Schreibtisch, Garten, Alltag (XVI): Tagebuch vom 13. März

5.45 Uhr -- Schlechte Nacht. Viel sinniert über Macht und Ohnmacht des Wortes und den daran ausgerichteten Rhythmus zwischen Schaffensdrang und Lähmung. Gelingt ein Text, strömt Kraft zu; wird er gelesen, endet die Einsamkeit des Schreibens; setzt er etwas in Gang, ertönt machtvoll der Ton der Werksglocke.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

7.30 Uhr – Rasche, kon­zen­trier­te Arbeit an jenem Fall, der das Nach­den­ken über den Wert des Publi­zie­rens erst aus­lös­te: Vor zwei Tagen ist Kirch­wey­he, einem Ort kurz vor Bre­men, ein fünf­und­zwan­zig­jäh­ri­ger Deut­scher von einer Hor­de tür­ki­scher Schlä­ger ins Koma gedro­schen wor­den. Es gibt kei­ne Hoff­nung auf Gene­sung mehr, das Gehirn ist zer­stört, die lebens­er­hal­ten­den Maschi­nen sol­len heu­te abge­stellt werden.

Der Fall ist lücken­los doku­men­tiert: Dani­el S. war mit ein paar Freun­den unter­wegs von einer Dis­co zur nächs­ten und hat­te für die­sen Orts­wech­sel einen Bus bestellt. Weils pro Mann bil­li­ger kommt, je mehr Fahr­gäs­te an Bord sind, mach­te man auch fünf ange­trun­ke­nen Tür­ken die Türe auf. Die fin­gen an zu pöbeln, dann zu schla­gen. Über ihre Mobil­te­le­fo­ne rie­fen sie Ver­stär­kung, und als der Bus in Kirch­wey­he vor der Dis­co hielt, war­te­te drau­ßen der Mob. Dani­el S. trat schlich­tend vor die Tür und wur­de so lan­ge trak­tiert, bis er mit zer­schmet­ter­tem Kopf lie­gen­blieb. Von den sechs mut­maß­li­chen Haupt­tä­tern war am Mor­gen nur noch einer in Gewahrsam.

Was ange­sichts die­ses Mords mit Ansa­ge unbe­greif­lich ist: Neben der Lokal­aus­ga­be der Bild­zei­tung und dem Weser­ku­rier hat kei­ne ein­zi­ge ande­re Zei­tung die­sen lupen­rei­nen Fall von deut­schen­feind­li­cher Aus­län­der­ge­walt zum The­ma gemacht. Alles spielt sich auf den Inter­net­sei­ten von poli­ti­cal­ly incor­rect, Jun­ger Frei­heit und Sezes­si­on ab, und Felix Men­zel hat die­sen Mord natür­lich in die Chro­nik unse­res Netz-Pro­jekts deutscheopfer.de aufgenommen.

11.50 Uhr – Kurz vor Mit­tag der Anruf eines befreun­de­ten Redak­teurs: Wie die­se neue Par­tei ein­zu­schät­zen sei, die „Alter­na­ti­ve für Deutsch­land“ um die Publi­zis­ten Kon­rad Adam und Alex­an­der Gau­land und die Euro-Kri­ti­ker Bernd Lucke und Joa­chim Star­bat­ty? Mei­ne Ant­wort ist so kon­ser­va­tiv, daß ich mir selbst ein biß­chen fremd wer­de, wäh­rend ich sie gebe: daß es näm­lich völ­lig egal sei, ob sich die­se Leu­te vor ihrem Ruhe­stand (nur Lucke ist jün­ger) je ein Bein aus­ge­ris­sen hät­ten für unser Land, egal also etwa Gau­lands Null-Enga­ge­ment für rech­te The­men, wäh­rend er Chef­re­dak­teur der Mär­ki­schen All­ge­mei­nen war – egal dies alles: wenn es ihnen nur jetzt gelän­ge, unser Land ein wenig vor dem zu bewah­ren, was der Kom­plex „Euro“ noch alles anrich­ten könnte

Sol­len sie also machen, sol­len sie sich ruhig ein biß­chen von uns und unse­ren Kirch­wey­he-The­men distan­zie­ren, wenn es ihnen dabei hilft, bis zur Bun­des­tags­wahl durch­zu­hal­ten und ein The­ma in den Focus zu rücken, das auf eta­blier­ter Sei­te schon als abge­hakt galt.

