Fairness statt Wahrheit – nachmetaphysisches Denken trifft Russia Today

von Caroline Sommerfeld

Unsere Babysitterin hat ihre altersgerechte Lektüre bei uns vergessen.

Ver­mu­tend, das NEON-Maga­zin sei noch genau­so, wie als es an den Start ging, stürz­te ich beim Blät­tern über einen Arti­kel von poli­ti­scher Signi­fi­kanz. Ja, das Heft “fühlt sich jetzt poli­tisch an”, hat­te schon die Kon­kur­renz im April geätzt.

Es gibt immer noch wun­der­ba­re jun­ge Men­schen, die uns anver­trau­en: “Kom­mu­ni­ka­ti­on ist mir sehr wich­tig, da ich gera­de wenig mit Mono­ga­mie anfan­gen kann” (S. 60 der aktu­el­len Print­aus­ga­be), auch für “skur­ri­le For­men des moder­nen Musik­hö­rens” wird gewor­ben, und Strick­aben­de ver­die­nen unter dem Titel “Woll toll” aus­führ­li­che Erwäh­nung. NEON spio­niert aber auch Putins Pro­pa­gan­da in Ber­lin aus. So steht’s am Cover.

“Hier wird Wahr­heit auf­ge­löst” heißt der Text, der jun­ge NEON-Jour­na­list Chris­ti­an Schlak ist drei Wochen lang under­co­ver als Prak­ti­kant beim deut­schen Rus­sia-Today-Stu­dio unter­ge­kom­men. Den Bericht kann man als Bil­dungs­ro­man eines moder­nen Zweif­lers lesen, dem im Jour­na­lis­tik-Stu­di­um bei­gebracht wor­den ist, daß es kei­ne Wahr­heit gibt. Und der jetzt nicht fer­tig wird mit der dop­pel­bö­di­gen Auf­ga­be, zu ent­hül­len, wie Putin Pro­pa­gan­da macht. Denn ohne einen intak­ten Wahr­heits­be­griff kann man nicht von “Pro­pa­gan­da” spre­chen. Pro­pa­gan­da lebt davon, Wahr­heit zu ver­zer­ren, zu über­hö­hen, zu igno­rie­ren, umzu­deu­ten, zu unter­drü­cken und an ihre Stel­le eine Lüge zu set­zen. Das mit der “Pro­pa­gan­da” hat sich Schlak nicht aus­ge­dacht, die Welt, der Focus und der Spie­gel nen­nen RT “Putins Propagandasender”.

Am Anfang des Bil­dungs­ro­mans ist sei­ne Mis­si­on ein­deu­tig: “Hier soll Wahr­heit pro­du­ziert wer­den. Rus­si­sche Wahr­heit.” Also kei­ne wah­re Wahr­heit, son­dern sol­che in Anfüh­rungs­zei­chen, geg­ne­ri­sche. Als er fest­stellt, daß hier nor­ma­le, gute Leu­te arbei­ten, die nie­mals das Wort “Pro­pa­gan­da” im Mun­de füh­ren, kommt Schlak ins Grü­beln. “Lügen­pres­se” – ja, war­um ist die­ses Wort eigent­lich in Umlauf gekom­men? Weil die Leu­te zu zwei­feln began­nen, ob die deut­sche Bericht­erstat­tung über die Ukrai­ne zutref­fend war. Der Under­co­ver­agent ist noch immer recht sicher: “So den­ken sie hier. Über­all wit­tern sie, dass die USA pri­vi­le­giert wer­den und die Welt sich gegen Russ­land ver­schwo­ren hat.”

Res­sen­ti­ment­un­ter­stel­lung ist ein ideo­lo­gie­kri­ti­sches Instru­ment. Ideo­lo­gie­kri­tik funk­tio­niert eben­falls nur mit einem intak­ten Wahrheitsbegriff.
Doch dann pas­siert “die Sache mit dem syri­schen Jun­gen”. Die Jour­na­lis­ten von Rus­sia Today Deutsch­land arg­wöh­nen, ob das Foto, das um die Welt ging und den trau­ma­ti­sier­ten, staub­ver­krus­te­ten Klei­nen im Kran­ken­wa­gen zeigt, insze­niert sei, schaue doch der Kran­ken­wa­gen voll­kom­men neu aus. Schlak dar­auf­hin: “Mir fällt auf, dass ich mich verändere.”

Der Kon­fe­renz­tisch im ers­ten Stock, hier in der Redak­ti­on in Ber­lin, ist nicht der Ort, an dem Lügen ent­ste­hen. Es ist der Ort, an dem Zwei­fel gestreut wer­den. Hier ent­steht kei­ne Wahr­heit, hier wird Wahr­heit aufgelöst.

Auch das ist Hand­werks­zeug der Ideo­lo­gie­kri­tik: Zwei­fel streu­en, Wahr­heit auf­lö­sen, und nicht das der Pro­pa­gan­da­pro­duk­ti­on. “Hier wird Wahr­heit auf­ge­löst”, oder eher “Hier wird ‘Wahr­heit’ auf­ge­löst”? Hat er erkannt, wei­te­rer Schritt der “Lehr­jah­re”.

Der Chef­re­dak­teur Ivan bekommt einen Text rein, lau­tend: “Wenn eine Par­tei die frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung gefähr­det, schal­tet sich der Ver­fas­sungs­schutz ein.” Ivan prompt: “Sei­ner Ansicht nach!”. Der schließ­lich ver­le­se­ne Text heißt: “Wenn eine Par­tei sei­ner Ansicht nach die frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung gefähr­det, schal­tet sich der Ver­fas­sungs­schutz ein.” Schlaks Kom­men­tar: “Wo immer es mög­lich ist, wackelt Rus­sia Today am Bild eines Lan­des, das rechts­staat­lich gere­gelt ist.”

Der Under­co­ver­jour­na­list zwei­felt jetzt am eige­nen Welt­bild und holt sich tele­fo­nisch Rat bei einem Psy­cho­lo­gie­pro­fes­sor, der ihm her­aus­hel­fen soll aus dem Gefühl, lang­sam sei­ne Rea­li­tät abspens­tig gemacht zu bekom­men. Die­ser erklärt ihm über Sozi­al­ex­pe­ri­men­te, wie grup­pen­kon­for­mes Den­ken ent­steht oder daß Men­schen am liebs­ten simp­le Welt­bil­der haben – all das ver­sucht Schlak, auf sei­ne Situa­ti­on anzu­wen­den und RT zuzu­schrei­ben. Doch dum­mer­wei­se ist er in drei Wochen Teil der Grup­pe gewor­den, die hier Welt­bil­der kor­ri­giert, er kommt an den Punkt, wo Wahr­heit und Wahr­haf­tig­keit hart kol­li­die­ren. Wie ist es mög­lich, daß es authen­ti­sche Men­schen um ihn her­um gibt, kei­ne KGB-Fins­ter­lin­ge, kri­tisch den­ken­de Gestal­ten, die sei­nem Aus­zug, das Fürch­ten zu ler­nen, irgend­wie dif­fus wider­spre­chen in ihrem Auftreten?

Rus­sia Today ist da medi­en­phi­lo­so­phisch schon wei­ter. Sie kom­men­tier­ten nach Ent­tar­nung des Agen­ten prompt mit einer Video-Auf­for­de­rung, wer noch alles Lust hät­te, RT aus­zu­spio­nie­ren. Sie resü­mie­ren Schlaks Erfah­run­gen unter dem Stich­wort “msm bias”: “Jour­na­list poses as intern to spy on RT Deutsch … but turns into main­stream media doub­ter.” Für RT ist aller­dings alles klar wie Kloß­brü­he (wer hin­ter die Kulis­sen schaut, sieht doch, wo die Pro­pa­gan­da und wo die Wahr­heit zuhau­se ist), der rus­si­sche Sen­der hat einen irri­ta­ti­ons­re­sis­ten­ten Wahr­heits­be­griff. Was nicht heißt, daß er sich nicht auf der Infor­ma­ti­ons­ebe­ne von neu­en Infor­ma­tio­nen irri­tie­ren lie­ße, das ist die nor­ma­le Funk­ti­on von Mas­sen­me­di­en: Das Sys­tem ist ope­ra­tiv geschlos­sen (ver­ar­bei­tet nur Infor­ma­tio­nen, die in den Code neu/alt pas­sen) und umwelt­of­fen (wird stän­dig irri­tiert durch Ereig­nis­se außer­halb des Systems).

Befin­den wir uns also hier in einem Para­de­bei­spiel von Infor­ma­ti­on war­fa­re oder Pro­pa­gan­da­schlacht? Rus­sia Today hat auch die­ses Pro­blem schon gese­hen: “Rus­sia win­ning ‘infor­ma­ti­on war’ – or just tel­ling the truth?” über­schrie­ben sie geni­al einen Arti­kel vom Anfang des Monats.

Kame­ra­schwenk in die Blät­ter für deut­sche und inter­na­tio­na­le Poli­tik (10/2016), mir in Frank­furt auf der Buch­mes­se auf­dring­lich in die Hand gedrückt. Sascha Lobo, linksan­ar­chi­scher Latenz­mo­ral­pre­di­ger des Inter­nets, durf­te dort einen Bei­trag bei­steu­ern. “Das Ende der Gesell­schaft” (Titel!) dro­he, heißt es, auch wenn Lobo immer wie­der iro­nisch dazwi­schen­kas­pert, durch die rea­le Gefahr, daß die “rechts­extre­me Gegen­öf­fent­lich­keit” die Mas­sen­me­di­en über­nom­men habe. Welch eine Ehre! Lobo rech­net vor: Wenn man fik­tiv die Face­book-Likes als Wahl­stim­men näh­me, dann ent­fie­len 46,5% der Stim­men auf NPD und AfD zusam­men. Einer der “gefähr­lichs­ten Män­ner Deutsch­lands” sei bei die­ser Macht­über­nah­me kein Gerin­ge­rer als Marc Jon­gen, weil er “die Nar­ra­ti­ve flicht.” Sascha Lobo hält wacker dage­gen, indem er am Schluß fordert:

Recla­im Social Media! Erobert die sozi­al­me­dia­le Gesell­schaft zurück!

