist doch keine Frage, das ist eine Selbstverständlichkeit.

Sorry... aber dann möchte ich mal nachfragen, verstehen Sie, was ich meine?

Vielleicht ist es ja auch kompliziert. Ich weiß es nicht so recht.

Nordländer

29. Mai 2013 13:36

@ Rumpelstilzchen

"Während die heidnisch germanische Frau es bevorzugt, den untreuen Ehegatten im Moor zu versenken,
wird die linke Lebensabschnittsgefährtin ihren untreuen Ollen bevorzugt totquatschen."

Das ist halt der Ewige Krieg zwischen den beiden voneinander entferntesten Rassen auf dieser Welt. Fällt der Mann vor seinem strategisch überlegenen natürlichen Hauptfeind, dann kann sich die species homo sapiens tradieren, für Nachwuchs ist gesorgt.

Trotzdem deprimierend, daß es keinerlei zivilisatorische Erfolge gibt, die Strafen werden zunehmend barbarischer.

"Kommunikation" oder Nudelholz? - Wer sich noch ein bißchen Geschmack und Würde erhalten hat, sehnt sich nach der guten alten Zeit zurück.

Luise Werner

29. Mai 2013 13:39

@Rumpelstilzchen
"Können Männer und Frauen nicht einfach glücklich sein ? Fragte ich mich."

Oh doch. Nur Diskussionen über Politik sollte man tunlichst vermeiden ;-)

Ist aber weit OT. Der Text von Lichtmesz ist Klasse. Um es mal mit seinen Worten zu sagen: Sie, Herr Lichtmesz, sind mein publizistischer Held.

Flickenarbeiter

29. Mai 2013 14:29

Alles Kluge wurde schon gesagt, besonderen Dank an den Eulenfurz: Sie sind am richtigen Thema, aber wie spottet man mit Breitenwirkung ?

Konservativer

29. Mai 2013 14:38

Sehr geehrter Gustav Grambauer

Diese Siedlung in Portugal erinnert mich in gewisser Weise an die unterirdische Siedlung in dem Film

"Apocalypse 2024 - A Boy and his Dog"

https://www.youtube.com/watch?v=rpdNeirku1o

Kreuzweis

29. Mai 2013 14:57

"Martin" meinte am 29. Mai 2013 um 7:39 Uhr:
"Schweden ist ein großes Stück säkularer Protestantismus, ebenso wie die Sozialdemokratie an und für sich – Ein Leben ohne Gott, mit all seinen Folgen. Die Grünen sind die Jakobiner dieser Bewegung."

Dazu schrieb Dostojewskij in den "Die Brüder K.":

Ohne den Hauptinhalt unseres Gespräches zu berühren, werde ich nur eine sehr merkwürdige Bemerkung anführen, die sich diesem Herrchen [Leiter der Pariser Geheimpolizei] plötzlich entrang:

"Wir", so sprach er, "fürchten eigentlich nicht allzusehr alle diese Sozialisten, Anarchisten, Atheisten und Revolutionäre; wir geben auf sie acht, und ihre Schritte sind uns bekannt. Es sind aber unter ihnen, wenn auch ganz vereinzelt, einige ganz besondere Persönlichkeiten: das sind die, die an Gott glauben, die Christen und gleichzeitig Sozialisten sind. Sehen Sie, die fürchten wir mehr als alle. Das ist ein schreckliches Volk! Der sozialistische Christ ist schrecklicher als der sozialistische Atheist."

Nihil

29. Mai 2013 15:22

@Eulenfurz:
Wie recht Sie haben! Ich stimme mit Ihnen auch in den "Irritationen" überein. Die erste Methode zieht, weil es völlig "undeutsch" ist so fies zu sein - damit sind sie idR überfordert. Die zweite Methode hilft, weil es so "deutsch" ist. Sie funktioniert weil sie sich ertappt fühlen, nicht "gut" genug gewesen zu sein.

