Danke, Junge Welt!

Ich hätte nie gedacht, daß ich mich einmal für die Junge Welt begeistern könnte, aber nun muß ich wirklich den Hut ziehen...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

für die unglaub­lich fre­che Titel­sei­te vom 13. August zu 50 Jah­re Mau­er­bau. Über einem Bild mit bewaff­ne­ten NVA-Sol­da­ten steht da auf rotem Hin­ter­grund  “Wir sagen ein­fach mal DANKE”, und dann wird kata­lo­gi­siert, was die Genos­sen an der DDR anhei­melt und an der Wes­si­re­pu­blik so rich­tig ankotzt:

DANKE

für 28 Jah­re Frie­dens­si­che­rung in Europa
für 28 Jah­re ohne Betei­li­gung deut­scher Sol­da­ten an Kriegseinsätzen
für 28 Jah­re ohne Hartz IV und Erwerbslosigkeit
für 28 Jah­re ohne Obdach­lo­sig­keit, Sup­pen­kü­chen und »Tafeln«
für 28 Jah­re Ver­sor­gung mit Krip­pen- und Kindergartenplätzen
für 28 Jah­re ohne Neo­na­zi­pla­ka­te »GAS geben« in der deut­schen Hauptstadt
für 28 Jah­re Geschichts­wis­sen­schaft statt Guidoknoppgeschichtchen
für 28 Jah­re Club Cola und FKK
für 28 Jah­re ohne Hedge­fonds und Private-Equity-Heuschrecken
für 28 Jah­re ohne Pra­xis­ge­bühr und Zwei-Klassen-Medizin
für 28 Jah­re Hohen­schön­hau­sen ohne Huber­tus Knabe
für 28 Jah­re mun­te­ren Sex ohne »Feucht­ge­bie­te« und Bild-Fachwissen
für 28 Jah­re Bil­dung für alle

Das ist nicht nur so lus­tig, als hät­te es sich die Tita­nic aus­ge­dacht, es ist auch unend­lich erfri­schend ange­sichts des unsäg­li­chen Geschwa­fels und der wohl­fei­len Instru­men­ta­li­sie­run­gen, die in den letz­ten Tagen von all die­sen End­stu­fe­pro­duk­ten von 60 Jah­ren BRD zu hören waren. Da ste­hen sie nun tri­um­phie­rend vor den Trüm­mern der Ber­li­ner Mau­er und der DDR wie japa­ni­sche Tou­ris­ten und klop­fen sich auf die Schul­tern: Was sind wir doch nun so viel schlau­er als frü­her, und so viel bes­se­re Men­schen, der Sinn der Geschich­te erfüllt sich end­lich in der “bun­ten Repu­blik” und unse­ren Schwammgesichtern!

Den Vogel schoß natür­lich wie­der das Schaf im Wulffs­pelz ab, das auch dies­mal die Gele­gen­heit nicht aus­ließ, mal eben gewohnt sub­til zu sei­nem Lieb­lings­the­ma abzubiegen:

Er beton­te: „Die Erin­ne­rung an die Leben ersti­cken­de Mau­er mahnt uns, die Offen­heit unse­rer heu­ti­gen Welt und die Prä­senz des Frem­den in ihr aus­zu­hal­ten, auch wenn es häu­fig anstren­gend sein mag.“ Offen­heit und die Bereit­schaft einer Gesell­schaft, sich zu ver­än­dern, wür­den am Ende belohnt. „All dies erfor­dert Mut.“ Der Bun­des­prä­si­dent beton­te, das Stre­ben nach „mehr wirk­li­cher Frei­heit“ bedeu­te Ent­fal­tungs­mög­lich­kei­ten für jeden. Die nach Deutsch­land gekom­me­nen müss­ten bes­ser inte­griert wer­den. „Mehr aus sich zu machen, muss tat­säch­lich allen mög­lich sein.“

Wenn ich sol­ches jeder Beschrei­bung spot­ten­des Gedresch­dön­se lese, dann wün­sche ich mir nicht nur auf der Stel­le die Mau­er und die NVA zurück, son­dern fra­ge mich über­haupt, ob die Ost­erwei­te­rung der BRD (“D‑Mark-Impe­ria­lis­mus” nann­te das Haber­mas damals) auf das Gebiet der DDR von 1990ff wirk­lich eine so doll gute Idee war.

Der Kom­mu­nis­mus hat sich kul­tu­rell gese­hen weit­aus weni­ger destruk­tiv aus­ge­wirkt, als das west­li­che Sys­tem. Nicht, daß er sich kei­ne Mühe gege­ben hät­te: aber selbst auf die­sem Gebiet hat er es nur zum Tra­bi gebracht. Im Gegen­teil zeigt sich heu­te, daß der Kom­mu­nis­mus in Ost­eu­ro­pa trotz aller “Fortschritts”-Rhetorik eher eine kon­ser­vie­ren­de, fast schon kat­echon­ti­sche Wir­kung hat­te, die einen sogar die DDR in einem rüh­rend ver­klär­ten Licht erschei­nen läßt. Der Scha­den an der Sub­stanz der Völ­ker ging nir­gend­wo so tief wie im Wes­ten. In Bres­lau fah­ren heu­te gan­ze Arma­das von Kin­der­wä­gen mit blon­den Babies durch die Stadt, geführt von jun­gen Müt­tern, die sonn­tags in die Kir­che gehen, den Papst lie­ben, sogar wenn er Deut­scher ist, und den Sozia­lis­mus hassen.