Das ist “losing info­war” at its best – schon mal vor­aus­ei­lend zur Recon­quis­ta auf­zu­ru­fen. Lobo ist nicht allein mit die­ser selbst­er­fül­len­den Pro­phe­zei­ung. Auf RT wird im oben genann­ten Arti­kel zitiert: “ ‘Voice of Ame­ri­ca’ repor­ted: ‘NATO Warns West ‘Losing Infor­ma­ti­on War’ Against Rus­sia’.” Sie zitie­ren Edward Lucas, Her­aus­ge­ber des Eco­no­mist, mit fol­gen­dem bezeich­nen­den Argument:

Rus­sia has real­ly gras­ped the post-truth envi­ron­ment. And they will lie about things abso­lut­e­ly bra­zen­ly. They under­stand the weak­ne­s­ses of our media in the post-Cold War envi­ron­ment: that we prio­ri­ti­ze fair­ness over truth.

Wie­der das inzwi­schen bekann­te post­fak­ti­sche Zeit­al­ter, geschenkt. Bezeich­nend ist der letz­te Satz, denn hier ist’s pas­siert: die Vor­stel­lung einer Bevor­zu­gung von Fair­neß gegen­über der Wahr­heit. Mit die­ser Unter­schei­dung kann man auch Chris­ti­an Schlaks Agen­ten­selbst­er­fah­rungs­be­richt bes­ser fas­sen. Bei­de, der Eco­no­mist-Her­aus­ge­ber und der NEON-Jour­na­list, gehen von einem sozi­al­theo­re­ti­schen Dis­po­si­tiv aus, das ihnen gar nicht so klar ist, sie agie­ren es nur aus.

“Gerech­tig­keit als Fair­ness – poli­tisch und nicht metaphysisch”

nann­te John Rawls einen Auf­satz in sei­ner Samm­lung Poli­ti­scher Libe­ra­lis­mus von 1993. Rawls ist bis heu­te, obwohl 2002 gestor­ben, der füh­ren­de ame­ri­ka­ni­sche Sozi­al­phi­lo­soph, sei­ne kan­ti­a­ni­sche Inter­pre­ta­ti­on prag­ma­tis­ti­scher Gesell­schafts­theo­rien ist in den USA und in Euro­pa breit anschluß­fä­hig. Ohne, daß man’s merk­te, hat Rawls in der bes­ten Absicht, die ratio­na­len Grund­la­gen sozia­ler Gerech­tig­keit zu rekon­stru­ie­ren, ihnen den Boden weggezogen.

Genau das merkt man an sol­chen Bruch­stel­len, wo jetzt The Eco­no­mist its­elf fest­stellt: We prio­ri­ti­ze fair­ness over truth. Und das klei­ne­re Kali­ber Schlak sozia­le Wahr­haf­tig­keit (“Ich möch­te wis­sen, war­um ich mei­nen Kol­le­gen, die ich erst seit ein paar Tagen ken­ne, mehr glau­be als allen gro­ßen deut­schen Nach­rich­ten­agen­tu­ren zusam­men”) gegen­über sei­nem Spio­na­ge­auf­trag prio­ri­siert. Und Sascha Lobo einen “erneu­ten Struk­tur­wan­del der Öffent­lich­keit, rel­oa­ded by social media” wirk­lich ganz unfair fin­det, weil das Inter­net der Idee nach doch so geil sei, ihm aber objek­tiv nichts mehr ent­ge­gen­set­zen kann. Lei­der wur­de Wahr­heit län­ger schon gegen Fair­neß aus­ge­tauscht. Wir kön­nen uns gegen­sei­tig nur mehr gerecht behan­deln oder unge­recht und die Gerech­tig­keit prä­fe­rie­ren, haben aber dafür kei­ne “meta­phy­si­sche” Grund­la­ge mehr.

Scha­de aber auch. Haber­mas ist wohl eben­falls auf den post­me­ta­phy­si­schen Hund gekom­men, wenn er in der Fol­ge­aus­ga­be der oben erwähn­ten Blät­ter für deut­sche und inter­na­tio­na­le Poli­tik (11/2016) eine “demo­kra­ti­sche Pola­ri­sie­rung” (mer­ke: inner­halb des von ihm für “demo­kra­tisch” befun­de­nen Spek­trums) ver­ord­net. Der gro­ße Demo­kra­tie­wäch­ter emp­fiehlt den “demo­kra­ti­schen Par­tei­en” für den Umgang mit denen, die “völ­ki­schen Paro­len” nach­lau­fen, diskursregulierend:

Sie soll­ten die­se Art von ‚besorg­ten Bür­gern’, statt um sie her­um­zu­tan­zen, kurz und tro­cken als das abtun, was sie sind – den Saat­bo­den für einen neu­en Faschismus.

Wem vor lau­ter “nach­me­ta­phy­si­schem Den­ken” die Kri­tik­fo­lie abhan­den gekom­men ist, vor der er sagen könn­te, was mit der Wahr­heit gera­de pas­siert, dem fällt nur noch Ablen­kung vom The­ma (Haber­mas nennt das “Dethe­ma­ti­sie­rung”) ein und am Ende die wohl­ver­dien­te Faschismuskeule.

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Kommentare (41)

herr k.

29. Oktober 2016 10:37

Wieso klingen Habermas und Co. eigentlich wie eine Gruppe paranoider Wahnerkrankter?

Vermutlich weil durch das linke Grundparadigma der Feind der Gruppe inhärent verortet wird und durch eine Art hypnotische Selbstsuggestion der Identitätswahrung nur noch nachgekommen werden kann, indem man die Stabilität durch Externalisierung herbeiführt. Da den Betreffenden unklar bleibt, dass es sich hier um ein intrapsychisches Problem des individuellen Grundkonfliktes handelt, kommt es zur ständig im Kreis verlaufenden Wiederholung der Phrasen. Überall Faschisten!

Natürlich wirkt das von außen betrachtet mehr als merkwürdig. Aber Rechtfertigen, Diskutieren und Argumentieren bringen die Betroffenen nur tiefer in ihr jeglicher Logik entbehrendes System hinein. Die Frage ist nur, ob das für uns nützlich ist oder nicht.
In einer Psychotherapie würde man in etwa ein Auseinandersetzungsmuster a la "Es ist ok, wenn Sie das so sehen, aber ich selbst sehe es anders." führen. Das hat die Konsequenz der faktischen, stummen Gegenüberstellung, jegliche Auseinandersetzungen müssen dann vom "Klienten" kommen. (Tun sie in der Regel auch, da die Un-Passenheit des eigenen Modells faktisch erlebt wird.). Heftige (persönliche) Debatten treiben von dieser Anerkennung der alternativen Weltsicht tatsächlich komplett weg, seien sie noch so sachlich.

Dietrich Stahl

29. Oktober 2016 10:38

Werter Herr Sellner, Danke für die Analyse und für Ihre Arbeit an der „Öffentlichkeitsfront“.

Um mit dem Ausblick, den Sie am Ende geben, zu beginnen:

Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren den Aufbruch zu einer wirklich offenen und freien Debatte erleben werden. Denn es ist einfacher, jemanden aufzuwecken, als ihn im Schlaf zu halten.

Weckrufe!
Sie sind notwendig; jeder kann sie aussenden. So kann jeder bewusste Beitrag im SiN Forum ein Weckruf sein.

Ja, der Zustand der „Masse“ ist beklagenswert. Doch das deutsche Volk und der deutsche Geist sind nicht tot. Sie sind narkotisiert.
Es ist heute Aufgabe jedes Patrioten, mit ermunternden Weckrufen, vielleicht sogar mit einem Guss kalten Wassers, beim Aufwachen zu helfen.
Denn das Volk wacht gerade auf. Es reckt und streckt sich bereits, wie jeder sehen kann, der sein Augenmerk auf all das Positive richtet, das gerade geschieht.

Werter Herr Sellner, in Ihrer letzten PEGIDA Rede haben Sie mit den Visionen, die Sie aufzeigten, einen starken Weckruf ausgesandt.

Rechte Visionen werden gebraucht, wie die Luft zum Atmen. Visionen sind kraftvoller als Armeen, Ideologien, Lügen/Lücken Medien und all der Firlefanz der Dunkelmänner. Erinnert sei an Jeanne d’Arc. [Frauke Petry erinnert mich an sie.]

Visionen, Konzepte, Kreativität, originelle, innovative Aktion – das ist jetzt gefragt.
Ihr „Jungs“ von der IB macht das übrigens den „Alten“ [mich eingeschlossen, ich bestehe aber auf den Anführungszeichen] vor.

Eine Verständnisfrage: Meinten Sie mit „Untergang beider Ideologien“ die Niederlage des NS 1945 und des Kommunismus 1989/90? Oder meinten Sie es in einem endgültigen Sinn?

Kommunismus und Nationalsozialismus sind Auswüchse dieser Debatte, die genau diesen Rahmen durchbrachen. Mit dem Untergang beider Ideologien hat sich dieser Rahmen nicht aufgelöst, sondern verfestigt.

Mit Platon bin ich der Ansicht, dass Ideen nicht sterben können. Sie schlafen vielleicht in ihrem Reich, bereit jederzeit aufzuwachen und sich wieder zu manifestieren.
Den beiden eben erwähnten Ideen wünsche ich schöne und vor allem sehr lange Träume.

Für Deutschland und das deutsche Volk ist es aber an der Zeit, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben.

Sebastian-Maximilian

29. Oktober 2016 10:57

" Sie sollten diese Art von ,besorgten Bürgern‘, statt um sie herumzutanzen, kurz und trocken als das abtun, was sie sind – den Saatboden für einen neuen Faschismus."

Hat ja bisher ganz gut geklappt *lach*

Mit irgendwelchen Keulen wird das nichts mehr. Die werden jeden Tag stumpfer.

Stogumber

29. Oktober 2016 11:39

Ein paar Links wären eigentlich ganz nett. (VDare z.B. würde bei einem solchen Artikel selbstverständlich verlinken.)
Ich meine, zwar weiß jeder, dass Habermas schon in seinen jungen Jahren keinen rechten Begriff von objektiver Wahrheit hatte. Aber seine Diskursethik enthielt doch mal einige liberale Versprechungen, und man wüsste ganz gern, was daraus geworden ist.
Wünschenswert wäre natürlich ein Begriff von Wahrheit nicht als etwas, was eine Seite hat, sondern als ein Ziel, dem beide Seiten, die MSM und RT, näherkommen können (oder auch nicht). Das ließe sich dann mit der Idee der Fairness sehr wohl vereinbaren.

