Kellershohns Comeback oder Staatspolitisches aus dem Sommerloch

Aus dem Strandgut dieses Sommerloches wurde mir ein Stück zugespielt, das schon am 20. Juli in der Jungen Welt erschienen ist.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

In einem aus­führ­li­chen Inter­view kommt der alt­ge­dien­te “Neue Rechte”-Spezi Hel­mut Kel­lers­hohn zu Wort, sei­nes Zei­chens Vor­stands­mit­glied des soge­nann­ten “Duis­bur­ger Insti­tuts für Sprach- und Sozi­al­for­schung (DISS)”, einem schwer bedeu­ten­den “Links­extre­mis­ten­süpp­chen­koch­club mit min­des­tens drei fest­an­ge­stell­ten Köchen” (Klo­novs­ky dixit).

Einer der Chef­kö­che, der 1949 gebo­re­ne Kel­lers­hohn, ver­sucht gera­de ein Art Come­back mit der Neu­auf­la­ge eines alten Schla­gers aus den Neun­zi­ger Jah­ren, dem “Jun­ge-Frei­heit-Bas­hing”  (wie man heu­te wohl sagen wür­de) oder viel­leicht noch pas­sen­der “Jun­ge-Frei­heit-Dis­sen” (Tho­mas Paul­witz wird mir hof­fent­lich ver­ge­ben), getarnt als “wis­sen­schaft­li­che” Zer­le­gung auf ultra­lin­ker Ideo­lo­gie­ba­sis, gewöhn­lich in enger Zusam­men­ar­beit mit noto­ri­schen Nei­gungs- und Berufs­an­ti­fan­ten. Das typi­sche Ergeb­nis solch nüch­ter­ner, streng aka­de­mi­scher Bemü­hun­gen las sich dann etwa so.

Kel­lers­hohn und Kon­sor­ten haben aus die­ser Num­mer eine gan­ze Kar­rie­re auf­ge­baut, die sie immer­hin soweit gebracht hat, daß ihre Erzeug­nis­se als zitier­fä­hig gel­ten und von der “Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung” ans unwis­sen­de Volk ver­teilt wer­den. Da nun die Zahl der Opfer rela­tiv begrenzt ist, muß die Jun­ge Frei­heit immer wie­der von Neu­em als Prü­gel­kna­be her­hal­ten und als Indi­ka­tor, wie ent­setz­lich die links­li­be­ra­le Kul­tur­he­ge­mo­nie der bes­ten aller Repu­bli­ken gefähr­det ist.

Kel­lers­hohn hat sich nun seit eini­ger Zeit auf den Begriff “Jung­kon­ser­va­ti­ve” ein­ge­schos­sen, wo frü­her “neue Rech­te” und ähn­li­ches stand. Das klingt ja zunächst ganz hübsch, viel anhei­meln­der als etwa “Rechts­extre­mis­ten”, wie “jun­ge Kon­ser­va­ti­ve” eben, und da hät­te wohl auch die Redak­ti­on der JF kaum etwas dage­gen ein­zu­wen­den. Wie der Unter­ti­tel von Kel­lers­hohns neu­er Publi­ka­ti­on “Die ‘Deut­sche Stim­me’ der ‘Jun­gen Frei­heit’ ” nicht gera­de über­ra­schend zeigt, zählt er aber auch die “Jung­kon­ser­va­ti­ven” zur Spe­zi­es der “extre­men Rech­ten”, eine Bezeich­nung, die übri­gens nicht mit den “Rechts­extre­men” zu ver­wech­seln, son­dern im Stei­ge­rungs­sin­ne wie etwa “extrem laut” oder “extrem bil­lig” zu ver­ste­hen ist.

Das heißt also, wenn es mir so dünkt, könn­te ich im Rah­men der frei­en Mei­nungs­äu­ße­rung einen belie­bi­gen Anti­fa-Ket­ten­hund als “extrem links” bezeich­nen, ohne daß damit gesagt ist, er sei “links­extrem” im Sin­ne des Ver­fas­sungs­schut­zes oder der gera­de gän­gi­gen poli­to­lo­gi­schen Mode. Ansons­ten kann es pas­sie­ren, daß der ent­spre­chend titu­lier­te Ket­ten­hund belei­digt reagiert und einen gar ver­klagt. Und das ist inzwi­schen der übli­che seman­ti­sche Trick, mit dem auf der extremst Lin­ken ope­riert wird. Extrem geil etwa die­ses, mal rasch von mir ergoog­le­ho­opf­te Beispiel:

Rechts­extrem? extrem rechts? Wei­ter­hin kei­ne Distan­zie­rungs­ge­lüs­te in der FPÖ. Oder: Die kon­ti­nu­ier­li­chen Nahe­ver­hält­nis­se der extre­men Rech­ten mit Rechtsextremen…

Sach­lich gibt es an dem Kel­lers­hohn-Inter­view rela­tiv wenig zu bean­stan­den, abge­se­hen von den übli­chen Ver­bie­gun­gen und Moge­lei­en, für die wir die ein­schlä­gi­gen “Exper­ten” so lie­ben. Beson­ders erhei­ternd ist etwa fol­gen­de For­mu­lie­rung über die Lage der JF im Jah­re 1994:

Man hat­te getes­tet, wie weit man gehen konn­te. Damals gab es einen sehr star­ken öffent­li­chen Gegen­wind. Auf die Dru­cke­rei der Zei­tung etwa wur­de ein Brand­an­schlag ver­übt. Sie hat­te kaum eine Chan­ce, in der bür­ger­li­chen Öffent­lich­keit akzep­tiert zu wer­den. Daher trenn­te man sich vom radi­ka­len Flügel.