Die Deutschen sind das christlichste Volk Europas. Sie wollen immer alles "richtig" machen, dem "Ideal" ganz nahe kommen - auch wenn das "Ideal" ein Todesurteil ist. Immer brav sein, das ist das Ende. Und hier sollte man die Sache dann auch an die evolutionären Kräfte übergeben. Alles andere ist unwürdig.

@Biobrother:
Ihr Standpunkt in allen Ehren, aber Sie sehen ja, dass man "rational" hier nicht weiterkommt. Eulenfurz hat da schon recht. Nietzsche war eben kein "Deutscher". So tiefgründig in die Psyche des Christentums zu schauen, das hätte kein Deutscher gewagt. Sie trauen sich ja nicht einmal ihm zu folgen!

M.L.: Als Europa im Gegensatz zu heute noch an Christus geglaubt hat, hat es seine Blütezeit erlebt und sich komplett gegensätzlich zu seinen säkularen Nachfolgern verhalten. (Newman warf einmal die Frage auf, ob, wenn der Antichrist Christus ähnelt, Christus dann den Antichrist ähnle.) Die Deutschen sind heute in der Masse genausowenig christlich, wie irgendein anderes Volk Europas. Die historischen Deutschen sind indessen erst durch das Christentum "die Deutschen" geworden. Daran ist nicht zu rütteln, so sehr man sich auch verrenken mag, weil man es nicht wahrhaben will. Ihr Hang zum "Ideal" ist allerdings nicht genuin christlich. Genauso könnte man Platon oder Schiller als Schuldige anprangern. Nietzsche war ohne Zweifel ein Saulus, der auf dem Weg nach Damaskus gescheitert ist. Es ist nicht zu raten, ihm buchstäblich zu "folgen". Zarathustra hat gar gefordert, ihn zu verleugnen.

Ein Fremder aus Elea

29. Mai 2013 15:53

Ach, Herr Grambauer, eingebildete Gören könnte man wohl auch in Deutschland heranziehen. Vorrangig geht es da wohl um Neid, Status, was Besonderes zu sein innerhalb der eigenen Gruppe. Betrifft natürlich mehr die Eltern als ihre Kinder.

Aber es mag schon sein, daß sich dieses Investment in ihre Biographie auszahlt. Wie's halt so ist, die Kontakte sind ja wahrscheinlich jetzt schon da, und anschließend hat man was, um seine Bevorzugung zu rationalisieren. Ist ja nicht anders in Harvard.

Oder mit diesen ganzen Doktortiteln bei Politikern.

Räudig... stimmt. Wären sie aber wieder wohl auch in Deutschland, ich persönlich fand das Reiseprogramm am folgenschwersten. Wenn sie das nicht arrogant macht, was macht sie arrogant? 'nem Kind zu suggerieren es wüßte alles... ne, nicht gut.

Andererseits, ich lese gerade "Den grünen Heinrich". Da ist der Vater auch schon früh in die Welt hinausgegangen. Hmm, und später hat er dann nach Feierabend Theaterstücke von Schiller aufgeführt. Vielleicht ist "Der grüne Heinrich" ja sowas wie eine Bibel für moderne Schule... diese Obsession mit Theater... aber die Paradoxie des Ganzen: Jetzt lernen wir als Gruppe starke Individuen zu sein. Wohl auch schon egal.

Spiritueller Sog... durchaus... GIER ist das, nicht wahr?

Gott, was die wohl später essen wollen, wenn ihnen als Kinder bereits das aufgetischt wurde?

Kaderschmiede, kann sein. Aber... was soll's. Man kann naturgemäß nur einer kleinen Minderheit das Bewußtsein eintrichtern, Teil einer Elite zu sein, Massenwirkung kann dieser Ansatz nicht entfalten.

Gustav Grambauer

29. Mai 2013 16:22

Sehr geehrter Konservativer,

... ja, und die Gemeinsamkeit liegt darin, daß beide das lästige Stadium der inneren Zerrissenheit, das noch für Hesses Steppenwolf und für die Generation der Eltern dieser "Jungaktivisten" kennzeichnend war, entweder nie gekannt haben oder es hinter sich gelassen haben. Beide sind nur noch Tier, apokalyptisch gesprochen: Das Tier aus dem Abgrund.