CS: Die "Blätter für deutsche und internationale Politik" erscheinen vollständig nur als Printausgabe, online sind nur wenige Texte offen lesbar. Natürlich muß man den Habermas-Artikel kaufen, um 3€ ist er hier zu haben.

Ein Fremder aus Elea

29. Oktober 2016 11:41

Die Wahrheit verteidigt sich alle Zeit durch Glaubwürdigkeit.

Das Geglaubte ist nicht notwendigerweise die Wahrheit, aber die Wahrheit wird dem geglaubtem Falschen stets ihre eigene Glaubwürdigkeit entgegenstellen können.

Niemand kann beschließen, in eine Epoche überzutreten, in welcher es sich nicht mehr so verhalten würde.

Zum Beispiel glaube ich, daß Himmlers Posener Rede authentisch ist, weil die Vorstellung, daß die Engländer jemandem DIESE Rede geschrieben hätten, völlig unrealisitsch ist: Himmler spricht, als hätte Henry Ford persönlich ihn geschult. Welches Interesse sollten die Engländer oder Amerikaner daran gehabt haben, es so darzustellen?

Winston Smith 78699

29. Oktober 2016 12:35

Hier die an zwei Stellen um Tippfehler (Sellars, Frühere) korrigierte Fassung:

Bitte berichtigen Sie: Rawls hat ja die metaphysische Grundlage zur Definition von Gerechtigkeit durch sein Gedankenexperiment vom Schleier des Nichtwissens ersetzt. Auf diese Idee zu kommen bzw. bestehende Ideen so griffig in eine Experimentalsituation mit Spielcharakter zu bündeln (als Teil einer allgemeineren Gamifizierung der Ethik), das ist schon eine tolle Leistung.

Über die Gamifizierung hinaus meint die halbgebildete Öffentlichkeit nun auch mittels einer Art Generalschlüssel für alle gerechtigkeits-moralisch relevanten Situationen mitreden zu können. Ähnlich sehe ich das ja bei Stephen Toulmins metaphysik- und systembefreiter Argumentationslehre. Bei so etwas habe ich einen Debattierclub und derartige Wettbewerbe vor Augen: Immer feste über alles mögliche Vorgegebene herumdiskutieren und ausgezeichnet werden für das momentane, situative Gewinnen, nicht für die Wahrheit. (Natürlich ist das erstmal besser und wissenschaftlicher als die zynisch formulierte Schopenhauersche Eristik.)

Die bei jungen Aufsteigern der Intelligentia angeblich beliebten Improvorträge entlang an vorher unbekannten Powerpoint-Bilderfolgen könnten eine Variante dieser Übung in Willfährigkeit und inhaltlicher Beliebigkeit sein, also in Sophistik: man qualifiziert sich zum Propagandaschergen oder Gymnasiallehrer, der die orwellschen Launen der Obrigkeit problemlos geschmeidig mitfahren kann, heute für Assad, morgen gegen Assad.

Nehmen Sie die Justice-Lectures von Michael Sandel: man sieht das wöchentliche Lesepensum nicht umgesetzt, nur das attitüdenhaft intellektuelle Spiel der College-Hipster mit den Gedankenexperimenten, eine Party - und ich finde das wirklich erstmal toll. Sandel fragt das Lesepensum auch nicht ab, wie schön, wie entpannt ... aber ist auch dies nicht Teil jener Verseichtelung in Kubitscheks lauwarmem Flußdelta der Beliebigkeit?

Jeder kann mitmachen und keine Maßnahme in der Vorlesung unterscheidet nach Können oder Fleiß (das wäre ja ein wenig wie Selektion auf der Rampe ...), also resultiert spaßiger Egalitarismus. Warum aber soll ich dann die Texte noch lesen oder mich gar mit dem ganzen Buch von Hobbes quälen (in dem ja noch so viel mehr steht)? So entsteht die halbgebildete Herde und blökt: manipulier mich! Egalitarismus ist nicht Verbreiterung und Demokratisierung von Bildung. Früher oder später wird der Fleißige oder Begabte nämlich auf das Niveau der neuen Herde herabgezwungen - nein, das ist nicht relaxed und easy, sondern brutal.

Frühere Abschaffer der Metaphysik und deren Systematik, beginnend vielleicht mit Kant, aber noch bis ins zwanzigste Jahrhundert, setzten dagegen aber zunächst nicht eine solche pragmatische Beliebigkeit, sondern das (manchmal auch komplexe) argumentative System in irgendeiner Form und Grundlage, welches man sich vor dem Mitquatschen erstmal mühevoll draufschaffen mußte oder ansonsten peinlich auffiel.

Sogar Wilfrid Sellars, der mit anderen die Grundlagen für manches Bedenkliche von heute formulierte, hat mit seiner Idee vom semantischen Inferentialism noch Systeme vor Augen, nicht dieses experimentelle Kinderland - es muß ja kein dickes und unlesbares Buch sein, sondern lediglich irgendein verbindlicher Zusammenhang von Argumenten, der die Bedeutungen generiert und der den griffigen Gedankenexperimenten einen systematischen Ort verleiht. Auch frühere Diskussionen über Grundlagen von Systemen hatten den Charakter von Gedankenexperiment und Spiel, man nehme nur mal den (wie lange noch?) hypothetischen Hobbesschen Urzustand. Aber man mußte sich einigen, um was es geht, was die Voraussetzungen und die Folgerungen für den größeren Zusammenhang sind.

Wenn aber jeder faule Blender beim Einfordern von Vergünstigungen mit Gefasel über Gerechtigkeit, Rawls und so einen Schleier daherkommen und somit einen hochtheoretischen Gedanken zum punktuellen Eigennutz situativ einsetzen kann, dann wird in der Folge zum Beispiel dieses Gedankenexperiment nicht mehr ordentlich durchdiskutiert, es wird zur Gedankenhure, die jedem Freier die Folgerungen herausgibt, die er sich für sich und seinen Eigennutz gerade wünscht. Ich vermute, dass aus dem Schleier des Nichtwissens (einer Anhebung der Goldenen Regel auf die Kollektivebene gewissermaßen) bei intensiver Studie etwas anderes gefolgert würde als Egalitarismus im Planschdelta oder Sozialismus oder positive Diskriminierung.

Man unterschätze vielleicht auch nicht die Fähigkeit von Journalisten, mit verschiedenen Konzepten von "Wahrheit" geschickt situativ-eigennützig umzugehen - "pluralistisch" eben. Das muß ja nicht mal ausformuliert vonstatten gehen oder allzu reflektiert - im Gegenteil soll es lediglich momentan das Gewissen beruhigen wie ein Schnaps in der Rechtsmedizin die Übelkeit. Halbbildung wie bei jemandem, der lauter Vorlesungen vom Sandel-Typ genossen hat, begünstigt dies nicht nur, sie ist der Königsweg.

Gustav

29. Oktober 2016 16:41

"Sie sollten diese Art von ,besorgten Bürgern‘, statt um sie herumzutanzen, kurz und trocken als das abtun, was sie sind – den Saatboden für einen neuen Faschismus."

Niemand gehorcht gern einem anderen Menschen, nur weil dieser das will. Einer Idee gehorchen Menschen dagegen gern, denn die gewünschte philisterhafte Selbstgerechtigkeit stellt sich erst ein, wenn man sich mit seinem Handeln im Einklang mit den Geboten eines verehrten Gottes oder einer Tugendlehre oder der Vernunft schlechthin glaubt. Wer seine Gesetze wohlbeachtet wissen und auch die Herzen seiner Untertanen zwingen will, muß die Gesetze im Namen Gottes oder der "Menschheit" verkünden und nach außen hin seine eigene Interpretationsmacht verschleiern. Wer real herrschen will, muß scheinbar der Norm dienen. (Kondylis). Den Zusammenhang zwischen dienender, vorgeschobener Norm und herrschendem, dahinter stehendem Normschöpfer muß er freilich verleugnen und verbergen. Er muß die normativistische Fiktion aufrecht erhalten. Um nicht als wertsetzender Macher einer heiligen Idee entlarvt zu werden, greift er in die übliche Trickkiste aller Moralisten, indem er etwa die Norm mit sich selbst begründet: Dann befiehlt es das Sollen selbst. Oder er schreibt ihre Letztgeltung auch einer universalen Vernunft zu: Wer möchte schon als unvernünftig gelten? Notfalls stopft der Verweis auf Gott jedem vorlauten Frager - »Ei, warum soll ich eigentlich?« - den frechen Mund.

Die normativistische Fiktion bedient sich immer derselben Methode, in Gestalt welcher konkreten Idee der Machtanspruch sich auch verkörpert. Um sie zu durchschauen, müssen wir uns einer empirischen Begriffsstrategie bedienen und die normative Komponente auf ihren konkreten menschlichen Urheber zurückführen. Wenn wir den normativen Schleier zerreißen und hinter ihm seinen menschlichen Urheber erkennen, wird dieser natürlich empört aufschreien, uns Ungläubige nennen und verurteilen - im Namen seiner Norm natürlich, und mit einem Wortschwall, der von ihm selbst ablenken soll.

Es pflegt der Normendiener, wie Lenins »nützlicher Idiot«, dem Normenbenutzer unwillentlich zu folgen: Er muß das tun, sobald er an die erfundene Norm glaubt. Schon Machiavelli war aufgefallen, daß der Fürst nicht an die offiziellen Normen und Moralbegriffe glauben muß, er muß nur für gläubig gehalten werden.

Durch den Glauben seiner Untertanen aber lenkt er sie in die von ihm vorgegebene und ihm nützliche Richtung.

(Klaus Kunze, Mut zur Freiheit - Ruf zur Ordnung, 1995,)

Der Gutmensch

29. Oktober 2016 18:07

Na, Herr Winston - ach, gestrichen.