… womit die Her­ren Andre­as Molau und Armin Moh­ler gemeint sind. Abge­se­hen davon, daß die­se Dar­stel­lung chro­no­lo­gisch nicht stimmt (die bösen Buben gin­gen laut Wiki­pe­dia im August 1994, der Anschlag fand im Dezem­ber statt), ist es über­aus auf­schluß­reich, daß Kel­lers­hohn einen poli­tisch moti­vier­ten Brand­an­schlag auf die Dru­cke­rei einer miß­li­e­bi­gen Zei­tung als “star­ken öffent­li­chen Gegen­wind” klas­si­fi­ziert, mit dem die “bür­ger­li­che Öffent­lich­keit” ihrem Abscheu Aus­druck ver­lie­hen hät­te. Die Tat ging übri­gens auf das Kon­to einer „Revo­lu­tio­nä­ren Les­ben­frau­en­grup­pe”, was ganz klar auf einen extrem bür­ger­li­chen Hin­ter­grund schlie­ßen läßt.

Nun kommt auch Kel­lers­hohn nicht an der Tat­sa­che vor­bei, daß die JF heu­te offen­sicht­lich auf ein vor­ran­gig bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ves Publi­kum aus­ge­rich­tet ist. Das macht die fort­ge­setz­te Dämo­ni­sie­rung natür­lich ein biß­chen witz­los und anstren­gend. Aber für sol­che Fäl­le gibt es ja das DISS, das zuver­läs­sig die Haa­re in der Sup­pe fin­det. Die Wen­de, so Kel­lers­hohn, sei 2005 gekom­men, als die JF end­lich aus den Ver­fas­sungs­schutz­be­rich­ten gestri­chen wur­de, und nun end­gül­tig für bür­ger­li­che Bei­trä­ger offenstand:

Dafür hat die Jun­ge Frei­heit die extrem rech­te Ideo­lo­gie nur noch dosiert und häpp­chen­wei­se wie­der­ge­ge­ben. Grund­satz­ar­ti­kel zur Kul­tur­re­vo­lu­ti­on von rechts, zur Meta­po­li­tik und ähn­li­chem fand man kaum noch in ihr. Gro­ße Debat­ten dar­über, was es heißt, rechts zu sein, wur­den nicht mehr geführt. Seit eini­ger Zeit ist aller­dings wie­der eine ideo­lo­gi­sche Radi­ka­li­sie­rung zu bemer­ken. Das hat mit zwei Din­gen zu tun: Zum einen mit der Fra­ge der Zuwan­de­rung, zum ande­ren mit der Fra­ge des Euro und der EU. Auf ein­mal tau­chen ver­mehrt mili­tan­te Stich­wor­te auf wie »geis­ti­ger Bür­ger­krieg«, »Vor­bür­ger­krieg«, »Umvol­kung«, »deut­sche Opfer, frem­de Täter«.

Machen wir mal die Pro­be aufs Exem­pel zu die­ser angeb­li­chen “ideo­lo­gi­schen Radi­ka­li­sie­rung” und bemü­hen das JF-Archiv.  Das Schlag­wort “geis­ti­ger Bür­ger­krieg” hat unter meh­re­ren hun­dert Aus­ga­ben gera­de mal zwei Tref­fer auf­zu­wei­sen: ers­tens, einen Arti­kel von Thors­ten Hinz aus dem Jah­re 2006, in dem es im Rah­men einer his­to­ri­schen Aus­füh­rung heißt:

Die Eva­lua­ti­on des Kul­tur- und Wis­sen­schafts­be­triebs der DDR durch den Wes­ten hat die bank­rot­te Sie­ger-Ideo­lo­gie des Ostens durch die – gar nicht so ver­schie­de­ne – west­li­che ersetzt. Es hät­ten aber die geis­tig-kul­tu­rel­len Über­bau­ten bei­der deut­scher Staa­ten 1989/90 entheu­chelt und ent­sie­gert wer­den müs­sen, damit die zwei ver­lo­re­nen Welt­krie­ge nicht als inner­deut­scher, geis­ti­ger Bür­ger­krieg weitergehen.

Und einen Arti­kel von Peter Kunt­ze aus dem Jahr 2008 mit fol­gen­der Passage:

Die Eti­ket­ten “links” und “rechts”, “pro­gres­siv” und “kon­ser­va­tiv” sind zwar jün­ge­ren Datums, doch im Grun­de beinhal­ten sie ein geis­ti­ges Rin­gen, das – avant la lett­re – das abend­län­di­sche Den­ken seit mehr als 2.500 Jah­ren beschäf­tigt. In die­ser Aus­ein­an­der­set­zung, die sich bis auf den heu­ti­gen Tag als eine Art geis­ti­ger Bür­ger­krieg in allen Berei­chen des gesell­schaft­li­chen Lebens ver­fol­gen läßt, geht es – bewußt oder unbe­wußt – um nichts Gerin­ge­res als um das allem Han­deln und Den­ken zugrun­de lie­gen­de Welt- und Menschenbild.