- G. G.

Martin

29. Mai 2013 16:52

@Kreuzweis:

das sind die, die an Gott glauben, die Christen und gleichzeitig Sozialisten sind. Sehen Sie, die fürchten wir mehr als alle. Das ist ein schreckliches Volk! Der sozialistische Christ ist schrecklicher als der sozialistische Atheist

Heutzutage nennt sich das dann EKD ... deren Pfarrer im übrigen, ohne aus dem Amt zu fliegen, behaupten können, dass Gott nur eine Arbeitshypothese ist ...

Svenska

29. Mai 2013 18:28

Das/die Schweden als Vorbild der Integration, nun als Modell des Verfalls, (ehemals Grossmacht in Randlage mit Karl XII. bis Moskau!, mit Gustav Adolf 30jaehriger Krieg, bittere Agrararmut bis Anf. 20. Jhd., ab den 30ern durch riesigen Export der Eisenerze in a l l e kriegsbeteiligten Laender von Tag zu Tag zu sichtbarem Reichtum im¨volkshem¨. Ueber Jahrhunderte homogen protestantisch bis hin zum Abstinzlertum (IKEA!) und mehr als ein Jahrhundert homogen sozialdemokratisch, nach 1945 radikale Wende vom Deutsch- zum Amerikafreundlichen - das gesteuerte soziale Leben bis ins kleinste Detail¨, war es fuer mich immer ein Fragezeichen, wie man als Suedlaender in diesem melancholischen zurueckhaltenden Land l e b e n kann. Wenn sogar die Einheimischen melancholisch sind - wie sollen Auslaender verstehen, dass sie in den neuen Haeusern aus ¨Licht, Luft, Sonne¨nicht gluecklich werden koennen? Das werfen sie den Schweden vor: I h r macht uns ungluecklich. ¨Wir koennen doch nichts dafuer, sagte eine Schwedischlehrerin fuer Einwanderer in einer Diskussionssrunde und hatte Traenen in den Augen, ¨dass wir so kuehl sind¨. Ist es letztendlich das, was diese Jugendlichen den Schweden vorwerfen? Mir erging es so. Neutral, ¨lagum¨- steril. Meine Konsequenz: Ich habe das Land verlassen und betrachte es nun aus Entfernung mit Ruehrung, Dankbarkeit und neuerdings - mit Mitleid.

ene

29. Mai 2013 18:31

Die Frage, warum die Linken (der Begriff beeinhaltet mittlerweile ein so komplexes und umfangreiches Bündel von Haltungen und Einstellungen, daß man kaum noch weiß, wo nicht mehr "links" ist...) so wirklichkeitsresitent sind und sich bestimmten Einsichten, die bedenkliche Entwicklung in diesem Land betreffend, so konsequent verschliessen, wird meiner Meinung nach hier oft auf "Abtraktionsstufe 6" diskutiert - wie ein alter Professor zu sagen pflegte.

Die Ursachen für diese Realitätsblindheit liegen doch auf der Hand. In diesem Land hat es seit Jahrzehnten keine wirkliche Notsituation mehr gegeben, im Gegenteil: wer in der Nachkriegszeit geboren wurde hat (zumindest im Westen) ein ständiges Aufwärts erlebt. Schon die Eltern der jüngeren Leute, die jetzt z.B. in den Medien tätig sind, kennen den Krieg und die Nachkriegszeit nur als ferne Sage. In den 60er Jahren erzählten Schüler noch von ihren Ferien im Bayrischen Wald, heutzutage sind Reisen nach New York nach bestandenem Abitur nichts Ungewöhnliches. Die Eltern arbeiten oft im Öffentlichen Dienst (Mutter Studienrätin, Vater Architekt in der Verwaltung z.B. ), restaurieren im Sommer ihr Häuschen in Umbrien, fahren zu Ostern nach Madrid und im Herbst nach Mexiko. Überall gibt es interessante Kulturen, warum soll man sich da Sorgen machen, wenn diese Menschen zu uns kommen? die Kinder dieser Bevölkerungsgruppe studieren und streben ebensolche Positionen an. Was auch oft gelingt. Wenn man in diesen Kreisen von "Bereicherung" spricht, dann denkt man an eine irakische Architektin, einen tunesischen Regisseur oder einen türkischen Schriftsteller.