Ich spekuliere mal wild um mich, denn ich habe hier einen prima selbstgebrannten Obstler, der die tote Oma vom Mittagessen verdauen helfen soll und meine Fassung (hier ist es auch immer dunkel, also darf ich, haha, weil im falschen Dt, hurra, hurra!) erhält:

Rawls selber sprach ja vom "veil of ignorance". Nun ist Englisch wirklich keine Sprache, in der man philosophieren sollte (jedenfalls nicht, soweit es auf den präzisen Wortlaut ankommt; dafür erklärt sich im Englischen zuviel aus dem Kontext) ... naja, heutzutage jedenfalls nicht. Wie dem auch sei - "Ignoranz" ist bei uns deutlich negativer konnotiert als im englischen Sprachraum und womöglich hat das im praktischen Verständnis auch noch eine Auswirkung, wenn man so höflich ist und "ignorance" nur als "Nichtwissen" übersetzt.

Man könnte das Ganze natürlich entschärfen mit "Nichtwissenkönnen". Aber das wäre wohl keine korrekte Übersetzung mehr. Und im übrigen wäre man da vermutlich wieder bei der Spieltheorie und dem Gefangenendilemma oder so.

Also insgesamt: Der gelatschte Kreis ist dann doch zu klein (nicht Ihrer, trinken Sie eine Apfelschorle, ich meinte: der vom Rawls).

Spätverreist und frühvergreist,

der Gutmensch.

Caroline Sommerfeld

29. Oktober 2016 22:41

@ Winston Smith: Wieso "berichtigen Sie"? Ich hab ja nichts Falsches behauptet. Die Konstruktion des "Schleiers des Nichtwissens" (im Englischen ist "veil of ignorance" sogar ein wenig doppeldeutig) ist genial, unbenommen, nur: hier liegt der Hund begraben. Denn eine gedankenexperimentelle Fiktion, von allen Kontingenzen abzusehen, um das unparteiische Gerechte herauszubekommen (das geht so: jeder stelle sich seine moralische Entscheidungssituation so vor, als stünde er hinter einem Schleier, der verbirgt, wer er nach dem Lüften des Schleiers ist: der Arme, der Kranke, der Privilegierte usw. - so kommt eine abstrakte Gerechtigkeit zustande). Das "Abstrahierende" ist schon bei Kant das Problem der Moral, denn wenn man von anthropologischen Kontingenzen absieht (abstrahiert), denn wird das Ergebnis zwar technisch fair geregelt, aber erfahrungsleer. Beispiel: Menschenrecht auf Asyl.

Die Rawls-Tradition ist weniger durch ihre Halbbildung problematisch (insofern verstehe ich Ihre adorneske Litanei nicht so richtig), als dadurch, daß sie eben das "Metaphysische" der Sittlichkeit streichen will, um "politisch" fair zu sein, was sie aber nicht ist, weil sie eben die Kontingenzen rausnimmt. Fairness verkommt daher entgegen Rawls' Plan zu einem instrumentalisierbaren Mittel. Auch der gute Rorty argumentierte ständig so: "Hoffung statt Erkenntnis", "Der Vorrang der Demokratie vor der Philosophie", "Solidarität oder Objektivität?", um an diesem Ort nur mal suggestive Titel zu erwähnen.

Mannerheim

29. Oktober 2016 22:49

Und was hat man eigentlich von einem russischen Propagandamedium erwartet? Das über dem Eingang die Aufschrift „Schlapphutzentrale“ hängen würde? Vielleicht gleich auf Russisch im Kyrillischen Frakturschreiben, sozusagen wegen der schnellen Orientierung der Allerdoofsten?
Im Übrigen sieht die Begeisterung der deutschen „Neuen Rechten“, einschließlich der manchen Beiträger zur Sezession, für Russland und dessen Politik genauso peinlich und bedauernswert aus wie die Plüschbärenträger der Willkommenssommer 2015. Damit meine ich natürlich nur die naiven Trottel unter ihnen, nicht die echtdeutsch-ehrlichen Tagelöhner der putinschen Geheimdienste. Denen gönne ich durchaus ihr karges Brot, mit Hinblick darauf, wie undankbar ihr Los sein muss (die Russen zahlen ja ganz mies und sind sonst auch unverlässlich).
Begreift ja überhaupt jemand in diesem deutschnationalen „Basket of deplorables“ (Hillary Clinton), dass ein selbstbewusstes Deutschland ohne die gegenwärtige suizidale Gesinnungsdiktatur der Gutmenschen das Allerletzte ist, wonach sich die Moskauer Machthaber je gestrebt haben? Es ist nur die Frage der Zeit bevor die gutgläubigen rechten Putin-Verehrer zu spüren bekommen, welchen Wert diese „Druschba“ für ihr Vaterland eigentlich hat.

Pérégrinateur

29. Oktober 2016 23:21

@Sebastian-Maximilian, Samstag, 29. Oktober 2016, 10:57

„Stumpfer werdende Keulen“ sind ein Bildbruch. Keulen sind ihrer Natur nach Stumpfwaffen – je stumpfer, desto keuliger.

Winston Smith 78699

30. Oktober 2016 00:11

@ Caroline Sommerfeld

O bitte nicht ärgern, das war ein Mißverständnis. Ich bemängele ganz und gar nichts an Ihrem wirklich sehr guten Artikel und wollte eigentlich vielmehr Sie bitten, in meinen Sprüchen zu kritisieren, was falsch ist, denn ich kenne mich in der Ethik nicht wirklich aus und Sie sind Experte. Also meinte ich das ganz bescheiden, denn ich schäme mich für Fehler und weiß, dass ich sie besonders in der Moralphilosophie immer wieder mache. War nur dumm formuliert, ganz ehrlich. Eine Korrektur sofort: das mit der Ersetzung der Metaphysik durch Systeme geht wohl bei Descartes los, nicht erst bei Kant - aber das, was man jeweils gerade als "Metaphysik" bezeichnete, wurde bislang eben nie schlichtweg verworfen, ohne es durch etwas auch intellektuell Reizvolles, vermeintlich Besseres zu ersetzen. Was wäre das heute?

Fairness verkommt daher entgegen Rawls‘ Plan zu einem instrumentalisierbaren Mittel.

Genau, danke! Instrumentalisierung scheint der Trend zu sein, das beschäftigt mich. (Den kategorischen Imperativ wollte ich mal in seiner Komplexität dadurch motivieren, dass die Goldene Regel leider zum Eigennutz instrumentalisierbar ist.) Das mit der Halbbildung ist eine Suche nach Anhaltspunkten an der Oberfläche des Zeitgeists, das verstehe ich selbst nicht so ganz und hoffe auf Feedback. Es ist die Ahnung, dass hier etwas faul sein muß.

Ihr Artikel sprengt in der Häufung mit den beiden vorherigen zusammen für mein Empfinden (aber ich habe wenig Überblick) das vorher Dagewesene auf SiN, da ist wie mit einer magischen Synergie ein neues Orbital erreicht. Ich hatte mir ja vorgenommen, mich nicht bei den Lobhudlern einzureihen, aber wie soll das noch gehen? Die Inhalte, das Niveau und der Sound lassen keine Wünsche mehr offen und es könnte für mich ewig so weitergehen. Hier (und zusehends woanders auch) hat man nun das ganze Bild und trifft die Richtigen, für mein Empfinden. Vielleicht kommt daher jetzt die Aufgabe der Didaktisierung, also dass man dieselben Aussagen für andere Kreise und unter anderen Voraussetzungen von Vorbildung sagen lernt. Das ist nicht trivial, erfordert im Gegenteil Meisterschaft.

eulenfurz

30. Oktober 2016 01:23

Habermas? Wer ist Habermas? ... Ach ja richtig, irgend so ein schwafelndes Fossil aus dem letzten Jahrhundert, das hin und wieder durch die Feuilletons der Zeitungen geisterte, die man damals notgedrungen las, weil es kein Internet gab. Eigentlich war's schon vergessen und vergraben. ... Aber jetzt wird es auch noch positiv rezipiert im ehemaligen SED-Organ "Neues Deutschland". Als hätten die keine anderen Leichen im Keller ...

Stil-Blüte

30. Oktober 2016 10:28

Liebe Caroline Sommerfeld,
ein Glück, daß ich Ihren Beitrag am jungen Morgen gelesen habe. Wachmacher. Ich vermute, Ihre Detailfreudigkeit hätte meine müden Lebensgeister gen Abend mehr eingeschläfert als ermuntert.

Ich höre und schaue RT. Es gefällt mir, daß es der Sender versteht, den gesunden Menschenverstand als kleinsten gemeinsamen Nenner ihrer Arbeit zu etablieren. Wir hier auf SiN sind da, um ein Modewort zu gebrauchen, rechts-links gestrickt - einerseits Kositza, andererseits Martin Lichtmesz und nun auch Caroline Sommerfeld.

Wie ist einem Füllhorn aus Fakten, Zitaten, Informationen beizukommen, damit es nicht wie ein lästiger Konfettiregen aus dem Haar und der Kleidung geschüttelt wird?

Ich denke bei solchen fürwahr anspruchsvollen Beiträgen wie der Ihren an profane Erfüllungsgehilfen beim Lesen, z. B. kürzen, Fußnoten, Links, Zitathervorhebung, 'fett', 'kursiv', Übersetzung.

Obwohl ich hier schon seit langem mitlese und mitkommentiere, kann ich manchen Beiträgen nicht mehr recht folgen, fühle mich überfüttert und komme mit dem Nachschlagen bei Wiki u. a. Quellen gar nicht mehr hinterher. Ich muß gestehen, ich fühle mich nicht mehr belesen genug zu debattieren.

Seien Sie nicht böse, daß ich Ihren sezierenden Beitrag, der der Sezession im Netz alle Ehre macht, als Auslöser benutze, um etwas anzuschneiden, was mir in zunehmend auffällt. Die meta-meta-Produktivität zielt nicht selten ins Grenzenlose, Unfaßliche, Multipolare. Ja, faßlich, konkret, lebendig sind die Beiträge von Ellen Kositza. Wollen wir aber diese bipolare Situation, deren Begriff aus der Psychologie stammt?

