Horrorshow im Sommerloch

Nein, ich habe die Horrorshow aus dem Gerichtssaal um den bleichen Psychopathen aus Norwegen nicht mitverfolgt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Ich habe lei­der schon genug Lebens­zeit mit der Ana­ly­se die­ses Falls ver­bracht. Und ein Jahr spä­ter stel­le ich fest, daß ich nichts Wesent­li­ches ver­säumt habe, und sich am Ende so gut wie alles bestä­tigt hat, was ich ohne­hin von Anfang an ver­mu­tet hatte.

Etwa, daß Anders Brei­vik zwar eine schwe­re nar­ziß­ti­sche Per­sön­lich­keits­stö­rung hat, aber offen­bar voll zurech­nungs­fä­hig ist, was nun nach lan­gem Hin- und Her als einst­wei­len letzt­gül­ti­ge offi­zi­el­le Dia­gno­se gilt. Kein schwe­rer Psy­cho­ti­ker wäre imstan­de, die Logis­tik sei­ner Tat zu bewäl­ti­gen. Und der krank­haf­te Nar­ziß­mus ist aus den auto­bio­gra­phi­schen Pas­sa­gen sei­nes Pas­te & Copy-“Mani­fests” eben­so klar ersicht­lich, wie aus sei­nen berüch­tig­ten Selbst­in­sze­nie­run­gen in diver­sen Fantasieuniformen.

Der für Psy­cho­pa­then typi­sche extre­me Man­gel an Empa­thie für ande­re Men­schen trat wäh­rend des Pro­zes­ses deut­lich zuta­ge: bei der Urteils­ver­kün­dung und dem Vor­le­sen der Opfer­na­men lächel­te Brei­vik tri­um­phie­rend, erhei­tert und selbst­zu­frie­den vor sich hin. Schuld­ge­füh­le kennt er offen­bar kei­ne. Trä­nen ver­goß er nur über sich selbst, etwa als sein jäm­mer­li­ches You­tube-Pro­pa­gan­da­vi­deo im Gerichts­saal vor­ge­führt wur­de, offen­bar war er sen­ti­men­tal gerührt über sei­ne end­lich geschla­ge­ne gro­ße Stun­de. Made it, Ma! Top of the World!

Schon der “Ame­ri­can Psycho” Patrick Bate­man wuß­te, daß die “größ­te Lie­be von allen” die Lie­be zu sich selbst ist. Der­sel­be Mann, der offen­bar ohne den lei­ses­ten Fun­ken eines Mit­ge­fühls und ohne ech­te Bezie­hung zu irgend­ei­nem Men­schen ist, behaup­tet von sich, er habe “aus für­sorg­li­cher Lie­be zu sei­nem Volk” gehan­delt. Da denkt man an Miel­kes “Aber ich lie­be euch doch alle” und die Aus­sa­gen ähn­li­cher Menschheitsbeglücker.

Wobei der Ver­gleich mit Miel­ke noch zu schwach ist. Brei­viks “Lie­be” gleicht der­je­ni­gen, die cha­ris­ma­ti­sche Sek­ten­füh­rer wie Jim Jones oder Charles Man­son für ihre Jün­ger hat­ten. Die “Man­son-Girls”, die Sharon Tate und sechs ande­re Men­schen auf­grund von dro­gen­in­du­zier­ten Wahn­ideen bes­tia­lisch ermor­det hat­ten, saßen bei ihrem Pro­zeß mit dem glei­chen Lächeln wie Brei­vik auf der Ankla­ge­bank. Kur­ze Zeit nach ihrer Ver­ur­tei­lung zer­platz­te die Bla­se der Selbst­hyp­no­se und Schuld­ver­leug­nung; heu­te sind die immer noch leben­den und ein­ge­sperr­ten Täte­rin­nen zer­knirsch­te “Reborn Christians”.