13.00 Uhr – In die letz­ten Feil­ar­bei­ten an der 53. Sezes­si­on platzt die Nach­richt, daß Mar­kus Bei­sicht, Chef von PRO-NRW, nur knapp einem Mord­an­schlag ent­kom­men sei: Die Poli­zei hat ges­tern Abend die mög­li­chen Täter – Sala­fis­ten, unter ihnen zwei kon­ver­tier­te Deut­sche – auf der Fahrt zur Woh­nung Bei­sichts stop­pen kön­nen, sie sei­nen durch eine Abhör­ak­ti­on auf­ge­flo­gen. Bei­sicht steht ab sofort unter Per­so­nen­schutz und will jetzt erst recht weitermachen.

16.10 Uhr – Druck­frei­ga­be für die Bild­in­nen­sei­ten und den Umschlag erteilt. „Wer ist der Gral?“ – viel­leicht reicht es die­ses Jahr wie­der nach Mann­heim zur Par­zi­val-Insze­nie­rung, die seit 1953 stets an Kar­frei­tag und Fron­leich­nam gege­ben wird und jenes Mys­te­ri­um her­vor­zu­brin­gen ver­mag, das auch in den end­lo­sen Lit­ur­gien tra­di­tio­nel­ler Got­tes­diens­te auf­schei­nen kann. Lan­ze, Opfer und Kelch – dort sind wir noch unter uns.

19.30 Uhr – Wei­ßer Rauch in Rom – ein Argen­ti­ni­er ist erwählt, Fran­zis­kus I. Gilt als „inter­es­siert an öko­lo­gi­schen Fra­gen“. Man hört, daß auf­ge­at­met, man spürt, daß ange­knüpft wird: Öko­lo­gie ist eine Art Welt­re­li­gi­on, der Glau­bens­kern der Zivil­ge­sell­schaft. Von hier ist’s nur ein klei­ner Schritt zur Öku­me­ne und zu jenen Papp­kar­ton-Got­tes­diens­ten, die Par­zi­val in einer moder­nen Insze­nie­rung auf sei­ner Suche nach dem Gral durch­rei­ten müßte.

23.05 Uhr – Der Bei­trag über Dani­el S. ist im Netz-Tage­buch seit zehn Uhr online und wur­de bis zum Abend vier­und­zwan­zig­tau­send Mal gele­sen. Das ist sehr viel. Das ist gar nichts.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (7)

Hartwig

15. März 2013 13:33

Die Macht des Wortes ... was bleibt sonst? Die Macht des Schwertes, oder wie wir sehen, der Faust, des Stiefels ...? Nicht meins.
Soll jeder ein paar mächtige Worte zu Papier bringen. Ausdrucken, 100mal, 300mal. Zusammenfalten und unter die Leute bringen. Unter die Scheibenwischer der Autos, in zugängliche Briefkästen, an den Pack-Tischen der Supermärkte auslegen. Es gehört nicht viel dazu, kein Mut, kein offenes Visier ...

Citizen Kane

15. März 2013 14:07

Was angesichts dieses Mords mit Ansage unbegreiflich ist:

Nach den Beschreibungen und Analysen Ihres Teams über den Zustand unserer huxley-/orwellesken Gesellschaft irritierte mich diese Aussage zunächst etwas. ( ein Erbsenzähler )

wenn es ihnen nur jetzt gelänge, unser Land ein wenig vor dem zu bewahren, was der Komplex „Euro“ noch alles anrichten könnte
Sollen sie also machen, sollen sie sich ruhig ein bißchen von uns und unseren Kirchweyhe-Themen distanzieren,

Fällt der Euro, fällt das System! Dieser Schlacht muss nun die volle Konzentration gelten.
Danach kann es weitergehen.

