Biblische Lektionen

pdf der Druckfassung aus Sezession 13/April 2006

sez_nr_131von Karlheinz Weißmann

Deuteronomium 26 enthält eines der ältesten Bekenntnisse Israels. Das ist umso bemerkenswerter, als für seinen Sitz im Leben auf die Darbringung der Erstlingsfrüchte verwiesen wird, das heißt es geht um einen Bezug zur Situation seßhafter Bauern, die Gott das Dankopfer darbieten.

Die Exis­tenz­be­din­gun­gen der noma­di­schen Vor­fah­ren wer­den nur noch reflek­tiert, sind aber nicht mehr gegen­wär­tig: „Mein Vater war ein umher­ir­ren­der Ara­mä­er, dem Umkom­men nahe, und zog hin­ab nach Ägyp­ten und war dort ein Fremd­ling mit wenig Leu­ten”; das sind Wor­te, die sich auf Abra­ham und über­haupt die Erz­vä­ter bezie­hen, die nach dem Zeug­nis der Bibel mehr als ein­mal in das frucht­ba­re Nil­land wan­der­ten, wenn Was­ser und Nah­rung knapp wur­den. Das Wort Hebrä­er ist zuerst in Gestalt des akka­di­schen chab­iru und Äqui­va­len­ten in ande­ren Spra­chen ver­bürgt, das eben Allo­chtho­ne und Noma­den – nicht eigent­lich ein Volk – bezeich­net, die zwi­schen der Wüs­te und den abge­ern­te­ten Fel­dern der Gar­ten­land­schaf­ten wech­sel­ten, von den Grenz­pos­ten arg­wöh­nisch beob­ach­tet, wenn­gleich gedul­det, um ihre Angriffs­lust nicht zu reizen.

Ein „Fremd­ling” zu sein unter den Völ­kern, ein Ent­wur­zel­ter unter den Ver­wur­zel­ten, ist zu einem der wich­tigs­ten Topoi in der Deu­tung wie der Selbst­deu­tung des Juden­tums gewor­den. Ob man die Israe­li­ten des­halb zu den „Bewe­gungs­völ­kern” (Egon von Eick­stedt) rech­nen darf, bleibt aber frag­lich. Denn unver­kenn­bar ist doch, daß die Sehn­sucht Isra­els eine ande­re war als die Ahas­ver-Exis­tenz. In dem erwähn­ten Abschnitt Deu­te­ro­no­mi­um 26 geht es vor allem um den Kon­trast zwi­schen der bedroh­ten, ja elen­den Exis­tenz der Umher­zie­hen­den und der Mög­lich­keit, sich fest anzu­sie­deln. Die wird zuerst in Ägyp­ten geboten.

Folgt man der alt­tes­ta­ment­li­chen Über­lie­fe­rung, dann ließ Josef, Uren­kel Abra­hams und Wesir des Pha­rao, sei­nen Clan aus den von Hun­gers­nö­ten geplag­ten Gebie­ten Kanaans nach Ägyp­ten kom­men. Erst die­se Ansied­lung hat ermög­licht, was der zitier­te Text knapp zum Aus­druck bringt mit dem: „und wur­de dort ein gro­ßes, star­kes und zahl­rei­ches Volk”.
Läßt man für den Moment die Zwei­fel bei­sei­te, die die his­to­ri­sche For­schung gegen die Eth­no­ge­nese Isra­els in Ägyp­ten vor­bringt, dann liegt hier modell­haft vor, was Wil­helm Mühl­mann als Volk­wer­dung im Asyl oder unter dem Schutz eines asyl­bie­ten­den Patrons bezeich­net hat. Den Hebrä­ern bot das Leben an den „Fleisch­töp­fen” Ägyp­tens nicht nur eine Mög­lich­keit phy­sisch zu über­le­ben, sie bil­de­ten unter die­sen Bedin­gun­gen auch erst die Vor­stel­lung aus, ein grö­ße­res sozia­les Gan­zes zu sein. Es bedarf dazu oft nur einer klei­nen Grup­pe, die in der Lage ist, das Volks­be­wußt­sein zu verbreiten.

Sol­che „Tra­di­ti­ons­kom­pa­nien” (Erich Bräun­lich) sam­meln die ent­schei­den­den Iden­ti­täts­ele­men­te und schaf­fen ein sta­bi­les Eli­te­ge­fühl, das vor allem dazu hilft, sich gegen­über der grö­ße­ren asyl­ge­wäh­ren­den Ein­heit zu behaup­ten und nach­hal­tig abzu­gren­zen. Wie das im Fall Isra­els vor sich gegan­gen sein soll, läßt die Bibel im Dun­kel. Es gehört zu den sel­ten gestell­ten Fra­gen, was in den ägyp­ti­schen Jahr­hun­der­ten das Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl ver­bürg­te, denn wenn es der Glau­be an Jah­we war – was wahr­schein­lich ist -, dann bleibt die Fra­ge, wie­so der sich Mose erst so nach­drück­lich als Gott sei­ner Väter vor­stel­len muß­te, um Gehör zu finden.