Von Brei­vik ist eine sol­che Umkehr kaum zu erwar­ten: er hat sich sei­ne Luft­bla­se ganz allein geschaf­fen, ohne den syn­er­ge­ti­schen, ein­hül­len­den Mas­sen­wahn einer sek­tie­re­ri­schen Grup­pe, und in die­sem Bal­lon wird er wohl den Rest sei­nes Lebens ver­blei­ben, ehe er in irgend­ei­nen Kreis der Höl­le hin­ab­fährt. Die nun bevor­ste­hen­de jah­re­lan­ge Iso­la­ti­ons­haft wird ihn wohl kaum erschre­cken.  Er ist bereits jetzt inner­lich wie äußer­lich völ­lig iso­liert, allein, autis­tisch, solip­sis­tisch, dabei uni­ver­sal ver­ach­tet und ver­ab­scheut, selbst in Krei­sen der extre­men und mili­tan­ten Rechten.

Die “Selbstig­keit” gilt in der christ­li­chen Tra­di­ti­on als ein klas­si­sches Attri­but der Dämo­nie und des Teuf­li­schen. David Gelern­ter, selbst Opfer eines ideo­lo­gisch moti­vier­ten Atten­tä­ters, hat­te wohl recht, als er schrieb, daß Brei­vik weder links noch rechts, son­dern ein­fach “böse” sei. Das “Böse” ist eine Rea­li­tät, kein mora­li­sches Vor­ur­teil. Gestal­ten wie Brei­vik erin­nern uns immer wie­der daran.

For every devil is an hell unto hims­elf; he holds enough of tor­tu­re in his own ubi, and needs not the mise­ry of cir­cum­fe­rence to aff­lict him; and thus a dis­trac­ted con­sci­ence here is a shadow or intro­duc­tion unto hell hereafter.

Tho­mas Brow­ne, Reli­gio Medici

Sei­ne Tat war so mons­trös, daß sie ihm gewiß einen Platz im Gru­sel­ka­bi­nett der Geschich­te sichern wird, neben ande­ren Freaks wie Man­son, Jones, Whit­man oder Bun­dy. Er gehört eher in die­se Fami­lie, als in jene der poli­ti­schen Atten­ta­te und Mas­sen­mor­de à la Bolo­gna, 9/11 oder Okla­ho­ma City. Hät­te er bloß die Regie­rung ange­grif­fen, hät­te er heu­te viel­leicht bedeu­tend mehr Sym­pa­thi­san­ten, als für sei­ne Real-Neu­auf­la­ge eines Slas­her-Strei­fens aus den Acht­zi­ger Jah­ren, in denen bizarr kos­tü­mier­te Kil­ler wie “Jason” und “Fred­dy Krue­ger” rei­hen­wei­se Teen­ager in Feri­en­camps und ähn­li­chen Schau­plät­zen abschlach­te­ten. Stär­ker noch als alle vor­ge­scho­be­nen poli­ti­schen Moti­ve war wohl sei­ne Freu­de am Töten, und dar­über hin­aus am Heros­tra­ten­tum. Damit hat er es geschafft, eine gan­ze Nati­on zu trau­ma­ti­sie­ren und sich wie ein Ver­ge­wal­ti­ger in ihr Fleisch zu graben.

Daß Brei­vik die Höchst­stra­fe bekom­men wür­de, war ange­sichts der Schwe­re des Ver­ge­hens abzu­se­hen, und daß er auf­grund der täter­freund­li­chen, pro­gres­siv­lin­ken Gesetz­ge­bung Nor­we­gens nicht mehr als 22 Jah­re absit­zen muß, eben­falls. So hat er das libe­ra­le Sys­tem gleich mehr­fach zum Nar­ren gehal­ten: er benutz­te den Pro­zeß als welt­weit sicht­ba­re Büh­ne für sei­ne Selbst­dar­stel­lung, mit der Gewiß­heit, daß er letz­ten Endes selbst für eine der­art prä­ze­denz­lo­se Tat ver­gleichs­wei­se glimpf­lich davon­kom­men würde.

