Warum ausgerechnet Margarete Jäger?

Nun sind sie also gestellt worden, die Zeitfragen im Deutschlandradio Kultur. Eine halbe Stunde lang sprach Katja Bigalke ...

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

… über die Prä­senz der poli­ti­schen Kor­rekt­heit in der deut­schen Öffent­lich­keit. Auf­hän­ger waren die „Skan­da­le“ des ver­gan­ge­nen Jah­res um Thi­lo Sar­ra­zin und Heinz Busch­kow­sky, die völ­lig rich­tig als „Aus­ein­an­der­set­zun­gen vor allem über Spra­che“ cha­rak­te­ri­siert wur­den. Wie also ist es um die freie Rede in Deutsch­land bestellt?

Zeit-Jour­na­list Jörg Lau meint, „Eli­te, die den Namen ver­dient“, wür­de der­ar­ti­ges nicht sagen. Vol­ker Zas­trow von der FAZ dage­gen spricht tat­säch­lich von „Zonen des Unsag­ba­ren“, die es in der öffent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung gebe. Hier­in unter­stützt ihn der Medi­en­wis­sen­schaft­ler Nor­bert Bolz: Die Sar­ra­zin-Debat­te sei exem­pla­risch für die sich „zuspit­zen­de“ Macht der PC, der „Pro­pa­gan­da der Guten“. Durch die Pra­xis, „abwei­chen­des Den­ken in Asyle“ zu zwin­gen, füh­re die all­ge­gen­wär­ti­ge poli­ti­sche Kor­rekt­heit zwangs­läu­fig zur Bil­dung von „Res­sen­ti­ment“. Den­noch wür­den ame­ri­ka­ni­sche Lin­ke argu­men­tie­ren, PC „gäbe es über­haupt nicht, son­dern das sei eine bös­wil­li­ge Ver­leum­dung der Rechten“.

Es hät­ten 30 Minu­ten aus­ge­gli­che­ner Bericht­erstat­tung wer­den kön­nen, denn neben Kri­ti­kern und Abstrei­tern der The­se von einer Sprach­po­li­zei in Deutsch­land kamen auch gegen­sätz­li­che Stand­punk­te zur Spra­che. Sogar Sar­ra­zin und Busch­kow­sky selbst durf­ten ihre Mei­nung vor­tra­gen. Es hät­te ein Ver­such sach­li­chen Jour­na­lis­mus sein können …

… hät­te Bigal­ke nicht schon nach fünf­ein­halb Minu­ten Mar­ga­re­te Jäger vom Duis­bur­ger Insti­tut für Sprach- und Sozi­al­for­schung (DISS) zu Wort kom­men las­sen. Die­ses ist im Gegen­satz zu sei­nem hoch­of­fi­zi­ös klin­gen­den Namen alles ande­re als eine wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tung. Viel­mehr ver­birgt sich dahin­ter ein (selbst­ver­ständ­lich umfang­reich ali­men­tier­tes) Grüpp­chen intel­lek­tu­ell Gleich­ge­sinn­ter, die von sich selbst behaup­ten, „auf die eine oder ande­re Wei­se an nahe­zu allen lin­ken Bewe­gun­gen, Mobi­li­sie­run­gen, Kam­pa­gnen und Pro­tes­ten der ver­gan­ge­nen Jah­re betei­ligt“ gewe­sen zu sein und zu regel­rech­ten Schreib­ro­bo­tern mutie­ren, wenn es dar­um geht, vom aller­nie­ders­ten Anti­fa-Schmutz­blatt bis hin zur taz jedes irgend­wie lin­ke Medi­um mit halt­lo­sen und infa­men Arti­keln zu versorgen.

Kein Wun­der, daß man dort sehr eng mit VVN-BdA, LINKE und Rosa Luxem­burg-Stif­tung schmust. Eben­falls kein Wun­der, daß die illus­tre Frau Jäger „beson­ders bedrückt“ war, als die „Aus­las­sun­gen von Sar­ra­zin“ von den Medi­en stel­len­wei­se tat­säch­lich auf ihren Wahr­heits­ge­halt über­prüft wur­den. Statt­des­sen hät­te sie sicher lie­ber eine Ein­heits­front gegen den Aus­rei­ßer gese­hen, ohne daß die­ser sich „als Opfer sti­li­sie­ren“ könnte.

Daß die­se Betrof­fen­heits­mär nicht die ein­zi­ge Gele­gen­heit ist, in der Frau Jäger ihre Ansich­ten kund­tun durf­te, daß sie statt­des­sen bei­na­he jeden drit­ten Rede­bei­trag stellt, immer und immer wie­der die Exis­tenz von Sprach- und Denk­ver­bo­ten leug­nend, immer und immer wie­der die Ver­än­de­rung von Spra­che als Durch­set­zungs­mit­tel kul­tu­rel­ler oder poli­ti­scher Inter­es­sen wie Femi­nis­mus lob­prei­send – die­ser Wer­muts­trop­fen macht die gan­ze Sen­dung unge­nieß­bar. Daß sich selbst das Deutsch­land­ra­dio Kul­tur vom Wört­chen „Insti­tut“ im Phan­ta­sie­na­men einer links­ra­di­ka­len Denk­fa­brik hat blen­den las­sen, ist mehr als peinlich.

Und daß aus­ge­rech­net zur Fra­ge nach Sprach­ver­bo­ten in Deutsch­land die stell­ver­tre­ten­de Lei­te­rin einer Ein­rich­tung, die feder­füh­rend an der Erstel­lung der „Sprach­fi­bel der dis­kri­mi­nie­ren­den und ras­sis­ti­schen Wör­ter“ betei­ligt ist, als wis­sen­schaft­li­che Auto­ri­tät hin­zu­ge­zo­gen wird – das ist ein­fach nur scheiß­dumm. Um es ganz poli­tisch inkor­rekt zu formulieren.

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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