Rautenklausner

15. März 2013 14:11

Und wo bleibt da der Garten, der Alltag? Jetzt wissen Sie, wie es uns preußischen Kommunisten geht, um 5.45 morgens.

Citizen Kane

15. März 2013 14:42

Kleines Stimmungsbild, außerhalb des Leitthemas - oder nicht? - wenn ich darf.
Rautenklausner:

Und wo bleibt da der Garten, der Alltag?

Sehe gerade aus dem Fenster meines Büros auf die Deutsche Fahne in Nachbars Garten.
Trotzt seit Jahren dort der Witterung. Schon verblasst und verschlissen - aber sie weht!

Ein Fremder aus Elea

15. März 2013 15:56

Das mit dem Mordanschlag auf Beisicht haben sie aber gut getimt, ungefähr eine Stunde stand's bei der FAZ online auf der ersten Seite, dann kam Franziskus. Ist also quasi auch untergegangen.

Immerhin erwarte ich viel von Franziskus. Die Kirche kann ihren Einfluß ja schlecht durch Waffengewalt vergrößern, was bleibt da also anderes übrig, als das Volk hinter sich zu scharen? Und das könnte er, hat es wahrscheinlich sogar vor.

Inselbauer

15. März 2013 16:04

Es war ein verrückter Tag, aber man merkt schon, dass sich bestimmte Gewichte langsam verschieben. Der Old-School-DDR-Style der Massenmedien, samt Zugangsmanipulation kritischer Blogs und Aussagen der Staatsanwaltschaft zum Fall in Weyhe ("ein rechtsradikaler Hintergrund der Tat wird ausgeschlossen") stinkt so faustdick zum Himmel, dass es sogar einen neuen Papst grausen muss. Der hat übrigens gestern Leon Bloy zitiert, was man schon als gutes Zeichen werten kann.

Cicero

15. März 2013 16:38

So schlecht stehen die Chancen auf Veränderung in unserem Land gar nicht, untergründig ist einiges in Bewegung geraten. Und mit der "Alternative für Deutschland" formiert sich jetzt eine Bewegung, die unsere eigenen Interessen verteidigt. Die AfD wird sich natürlich zunächst gegen alles Rechte abgrenzen müssen, um der Nazi-Keule zu entgehen, aber immerhin könnte jetzt auf der bürgerlichen Seite rechts von der inzwischen linken CDU eine Partei entstehen, die sich dann später dann auch anderer Themen annimmt. Die Fragen um den Euro und die Abgabe nationaler Souveränität nach Brüssel sind jetzt aber in der Tat vordringlich vor allen anderen. Wie schon Citizen Kane schreibt, muss ihnen die volle Konzentration der AfD gelten.

Der feige Mord von Kirchweyhe, der dem jungen Daniel das Leben kostete, macht wütend und traurig, mein Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Neben der eigentlichen Tat macht insbesondere wütend, das diese abscheuliche Tat keinen "Aufschrei" bei den professionellen Gutmenschen auslöst, sondern weitgehend totgeschwiegen wird. Wo flapsige Bemerkungen angeheiterter - und zuvor provozierter - Männer zu fortgeschrittener Stunde wochenlange Empörungswellen auslösen, ist bei den Gutmenschen-Medien beim Totschlag eines Deutschen durch einen türkischen Mob nichts zu hören. Auf diese Typen bei den MSM sind wir im Zeitalter des WWW aber zum Glück nicht mehr angewiesen, das Netz ist voll von Berichten über die Untat von Kirchweihe und wie ich lese, sind auch von der Identitären Bewegung bereits Aktionen dazu geplant, das Schweigegebot der MSM zu durchbrechen. Die Macht wird umverteilt!

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