Umge­kehrt erscheint rät­sel­haft, war­um ein assi­mi­lier­ter Hebrä­er, der auch noch einen ägyp­ti­schen Namen trug und qua Adop­ti­on zur Adels­schicht zähl­te, ein Bewußt­sein davon haben konn­te, daß er eigent­lich zu den unter­drück­ten Frem­den gehör­te. Alle Ant­wor­ten, die man hier fin­det, sind letzt­lich spe­ku­la­tiv, eine hand­fes­te Ange­le­gen­heit ist dage­gen die nüch­ter­ne Fest­stel­lung am Beginn des Buches Exodus: „Als nun Josef gestor­ben war und alle sei­ne Brü­der und alle, die zu der Zeit gelebt hat­ten, wuch­sen die Nach­kom­men Isra­els und zeug­ten Kin­der und mehr­ten sich und wur­den über­aus stark, so daß von ihnen das Land voll ward. Da kam ein neu­er König auf in Ägyp­ten, der wuß­te nichts von Josef und sprach zu sei­nem Volk: Sie­he, das Volk ist mehr und stär­ker als wir. Wohl­an, wir wol­len sie mit List nie­der­hal­ten, daß sie nicht noch mehr wer­den. Denn wenn ein Krieg aus­brä­che, könn­ten sie sich auch zu unsern Fein­den schla­gen und gegen uns kämp­fen und aus dem Lan­de ausziehen.”

Was hier zusam­men­kommt, ist gleich in mehr­fa­cher Hin­sicht aufschlußreich:

1. Aus irgend­ei­nem Grund blie­ben die Israe­li­ten trotz des lan­gen Auf­ent­halts unter den Ägyp­tern inte­gra­ti­ons­un­wil­lig; 2. die Ägyp­ter ihrer­seits ver­ga­ßen die Fremd­heit der Frem­den nicht; 3. die erschien in dem Maß gefähr­li­cher, in dem die Gebur­ten­ra­te der Zuwan­de­rer die der Ein­hei­mi­schen über­stieg und wur­de 4. noch poten­ziert durch die Sor­ge vor der Bil­dung eth­ni­scher Brü­cken­köp­fe, die im Ernst­fall mit einem äuße­ren Feind pak­tie­ren konnten.

Wie auch immer es mit der His­to­ri­zi­tät die­ser Über­lie­fe­rung aus­se­hen mag, sie hat eine gewis­se Logik für sich. Schon früh wur­de die Ansicht vor­ge­tra­gen, daß man es mit einem Reflex auf die Hyk­sos-Kata­stro­phe Ägyp­tens zu tun haben könnte.
Das ägyp­ti­sche heqa cha­sut bedeu­tet soviel wie „Herr­scher frem­der Län­der”. Aller Wahr­schein­lich­keit nach han­del­te es sich bei den Hyk­sos um ein semi­ti­sches Volk, das wäh­rend der Zwei­ten Zwi­schen­zeit (um 1648 vor Chris­tus) Ägyp­ten erober­te. Die Hyk­sos ver­füg­ten schon über Pferd, Streit­wa­gen und Bogen als neue Kriegs­waf­fen. Ihre Her­kunft ist umstrit­ten, als wahr­schein­lich erscheint aber, daß sie aus Kana­an und den syri­schen Küs­ten­ge­bie­ten gekom­men waren. Sie besa­ßen wohl jene poli­ti­sche Über­le­gen­heit der Wan­dern­den, von der die älte­re Völ­ker­kun­de aus­ging: bedingt durch rabia­te Siebung in Fol­ge der har­ten Lebens­be­din­gun­gen, die straf­fe Zusam­men­fas­sung der noma­di­schen Sip­pen und die Ein­übung des Beherr­schens grö­ße­rer Men­schen­ver­bän­de an den Her­den. Ver­gleich­ba­re Phä­no­me­ne las­sen sich an den sieg­rei­chen Zügen von Indo­ger­ma­nen oder Ara­bern ablesen.

Um 1540 vor Chris­tus wur­den die Hyk­sos nach mehr als einem Jahr­hun­dert der Fremd­herr­schaft durch Pha­rao Ahmo­se ver­trie­ben. Was wir über sie wis­sen, geht in ers­ter Linie auf den jüdi­schen His­to­ri­ker Fla­vi­us Jose­phus zurück, der in sei­ner Schrift Gegen Api­on behaup­te­te, den Bericht des ägyp­ti­schen Geschichts­schrei­bers Man­etho aus dem 3. Jahr­hun­dert vor Chris­tus wie­der­zu­ge­ben. Schon Man­ethos Bericht brach­te die Hyk­sos mit den Stäm­men Isra­els in Ver­bin­dung. Man­etho soll auch über­lie­fert haben, daß die Hyk­sos anfangs fried­lich in Ägyp­ten ein­si­cker­ten und sich erst dann als Fein­de ent­pupp­ten. Schließ­lich habe eine ägyp­ti­sche Armee die Hyk­sos bei ihrer Haupt­stadt Ava­ris besiegt. Merk­wür­di­ger­wei­se sei den Hyk­sos nach der Nie­der­la­ge gestat­tet wor­den, Ägyp­ten samt ihrer Habe zu ver­las­sen. Dar­auf­hin sei­en sie nach Judäa gezo­gen und hät­ten Jeru­sa­lem erbaut.