22 Jah­re in einem fort­schritt­li­chen skan­di­na­vi­schen Knast für bei­nah 80 Men­schen­le­ben ist ein schlech­ter, deka­den­ter Witz. Liest man davon, will man nicht mehr die Hoff­nung auf das Jüngs­te Gericht auf­ge­ben. Brei­vik hat genau das bekom­men, was er woll­te, plus der von ihm tri­um­phie­rend auf­ge­nom­me­nen offi­zi­el­len Bestä­ti­gung, daß er nicht unzu­rech­nungs­fä­hig sei. Nicht nur hier zeigt sich, daß jede Gesell­schaft letzt­lich die Psy­cho­pa­then und Amok­läu­fer abbe­kommt, die sie ver­dient hat.

Vor einem Jahr stell­te ich fol­gen­de Ver­mu­tung auf:

Dies ist Brei­viks Logik: es kann nichts mehr gut wer­den, das Sys­tem ist unre­for­mier­bar und im Kern ver­rot­tet, dar­um ist es umso bes­ser, und umso mehr zu begrü­ßen, je schlim­mer die Lage wird. Worse is bet­ter. Es wird kei­ne Ret­tung für Euro­pa geben, geschwei­ge denn durch ein Blut­bad und einen Ent­schei­dungs­kampf.  Was fällt, soll man auch noch stos­sen, sag­te Nietz­sches Zara­thus­tra – dar­um ist es logisch, den Crash noch zu beschleu­ni­gen, die Kräf­te der Zer­set­zung noch zu för­dern. Wozu noch war­ten? Ein paar zähe Wahl­durch­gän­ge, ein paar bra­ve „Schwe­den­de­mo­kra­ten“ und ein paar „wah­re Fin­nen“ im 10 % Bereich, ein biß­chen mehr Mei­nungs­frei­heit und Ein­wan­de­rungs­re­förm­chen wer­den das Ruder nicht her­um­rei­ßen und den Kurs ändern. Sie wer­den den lang­sa­men Sui­zid und die Ago­nie des Wes­ten nur ver­län­gern und ver­schlep­pen. Wenn die letz­ten Geg­ner von Glo­ba­lis­mus und Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus end­gül­tig aus dem Weg geräumt sind, dann ist die Bahn frei, dann kann die Gesell­schaft lem­ming­sar­tig in ihren Unter­gang marschieren,

Die­se Stra­te­gie hat Brei­vik selbst wäh­rend des Pro­zes­ses mehr­fach bestä­tigt: Ziel sei­ner Tat sei unter ande­rem gewe­sen, eine “Hexen­jagd” gegen “mode­ra­te kul­tu­rel­le Kon­ser­va­ti­ve” (also: die gemä­ßig­te Rech­te) zu pro­vo­zie­ren, um lang­fris­tig eine erhöh­te “Radi­ka­li­sie­rung” in Gang zu brin­gen (Ori­gi­nal hier). Dies ist sogar in weni­ger prä­zi­ser Form in die deut­sche Pres­se ein­ge­si­ckert, die sich bekannt­lich eif­rig an die­ser Hexen­jagd betei­ligt hat:

Laut Ter­ror­for­scher Tore Bjør­go woll­te Brei­vik mit sei­ner Akti­on eine Radi­ka­li­sie­rung der Gesell­schaft vor­an­trei­ben. Er erwar­te­te, dass der Staat mit „Hexen­jagd und Zen­sur” ant­wor­ten wer­de. Dies wie­der­um wer­de radi­ka­le Natio­na­lis­ten zum Wider­stand wecken.

Mit cha­rak­te­ris­ti­scher Inkon­sis­tenz sprach er aller­dings auch die zu Sün­den­bö­cken ernann­ten islam­kri­ti­schen Blog­ger expli­zit von jeder Ver­ant­wor­tung für sei­ne Tat frei: “Fjord­man” Peder Jen­sen etwa sei ein “mode­ra­ter Demo­krat”, der Gewalt ableh­ne. Es sei “lächer­lich”, ihn zu beschul­di­gen. Sei­ne eige­ne ent­schei­den­de Inspi­ra­ti­on käme viel­mehr von Al-Qai­da und ande­ren his­to­ri­schen Terrorgruppen.