Der_Jürgen

30. Oktober 2016 10:51

Wohl niemand hat totalitäres Denken genialer beschrieben als Orwell in seinem Jahrhundertroman "1984". O'Brian, ein führender Ideologe des Systems, erklärt dem in den Verliesen der Gedankenpolizei gefolterten Falschdenker Winston Smith die Mechanismen orthodoxen Denkens. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Begriff des "Doublethink", von einem Orwell-Übersetzer mit "Zwiedenken", von einem anderen mit "Doppeldenk" verdeutscht.

O'Brian erläutert das Zwiedenken am Beispiel der Sterne. Für den geschulten Zwiedenker sind diese Lichter, die sich nur wenige Kilometer von der Erde entfernt befinden. Gilt es aber unabdingbare astronomische oder geographische Berechnungen anzustellen, so findet es der Zwiedenker "zweckmässig, anzunehmen, die Sterne seien viele Millionen Kilometer von der Erde entfernte Himmelskörper". Eine objektive Wahrheit gibt es also nicht, je nach praktischen Bedürfnissen wird die erste oder die zweite These vertreten.

Hier haben wir die Quintessenz der Denkweise unserer Gutmenschen. "Wenn die Fakten nicht zu meinen Theorien passen, dann um so schlimmer für die Fakten", soll einer der Paradegäule der Frankfurter Schule gesagt haben (Se non e vero, e ben trovato).

Was Caroline Sommerfeld so grossartig am Beispiel der Berichterstattung über Russland darstellt, gilt auch für praktisch jedes andere "heisse" Thema. Wenn man sich mit einem Gutdenker, der immerhin zu einem Dialog mit einem Falschdenker bereit ist, über den 11. September unterhält und ihm die radikalen Unmöglichkeiten der offiziellen Version aufzählt, gerät er ins Stocken und wird nachdenklich. In den meisten Fällen hält er es dann aber mit Christian Morgensterns Palmström, laut dem nicht sein kann, was nicht sein darf, und empfindet Scham darüber, solch kruden Verschwörungstheorien wenn auch nur für eine kurze Frist auf den Leim gegangen zu sein. Er verhängt damit eine Denkblockade gegen sich selbst.

@Ein Fremder aus Elea

O sancta simplicitas! Sie fragen im Klartext, warum die Engländer und Amerikaner ein Interesse daran gehabt haben sollen, die besiegten Deutschen möglichst massiv zu belasten. Geht es noch naiver? Der Text der angeblichen Rede enthält eine Reihe überwältigender Absurditäten, die im Widerspruch zu unbestrittenen historischen Realitäten stehen. Alle Einzelheiten finden Sie im Netz; Sie müssen nur recherchieren; dabei dürfen Sie sich nicht mit "Metapedia" begnügen, die immerhin als Einstieg taugt.

Großstadtpauker

30. Oktober 2016 13:04

Habermas wurde bereits vor Jahren von Peter Sloterdijk abgemeldet :

https://www.zeit.de/1999/37/199937.sloterdijk_.xml/komplettansicht

Dietrich Stahl

30. Oktober 2016 13:42

Liebe Frau Sommerfeld, als ich gestern am sehr späten Abend nach Hause kam, schaute ich noch mal bei SiN vorbei. Ich hatte einen Beitrag für den Diskussionsstrang von Martin Sellner geschrieben. Den fand ich dann auch recht schnell, scrollte weiter und las die nächsten Beiträge.

Als ich zu denen von @Winston Smith 78699 und @Gustav kam stutzte ich. Bin ich im falschen Film? Ich schätze die beiden Foristen und ihre Ideen und Analysen, aber jetzt? Was hat das mit dem Thema zu tun, was die beiden schreiben?

Der Impuls kam: Scroll mal nach oben. Dann sah ich es: Ich hatte meinen Beitrag in Ihrem Strang gepostet [29.10.16, 10:38 Uhr]. Ooops.
Ich hab´ dann erstmal eine Nacht darüber geschlafen, das hilft mir fast immer, wenn ich etwas aus der Balance bin.

Vorhin sagte mir dann eine Freundin am Telefon freundlicherweise, dass ich eine Stunde gewonnen habe! Ich hatte gestern auch diese Zeitumstellung völlig vergessen.

Die Stunde investierte ich gleich. Soll man ja machen. Das Geld muss schließlich arbeiten!
Ich las Ihre Geschichten und Analysen rund um Spionage, Enttarnung, das Umdrehen von Agenten. Ich liebe Geschichten, wenn sie dann noch eine Moral haben …

Als kleines Dankeschön eine hoffentlich inspirierende Sonntagsmusik:

Leger Des Heils - Gloria

https://www.youtube.com/watch?v=1A1tA4-vkTo

Willkommenskulturlos

30. Oktober 2016 20:59

Fairness statt Wahrheit

Habermas ist wohl ebenfalls auf den postmetaphysischen Hund gekommen,...

Und was „fair“ ist, entscheidet wohl Habermas.

„Das ist kein Hirn der Nation, sondern Scheiße.“
W. I. Lenin
(über Intelligenzija)

PS Ein interessanter Artikel,
in einem Blog sollte man aber etwas kürzer, einfacher und strukturierter schreiben.

Urwinkel

30. Oktober 2016 22:18

Einen aufstrebenden Journalisten, der sich mit "russischem Zupfuchen" im Auftrag seiner Redaktion (siehe RT-Link von Heinz Obst weiter oben) im Auftrag des NEON-Mags an RT anbiedert kann nur ein Maulwurf sein: Blind und unbeholfen. So einer ist verbrannt, bevor er es schnallt. Hätte er den Felsstein zerschmettern können, wäre kunterbuntes Konfetti verstreut worden. Erste Praktikanten-Aufgabe: Aufsammeln und Ordnen! Sonst: verbrannt... Nicht einmal das Spiegel-Glanzdruckmagazin wirft man öko-unbedenkenlos in den Ofen. Dieses Ego-Gehabe drumherum interressiert die gewöhnlichen Leser nicht.

Winston Smith 78699

31. Oktober 2016 00:00

@Willkommenskulturlos

in einem Blog sollte man aber etwas kürzer, einfacher und strukturierter schreiben.

Oben habe ich auch was von wegen Didaktisierung gesagt und bereue es schon wieder. Ich wünsche mir dass diese Leute ihr Bestes geben, und das tun sie wohl dann, wenn sie künstlerische Freiheit genießen und Spaß haben können. Das erzeugt Einfälle und bringt auch andere Leute auf Ideen, gerade auf krummen Wegen. (@ Gutmensch: witzig, das mit der Ingoranz!) Tausend Blumen blühen lassen. Vereinfachen soll es doch die AfD dann selbst, die haben die Mittel dafür.

Rabenfeder

31. Oktober 2016 04:27

@ Mannerheim

Sie schreiben:
„Begreift ja überhaupt jemand in diesem deutschnationalen „Basket of deplorables“ (Hillary Clinton), dass ein selbstbewusstes Deutschland ohne die gegenwärtige suizidale Gesinnungsdiktatur der Gutmenschen das Allerletzte ist, wonach sich die Moskauer Machthaber je gestrebt haben?“

Ein ernsthaft selbstbewusstes Deutschland dürfte sicherlich nicht im Interesse Moskaus sein; warum sollte es auch?

Aber ein politisch stabiles und wirtschaftlich prosperierendes Deutschland MUSS im russischen Interesse sein!

Vielleicht finden wir hier auch eine (es gibt selbstverständlich auch noch andere, sehr einleuchtende...) mögliche Erklärung für die ozeanische... räusper amerikanische Destabilisierungspolitik in Europa mit weapons of mass migration.
Der europäische Zipfel fällt ohne äusseren Einfluss ganz natürlich Eurasien zu, also der dort dominierenden Landmacht, während die außer-kontinentale Seemacht beständig Energie zuführen muss, damit eine Trennung aufrecht erhalten bleibt.
Wir sind nun in ein Stadium gelangt, in dem es den Eliten hinter den Eliten geboten erscheint, die von Orwell vorhergesagte Dreiordnung durchzuführen, weil sie ohnehin kaum zu vermeiden ist. Für full spectrum dominance reichen die Kräfte vermutlich nicht aus.
Der strategische Rückzug bzw. die Manifestierung dieser trizonesischen neuen Weltordnung ist schon seit langem im Gange, auch der Brexit findet so eine befriedigende Erklärung.
Damit Eurasien nun nicht zu stark wird, wird eine Politik der verbrannten Erde durchgeführt. Soll Eurasien den europäischen Fortsatz doch haben, aber wir machen vorher so viel kaputt, wie nur möglich...

Meier Pirmin

31. Oktober 2016 07:43

Über Habermas muss hier nicht noch in die gleiche Kerbe gehauen werden. Immerhin hatte er bei gewissen Anfällen von Altersweisheit ein noch besseres Religionsverständnis als Lenin, unter einigen Gesichtspunkten weiterführend. Schwächer als Adorno, lässt er wohl langfristig Horkheimer als wohl einzig wirklich starken Denker der Frankfurter Schule zurück. Wirklich bedauerlich scheint mir, dass die Pensionierung der Schüler dieser Lehrer abgewartet werden muss, muss auch nur wieder knapp der Stand der deutschen Philosophie vor 100 Jahren erreicht ist. Hätte im Augenblick Mühe, einem Schüler eine deutschsprachige Universität zum Philosophiestudium zu empfehlen. 1800 fuhr der Schweizer Ignaz Paul Vital Troxler nach Jena, um dort Schelling und Hegel zu hören.

Th. Wawerka

31. Oktober 2016 11:05

OFF TOPIC:

An alle, die mir über - wawerka[at]sezession.de - geschrieben haben: Die eMails wurden wegen technischer Probleme nicht weitergeleitet. Nur die erste wurde weitergeleitet, deshalb kam ich nicht darauf, dass es ein technisches Problem geben könnte - Kositza und ich ham das erst heute rausgefunden.
Sobald ich sie habe, werde ich sie beantworten.
Ich bitte um Geduld!

Einen gesegneten Reformationstag und ein gesegnetes Allerheiligen-Fest wünscht

Thomas Wawerka

Der_Jürgen

31. Oktober 2016 11:12

@Mannerheim

Ich bin bei aller Kritik an der Putinschen Innenpolitik ein überzeugter Befürworter seiner Aussenpolitik, ja wünsche mir sogar, dass diese noch bedeutend härter und kompromissloser gegenüber den USA und ihren Satelliten ausfiele.