Ich wäre ein Über­mensch, wenn ich der fol­gen­den Poin­te wider­ste­hen könn­te. Exakt über obi­gen Sach­ver­halt habe ich mich näm­lich vor eini­gen Jah­ren von Kel­lers­hohn selbst beleh­ren las­sen, als ich mich im Auf­trag der JF als U‑Boot in ein Anti­fa-Semi­nar ein­schlich. Kel­lers­hohn hat­te sich an der angeb­li­chen “Bür­ger­kriegs­rhe­to­rik” der JF fest­ge­bis­sen, um ihre abgrund­tie­fe Gefähr­lich­keit zu bewei­sen. Ich spiel­te den über­eif­ri­gen Anti­fa­schis­ten und stell­te “dum­me” Fragen:

Für uns Anti­fa­schis­ten sind die Rech­ten doch auch Fein­de, die wir bekämp­fen wol­len, ist das nicht auch “Bür­ger­kriegs­rhe­to­rik”? Kur­zes Stut­zen von Kel­lers­hohn: “Äh, du beziehst dich da sicher auf die Klas­sen­kampf­theo­rie. Es kommt doch dar­auf an, auf wel­cher Basis man einen Gegen­satz ent­wi­ckelt, die Lin­ke ist anti­ka­pi­ta­lis­tisch legi­ti­miert, die Rech­te legi­ti­miert sich aus eth­ni­schen, ras­si­schen, reli­giö­sen Unter­schei­dun­gen.” – “Und außer­dem ver­tre­ten wir ein liber­tär-huma­nis­ti­sches Welt­bild, rechts und links sind ein­fach nicht gleich”, klärt eine net­te älte­re Dame den Fra­ge­stel­ler auf.

Also: “Bür­ger­kriegs­rhe­to­rik” ist schon in Ord­nung, solan­ge man auf der Sei­ten der “Guten” steht. “Anti­fa heißt Angriff!”, gemäß dem unmi­li­tan­ten Slo­gan der Kli­en­tel, und so ist “Anti­fa­schis­mus” in der jet­zi­gen Form ein “inner­deut­scher, geis­ti­ger Bür­ger­krieg”. So weit, so ein­leuch­tend? Mit einem “liber­tär-huma­nis­ti­schen Welt­bild” kann man dage­gen auch schon mal mit einer Guil­lo­ti­ne in den Wahl­kampf zie­hen, und die­se “Umfair­tei­lungs­ma­schi­ne” (sic) nen­nen, kicher­schmun­zel. Frei nach Kon­stan­tin Wecker, noch so einer, der sei­ne eige­ne Lek­ti­on nicht kapiert hat:

Irgend­wer ist immer der Böse im Land
und dann kann man als Guter
und die Augen voll Sand
in die hei­li­gen Krie­ge ziehn!

Und: “Bür­ger­kriegs­rhe­to­rik” ist auch dann in Ord­nung, wenn man dafür Aus­drü­cke fin­det, die nicht gar so gars­tig klin­gen wie “Bür­ger­krieg”. “Kampf gegen Rechts” zum Bei­spiel, wobei “Kampf” auch schon wie­der extrem mili­tant wirkt. “Krieg” ist über­haupt schlimm, das hat ja mit “Mili­tär” zu tun,  und wenn das ein schlech­ter Rech­ter in den Mund nimmt, dann muß er das gewiß total “mili­tant” mei­nen, viel­leicht ver­wech­selt Kel­lers­hohn aller­dings auch “mili­tant” mit “pole­misch” (von grie­chisch pole­mos = Krieg). Oder, je nach Kon­text, “ana­ly­tisch”. Denn viel­leicht hat er auch ein­fach nicht ver­stan­den, daß jemand, der die Mög­lich­keit eines Bür­ger­kriegs als Flucht­punkt bestimm­ter Ent­wick­lun­gen beschreibt, dies viel­leicht des­we­gen tut, weil er eben nicht will, daß es soweit kommt.

Zu den ande­ren Begrif­fen erspa­re ich mir das Such­spiel – es kom­men dabei ähn­li­che Ergeb­nis­se her­aus. Nur noch eines.

Kel­lers­hohn lei­tet sei­nen Begriff der “Jung­kon­ser­va­ti­ven” aus dem berühm­ten Tier­be­stim­mungs­buch von Armin Moh­ler über die Haupt­strän­ge der Rech­ten in der Wei­ma­rer Repu­blik ab.  Dem­entspre­chend gibt er auch in dem Inter­view lan­ge Exkur­se über Kurt von Papen und Franz von Schlei­cher und Adolf von Brü­ning, und flugs sind die ver­meint­li­chen his­to­ri­schen Par­al­le­len her­bei­ge­raunt, deren Sound so schön ver­traut brummt. Damit es noch span­nen­der wird, wird auch die “Alter­na­ti­ve für Deutsch­land” zum Wie­der­gän­ger des Wei­ma­rer Jung­kon­ser­va­tis­mus erklärt:

In der Jun­gen Frei­heit gibt es, was die EU betrifft, eine Kri­tik an der Aus­schal­tung demo­kra­ti­scher Insti­tu­tio­nen von Brüs­sel her. Ist das nicht auch aus einer lin­ken Per­spek­ti­ve schlüssig?