Was noch? Die Medi­en ver­mel­den die gute Nach­richt, daß Nor­we­gen “mul­ti­kul­tu­rell bleibt”, und die eher weni­ger gute Nach­richt, daß sehr vie­le Nor­we­ger dies inzwi­schen nicht mehr so gut fin­den. Einer der füh­ren­den Chef­ideo­lo­gen des nor­we­gi­schen Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus, Tho­mas Hyl­land Erik­sen, der es sich unter ande­rem zum Ziel gesetzt hat, “die Mehr­heit so gründ­lich zu dekon­stru­ie­ren, bis sie sich nicht mehr als Mehr­heit bezeich­nen kann”, stellt nun fest, daß Nor­we­gen “mehr wie der Rest der Welt” wird:

Wir stel­len fest, daß schlim­me Din­ge nicht nur in Bos­ni­en und in Col­leges wie den USA pas­sie­ren müs­sen, son­dern auch hier.

Bos­ni­en? Das war doch der Schau­platz einer der blu­tigs­ten eth­ni­schen Säu­be­run­gen des letz­ten Jahr­hun­derts? Wie zum Teu­fel kommt nun “Bos­ni­en” plötz­lich in das fried­li­che, bis vor kur­zem noch weit­ge­hend homo­ge­ne Nor­we­gen?  Besteht die klit­ze­klei­ne Mög­lich­keit, daß dies ein wei­te­rer dys­to­pi­scher Effekt der von Erik­sen mit­be­trie­be­nen Mul­ti­kul­tu­ra­li­sie­rung des Lan­des ist?

Was nicht geschieht, ist eine offe­ne Debat­te dar­über, wo wir als Nati­on hin­wol­len, und was nor­we­gi­sche Natio­na­li­tät für uns bedeutet.

Da hat er recht, und er und sei­nes­glei­chen wer­den schon dafür sor­gen, daß die­se “offe­nen” Debat­ten den erwünsch­ten Ver­lauf neh­men. Das ist nicht nur in Nor­we­gen so. Die FAZ belehr­te uns im Juli, daß bestimm­te heik­le Din­ge glück­li­cher­wei­se gar nicht erst debat­tiert wer­den müßten:

Aber nach dem 22. Juli plagt die Nor­we­ger jen­seits die­ser Ver­zah­nung mit dem Kol­lek­tiv der Trau­ern­den auch die beun­ru­hi­gen­de Fra­ge, ob hin­ter Brei­viks Ver­schwö­rungs­theo­rie nicht doch ein ver­dräng­ter sozia­ler Kon­flikt ste­cken könn­te, ein Pro­dukt aus fehl­ge­schla­ge­ner Zuwan­de­rungs­po­li­tik und beque­mer Ignoranz.

Kei­ne Sta­tis­tik, kei­ne ernst­haf­te Ana­ly­se lie­fert belast­ba­re Anhalts­punk­te für die­se Annah­me, im Gegen­teil: Es zie­hen viel mehr katho­li­sche Polen und pro­tes­tan­ti­sche Schwe­den als mus­li­mi­sche Soma­li­er nach Nor­we­gen. Die von Brei­vik als Get­tos beschrie­be­nen Vier­tel im Osten von Oslo sind güns­ti­ge, aber alles ande­re als ver­kom­me­ne Gegen­den. Die Kri­mi­na­li­täts­ra­te unter den Zuwan­de­rern aus Kri­sen­ge­bie­ten nimmt ste­tig ab, je län­ger sie in Nor­we­gen woh­nen. Das Welt­bild des Atten­tä­ters speist sich nicht aus der Rea­li­tät, son­dern aus Hass und Unwissen.

Stimmt das nun wirk­lich? Die libe­ra­le Bou­le­vard-Tages­zei­tung Ver­dens Gang berich­te­te 2010, daß bereits im Jahr 2021 die Zahl der nicht-nor­we­gi­schen Schul­kin­der in Oslo die 50%-Grenze über­schrit­ten haben wird. Auch sonst ist ein rapi­der demo­gra­phi­scher Nie­der­gang in der Haupt­stadt zu ver­zeich­nen. Im sel­ben Blatt erschie­nen auch Arti­kel von Ole Jør­gen Anfind­sen, der häu­fig von Fjord­man zitiert wur­de, und nach des­sen Hoch­rech­nun­gen die eth­ni­schen Nor­we­ger bis zum Jah­re 2050 zur Min­der­heit geschrumpft sein werden.