Ihrer Definition zufolge bin ich somit entweder ein "naiver Trottel" oder ein "Tagelöhner der Putinschen Geheimdienste". Mit Verlaub, lieber Mannerheim (dem Finnen, nach dem Sie sich in massloser Selbstüberschätzung nennen, bringe ich übrigens hohe Achtung entgegen), ich bin überzeugt, dass Menschen wie Raskolnikow oder auch ich, der ich Russland aus eigener Erfahrung gut kenne, die Lage besser beurteilen können als Sie. Ich halte mich weder für einen naiven Trottel, noch habe ich je einen Rubel aus dem Kreml erhalten.

Selbstverständlich wäre ein selbstbewusstes Deutschland, das nicht gehorsam jeden Befehl aus Washington befolgt, Moskau sehr lieb.

Warum glauben Sie wohl, dass man den NPD-Mann Udo Voigt (zusammen mit Vertretern anderer nationaler europäischer Parteiein wie der Goldenen Morgenröte oder Forza Nuova) zu einem Kongress nach Petersburg eingeladen hat?

Über die AFD, Pegida usw. wird hier seit geraumer Zeit ganz vorwiegend positiv berichtet (Ausnahmen gibt es schon, was darauf hinweist, dass die hiesigen Medien nicht so gleichgeschaltet sind, wie böswillige oder uninformierte Leute im Westen behaupten). Die Migrationskatastrophe wird fast täglich ungeschminkt gezeigt.

Ein Ratschlag an Sie, lieber "Mannerheim": Melden Sie sich doch lieber auf dem Forum der BILD-Zeitung zu Wort als hier! Dort sind Sie besser aufgehoben. Vielleicht bewerben Sie sich auch um einen Posten als BILD-Journalist, für den Fall, dass Franz Josef Wagner einmal ausfällt.

marodeur

31. Oktober 2016 12:21

@Mannheimer

Im Übrigen sieht die Begeisterung der deutschen „Neuen Rechten“, einschließlich der manchen Beiträger zur Sezession, für Russland und dessen Politik genauso peinlich und bedauernswert aus wie die Plüschbärenträger der Willkommenssommer 2015.

Sie sprechen mir aus dem Herzen. Diese seltsame Russland-Affinität findet man heute bei fast allen aufrechten Menschen. Gerade wir Ostdeutsche sollten doch wissen, dass man auf dieses Volk nicht zählen kann. Da scheint sich der Hang der Alten Rechten zu schlechten Verbündeten fortzusetzen. Ich habe natürlich nichts einzuwenden, gegen einen differenzierten Blick ins Ausland. Wir haben noch in der Schule gelernt "Von der Sowjetunion lernen, heißt Siegen lernen". Das kann für uns aber nur die letzte Option sein, wenn es auf die Wahl der Mittel eh nicht mehr ankommt. Bis dahin möchte ich "die Freunde"(DDR-deutsch für Russen) nicht im Rücken haben.

Hieron

31. Oktober 2016 12:21

Sehr guter Text - aber:

Anscheinend hat keiner der Kommentatoren hier den Originalartikel aufgerufen - denn dann hätte er gemerkt, dass der Maulwurfsmann
*Martin Schlak* heißt, nicht Christian...
Richtig gesucht, findet man auch das Video eines nervösen, nicht wirklich von seiner Sache überzeugten "Journalisten".
Wer kognitive Dissonanz mit Augen sehen will, sollte sich das Video angucken...

philos

31. Oktober 2016 12:57

@Meier Pirmin

Sollte man Schülern heutzutage nicht vielmehr gänzlich abraten von einem Philosophiestudium? Ich denke, Sie wissen, was ich meine.

Maxx

31. Oktober 2016 14:17

Ein ernsthaft selbstbewusstes Deutschland dürfte sicherlich nicht im Interesse Moskaus sein; warum sollte es auch?
Aber ein politisch stabiles und wirtschaftlich prosperierendes Deutschland MUSS im russischen Interesse sein!

Ja, und im Umkehrschluss gilt dies auch. Liegt es nicht in unserem eigenen (deutschen) Interesse, ein politisch stabiles und wirtschaftlich prosperierendes Russland als pragmatisch orientierten Partner (an unserer Seite) zu haben? Angesichts der derzeitigen Situation könnte Deutschland nur gewinnen.

Willkommenskulturlos

31. Oktober 2016 15:45

@Winston Smith 78699
Montag, 31. Oktober 2016, 0:00

@Willkommenskulturlos

in einem Blog sollte man aber etwas kürzer, einfacher und strukturierter schreiben.

Oben habe ich auch was von wegen Didaktisierung gesagt und bereue es schon wieder. Ich wünsche mir dass diese Leute ihr Bestes geben, und das tun sie wohl dann, wenn sie künstlerische Freiheit genießen und Spaß haben können.

Politisches Blog ist kein Format für Kunst.
Die Leute suchen hier klare Inhalte, die man schnell begreift, um sie zu diskutieren.

Stößt man auf lange unklare Texte oder gar auf spontan-künstlerischen Gedankenfluss, wird so etwas einfach nicht gelesen (oder nur überflogen).

Wer Kunst will, kauft sich einen Roman oder geht auf Seiten, wo Kunst veröffentlicht wird.
Da kann man Spaß haben.

Im politischen Blog sucht man aber nicht Spaß, sondern Lösungen für aktuelle Probleme.

Kositza: Sie sollten schon wissen, daß wir einen m e t apolitischen blog betreiben. Seiten für "einfache" Beiträge und "politische Lösungen" finden Sie im Netz doch leicht! Und: "... wird so etwas einfach nicht gelesen": Naja, bis dato haben 32. 000 Leute Sommerfelds Artikel "überflogen".

Dietrich Stahl

31. Oktober 2016 17:42

@Winston Smith 78699

Vielleicht kommt daher jetzt die Aufgabe der Didaktisierung, also dass man dieselben Aussagen für andere Kreise und unter anderen Voraussetzungen von Vorbildung sagen lernt. Das ist nicht trivial, erfordert im Gegenteil Meisterschaft.

Ich wünsche mir dass diese Leute ihr Bestes geben, und das tun sie wohl dann, wenn sie künstlerische Freiheit genießen und Spaß haben können. Das erzeugt Einfälle und bringt auch andere Leute auf Ideen, gerade auf krummen Wegen.

Ihre beiden Vorschläge in Bildungskonzept und –politik umgesetzt würden exakt passen. Der deutsche Lehrer war, bevor er begann Diskurse zu moderieren und sich vor Wurfgeschossen zu ducken, vor allem Erzieher. Im besten Sinne.

Kinder und Jugendliche müssen erzogen werden.
Auch die griechische Antike lebte es vor:

Das ist Sparta!

Die linke Jugend, insbesondere die Antifa, hat Erziehung dringend nötig.

Kinder haben offensichtlich Freude am Kaputt machen. Am meisten Spaß macht es, die Lego Brücke zum Einsturz zu bringen, oder den Anfangsstein der Domino Kette anzustubsen.

Bevor aus Kindern Jugendliche werden, muss man sie erzogen haben. Sie müssen Grenzen und kennen; und ihr Potential erahnen können.
Genau das Gegenteil passiert heute.

Linke und Grüne – nicht nur die Jugend – können nur kaputt machen. Mögen sie es [Frankfurter] Kritik nennen oder Dekonstruktion oder „Macht kaputt, was euch kaputtmacht macht.“
Gegen-was-auch-immer sein – das Einzige, was sie können.

Ist Links gar der Gegensatz zu kreativ?

Willkommenskulturlos

31. Oktober 2016 17:47

@Kositza

Naja, bis dato haben 32. 000 Leute Sommerfelds Artikel „überflogen“.

Ich zähle auch zu diesen 32. 000 Leuten,
gebe aber zu, dass ich den Artikel überflogen und nur ein Paar Passagen gelesen habe.

Sie sollten schon wissen, daß wir einen m e t apolitischen blog betreiben.

Ja, das weiß ich.

Deshalb ist sezession auf dem Platz 7397 in Deutschland
https://www.alexa.com/siteinfo/sezession.de
verglichen z.B. mit pi-news (Platz 391), wo man "„einfache“ Beiträge und „politische Lösungen“ findet."

Ich vermute, dass solches Format bewusst gewählt ist.
Ich rufe Sie deshalb nicht auf, pi-news zu kopieren,
aber etwas mehr Popularität / Effizienz wird sicher nicht schaden.

Deshalb folgende, wirklich gut gemeinte Vorschläge:

- man kann NEBEN künstlerisch gestalteten Artikeln auch mehr klare, kurze Artikel veröffentlichen für die Leute, die nach Informationen / Lösungen suchen, aber keine Zeit für Kunst haben.

- man soll Pre-Moderation abschaffen, zumindest für die Blogger, die hier schon bekannt sind. Das wird eine echte Diskussion ohne Verzögerung ermöglichen.

Kositza: Zu letztem Punkt: Niemalsnie!Ich gebe durchaus zu, daß ich selbst mich ärgern würde, wenn ich für ein blog einen Kommentar schriebe, mir damit Mühe machte & Zeit verwände - und dann wird er erst anderthalb Tage später freigeschaltet oder gar nicht. (Das tut mir auch hier immer, oder meistens, sehr leid.) Nur: Schauen Sie, gerade S i e sind doch jemand, der bittet, man möge ihm den Pelz waschen aber: "mach mich nicht naß!" Sie posten unter Pseudonym; selbst Ihre niemals veröff. mailadresse geht ins Leere. Wir hingegen als Blogbetreiber können der "Volksverhetzung" angeklagt werden, wenn wir nur einen Komm. zulassen, der bspw. auf Seiten verlinkt, die "strafrechtlich relevant" sind. Drum.(Soweit ich weiß, ist PI für die Justiz nicht greifbar. Wir schon.)

Arminius Arndt

31. Oktober 2016 18:14

@Der_Jürgen,
und andere ...

wenn schon so hart ins Gericht mit bspw. dem Finnland-Fan gegangen wird (bin ich übrigens auch - die Finnen sind ein klasse Menschenschlag), dann sollte berücksichtigt werden, dass es auch auf diesem hochwertigen Blog bei den dann darunter folgenden Debatten (nicht in den Beiträgen!) sehr, sehr regelmäßig weniger hochwertig immer wieder die selben Bruchlinien in den Diskussionen gibt, welche vermutlich von den Moderatoren zum Teil eingebremst werden müssen, damit es nicht komplett "off topic" wird.