Die teil­wei­se Ana­lo­gie zu dem, was die Bibel über das Schick­sal der Israe­li­ten berich­tet, ist offen­sicht­lich. Die Furcht des Pha­rao vor einem mög­li­chen Bünd­nis zwi­schen den Israe­li­ten und einem feind­li­chen Volk aus dem angren­zen­den asia­ti­schen Raum erhält so eine gewis­se Plau­si­bi­li­tät. Jeden­falls müs­sen die bru­ta­len und letzt­lich auf „eth­ni­sche Säu­be­rung” zie­len­den Maß­nah­men der Ägyp­ter gegen die Hebrä­er durch eine Sor­ge moti­viert gewe­sen sein, die über das hin­aus­ging, was schon die Assi­mi­la­ti­ons­ver­wei­ge­rung an Affek­ten her­auf­be­schwor. Zwangs­ar­beit und dann die Tötung der israe­li­ti­schen Kna­ben hät­ten jeden­falls in letz­ter Kon­se­quenz dazu geführt, den gera­de ent­stan­de­nen eth­nos der Hebrä­er voll­stän­dig auszulöschen.

Daß die Ver­nich­tungs­ab­sich­ten der Ägyp­ter schei­ter­ten, muß­te jeden­falls das Selbst- und Sen­dungs­be­wußt­sein Isra­els außer­or­dent­lich stär­ken. In dem genann­ten Bekennt­nis Deu­te­ro­no­mi­um 26 heißt es aus­drück­lich: „Aber die Ägyp­ter behan­del­ten uns schlecht und bedrück­ten uns und leg­ten uns einen har­ten Dienst auf. Da schrie­en wir zu dem Herrn, dem Gott uns­rer Väter. Und der Herr erhör­te unser Schrei­en und sah unser Elend, unse­re Angst und Not und führ­te uns aus Ägyp­ten mit mäch­ti­ger Hand und aus­ge­reck­tem Arm und mit gro­ßem Schre­cken, durch Zei­chen und Wunder.”

Die­ser Befrei­ungs­akt steht hier so im Vor­der­grund, daß vom Bun­des­schluß am Sinai gar nicht gespro­chen wird, obwohl die bibli­sche Tra­di­ti­on sonst in die­sem Akt die eigent­li­che Geburts­stun­de Isra­els sieht. Wenn die Erwäh­nung fehlt, dann sehen eini­ge Wis­sen­schaft­ler dar­in auch einen Hin­weis auf die ins­ge­samt sagen­haf­te Struk­tur der Geschichts­über­lie­fe­rung des Alten Testaments.

Seit dem 19. Jahr­hun­dert ist der Ver­dacht geäu­ßert wor­den, daß der Aus­zug bes­ten­falls von einer Teil­grup­pe der spä­te­ren Stäm­me voll­zo­gen wur­de und den Erz­vä­ter­er­zäh­lun­gen nur der Wirk­lich­keits­ge­halt von Ili­as und Odys­see zukom­me. Inter­es­san­ter als die Fra­ge nach der Fak­ten­ba­sis ist aber die, war­um eine der­ar­ti­ge Vor­stel­lung sol­chen Rang gewin­nen konn­te. Erich Voe­gel­in äußer­te die Annah­me, daß in den bedroh­ten Anfän­gen poli­ti­scher Gemein­schafts­bil­dung eine „Panik der Ver­las­sen­heit” ins Spiel kom­me, bedingt von „Erleb­nis­sen der Ver­ein­ze­lung, der Ver­lo­ren­heit, der Ver­ödung”, er sprach sogar von einer „Her­ab­min­de­rung des kos­misch-vita­len Zusam­men­hangs”, die zu einer hef­ti­gen Beschwö­rung der Ein­heit füh­re, in der sich der ein­zel­ne geschützt und auf­ge­ho­ben fühle.

Die­ses Bedürf­nis nach Sta­bi­li­sie­rung und Sta­bi­li­tät hat auch das Bild von der Wüs­te und der noma­di­schen Exis­tenz gefärbt. Gera­de in der spä­te­ren Pha­se, als die Jah­we-allein-Bewe­gung der Pro­phe­ten an Ein­fluß gewann, ver­knüpf­te sich mit der Wan­de­rung und der Unwirt­lich­keit die Idee einer Ursprungs­si­tua­ti­on, als Gott mit sei­nem Volk in Har­mo­nie leb­te und noch nicht die Vege­ta­ti­on, der Wech­sel der Jah­res­zei­ten und vor allem die Ver­su­chun­gen der bäu­er­li­chen „Pro­to­bour­geoi­sie” (Ernest Gell­ner) die Rein­heit des Anfangs ver­dor­ben hatten.