Dies wäre ein Trend, der aus Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en, Deutsch­land oder den Nie­der­lan­den bes­tens bekannt ist, und in wei­ten Tei­len der Groß­städ­te bereits mit blo­ßem Auge wahr­ge­nom­men wer­den kann. In die­sen Län­dern wird sei­ne Rea­li­tät auch kaum mehr ernst­haft bestrit­ten; und wenn er nicht per “Dekon­struk­ti­on” à la Erik­sen seman­tisch weg­ge­zau­bert wird, wird allen­falls noch dar­über dis­ku­tiert, ob es “ras­sis­tisch” sei oder nicht, ihn als ungüns­ti­ge Ent­wick­lung zu bewerten.

2010 berich­te­te das nor­we­gi­sche Fern­se­hen vom rapi­den Anstei­gen der von nicht-euro­päi­schen Ein­wan­de­rern began­ge­nen Ver­ge­wal­ti­gun­gen in Oslo. Die pro-isla­mi­sche Netz­sei­te Elec­tro­nic Inti­fa­da erhob Ein­spruch. Ingrid Carl­quist for­der­te am 9. Juli 2012 im Euro­pa-Par­la­ment “ihr” vom Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus stark beschä­dig­tes Schwe­den zurück und war­te­te mit fol­gen­den Zah­len auf:

In die­sem neu­en Schwe­den gibt es – nach einer Stu­die von Pro­fes­so­rin Liz Kel­ly aus Eng­land – mehr Ver­ge­wal­ti­gun­gen als in jedem ande­ren Land der Euro­päi­schen Uni­on. Mehr als 5000 Ver­ge­wal­ti­gun­gen oder ver­such­te Ver­ge­wal­ti­gun­gen wur­den im Jahr 2008 ange­zeigt (letz­tes Jahr waren es mehr als 6000).

Im Jahr 2010, berich­tet eine ande­re Stu­die, dass nur ein Land auf der Welt mehr Ver­ge­wal­ti­gun­gen hat­te als Schwe­den und das ist Leso­tho in Süd­afri­ka. Auf 100.000 Ein­woh­ner von Leso­tho kom­men 92 ange­zeig­te Ver­ge­wal­ti­gun­gen, Schwe­den hat 53, die Ver­ei­nig­ten Staa­ten 29, Nor­we­gen 20 und Däne­mark 7.

Im Jahr 1990 zähl­ten die Behör­den 3 Aus­gren­zungs­ge­bie­te [Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten, No-Go-Are­as] in Schwe­den, Vor­städ­te in denen mehr­heit­lich Immi­gran­ten leben, von denen nur sehr weni­ge eine Arbeit haben. Bei­na­he alle leben von Sozi­al­hil­fe und die Kin­der bestehen ihre Prü­fun­gen in der Schu­le nicht.

Im Jahr 2002 zähl­te man 128 Aus­gren­zungs­ge­bie­te. Im Jahr 2006 waren es 156 und dann hat man auf­ge­hört zu zäh­len. In man­chen Städ­ten, wie Mal­mö, wo ich lebe, lebt ein Drit­tel der Bevöl­ke­rung in Ausgrenzungsgebieten.

(…)

Im neu­en Schwe­den benö­ti­gen wir bewaff­ne­te Poli­zis­ten vor unse­ren Kran­ken­häu­sern, weil riva­li­sie­ren­de Fami­li­en sich in den Kran­ken­zim­mern unter­ein­an­der bekämp­fen. Sie erschie­ßen ein­an­der auf offe­ner Stra­ße und sie berau­ben und schla­gen alte Men­schen. Die Kri­mi­na­li­täts­ra­te wächst in jeder Minu­te, aber die schwe­di­schen Poli­ti­ker und Jour­na­lis­ten erzäh­len uns, dass dies abso­lut nichts mit der Immi­gra­ti­on zu tun hat. Die Tat­sa­che, dass unse­re Gefäng­nis­se vol­ler aus­län­di­scher Men­schen sind sei nur rein zufäl­lig oder wird durch sozio-öko­no­mi­sche Fak­to­ren erklärt.