Irgendwann und irgendwo sollten diese Linien an geeigneter Stelle einmal gründlicher ausdiskutiert werden. Diese Linien/Mythen sind:

- guter, widerständiger Ossi versus degeneriertem Wessi
- Pro Russland versus dem Rest, der dann recht schnell Atlantiker geschimpft wird
- Wie hält man es mit dem Judentum
- Verschwörungstheorie ja/nein, 9/11, Coudenhove-Kalergi etc.
- Pöhse USA (diese Vertreter erkennt man recht schnell an der Verwendung des Begriffs VSA) etc.

und sicher noch ein paar andere Linien und Mythen (Mythen sind im politischen Geschäft notwendig, vgl. Sorel, ich bitte die Verwendung dieses Begriffs entsprechend zu verstehen).

Von daher: Nichts Neues und Debattanten weg beißen um die gefühlte Herrschaft über den Forenstammtisch zu behalten, ist albern. Diese Themen kommen immer und werden immer wieder kommen, ähnlich wie Godwin den N-Vergleich als statistisch zwingend in Online- Diskussionen festgestellt hat.

Bitte nicht an solchen Dingen aufreiben, wenn es um Deutschland geht. Die Lage ist ernst, dass es auf diese Gräben meiner Meinung nach nicht mehr ankommt.

In dem Moment, wo sich ein Mensch für Deutschland entscheidet, hat er bei aller Friedfertigkeit immer mindestens 90% der aktuellen, eigenen politischen Klasse sowie mehr oder weniger den Rest der Welt gegen sich. Daran muss man sich als Deutscher gewöhnen - kein Wunder, dass in diesem Land auch die Weisheit "Viel Feind, viel Ehr" ihre besondere Bedeutung hat (wenn sie nicht sogar in Deutschland ihren Ursprung hat).

Gustav Grambauer

31. Oktober 2016 19:40

Die Diskussion "ob Russland gut für uns ist", nach dem freischwebenden Gusto von Lieschen Müller, das sich dabei "fühlt" wie vor ihrem Joghurt-Regal im Supermarkt bei der Wahl ihres Lieblingsjoghurts, sollte wirklich im Forum der Bild-Zeitung stattfinden.

Selbst die Mackinder-Doktrin ist in ihrem Vulgär-Materialismus viel zu oberflächlich, um das Verhältnis von Russland und Deutschland in seiner ganzen Tiefe, Wesenhaftigkeit und Folgenschwere zu beurteilen.

Es ist dazu nötig, noch viel tiefer in die Völkertektonik hinabzutauchen. Um dem alten DDR-Witz doch noch etwas Tiefe zu geben: Brüder kann man sich nicht aussuchen. Rußland und Deutschland sind, ob einem Mäxchen oder Lieschen das gefällt oder nicht, auf Gedeih oder Verderb Schicksalspartner. Früher hatten die Russen das nicht begriffen und es mußte ihnen von Deutschland aus ins Gewissen geredet werden:

"Nur dadurch, daß der deutsche Volksgeist Seelen findet, welche so den Christus-Impuls (der nicht konfessionell gemeint ist sondern unspezifisch und allegorisch als das Prinzip von Tod, Höllenfahrt und Auferstehung - G. G.) in den astralischen Leib und in das Ich hineinverpflanzen, wie er hineinverpflanzt werden kann eben im vollen Wachzustande, nur dadurch kann für eine Kultur der Zukunft das entstehen, was entstehen muß. Und es muß entstehen durch eine Harmonisierung, durch eine Verbindung mit dem, was in Mitteleuropa bewußt und immer bewußter und bewußter erreicht wird.“ ... „Daraus aber ersehen wir, daß wir hinblicken müssen auf eine Zukunft von nicht nur Jahrhunderten, sondern von mehr als einem Jahrtausend, in welchem der mitteleuropäische, der deutsche Volksgeist seine Aufgabe hat, seine Aufgabe, die schon daliegt und die darin besteht, daß immer mehr und mehr solche Pflege des Geisteslebens da sein muß, durch welche im Wachbewußtsein aufgenommen wird – bis in den astralischen Leib und das Ich hinein – das Verständnis dessen, was früheren Zeiten unbewußt, lebendig als der Christus-Impuls durch die europäischen Völker gegangen ist. Wenn aber die Entwicklung diesen Gang nehmen wird, dann kann nach und nach durch das Hinaufranken zu dem, was in Mitteleuropa also erreicht wird, im Osten diejenige Stufe erstiegen werden, die dort vermöge der besonderen Veranlagung erstiegen werden kann. Das ist der Wille der Weltenweisheit. Diesen Willen der Weltenweisheit interpretieren wir nur dann im richtigen Sinne, wenn wir uns sagen: Das größte Unglück auch für den Osten Europas wäre es, wenn er diejenige geistige Macht schädigen würde, an der er sich gerade hinaufranken muß, die er gerade verehrend, freundschaftlich verehrend hegen und pflegen müßte. Er muß eben noch dazu kommen. Vorläufig fehlt ihm noch sehr, sehr vieles dazu; gerade den Besten fehlt dort noch sehr vieles dazu. In ihrer Kurzsichtigkeit lassen sie sich noch immer nicht ein auf das, was gerade das mitteleuropäische Geistesleben dem Osten geben kann.“ - Steiner, GA 157 (1997), Seite 89 f.

Inzwischen ist es umgekehrt, Mitteleuropa schädigt wiederholt das, was sich an ihm später geistig hinaufranken soll. Die Russen haben das mittlerweile weithin begriffen, haben Sie jemals gesehen, wie "freundschaftlich verehrend" die Russen unsere Kultur heute "hegen und pflegen"?!

Der Russe hat sich übrigens uns Deutschen durchweg um Dimensionen ritterlicher benommen als der Beef und der Yankee. Es gab z. B. keinen einzigen russischen Luftangriff auf deutsche Städte im WK-II, schon gar nicht auf zivile Ziele, dies widersprach von Grund auf der russischen Kriegerehre und der russischen Grundhaltung gegenüber uns Deutschen. Jede Schlacht fand Panzer gegen Panzer, quasi Mann gegen Mann statt. (Ehrenburg und seine Traditionslinie waren kein Russen .)

- G. G.

Meier Pirmin

31. Oktober 2016 19:46

@philos. So weit würde ich nicht gehen. Im Fach Philosophie gibt es glücklicherweise immer wieder mal aufsässige Studenten, die auf andere Ideen kommen können. Hingegen würde ich anstelle von Geschichte Handschriftenkunde studieren sowie Sprachen, die fast niemand kann einschliesslich alte Sprachen, von Sanskrit, Griechisch, Mittellateinisch bis Koran-Arabisch.

Der_Jürgen

31. Oktober 2016 21:14

Man gestatte mir, mich nochmals zum Thema "Beziehungen zu Russland" zu äussern.

Lieber @Arminius Arndt, natürlich haben Sie recht, wenn Sie betonen, dass alle, denen die Rettung Deutschlands am Herzen liegt, zusammenspannen und sich nicht wegen unterschiedlicher Meinungen zu Einzelfragen gegenseitig zerfleischen sollen. Ich habe einmal auf diesem Forum geschrieben, selbst Michael Stürzenberger, der ausser Islamkritik kein anderes Thema kennt und jedem nichtmuslimischen Migranten aus dem Nahen Osten gleich Asyl gewähren will, sei objektiv unser Verbündeter, weil die meisten Migranten eben Muslime sind und die Invasion deshalb de facto tatsächlich auf eine Islamisierung herausläuft. Nur: Intelligente Verbündete sind immer besser als solche, die an Tunneldenken leiden.

Sezession begreift sich ja, sicher zu Recht, als intellektuelle Vorhut der Rechten. Von einer solchen muss man aber verlangen, dass sie die politische Lage umfassend analysiert und sich nicht scheut, den Hauptfeind zu nennen.

Der Hauptfeind ist der Liberalismus, nicht der Islam, wie u. a. Martin Lichtmesz schon vor Jahren festhielt. In einem gesunden Deutschland (und Europa) gäbe es keine muslimische Masseneinwanderung und folglich keine Islamisierung.

Das liberalistische System (das man auch globalistisch oder internationalistisch nenenn könnte) wird durch die USA geschützt. Im Falle eines Volksaufstandes oder (in Deutschland natürlich reichlich unwahrscheinlichen) Militärputsches würden die US-Besatzungstruppen auf deutschem Boden, unterstützt von rasch eingeflogenen weiteren GIs, die Revolte im Nu niederschlagen.

Noch verheerender als die militärische Okkupation Deutschlands ist seine geistige Verseuchung durch eine Ideologie, die von den Besatzern importiert wurde und von deren Marionetten verbreitet und mittels Zensur und Gehirnwäsche durchgesetzt wird - eine Ideologie des Selbsthasses, die es den Deutschen verunmöglicht, ihren Selbstbehauptungswillen wiederzufinden. "Deuttschland verrecke" ist die offen und brutal formulierte Konsequenz dieser Ideologie. Andere sagen "Deutschland muss bunter werden", was zwar schöner tönt, aber im Prinzip dasselbe bedeutet.

Folglich ist alles, was die USA schwächt, für uns gut, und jeder Feind der USA ist objektiv unser Verbündeter oder zumindest nicht unser Gegner. Wir brauchen den nordkoreanischen Diktator nicht zu lieben, aber er bedroht uns nicht und zwingt uns seine Wertvorstellungen nicht auf. Dasselbe gilt für den Iran und erst recht für Russland.

Russland exportiert keine Vergangenheitsbewältigung, kein Gender Mainstreaming und keine Schwulenpropaganda. Es betreibt keine Kulturzerstörung in globalem Massstab. Es will mit Deutschland partnerschaftlich zusammenarbeiten. Die Stimmung in Russland ist allgemein recht deutschfreundlich.

Wer unter diesen Umständen antirussische Stimmungsmache betreibt, ist im besten Fall ein politischer Analphabet, im schlimmsten Fall ein Verbrecher.