Die Autoren der Jun­gen Frei­heit argu­men­tie­ren zwei­stu­fig. Auf der ers­ten Stu­fe kri­ti­sie­ren sie die Ent­lee­rung demo­kra­ti­scher Insti­tu­tio­nen. Sie wen­den sich gegen Mecha­nis­men, die dazu füh­ren, daß von oben durch­re­giert wird. Auf die­ser Ebe­ne gibt es Über­ein­stim­mun­gen mit der Lin­ken. Das ändert sich auf der nächs­ten Stu­fe. Wenn es dar­um geht, wie man der Ent­lee­rung demo­kra­ti­scher Insti­tu­tio­nen begeg­nen soll, grei­fen sie näm­lich auf die rech­ten Ant­wor­ten der zwan­zi­ger Jah­re zurück: Zurück­drän­gung der Par­tei­en­macht, Ver­än­de­rung des Wahl­rechts, etwa in Rich­tung einer höhe­ren Gewich­tung der Per­sön­lich­keits­wahl, und ein ple­bis­zi­tä­res Präsidialsystem.

Ich könn­te mir vor­stel­len, daß vie­le Leser die­se zwei­stu­fi­ge Argu­men­ta­ti­on nicht durch­schau­en. Sie lesen in der Jun­gen Frei­heit einen gut recher­chier­ten Arti­kel über den Demo­kra­tie­ab­bau in der EU und über­le­gen dann, bei der Bun­des­tags­wahl der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land (AfD) ihre Stim­me zu geben, um das zu stop­pen. Wie bewer­ten Sie die Erfolgs­aus­sich­ten die­ser Par­tei und die des Jungkonservatismus?

Die For­de­rung der AfD nach mehr direk­ter Demo­kra­tie klingt so, als ob man sie auch als Lin­ker unter­schrei­ben könn­te. Doch der Kon­text ist ein ande­rer. Die Par­tei ist wirt­schafts­li­be­ral ori­en­tiert. Wür­de die AfD lang­fris­tig Erfolg haben, was nicht aus­ge­schlos­sen ist, könn­te sich dar­aus ein poli­ti­scher Reso­nanz­bo­den für den heu­ti­gen Jung­kon­ser­va­tis­mus entwickeln.

Kel­lers­hohn defi­niert die “jung­kon­ser­va­ti­ven” Inhal­te nun so:

Die­se im Umfeld der Jun­gen Frei­heit domi­nan­te Rich­tung rech­ten Den­kens ver­bin­det vier Ele­men­te: die Siche­rung der »eth­ni­schen Kon­ti­nui­tät«, so Kubit­schek, die Ori­en­tie­rung auf einen auto­ri­tä­ren Staats­um­bau, den christ­li­chen Kon­ser­va­tis­mus und die Ori­en­tie­rung an einem rena­tio­na­li­sier­ten Wirtschaftsliberalismus.

Zumin­dest die­se vier Punk­te sind halb­wegs rich­tig, nur die Sache mit dem “auto­ri­tä­ren Staats­um­bau” ver­ste­he ich nicht so recht. Die kon­ser­va­ti­ve Kri­tik wirft dem jet­zi­gen deut­schen Staat ja nicht vor, daß er nicht “auto­ri­tär” genug sei, son­dern viel­mehr, daß er nicht die Inter­es­sen sei­ner Bür­ger ver­tritt, ja aktiv gegen sie agiert, han­de­le es sich nun um EU- oder Einwanderungspolitik.

“Auto­ri­tär” genug wäre er ja indes­sen eh schon, und es sind gera­de die lin­ken Par­tei­en, denen er gar nicht “auto­ri­tär” genug sein kann. Wenn etwa Clau­dia Roth Bun­des­kanz­le­rin wäre, wür­de es Ver­bo­te und Staats­kon­trol­len bis ins Pri­vat­le­ben hin­ein nur so hageln, natür­lich ein­ge­wi­ckelt in Blüm­chen­klei­der und “Buntheits”-Propaganda.

Micha­el Klo­novs­ky schrieb dazu in sei­nem Netz­ta­ge­buch:

Mehr nolens denn volens nahm ich wäh­rend des Russ­land-Urlaubs Kennt­nis von der Kam­pa­gne bun­des­re­pu­bli­ka­ni­scher Medi­en­schaf­fen­der und Poli­ti­ker gegen den pfeil­ge­schwin­den Marsch mei­nes Rei­se- und Schwie­ger­el­tern­lan­des in die lupen­rei­ne Dik­ta­tur. Vor allem der Grü­ne Wer­ner Schulz tat und tut sich bei sol­chen Anläs­sen wacker her­vor, was ein biss­chen wun­dern soll­te bei einem Mit­glied der momen­tan wohl enorms­ten Frei­heits­ein­schrän­kungs­par­tei Mitteleuropas.