Ist Carl­quist nun der nächs­te Kan­di­dat für die Klap­se der sta­tis­ti­ken­fäl­schen­den Apo­ka­lyp­ti­ker? Wer hat recht, wer hat die rich­ti­gen Zah­len, wer ihre rich­ti­ge Inter­pre­ta­ti­on? Wer lei­det an “Wahn­vor­stel­lun­gen”, wer an “Hass und Unwis­sen”? Sieht die Lin­ke nur rosa, die Rech­te nur schwarz? Sind die einen die Ver­drän­ger, die ande­ren die Angst­ma­cher? Oder umge­kehrt? Oder wech­seln sie sich ab?

Bre­chen wir hier ab. Micha­el Klo­novs­ky spot­te­te ein­mal über die “Pro­phe­ts of Doom”:

Es gibt kaum ein grö­ße­res Ver­gnü­gen, als die Apo­ka­lyp­se anzu­kün­di­gen; es ist so groß, dass man sie dafür bei­na­he in Kauf neh­men würde.

Der Som­mer ist fast vor­bei, der Him­mel wölbt sich aber immer noch aus­rei­chend blau über mei­nen stil­len Kreuz­ber­ger Hin­ter­hof. Im August auf der Berg­mann­stra­ße, gemäch­lich in der Son­ne sit­zend, sieht die Welt ein­fach und fried­lich aus. Leben und leben las­sen, das scheint doch ohne wei­te­res zu funk­tio­nie­ren, und irgend­wie ist am Ende jeder mit dem Nötigs­ten ver­sorgt, was er zur Exis­tenz­be­wäl­ti­gung braucht.

Wo ist sie nun, die gro­ße, gefähr­li­che Finanz- und Euro­kri­se, von der in den letz­ten Mona­ten stän­dig die Rede war? Bellt die nur, oder beißt die auch? Wo ist er, der mul­ti­kul­tu­rel­le Bür­ger­krieg und Vor­bür­ger­krieg? Wo sind die Mos­lems und Sala­fis­ten mit den komi­schen Bär­ten, die uns die Hand abha­cken und stei­ni­gen wol­len? Wo die zahl­lo­sen Krie­ge, Bür­ger­krie­ge, Reli­gi­ons­krie­ge, Fut­ter­krie­ge, Bru­der­krie­ge, Eth­no­krie­ge der letz­ten Jahr­tau­sen­de Weltgeschichte?

Manch­mal scheint all dies so fern; man ist froh, daß es fern ist, daß man nicht dar­an den­ken muß, daß Syri­en weit weg ist und man einen Brei­vik mit sei­nem apo­ka­lyp­tisch abge­sof­fe­nem Gehirn ins Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett abschie­ben kann. Manch­mal fra­ge ich mich, ob die all­ge­mei­ne Stim­mung im Juni 1914 ähn­lich war wie jetzt. Das Wet­ter war schön, der Him­mel war blau, berich­ten die Chro­ni­ken und Literaten.

An sol­chen Tagen muß ich manch­mal an ein Zitat von C. G. Jung den­ken, wenn es auch aus einem gänz­lich ande­ren Zusam­men­hang stammt:

Ach, die­se bra­ven, tüch­ti­gen, gesun­den Men­schen, sie kom­men mir immer vor wie jene opti­mis­ti­schen Kaul­quap­pen, die in einer Regen­was­ser­pfüt­ze dicht­ge­drängt und freund­lich schwän­zelnd an der Son­ne lie­gen, im seich­tes­ten aller Gewäs­ser, und nicht ahnen, dass schon mor­gen die Pfüt­ze aus­ge­trock­net ist.

Buch­tipp: Euro­pa verteidigen

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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