Daß die neue Seß­haf­tig­keit so pro­ble­ma­tisch erschei­nen konn­te, hing auch damit zusam­men, daß Isra­el in Kana­an kei­nes­wegs allein war und die Land­nah­me in einer Mischung aus Infil­tra­ti­on und Inva­si­on von­stat­ten ging. Auch die Schil­de­rung einer aus­ge­spro­chen bru­ta­len Erobe­rung, Unter­wer­fung und Aus­mer­zung der Ein­woh­ner wird heu­te bezwei­felt; ein eher fried­li­cher Pro­zeß sprä­che immer­hin für die Unwi­der­steh­lich­keit von Ein­wan­de­run­gen, wenn die „Zufluß­in­ten­si­tät” (Alex­an­der und Eugen Kuli­scher) ein gewis­ses Maß überschreitet.
Unbe­zwei­felt ist jeden­falls, daß die Israe­li­ten schon vor der poli­ti­schen Zusam­men­fas­sung eine deut­li­cher abge­trenn­te Ein­heit bil­de­ten, die sich nicht zuletzt über ritu­el­le Tabus – ent­schei­dend war offen­bar das Ver­bot, Schwei­ne­fleisch zu ver­zeh­ren – definierte.

Als Haupt­geg­ner tra­ten in der Über­gangs­zeit, dem 11. vor­christ­li­chen Jahr­hun­dert, die Phi­lis­ter auf. Wahr­schein­lich gehör­ten sie ursprüng­lich zur See­völ­ker­ko­ali­ti­on und sie­del­ten sich nach deren Nie­der­la­ge vor dem Nil­del­ta an der Küs­te Kanaans an. Ihre Lebens­wei­se unter­schied sich von der der Israe­li­ten deutlich.

Sie bil­de­ten wahr­schein­lich nur eine sehr dün­ne Ober­schicht, die sich gewalt­sam in den Besitz kanaa­näi­scher Stadt­staa­ten gebracht hat­te. An der Spit­ze die­ser pol­eis stan­den Köni­ge, die von einer Adels­ver­samm­lung bera­ten wur­den. Ihre Tech­no­lo­gie war der der Israe­li­ten deut­lich über­le­gen. Das betraf neben Archi­tek­tur und Schiffs­bau vor allem die Bewaff­nung: „Dies sind die Völ­ker, die der Herr übri­gließ – damit er durch sie Isra­el prüf­te … und die Geschlech­ter Isra­els Krieg füh­ren lehr­te, die frü­her nichts davon wuß­ten …” (Rich­ter 3.1).

Bezeich­nen­der­wei­se zwan­gen die Phi­lis­ter die Israe­li­ten, nach­dem sie deren ers­ten König Saul ver­nich­tend geschla­gen hat­ten, alle Schmie­den zu zer­stö­ren und eiser­ne Gegen­stän­de nur bei ihnen zu kau­fen. Nach einem der anfangs sel­te­nen Sie­ge über die Phi­lis­ter, „lähm­ten” (Josua 11.9) die Israe­li­ten deren erbeu­te­te Pfer­de, indem sie ihnen die Seh­nen durch­schnit­ten, und ver­brann­ten deren Streit­wa­gen, da sie nichts mit ihnen anfan­gen konnten.
In prak­tisch jeder Hin­sicht stan­den sich Israe­li­ten und Phi­lis­ter wie Ent­wick­lungs­volk und Ent­wick­lungs­hel­fer gegen­über, das aber in einem eng umgrenz­ten Raum, der kaum die Grö­ße Hes­sens erreichte.

Im all­ge­mei­nen inte­griert und beherrscht in sol­cher Situa­ti­on der kul­tu­rell Fort­ge­schrit­te­ne den kul­tu­rell Rück­stän­di­gen. Das ist jedoch kein zwangs­läu­fi­ger Pro­zeß, weil die „Wan­der­wucht” (Ilse Schwi­detz­ky) in dem Zusam­men­hang eine wich­ti­ge Rol­le spielt: Wie mas­siv ist der Zustrom der Neu­an­kömm­lin­ge, wie groß ihr Durch­set­zungs­wil­le? Das kann durch­aus dazu füh­ren, daß Herr­schaft und Unter­wer­fung zwi­schen Zivi­li­sier­ten und Bar­ba­ren wech­selt, ers­te­re den letz­te­ren unfrei­wil­lig als Lehr­meis­ter die­nen und jeder Sieg mit Ver­lus­ten bezahlt wird, die schließ­lich nur noch durch Rück­griff auf das Poten­ti­al des Fein­des aus­ge­gli­chen wer­den kön­nen. Ganz ent­spre­chend haben anfangs Römer über Ger­ma­nen gestan­den, dann aber Ger­ma­nen über Römern, Ara­ber unter­war­fen Spa­ni­er, dann Spa­ni­er Ara­ber, Mon­go­len herrsch­ten über Sla­wen, spä­ter Sla­wen über Mongolen.