Ich wer­de mich hüten, Putins Innen­po­li­tik zu ver­tei­di­gen oder zu kri­ti­sie­ren, schon aus Man­gel an Kennt­nis. Ich weiß aller­dings so viel: In Russ­land kann man auf unab­seh­ba­re Zeit und unbe­schränkt sowohl Glüh­bir­nen als auch Ment­hol­zi­ga­ret­ten kau­fen; der Staat knöpft einem nicht die Hälf­te des Ein­kom­mens ab, um damit u.a. eine sog. Ener­gie­wen­de auto­kra­tisch durch­zu­set­zen, Wind­rä­der in vor­dem rei­zen­de Land­schaf­ten zu pflan­zen oder anpas­sungs­un­wil­li­ge Zuwan­de­rer zu ali­men­tie­ren (in Russ­land ist der Begriff Aus­län­der posi­tiv besetzt, weil man dort nur hin­ein­lässt, wer sei­ne Rech­nun­gen bezah­len kann); das Regime knöpft einem fer­ner weder TV-Zwangs­ge­bü­ren noch eine exor­bi­tan­te Mine­ral­öl­steu­er ab; nie­mand bekommt dort­zu­lan­de vom Staat Geld dafür, dass er den Geschlechts­un­ter­schied für ein sozia­les Kon­strukt und Homo­se­xu­el­len-Part­ner­schaf­ten für nor­ma­le Fami­li­en erklärt;

Putin nimmt sei­ne Lands­leu­te auch nicht bis in die Enkel­ge­nera­ti­on als Gei­seln, indem er sie für poli­ti­sche Flau­sen in Gestalt von mul­ti­la­te­ra­len Mil­li­ar­den­um­schich­tungs-Pro­gram­men zur Ali­men­tie­rung frem­der Volks­wirt­schaf­ten finan­zi­ell haf­ten lässt; man kann in Russ­land sowohl äußern, dass Sta­lin der größ­te Ver­bre­cher als auch der größ­te Staats­mann aller Zei­ten war, ohne dass sich Pres­se und Staats­an­walt­schaft auf einen stür­zen; wenn in Russ­land eine Grup­pe Jugend­li­cher einem bra­ven Bür­ger den Schä­del ein­tritt, bekom­men die Typen nicht Bewäh­rung und einen Sozi­al­hel­fer, son­dern lan­den, wo sie hin­ge­hö­ren: im Straflager.

Dort sit­zen bekannt­lich auch die Nutt­chen von „Pus­sy riot“, was man für eine über­zo­ge­ne Stra­fe hal­ten darf, aber die jah­re­lan­gen Haft­stra­fen für den Holo­caust-Leug­ner Horst Mahler darf man auch für über­zo­gen hal­ten, und doch pro­tes­tiert kei­ner, dass jemand für ein Gesin­nungs­de­likt här­ter belangt wird als die tür­ki­schen Tot­schlä­ger vom Ber­li­ner Alex­an­der­platz zusammengenommen.

“Auto­ri­tär” ist über­haupt wie­der so ein Gru­sel­wort, ein “schwar­zer Mann” aus der anti­fan­ti­schen Mot­ten­kis­te. Man ist heu­te im Wes­ten gewiß nicht mehr “auto­ri­tär” in der “Old School” von Fran­co, Doll­fuß oder Sala­zar oder gar dem Anti­chris­ten aus Ober­ös­ter­reich. Die Macht­aus­übung der Staa­ten funk­tio­niert heu­te nicht nur “sof­ter”, son­dern auch wesent­lich effek­ti­ver. Auto­ri­tät muß heu­te nicht mehr auto­ri­tär auftreten.

Mer­kels Bun­des­re­pu­blik und Oba­mas Ame­ri­ka sind gewiß kei­ne “auto­ri­tä­ren” Staa­ten, son­dern bekannt­lich im strah­len­den Gegen­satz zu Putins Ruß­land total frei und demo­kra­tisch und extrem “liber­tär-huma­nis­tisch”, aber ihre Ver­tre­ter belü­gen und betrü­gen ihre Bür­ger völ­lig hem­mungs­los und neh­men sich her­aus, sie einer flä­chen­de­cken­den und unkon­trol­lier­ba­ren Über­wa­chung zu unterwerfen.

Thors­ten Hinz schrieb anläß­lich der Ent­hül­lun­gen Edward Snowdens:

Auf die Kennt­nis die­ser Begrif­fe hät­te man gern ver­zich­tet: NSA, Prism, XKeyscore, Tem­po­ra. Doch wir wer­den sie uns mer­ken müs­sen, um die Situa­ti­on, in der wir ste­hen, zu erken­nen und zu begrei­fen. Sie bezeich­nen ein dicht­ge­web­tes Netz aus Über­wa­chung und Kon­trol­le, das über unser pri­va­tes und öffent­li­ches Leben gewor­fen ist.

Die Aus­schnüf­fe­lung der elek­tro­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­on in Deutsch­land durch den ang­lo-ame­ri­ka­ni­schen Daten­kra­ken erfolgt flä­chen­de­ckend und – je nach Bedarf – in Echt­zeit oder auf Vor­rat. Sie betrifft harm­lo­se Kon­su­men­ten, die sich wegen ihrer Bestel­lun­gen bei Ebay oder Ama­zon plötz­lich zum Sicher­heits­ri­si­ko gestem­pelt sehen kön­nen – wenn nicht heu­te, dann in zehn Jah­ren –, sie betrifft gegen­wär­ti­ge oder künf­ti­ge Akti­vis­ten in poli­ti­schen oder sozia­len Bewe­gun­gen. Falls deren Rich­tung den Auf­trag­ge­bern der NSA nicht genehm ist, könn­te ihren füh­ren­den Köp­fen eine elek­tro­nisch über­mit­tel­te Steu­er­erklä­rung oder ein ärzt­li­cher Befund umge­hend zum Ver­häng­nis werden.