Die von Gustav Grambauer erwähnten geistesgeschichtlichen Hintergründe sind wichtig und hochinteressant; es geht bei einer politischen, oder metapolitischen, Debatte aber auch ohne sie.

Winston Smith 78699

31. Oktober 2016 21:37

@ Willkommenskulturlos

Vielleicht möchten Sie ja mal in Sellners Youtube-Videos von der Fahrt nach Schnellroda und der Veranstaltung dort reinschauen, oder überhaupt in Sellners Videos. Dort bekommt man ein Gefühl für das kommende Publikum, welches ja gar nicht schlechter ist, sondern im Gegenteil bereits einen weiten ideologischen Weg (aus der Indoktrination der Kinder heraus) vorweisen kann - aber vielleicht anders. Was dem thematisch Eingelesenen bei Sommerfeld wie Geschwurbel vorkommen mag, bietet umso mehr eine gewollt unübersichtliche Andockstelle für Irritierte in denen eigenem Gedankenchaos, und führt sie zwanglos weiter. Ein gewisses Angebot an Zwanglosigkeit für die frisch Ideologieflüchtigen vor einem nun erwiesenermaßen totalitären System ist aber Gebot der Stunde, und bei unumgänglich zwingenden Argumenten braucht es ein anderes Spielfeld: hier die ungezwungene Form. Die niedrigschwellige Einladung über eine Bruchstelle ist dabei nichts Neues. Für mich etwa war die in Lutz Meyer verkörperte Querfront so etwas wie überhaupt erst eine Erlaubnis, hier zu lesen. In zwei älteren Artikeln von Kubitschek, über Davide Longo und über die Toleranz als Todsünde, stellte ich gestern beschämt fest, dass jene ja nicht weniger geistreich und tief sind als die neuen Beiträge, von denen ich schwärme. Kubitschek legte natürlich das Fundament in gleicher Qualität, aber ist längst angekommen und gefestigt, während Sommerfeld eher zum Mitreden und Mitmachen einlädt. Vor Kubitschek fürchte ich mich ein wenig mehr.

Westpreuße

31. Oktober 2016 23:08

@ Gustav Grambauer (heute: 19.40 Uhr)

Herr Grambauer, Sie haben ja eine spezielle Menschen- und Weltsicht.
Das sei Ihnen natürlich unbenommen...
Erlauben Sie mir aber bitte doch eine Anmerkung zu Ihrem letzten Absatz hinsichtlich russischer Kriegsführung. Es stimmt einfach nicht, was Sie behaupten!

Nur soviel: Natürlich gab es russische Fliegerangriffe auf die flüchtende deutsche Zivilbevölkerung. Sie wurden im eisigen Winter 1944/45 auf den Straßen dahingemäht. Natürlich auch Fliegerangriffe auf deutsche Städte. In der Endphase des Krieges kamen die sowjetischen Panzer und Bodentruppen täglich etwa 40-50 km voran. Die Panzer zermatschten die Flüchtlingstrecks, Frauen, Kinder, Alte, mit ihren Ketten zu menschlichen Fleischklumpen. Dazu sowjetische Jagdflieger über den Trecks, die über die zugefrorene Ostsee flohen...
Und die Wilhelm Gustloff...und und und...
DAS ist doch alles belegt....

Hinsichtlich der von Ihnen kurzweg angedeuteten angeblichen anderen Traditionslinie von Ilja Ehrenburg. Ich lese zwischen den Zeilen, für Sie anders, weil Ehrenburg Jude war?!
Meine Lebenserfahrung: Es gibt anständige, weniger anständige und schlechte (böse) Menschen. Überall, in allen Völkern... Ich hege keinen grundsätzlichen Haß gegen andere Menschen und Völker...Unterstelle ich Ihnen natürlich nicht..., aber andere Traditionslinie, so Sie...?

https://www.youtube.com/watch?v=NfKKBsv5lYU
Wladimir Putin über die Rückgabe von Kaliningrad (Königsberg) und anderen ehemaligen ostdeutschen Gebieten (4:13 Min.)
zum Thema: Ab 3:20 Minuten
Interview am 1. September 2016. Interview mit der amerikanischen Nachrichtenagentur Bloomberg in Wladiwostok. Deutsche Untertitel.
Das Interview sagt doch alles...! Unsentimentaler geht's doch gar nicht...

Es ist irgendwie faszinierend, wie hier häufiger der Wunsch auftaucht, den amerikanischen gegen den russischen Hegemon auszutauschen. Die lustvolle Sehnsucht nach der Umarmung mit dem russischen Bären...
Häufiger in Kaliningrad gehört: Diese Stadt wird nie wieder Königsberg heißen. Nie...
: Grüße von der Weichsel

Willkommenskulturlos

1. November 2016 00:20

@Kositza:

Wir hingegen als Blogbetreiber können der „Volksverhetzung“ angeklagt werden, wenn wir nur einen Komm. zulassen, der bspw. auf Seiten verlinkt, die „strafrechtlich relevant“ sind. Drum. (Soweit ich weiß, ist PI für die Justiz nicht greifbar. Wir schon.)

So viel ich weiß, so einfach ist es (noch) nicht.
Kositza: Ist es.
Der Blogbetreiber ist für eigene Inhalte verantwortlich und nicht für Kommentare (der entsprechende Hinweis soll vorhanden sein).
Es gibt viele Blogs, die ohne Pre-Moderation arbeiten, und die Betreiber laufen immer noch frei.

Um auf Nummer sicher zu gehen, können Sie nur schon bekannte Blogger von der Pre-Moderation befreien.
Außerdem kann der Kommentar automatisch unter Moderation gestellt werden, wenn dort (bestimmte) Links / bestimmte Wörter vorhanden sind.
Ist auch bei PI nicht anders.

Wo der Wille ist, ist auch der Weg.
Kositza: Wie gesagt, der Wille fehlt.

selbst Ihre niemals veröff. mailadresse geht ins Leere.

Dass die Mailadresse niemals veröffentlich wird, heißt noch lange nicht, dass sie der Big Brother nicht sieht :-)

Außerdem wusste ich nicht, dass Sie mir schreiben wollen :-)))

Rabenfeder

1. November 2016 05:23

@ Gustav Grambauer

Sie schreiben:
„Rußland und Deutschland sind, ob einem Mäxchen oder Lieschen das gefällt oder nicht, auf Gedeih oder Verderb Schicksalspartner.“

Sie können diesen Sachverhalt natürlich auch aus dem Willen der Weltweisheit erklären und somit gewissermaßen metaphysisch aufdonnern und unangreifbar machen (wer will sich schon gegen den Willen der Weltweisheit stellen?), aber -salopp formuliert- genügt zur Erkenntnis auch ein „vulgär- materialistischer“ Blick auf eine Weltkarte.

Ich werde hibbelig, wenn mir selbsternannte Gnostiker (deren Fähigkeiten der Hellsicht ich gar nicht grundsätzlich bestreiten will) den Willen Gottes oder der Vorsehung oder der Weltweisheit erklären wollen.
Wenn mir ein Querverweis erlaubt ist: Pirmin Meier spricht in einem anderen Strang, ich glaube Voegelin an, der vor Fichte als politischem Gnostiker warnt, „im Prinzip also einem Theoretiker der innerweltlichen Erlösung, die Basis fast eines jedweden Totalitarismus.“

Angewandte Metaphysik wird sehr schnell sehr innerweltlich...

@ Caroline Sommerfeld

Ob Rawls sich mit „Gerechtigkeit als Fairness – politisch und nicht metaphysisch“ nicht schon alleine durch den Anspruch irrt?
Dass er glaubt, in einem abstrakten Gedankenexperiment mit der Vorstellung von einem Schleier des Nichtwissens der Metaphysik entronnen zu sein, ist doch der eigentliche Hinkefuß.

Zwar mag er als Alchemiker den Machtanspruch des christlich katholischen Gottes ablehnen und nach einer von aller Schlacke befreiten Reinheit der „Fairness“ streben, aber er entlarvt sich doch lediglich als Anhänger einer entsprechenden Göttin der Fairness (oder müssen wir uns die Fairness männlich denken?), auf deren Altar er als guter Gottesknecht gleich die Wirklichkeit und die Erfahrung (bzw. Kontingenzen) opfert, um der angebeteten tyrannischen Göttin -alle Götter sind wesentlich tyrannisch- näher zu sein.

Wer das Bild der (minderen) Gottheit der Fairness nicht mag, der nennt Rawls eben einen Anhänger einer Idee, mithin einen Ideologen.

Ist nicht jede Idee eine metaphysische Vorstellung und ist nicht jeder Ideologe ein anwendender Metaphysiker?

Rabenfeder

1. November 2016 05:51

Nachtrag:
Ich sollte hinzufügen: Alle Götter, von denen wir reden können, sind wesentlich tyrannisch. Das All-Eine kann wohl geschaut werden, aber sobald man das geschaute aussprechen oder anwenden will, betritt man die Domäne eines der ungezählten minderen Götter...

Caroline Sommerfeld

1. November 2016 10:36

Werte Kommentatoren,
danke für Ihre Beiträge, ich habe sie genossen. Format- und Kompliziertheitskritik nehme ich zur Kenntnis, versprochen, der nächste Beitrag wird etwas ganz anderes.

Wir brauchen unterhalb oder oberhalb der politischen Textur eine Schicht Metaphysikdebatte, denn Wahrheit/"Wahrheit" scheidet die Geister und erklärt Realitätsverzerrungen. Über das Scherflein, das die amerikanische liberale Philosophie dazu beigetragen hat, kommt aber von mir eines Tages noch mehr.

Ein Freund, Soziologe, gestern: "Wenn man in den Substantialismus gerät (also sagt, es gäbe die Wahrheit, CS), dann muß man automatisch rechts landen." Darauf H:"Das wäre aber schlimm, denn dann wären ja 80% der Bevölkerung rechts, Substantialismus ist die natürlichste Haltung."

Mit Interesse beobachte ich die so unterschiedlichen Haltungen zu Rußland und Putin, zum Liberalismus und zu Trump, weil es zeigt, daß auch das "rechte Lager" kein "geschlossenes Weltbild" hat. Oder jeder sein eigenes. Auf zur nächsten Diskussion!

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