An Assi­mi­la­ti­on war von sei­ten der Hebrä­er jeden­falls nicht zu den­ken. Die „Unbe­schnit­te­nen” erschie­nen ihnen noch ver­haß­ter als die ande­ren semi­ti­schen Völ­ker in Kana­an. Es wirft inso­fern ein bezeich­nen­des Licht auf die Per­son Davids, der leuch­ten­den Gestalt aus Isra­els Frü­he, daß er die­se kul­tu­rel­le und Volks­gren­ze aus tak­ti­schen Erwä­gun­gen über­trat, indem er sich als Vasall dem Phi­lis­ter­fürs­ten Achis von Gad zur Ver­fü­gung stell­te, von den Fein­den sei­nes Vol­kes das über­le­ge­ne Know how kopier­te, um es in güns­ti­ger Lage zur Macht­über­nah­me in Isra­el zu nut­zen, dann die alten Ver­pflich­tun­gen an sei­nen Lehns­herrn abstreif­te und den Erb­feind angriff und besiegte.

Das von David als König regier­te Reich ent­sprach in vie­ler Hin­sicht dem ori­en­ta­li­schen Nor­mal­fall poli­ti­scher Ord­nung. Jeden­falls han­del­te es sich auch hier um einen Viel­völ­ker­staat, in dem die Israe­li­ten ledig­lich das Reichs­volk bil­de­ten, des­sen Bevor­zu­gung nicht oder nicht immer unum­strit­ten war. Aus der Geschich­te von Davids Ehe­bruch mit Baths­eba ist schon die Gestalt von deren Ehe­mann, dem Hethi­ter Uria, geläu­fig, der als „Feld­haupt­mann” diente.

Weni­ger bekannt ist die Bedeu­tung der Gar­de Davids, die er aus „Kre­ti und Ple­thi”, das heißt kre­ti­schen und phi­listäi­schen Söld­nern, rekru­tier­te. Mit die­sen „Män­nern Davids” hat­te er Jeru­sa­lem erobert und zu sei­nem per­sön­li­chen Besitz gemacht. Sie muß­ten ihm gegen­über unbe­dingt loy­al sein, weil sie in kei­nem Fall auf Rück­halt in der israe­li­ti­schen Bevöl­ke­rung rech­nen konn­ten. David nutz­te inso­fern die eth­ni­sche Hete­ro­ge­ni­tät sei­ner Unter­ta­nen auch zum Zweck der Herr­schafts­si­che­rung. Ein pro­ba­tes Mit­tel aller Des­po­ten, die mit die­sem Vor­ge­hen ein höhe­res Maß an Distanz, auch und gera­de zu ihrem Her­kunfts­volk sichern. Ver­gleich­ba­res kennt man im Hin­blick auf die stau­fi­sche Herr­schaft in Sizi­li­en, die sich der Sara­ze­nen, und der osma­ni­schen Herr­schaft in Klein­asi­en, die sich der christ­li­chen Arme­ni­er bediente.

Aller­dings ent­spricht das so gezeich­ne­te Bild kaum dem, das die Bibel in spä­te­rer Zeit von David als dem Ide­al­kö­nig ent­warf. Sei­ne Herr­schaft erscheint als Zeit der Blü­te und sogar der vor­bild­li­chen Fröm­mig­keit. Dage­gen ver­fällt nach alt­tes­ta­ment­li­cher Auf­fas­sung schon unter sei­nem Sohn Salo­mo die Grö­ße des Rei­ches eben­so wie des­sen inne­re Ein­heit. Salo­mo schloß diplo­ma­ti­sche Ehen und tole­rier­te im Hof­staat sei­ner Frau­en auch die Aus­übung frem­der Kul­te. Die­se Dul­dungs­be­reit­schaft erscheint in der Sicht der alt­tes­ta­ment­li­chen Geschichts­schrei­bung vor allem des­halb pro­ble­ma­tisch, weil hier ein Mus­ter vor­ge­ge­ben wur­de, das die Nach­fol­ger Salo­mos kopierten.

Nach dem Zer­bre­chen Isra­els in das Nord­reich Isra­el und das Süd­reich Juda gehör­te es jeden­falls zu den Stan­dard­vor­wür­fen, daß ein König wegen sei­ner frem­den Gat­tin­nen vom Glau­ben an Jah­we abfiel. Auch der­ar­ti­ge Pro­zes­se sind typisch im Zusam­men­le­ben ver­schie­de­ner Eth­ni­en. Selbst bei stren­gen Hei­rats­ver­bo­ten, wie es sie nach Erobe­run­gen bei sieg­rei­chen Völ­kern gab, hat das männ­li­che Sexu­al­ver­hal­ten regel­mä­ßig zu deren all­mäh­li­cher Aus­höh­lung oder Unter­wan­de­rung geführt.