Und das ist die unters­te Ebe­ne. Auf den obe­ren Eta­gen wer­den offen­bar Ent­schei­dungs­trä­ger in Poli­tik und Wirt­schaft, in Medi­en und Wis­sen­schaft abge­schöpft. Wis­sen ist Macht, und Geheim­wis­sen bedeu­tet poten­zier­te Macht, weil sie nicht zu kon­trol­lie­ren, nicht ein­mal zu iden­ti­fi­zie­ren ist. Wer sich einen heim­li­chen Wis­sens­vor­sprung über einen ande­ren ver­schafft, gewinnt Gewalt über ihn. Er kann sein Han­deln vor­aus­be­rech­nen oder ihn erpres­sen. Die Ent­hül­lun­gen des Ame­ri­ka­ners Edward Snow­den haben die Dis­kur­se über Daten­schutz, infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung, Pri­vat­sphä­re, Spei­cher­fris­ten, über Trans­pa­renz und Frei­heit zum halt­lo­sen Geschnat­ter degradiert.

Wer die Geschich­te der DDR erfas­sen will, muß ihre Durch­seu­chung durch die Sta­si und den KGB the­ma­ti­sie­ren. Genau­so muß man, um die poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Rea­li­tät der Bun­des­re­pu­blik beur­tei­len, ihre ver­bor­ge­nen Tie­fen­struk­tu­ren der Macht­aus­übung ans Tages­licht zie­hen. Der NSA- und Prism-Kom­plex gehör­ten dazu.

(…)

Wir haben nun die hand­fes­te Bestä­ti­gung, daß die USA, um Ein­fluß auf Deutsch­land zu neh­men, sich nicht allein auf die Atlan­tik-Brü­cke und ähn­li­che Orga­ni­sa­tio­nen ver­las­sen. Wolf­gang Schäubles Aus­spruch, Deutsch­land sei seit 1945 nicht mehr sou­ve­rän, klingt da bei­na­he wie eine Untertreibung.

Wer kann da noch glau­ben, daß er mit sei­ner Stim­me bei den Bun­des­tags­wah­len etwas Ent­schei­den­des bewirkt? Wer wagt die Behaup­tung, daß die deut­sche Posi­ti­on zum Euro im Kanz­ler­amt, geschwei­ge denn im Bun­des­tag bestimmt wird? Daß die deut­sche Euro­pa­po­li­tik von deut­schen Inter­es­sen und durch euro­päi­sche Per­spek­ti­ven defi­niert ist? Frei nach Brecht gefragt: Wes­sen Staat ist der gedop­pel­te Staat?

Das ist die Basis, auf der man heu­te staats­po­li­ti­sche Fra­gen stel­len muß. Anti­fan­ten vom Schla­ge eines Kel­lers­hohn rotie­ren dage­gen in einer ewi­gen Zeit­schlei­fe, in der es bis in alle Zei­ten gilt, die Wei­ma­rer Repu­blik vor der Macht­er­grei­fung zu ret­ten. 1930 ist aller­dings schon lan­ge vor­bei. Links­rech­te Bür­ger­krie­ge wer­den nur mehr als Far­ce geführt. Wenn man auf der Sup­pe der “lin­ken Kul­tur­he­ge­mo­nie” gemäch­lich oben­auf schwimmt wie ein Fett­au­ge, stellt man sich wohl auch ungern die Fra­ge, wel­chen Macht­struk­tu­ren man mit sei­ner Ideo­lo­gie­pro­duk­ti­on eigent­lich wirk­lich dient.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (12)

Inselbauer

19. August 2013 14:48

Die linke Text-Mafia hat es durch Fördergelder und kriminelle Energie in den letzten Jahren geschafft, Netzwerke der Zita-Fähigkeit aufzubauen, die sich der ärgste Verschwörungstheoretiker nicht ausdenken könnte. Schwedische Anwälte organisieren staatliche Fördergelder Schweden und Deutschland, in Deutschland werden (auch bei rechten Ghostwritern, wie ich versichern kann) Texte bestellt, ins Schwedische übersetzt, schwedische Lesben erhalten leistungsloses Einkommen und akademische Halbtagsstellen, publizieren den Kram und man spart sich dann natürlich das Geld für die Übersetzung und hat war zu zitieren, das genau in den Plan zur Akquise der nächsten deutschen und schwedischen Fördergelder passt (...)

M.L.: ?????????

Da geht es zu wie bei den Schwammerln im Hochsommer. Im Grunde wird damit aber gar keine Außenwirkung mehr erzeugt, der Betrieb schwimmt doch längst im eigenen Saft. Die Leute in diesen Netzwerken wissen ganz genau, was sie tun, und die meisten, die noch den Rest von einem Herzen haben, saufen sich das alles schön.
Nach meiner Auffassung kann man sich darauf verlassen, dass der Kram irgendwann still und leise oder mit einem leisen Knall von dem Behörden gestrichen wird. Satiren wie diese, lieber Herr Lichtmesz, sind schon fast liebenswerte Berichte aus einer sterbenden Welt, wie die Geschichte von der Milchzahnsammlung des Kaisers.

