Gebhardt – gefährlich sein

von Felix Springer

Lieber Richard Gebhardt, M.A.,

Sie sind Politikwissenschaftler und äußerten sich kürzlich im Hallenser Radio Corax zum Thema „Neue Rechte“.

Selbst­be­wußt prä­sen­tier­ten Sie der inter­es­sier­ten Öffent­lich­keit Ihre geball­te Kom­pe­tenz auf dem Gebiet und ent­larv­ten die dif­fu­se Melan­ge“ des Milieus: Es über­neh­me eine „Schar­nier­funk­ti­on“ wegen sei­ner „offe­nen Flan­ke nach ganz weit rechts“ für „Neo­na­zis mit Abitur“, denen aber „etwas När­ri­sches anhaf­tet“. So weit, so aufgewärmt.

Als Sie dann aber auch noch öffent­lich auf den April­scherz die­ses Netz­ta­ge­buchs her­ein­fie­len, ent­larv­ten Sie sich selbst ganz explo­siv als gewerb­li­cher Über­schrif­ten­le­ser und nah­men uns damit eine Arbeit ab, die wir uns auch sonst nicht gemacht hät­ten. Wir hören ja gern zu – aber wie ernst wir Ihre abge­schrie­be­nen Ein­wän­de gegen Carl Schmitt neh­men, bedarf wohl kei­ner Erläu­te­rung mehr.

Wenn Sie auch beschwich­ti­gend auf die begrenz­te Reich­wei­te der Neu­en Rech­ten hin­wei­sen, schei­nen Sie sich ja trotz­dem als War­ner zu ver­ste­hen. Als Objekt Ihres Gesprächs kommt man da ein wenig ins Grü­beln: Vor uns muß gewarnt wer­den, weil wir unser schur­ken­haf­tes Pro­jekt der „Kri­tik an der deut­schen Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung“ mit Jörg-Schön­bohm-Inter­views tar­nen und weil wir die For­de­rung nach „Abkehr von Mul­ti­kul­ti“ hin­ter Peter Scholl-Latours Gesicht ver­ste­cken? Macht uns das gefährlich?

Fast fühlt man sich von Ihnen, Geb­hardt, in die Defen­si­ve gedrängt, will sich ver­tei­di­gen und auf die Legi­ti­mi­tät und Not­wen­dig­keit der rech­ten Per­spek­ti­ve ver­wei­sen. Aber man kann es auch anders machen. Wis­sen Sie, für Leu­te wie Sie, deren zen­tra­le Qua­li­fi­ka­ti­on die para­si­tä­re Wie­der­käue­rei machia­vel­lis­tisch moti­vier­ter Dif­fa­mie­rung ist, sind wir ja tat­säch­lich gefähr­lich. Ober­fläch­li­che Kor­rekt­heits­ver­mitt­ler, Block­war­te des geschrie­be­nen Worts, öffent­lich­keitsin­fan­ti­li­sie­ren­de Papa­gei­en­stim­men braucht eben kei­ner, will auch kei­ner und bezahlt trotz­dem jeder – das kri­ti­sie­ren wir. Auf gute Feindschaft!

Wie also wei­ter, Geb­hardt? Sie haben Glück: Poli­tik­wis­sen­schaft wie Mikro­wel­len­pop­corn ist trotz eines enor­men Ange­bots noch immer ein gefrag­tes Gut und erzielt hohe Prei­se auf dem Markt der aka­de­mi­schen Mög­lich­kei­ten. Aber so ganz ohne Wer­bung läuft’s auch nicht: Geben Sie sich nicht zufrie­den mit dem mick­ri­gen Lokal­ra­dio­mi­kro­fon, geben Sie Gas! Ran an die Feuil­le­ton­chefs von ZEIT und SPIEGEL, vor die Kame­ras von MONITOR und PANORAMA, schrei­en Sie Ihren ganz eige­nen Skan­dal in die Welt, machen Sie Lärm! Tei­len Sie Ihr Wis­sen um unse­re Gefähr­lich­keit – und dann ran an die Fut­ter­trö­ge! Denn, unter uns: Seit der alte Ges­sen­har­ter end­lich ein­ge­mot­tet ist, gilt es, einen Pos­ten zu besetzen!

Gefähr­lich! grußlos!

Sprin­ger

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