Wenn man die von der Bibel ange­bo­te­ne, rigi­de Deu­tung des Gesche­hens zurück­stellt, ergibt sich aller­dings der Ein­druck, daß mit der wach­sen­den „Zivi­li­sie­rung” Isra­els eine reli­giö­se Anleh­nung an Model­le ein­her­ging, die das kul­tu­rell erfolg­rei­che – heid­ni­sche – Aus­land ver­trat. Einen durch­schla­gen­den Erfolg konn­te die auf strik­ten Mono­the­is­mus gerich­te­te reli­giö­se Bewe­gung der Pro­phe­ten im 8. und 7. Jahr­hun­dert vor Chris­tus jeden­falls nicht errei­chen. Dabei spiel­te eine Rol­le, daß die Res­te der ande­ren Bevöl­ke­run­gen in Isra­el nie­mals ganz ein­ge­schmol­zen wer­den konn­ten, wich­ti­ger war aber die Fas­zi­na­ti­on des Exo­ti­schen, das ange­sichts sei­nes Ver­brei­tungs­gra­des auch als das Nor­ma­le und inso­fern Nor­ma­ti­ve wahr­ge­nom­men wer­den konn­te. Daß der Poly­the­is­mus trotz­dem kei­ne Mög­lich­keit zur Durch­set­zung erhielt, hing aus­ge­rech­net mit der poli­ti­schen Kata­stro­phe Isra­els zusammen.

Sein Gebiet befand sich geo­po­li­tisch in einer Zan­gen­la­ge, zwi­schen dem meso­po­ta­mi­schen auf der einen und dem ägyp­ti­schen Groß­raum auf der ande­ren Sei­te. Rein inner­welt­lich betrach­tet, konn­te der Auf­stieg des David­rei­ches nur in einer Aus­nah­me­si­tua­ti­on glü­cken, in der der Druck der Backen die­ser Zan­ge nach­ge­las­sen hat­te. Sobald die­ser wie­der zunahm, wur­de zuerst jede Expan­si­on unmög­lich und schließ­lich der Rest an Sou­ve­rä­ni­tät ver­nich­tet. 722 vor Chris­tus fiel der Nord­staat, 586 vor Chris­tus der Süd­staat einer Inva­si­on zum Opfer.

Das Schick­sal der Israe­li­ten ent­sprach dem, was in der Anti­ke zu erwar­ten war: Tötung der Anfüh­rer, Dezi­mie­rung und Ver­skla­vung der Mas­se. Aller­dings besa­ßen die in Fra­ge ste­hen­den Impe­ri­en, das assy­ri­sche und das neu­ba­by­lo­ni­sche, schon erheb­li­che Erfah­rung in der Nie­der­hal­tung und Orga­ni­sa­ti­on sehr gro­ßer Viel­völ­ker­rei­che. Zu den bevor­zug­ten Mit­teln ihrer Herr­schafts­si­che­rung gehör­te die Depor­ta­ti­on von Ober­schich­ten, die man in mög­lichst weit ent­fern­ten Regio­nen des Impe­ri­ums ansie­del­te. Die Kal­ku­la­ti­on dabei war, daß die sozi­al ent­haup­te­te Rest­be­völ­ke­rung kaum zur Rebel­li­on in der Lage sein wür­de und daß sich die Ver­schlepp­ten über kurz oder lang mit den Auto­chtho­nen ihrer neu­en Hei­mat ver­mi­schen wür­den. Die­se Metho­de wur­de in Groß­rei­chen regel­mä­ßig ange­wen­det, von dem chi­ne­si­schen Kai­ser Schuang-Hsi, der gan­ze Städ­te und Pro­vin­zen zwangs­wei­se in neu­erober­te Ter­ri­to­ri­en umsie­del­te, bis zum Befehl Karls des Gro­ßen, reni­ten­te Sach­sen nach Fran­ken zu deportieren.

Für gewöhn­lich dürf­te die dahin­ter­ste­hen­de Kal­ku­la­ti­on auf­ge­gan­gen sein. Nicht so im Fall der Israe­li­ten. Berühmt ist der Brief des Pro­phe­ten Jere­mia an die „Weg­ge­führ­ten”, in dem er ihnen mit knap­pen Wor­ten erklärt, was ein­zig das Über­le­ben eines Vol­kes in so gefähr­de­ter Lage sichern kann: „Baut Häu­ser und wohnt dar­in; pflanzt Gär­ten und eßt ihre Früch­te; nehmt euch Frau­en und zeugt Söh­ne und Töch­ter, nehmt für eure Söh­ne Frau­en, und gebt eure Töch­ter Män­nern, daß sie Söh­ne und Töch­ter gebä­ren; meh­ret euch dort, daß ihr nicht weni­ger wer­det.” (Jere­mia 29.5–6)