Inselbauer

19. August 2013 14:49

Zita-Fähigkeit ist eine Freudsche Verscheibung

Brunhilde

19. August 2013 19:04

Lichtmesz ist natürlich immer hervorragend. Aber ich würde hier empfehlen:

Einfach gleich in Zeile drei seines Debattenbeitrags auf den verlinkten Hinweis zum Originalartikel der „Jungen Welt“ vom 20. Juli drücken – und lesen.

– Sehr interessant, was da als „Strandgut dieses Sommerloches“ präsentiert wird: Ich finde die dortigen Interviewbeiträge von dem linken Helmut Kellershohn äußerst aufschlussreich, grundschürfend, gut erzählt und vielfach völlig zutreffend.

Kellershohn zerlegt uns („Jungkonservative“?) historisch und aktuell und durchschaut und benennt uns. Angeblich greifen wir vermehrt auf „die rechten Antworten der zwanziger Jahre“ zurück. Was höchste Gefahr bedeutet. - Bin ich selber aber nunmehr "jungkonservativ"? Da müsste ich erst mal länger drüber nachdenken. Immerhin kannte ich noch politische Alt-Akteure wie Franz Schönhuber persönlich.

Wirklich traurig aber ist, nicht nur mit Blick auf den Duisburger „Arbeitskreis Rechts“ und im Besonderen auf Kellershohn - der ja keineswegs schwachsinnig ist -, dass so viele heutige Deutsche ihr persönliches und berufliches Heil darin sehen, als gnadenlose Vollstrecker von Hitlers letztem Willen, das, was von Deutschland übrig geblieben ist, auch noch systematisch abschaffen und ausradieren zu wollen. Warum nur? Sind jetzt d i e „normal“ im Kopf und gesund im Charakter? Oder muss ich an mir selber zweifeln, weil ich da nicht mitmache?

M.L.: Na, ich fand den Kellershohn-Beitrag für seine Verhältnisse recht sachlich, fühle mich aber weder "durchschaut" noch "benannt" oder geschweige denn "zerlegt", und finde diese ganze "Jungkonservativen"-Obsession eher skurril. Es ehrt Sie, daß Sie Kellershohn Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen und so überaus positive Worte dafür finden. Das rührt mich immer wieder, wie stark diese Neigung auf dem "rechten Ufer", so Sie sich dazu zählen wollen, ausgeprägt ist- im schroffen Gegensatz nämlich zur anderen Seite. Was den letzten Punkt betrifft, so können Sie es getrost als ein Zeichen von Gesundheit verbuchen, daß Sie keinen Bock darauf haben, den Nero-Befehl und Führerwillen noch mitzuvollstrecken...

Moritz Haberland

19. August 2013 20:43

Zitat: "... schon fast liebenswerte Berichte aus einer sterbenden Welt, wie die Geschichte von der Milchzahnsammlung des Kaisers." (Inselbauer)

Sie müssen diese gute Idee und diese treffliche Einnahmequelle mangels Masse sterben lassen, kein "Glatzen-Bomber-Stiefel" mehr weit und breit (außer bei Presse, Funk und Fernsehen), sie spüren, daß ihr letzter Coup (das NSU-Gespenst) ein Rohrkrepierer ist und sich das auch herausstellen wird, denn bislang ist in gut 30 Verhandlungstagen nur ein "unerlaubter Waffenbesitz" durch Selbstbezichtigung nachgewiesen.

Darum sind sie jetzt wieder etwas moderater und kommen wieder auf die JF zurück, auf die Burschenschaften und selbst der arme Lucke muß herhalten.

Lehnen wir uns zurück und sehen wir ihnen entweder bei ihrem Artensterben oder bei ihrer Metamorphose zu, denn die Schlachtfelder der nahen Zukunft heißen nicht mehr "Baseballschläger".

Th.R.

19. August 2013 21:54

Typen wie der Duisburger Kellershohn, die das selbstangerichtete Chaos direkt vor der eigenen Haustür haben, sind es, die jetzt offenbar von Schuldgefühlen heimgesucht werden. Es muß für seinesgleichen eine harte Erfahrung sein, nunmehr, wo die Auflösung und der Zusammenbruch allgegenwärtig sind, zu erkennen, dass man an diesem psychologischen Vernichtungswerk gegen das eigene Volk mitgetan hat und im Innern ein Gefühl von Schuld langsam und brennend zu wühlen beginnt.

Einerlei, - es ist ohnehin alles zu spät. Das deutsche Volk ist Geschichte. Wir sind als Volk gescheitert.

Und wir sind als Volk gescheitert, weil wir mit Kellersohn und Konsorten nicht fertig geworden sind. Es ist der von Kellersohn & Co. geenterte Besatzersstaat, der uns fertig gemacht hat.

M.L.: Meine Güte... so wichtig ist er nun wieder auch nicht. Und nicht so depressiv, bitte!

Inselbauer

19. August 2013 23:04

Lieber Herr Lichtmesz, die Schweden-Connection ist schaurige Realität; und kein Staatsanwalt würde das glauben. Da darf man schon ein wenig depressiv werden.

M.L.: Erklären Sie das nochmal bitte, ich kapier nicht, was für einen Vorgang Sie hier beschreiben...