Von der Alltagswirklichkeit des (sagen wir) unteren Drittels der Bevölkerung in diesem unserem Lande wissen solche Leute in der Regel nichts. Davon wollen sie auch nichts wissen. Sie wohnen nicht in den entsprechenden Gegenden, sie benutzen nicht die öffentlichen Verkehrsmittel zu ungünstigen Zeiten. Mehr als eine arabische Straßengang um 3.00 Uhr nachts fürchten sie das deutsche Kleinbürgertum. Damit wollen sie auf keinen Fall etwas zu tun haben!
Man könnte sagen: Dummheit auf hohem Niveau.

Da ich glaube, nur wirkliche Erfahrung bringt auch Erkenntnis, die diesem Namen verdient, steht uns noch eine Menge bevor, bis ein Umdenken einsetzt. Die oft erwähnten Alt-68er werden davon nicht mehr allzu viel mitbekommen. Die 70jährigen sind aus dem Schneider, die 20jährigen dürften noch allerhand erleben.
Die Zeiten werden wieder unruhiger.

Rumpelstilzchen

29. Mai 2013 19:52

Um es für mich zu einem Abschluss zu bringen:
Es ist hier nicht möglich, sich mit dem Aufsatz Giorgio Agambens zu befassen, der die Idee eines "lateinischen Imperiums" gegenüber der germanischen Dominanz in Europa ins Gespräch brachte.
Dieser Beitrag kann vielleicht mal zum Thema gemacht werden.

Noch mal zu Bergmann. Natürlich ist er vielfältiger.
Aber seine "Szenen einer Ehe" haben m.E. ganz wesentlich die modernen "Beziehungenmuster" zwischen Mann und Frau geprägt. Die an ihre Grenzen kommen.
Dass verbale Kommunikation die einzige Lösung im Geschlechterkampf sei, wird als selbstverständlich vorausgetzt.
Da würde ich gerne mal was neues hören.

Nihil

29. Mai 2013 21:01

@M.L.:
Das ist eben die Frage - was man unter einer "Blütezeit" verstehe. Nach meinem Begriff war dies die Antike, die ja das Christentum noch gar nicht kannte und wenn eher rigoros bekämpfte. Das "abendländische Europa" war doch nur eine Art römischer Kargo-Kult: renovatio, translatio - nicht einmal da war man sich einig. Und den Fall genommen, es gäbe die "Blüten" des Abenlandes. Waren sie denn genuin christlich? (wogegen sehr vieles spricht). Oder entstanden sie vielmehr *trotz* des Christentums, also weil man noch genügend Europäertum in sich hatte?

Ad Deutsche: Bitte das "christlich" nicht so wörtlich nehmen. Sie sind "Christen", allgemeiner eben: "Gute", "Idealisten". Ihr Ideal ist jetzt ein Todesurteil. Dumm gelaufen - instinktfrei.

"Zarathustra hat gar gefordert, ihn zu verleugnen." - Ja, aber rein als Person, weil er nicht neue Götzen angebetet wissen wollte.

Nordländer

30. Mai 2013 09:01

@ Rumpelstilzchen

"Dass verbale Kommunikation die einzige Lösung im Geschlechterkampf sei, wird als selbstverständlich vorausgetzt.
Da würde ich gerne mal was neues hören."

Die Lösung ist das Problem.

Antagonismen lassen sich am nachhaltigsten aus der Welt schaffen, indem man die Antagonisten beseitigt.
Es bietet sich also noch die "gender"-Hauptverströmung ala Judith Butler an.

Martin Lichtmesz

30. Mai 2013 09:23

Karawane zieht weiter, Dank an alle Teilnehmer.

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