Aus­ge­rech­net die „Baby­lo­ni­sche Gefan­gen­schaft” führ­te zu einem bemer­kens­wer­ten theo­lo­gi­schen Klä­rungs­pro­zeß, an des­sen Ende auch eine Neu­fas­sung des poli­ti­schen Selbst­ver­ständ­nis­ses stand. War die Iden­ti­tät bis dahin wesent­lich an das Vor­han­den­sein eines Staa­tes im „gelob­ten Land” gebun­den, so ent­wi­ckel­te sich jetzt die Idee einer über Abkunft und reli­giö­se Tra­di­ti­on bestimm­ten Zuge­hö­rig­keit. Beim Ein­tref­fen der Exi­lier­ten unter Füh­rung von Esra und Neh­emia ging man sofort dar­an, den zer­stör­ten Tem­pel wie­der auf­zu­bau­en, um die Opfer vor­schrifts­mä­ßig voll­zie­hen zu können.

Die­se Mög­lich­keit eines Neu­an­fangs war nur wegen der zwi­schen­zeit­lich ver­än­der­ten welt­po­li­ti­schen Lage denk­bar gewor­den. Die Per­ser, die Gott nach bibli­scher Auf­fas­sung von den Enden der Erde „her­bei­ge­pfif­fen” (Jesa­ja 7.18) hat­te, zer­stör­ten das neu­ba­by­lo­ni­sche Reich und über­nah­men des­sen Bestand. Sie sicher­ten sich die Loya­li­tät der Ver­trie­be­nen, indem sie deren Rück­kehr erlaub­ten, die Anfüh­rer zu per­si­schen Beam­ten ernann­ten und auf die­se Wei­se für eine sta­bi­le Ord­nung im gefähr­de­ten Durch­gangs­ge­biet nach Ägyp­ten sorgten.

Inter­es­san­ter­wei­se dul­de­ten die Per­ser hier wie auch in ande­ren Tei­len ihres Impe­ri­ums eine weit­ge­hen­de Selbst­ver­wal­tung der Unter­wor­fe­nen, die sie vor allem durch die kol­la­bo­rie­ren­den ein­hei­mi­schen Eli­ten zu beherr­schen such­ten. Wahr­schein­lich ist ein der­ar­ti­ges Kon­zept von indi­rect rule das erfolg­ver­spre­chends­te in mul­ti­kul­tu­rel­len Sys­te­men. Es kann aller­dings gera­de nicht ver­hin­dern, daß die klei­ne­ren Ein­hei­ten eine beson­ders scharf abge­grenz­te Iden­ti­tät aus­bil­den, die dann wie­der spren­gend auf das grö­ße­re Gan­ze wirkt.

Im Fall der Israe­li­ten war jeden­falls zu beob­ach­ten, daß die Rück­keh­rer in der Hei­mat ein Maß an Homo­ge­ni­tät durch­zu­set­zen such­ten, für das sie sich zwar auf die Ver­gan­gen­heit berie­fen, für das es aber in die­ser Ver­gan­gen­heit gar kein Bei­spiel gege­ben hat­te. Bekannt sind die Zwangs­schei­dun­gen von heid­ni­schen Ehe­gat­ten, die Esra und Neh­emia durch­führ­ten, sowie die Aus­sto­ßung der im Nor­den ansäs­si­gen Bevöl­ke­rung, der spä­ter so genann­ten Sama­ri­ter, die zwar am tra­di­tio­nel­len Kult fest­ge­hal­ten hat­ten, sich aber so stark mit frem­den Zuwan­de­rern ver­misch­ten, daß sie als nicht­zu­ge­hö­rig betrach­tet wurden.

Erst in die­ser Pha­se der Ent­wick­lung, im 5. Jahr­hun­dert vor Chris­tus, erreich­te Isra­el oder wie man jetzt sagen soll­te: das Juden­tum, jenen Grad an poli­tisch-reli­giö­ser Ver­ein­heit­li­chung, der Hans Kohn dazu ver­an­laßt hat, von den Juden als der ers­ten „Nati­on” im genau­en Sinn des Wor­tes zu sprechen.

Die strik­te Abschlie­ßung nach außen gehör­te gera­de wegen des Feh­lens staat­li­cher Unab­hän­gig­keit zu den wesent­li­chen Bedin­gun­gen für deren Dau­er. Jede Bereit­schaft zur Öff­nung – wie sie gera­de in der Ober­schicht regel­mä­ßig vor­kam – wur­de als Bedro­hung der kol­lek­ti­ven Exis­tenz betrachtet.
Die Ach­tung die­ses Lebens­ge­set­zes hat zur Dau­er des Juden­tums ungleich stär­ker bei­getra­gen als die kur­zen Pha­sen der Geschich­te, in denen es ein gewis­ses Maß an poli­ti­scher Selb­stän­dig­keit zurück­ge­win­nen konn­te. Aller­dings war der jüdi­sche ein Son­der­weg. Ande­re Völ­ker konn­ten und woll­ten ihn nicht gehen. Das hat in der Anti­ke auch dazu geführt, daß sich eine spe­zi­fi­sche Juden­feind­lich­keit aus­bil­de­te, die gera­de an der Exklu­si­vi­tät des „aus­er­wähl­ten Vol­kes” Anstoß nahm und eine Mul­ti­kul­tu­ra­li­tät als Nor­mal­fall pos­tu­lier­te, die im Hel­le­nis­mus wie im römi­schen Reich als weit­hin gül­ti­ges Modell betrach­tet wer­den konnte.