Heute beim Schwimmkurs der kleinen Tochter habe ich einen ehemaligen Redenschreiber eines so genannten konservativen Politikers, der mittlerweile in Rente ist, kennen gelernt. Er muss jetzt für grüne Weiber schaffen, und seine Tränensäcke sprechen eine deutliche Sprache.
Das System ist so faul, dass der größte Trottel es jederzeit satirisch hochgehen lassen kann. Darum ist es auch so tragisch, intelligente Leute wie Sie an einem solchen Schweinkram herumspötteln zu sehen.
In tiefer Depression erwarte ich rational überzeugt den Kollaps dieses lachhaften Systems.
Danach werden sie halt gezwungen sein, ganz offen die Kampfhunde auf uns loszulassen.

Hesperiolus

20. August 2013 12:49

"Rechts"-Sein muss gesellschaftlich re-legitimiert werden. Warum keine ganzseitige Anzeigen-Kampagne in der FAZ oder, wenn die es nicht annehmen sollte, wenigstens in der JF unter dem Motto "Gesicht zeigen": Fotoporträt ganzseitig, dazu drei Zeilen Ich bin kein Nazi. Ich bin Demokrat. Und ich bin rechts. Voran unverdächtige Köpfe der alten BR wie Scholl-Latour, Werner Münch usw., Mosebach und Botho Strauss sowieso, bis hin zu regionalen und lokalen Köpfen mit tadelloser Biographie.

Brunhilde

20. August 2013 14:04

@ Lieber Herr Lichtmesz,

ohne jede Ironie: Ich finde es überaus anerkennenswert, wie Sie mit Tapferkeit und hervorragendem (geistigem) Geschick gegen die aggressiv intoleranten Deutschlandabschaffer den (verlorenen?) Posten halten. Meinen moralischen Beistand haben Sie. Wir brauchen solche unbeugsamen Helden.

Vielleicht hatte ich mich oben missverständlich ausgedrückt. Aber mein Lob des „Junge Welt“-Artikels bzw. -Interviews des linken Duisburger Kellershohn zielt einzig und allein auf die Sachebene(!) seiner dortigen historischen und aktuellen Mitteilungen.

In dem Sinne, dass ich den Artikel gerne jedem von uns (Rechten), gerade den jüngeren, als Lektüre empfehlen möchte, um, wenn auch beleuchtet und bewertet von der gegnerischen Seite, die Entwicklung der heutigen „rechten Szene“ im Wesentlichen seit etwa 1983 (Gründung der Republikaner) inhaltlich und mit (bekannten und vielleicht unbekannten) Personennamen etikettiert nachvollziehen zu können. Wo und wann kann man so etwas über uns sonst schon lesen? Allerdings lese ich, außer der Tageszeitung Münchner Merkur, sonst auch keine linken Publikationen mehr. Ich fand das „Junge Welt“-Interview jedenfalls interessant und bemüht um sachliche Richtigkeit.

Aber natürlich stößt mich grundsätzlich dieser linke Typ Kellershohn moralisch absolut ab! – Das sind diese widerlichen Typen nicht nur an den Schaltstellen der öffentlichen Meinung, die die bedingungslose und entsetzliche Kapitulation ihres eigenen Volkes und ihre persönliche vollständige Unterwerfung mit aller lizensierten Macht der Sieger auch noch zu einem (moralischen) Sieg umdeuten, und allergisch intolerant gegen jede abweichende Meinung sind.

Rumpelstilzchen

20. August 2013 15:06

Die Hunde bellen. Die Karawane zieht weiter.

Aber, die grüne Karawane kommt gerade ins Stocken.

"Die Grünen befinden sich inmitten ihrer moralischen und programmatischen Kernschmelze"
schreibt Christian Füller in seinem Artikel "Befreites Menschenmaterial", der von der TAZ Redaktion zensiert wurde.

Hier hätte Spezi Kellershohn, genug Schnüffelarbeit zu leisten mit seinem Verein der Sozialforschung.
Den im Keller der Grünen liegen massenhaft Leichen. Welch ein Hohn !

Manuel M.

20. August 2013 23:15

Ein hervorragender Beitrag wie (fast) immer Herr Lichtmesz. Mit einem gewissen Grad an Anpassung hätten Sie es im hiesigen Medienbetrieb sicher weit bringen können (ich jedoch würde meine Seele auch nicht verkaufen).

KW

21. August 2013 11:36

Vielen Dank, Herr Lichtmez, habe einen schönen Vormittag gehabt, weil ich hier und da schmunzeln mußte, laut gelacht habe ich überdas Zitat von Michael Klonovski über seinen Rußlandeindruck und habe meinem russischen Mann das vorgelesen. Er mag Putin auch nicht sonderlich, aber so verrückt wie unsere Oberen, ob in Justiz, Politik oder Medien ist egal, so bekloppt im Kopf wie die ist er nicht.
Seit 1990 ist dieses Land im Sinkflug begriffen, weil an den Schaltstellen der Macht Landesverräter sitzen. Das System wankt bereits, weil es überall gleichermaßen zu solchen Zustandsbeschreibungen kommt. Und man soll sich auch nicht scheuen, auf die Schizophrenie der Agenda hinzuweisen, selbst nur bei Kommentaren zu entsprechenden Artikeln, es lesen mehr Menschen mit als wir uns vorstellen können.

Martin Lichtmesz

21. August 2013 12:20

Es ist schon alles gesagt worden, nur nicht von jedem. Dank an alle Teilnehmer.

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