Aber die­se Ent­wick­lung bezieht sich schon auf die nach­bi­bli­sche Zeit, die nicht mehr Gegen­stand die­ser Betrach­tung sein soll. Die hat­te viel­mehr zu fra­gen, wel­che Leh­ren die alt­tes­ta­ment­li­che Über­lie­fe­rung im Hin­blick auf die Ent­ste­hung von mul­ti­kul­tu­rel­len Sys­te­men, ihre Lebens­ge­set­ze und denk­ba­re Alter­na­ti­ven bereithält:

1. Die Haupt­ur­sa­che für die Ent­ste­hung mul­ti­kul­tu­rel­ler Sys­te­me sind Wan­de­run­gen. Die­se fol­gen nicht bestimm­ten Him­mels­rich­tun­gen, son­dern kön­nen in „sau­gen­de” und „sto­ßen­de” (Alex­an­der und Eugen Kuli­scher) unter­schie­den wer­den; das heißt, ent­we­der drin­gen Frem­de in ein bestimm­tes Gebiet ein, weil die­ses ein Vaku­um auf­weist, das gefüllt wer­den kann wie im Fall Ägyp­tens bei Ein­wan­de­rung der frü­hen Hebrä­er, oder sie kom­men zustan­de, weil bestimm­te Eth­ni­en aktiv ver­drängt wer­den wie im Fall des Exodus und der Inva­si­on in Kanaan.

2. Für mul­ti­kul­tu­rel­le Sys­te­me ist ein zivi­li­sa­to­ri­sches Gefäl­le typisch; die Auto­chtho­nen müs­sen nicht über­le­gen sein, auch wenn das die Regel ist. Eine lang­fris­ti­ge Pro­gno­se erlaubt ein sol­ches Gefäl­le sel­ten; in vie­len Fäl­len ler­nen die Bar­ba­ren aus ihren Nie­der­la­gen mehr als die Zivi­li­sier­ten aus ihren Sie­gen. So auch die Israe­li­ten, die die Phi­lis­ter in vie­lem tech­nisch kopier­ten und so die Vor­aus­set­zun­gen für ihre zukünf­ti­ge Herr­schaft und das Ver­schwin­den ihres Erb­feinds schu­fen, der eth­nisch absor­biert wurde.

3. Mul­ti­kul­tu­rel­le Sys­te­me bie­ten eine spe­zi­fi­sche Mög­lich­keit für Herr­schafts­aus­übung dadurch, daß die Mäch­ti­gen ver­schie­de­ne eth­ni­sche oder reli­giö­se Grup­pen gegen­ein­an­der aus­spie­len kön­nen. So ver­fuhr David im Hin­blick auf Kre­ti und Ple­thi, so ver­fuh­ren aber auch die Per­ser im Hin­blick auf die rück­kehr­wil­li­gen Juden unter Esra und Nehemia.

4. Das bedeu­tet wei­ter, daß mul­ti­kul­tu­rel­le Sys­te­me am bes­ten des­po­tisch zu beherr­schen sind. Selbst wenn rela­tiv kom­pak­te Reichs­völ­ker zur Ver­fü­gung ste­hen, ist nicht zu ver­hin­dern, daß die Plu­ra­li­sie­rung zunimmt und die zen­tri­fu­ga­len Ten­den­zen ver­stärkt. Das hat nicht unwe­sent­lich zum Kol­laps der anti­ken Impe­ri­en beigetragen.

5. Das Gegen­mo­dell zu mul­ti­kul­tu­rel­len Sys­te­men sind „Natio­nen”, das heißt sol­che Ein­hei­ten, die durch eine bestimm­te Iden­ti­täts­auf­fas­sung auf Sepa­ra­ti­on und star­ken inne­ren Zusam­men­halt set­zen. Sie müs­sen, wenn sie ihre Exis­tenz­be­din­gun­gen nicht selbst unter­lau­fen wol­len, am Prin­zip der Ver­dich­tung fest­hal­ten und Expan­si­on ver­mei­den, was aller­dings ihre Chan­ce auf Behaup­tung gegen­über impe­ria­len Gebil­den schwä­chen kann.

6. Das bedeu­tet schließ­lich auch, daß die Exis­tenz von Natio­nen ein Aus­nah­me­fall in der Geschich­te ist; mul­ti­kul­tu­rel­le Sys­te­me sind die Regel.

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