Wenn Deutsch­land heu­te so wäre wie Polen, wäre es ein viel glück­li­che­res Land. Und wenn ganz Deutsch­land heu­te so wäre wie die ehe­ma­li­gen Gebie­te der DDR, wäre es ein viel deut­sche­res Land. In dem 3sat-Bericht über die Sezes­si­on wur­de behaup­tet, ich träu­me “vom gesell­schaft­li­chen Umbruch, der in Ost­deutsch­land sei­nen Anfang neh­men soll”. Wie die Macher dar­auf kom­men, weiß ich nicht, aber die Idee ist gar nicht ver­kehrt. Kubit­schek und Kositza wis­sen schon, war­um sie zu Wahl-Ossis wur­den.  Schon lan­ge fra­ge ich mich, ob die Mau­er iro­ni­scher­wei­se nicht eher doch ein “anti-anti­fa­schis­ti­scher”, auf jeden Fall aber ein “anti-anti­deut­scher Schutz­wall” war. Ich moch­te die Ossis und ihre Men­ta­li­tät immer sehr gern. Es ist etwas in ihrer See­le erhal­ten geblie­ben, das den West­deut­schen durch Kon­su­mis­mus, Libe­ra­lis­mus und Ame­ri­ka­nis­mus gründ­lich zer­stört wurde.

Ein aus der DDR stam­men­der Bekann­ter schreibt mir heute:

Ich war kürz­lich in Leip­zig, Alten­burg, Hal­le und – als End­ziel – bei mei­ner Schwes­ter, die ganz idyl­lisch in einem vogt­län­di­schen Dorf wohnt. Es war ein Auf­tan­ken! Mit­tel­deutsch­land ver­fügt über einen beträcht­li­chen kul­tur­his­to­ri­schen Reich­tum, immer noch.

Es gab und gibt frei­lich Ten­den­zen, die schlech­ten Sei­ten der DDR zu ver­harm­lo­sen und zu recht­fer­ti­gen, vor allem weil die­se ja recht rei­bungs­los ins BRD-Sys­tem über­führt wur­den: der Gesin­nungs­druck, der ideo­lo­gi­sche Anti­fa­schis­mus, die okku­pier­ten Geschichts­bil­der, der par­tei­li­che und media­le Ein­heits­matsch, der Glau­be an die erzie­he­ri­sche All­macht des Staa­tes usw. Aber schon Armin Moh­ler hat in der zwei­ten Auf­la­ge sei­nes “Nasen­rings” aus dem Jahr 1991 davor gewarnt, die Refle­xe und Druck­mit­tel der “Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung” nun die auf die DDR auszudehnen.

Nun trifft die Jun­ge Welt eine “poli­ti­cal cor­rect­ness”-Keu­le aus einem uner­war­te­ten Eck. Die JF berichtet:

31 Künst­ler, Poli­ti­ker, Schrift­stel­ler, Bür­ger­recht­ler, Wis­sen­schaft­ler und Mau­er­op­fer haben die Füh­rung der Links­par­tei in einem offe­nen Brief auf­ge­for­dert, sich von der Tages­zei­tung Jun­ge Welt (JW) zu distan­zie­ren. Am Ende des zwei­sei­ti­gen Schrei­bens wer­den Gesi­ne Lötzsch, Klaus Ernst und Gre­gor Gysi auf­ge­for­dert, der JW kei­ne Inter­views mehr zu geben und in ihr kei­ne Anzei­gen mehr zu schalten.

Der­glei­chen “Distanzierungs”-Gemecker und Zei­ge­fin­ger­schwin­gen haben wir auf dem rive droi­te zig­mal erlebt, und schon allein aus die­ser Erfah­rung her­aus applau­die­re ich bei­nah reflex­ar­tig, von der rich­tigs­ten aller Sei­ten aus, soli­da­ri­sie­re mich hier­mit aus­nahms­wei­se mit den roten Genos­sen und beglück­wün­sche sie zu der gelun­ge­nen Pro­vo­ka­ti­on, deren es in der ver­mer­kel­wulff­ten Repu­blik lei­der all­zu­we­ni­ge gibt.
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Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (53)

Toni Roidl

19. August 2011 10:03

Danke, Lichtmesz. Freue mich jedesmal, neues von meinem Lieblingsautor der Sezession zu lesen! Blumenstrauß!

Lars

19. August 2011 10:14

Herr Lichtmesz, sie schreiben mir aus der Seele. Besten Dank! Als beruflich nach West-West-Deutschland in das schreckliche NRW Vertriebener empfinde ich genauso wie Ihr DDR-Bekannter. Jeder Besuch in meiner Heimat bei Verwandten und Freunden schürt die Sehnsucht, aber läßt mich auch Kraft schöpfen. Ich arbeite jeden Tag dafür, mit meiner Familie irgendwann wieder heimzukehren.

Und das Erleben des Ostländer wie Polen oder dem Baltikum zeigt einem wie es wäre, ohne ausländisches Pack unter seinesgleichen mit einem starken Selbstbewußtsein und Kultur zu leben. Ich habe jedenfalls sehr gut über den JW-Aufmacher gelacht! Etwas, was diesen mittelmäßigen Politik- und sonstigen Gestalten völlig abgeht in ihrer Schwaffelrhetorik.

Unke

19. August 2011 10:20

Huch, der Papst ist katholisch!

Bei derlei Empörungsritualen (unser Vorzeige- Broder wieder mal ganz vorne dran) frage ich mich was die eigentlich erwarten?
Wenn Nachfolgeorganisationen der SED und deren Umfeld Verständnis für die Mauer aufbringen ist das ja nicht wirklich überraschend. Überraschend -und erheiternd- fand ich vielmehr, dass sich die Systempresse "wundert", wenn SED-Anhänger die Mauer gutheißen.

Diese mediale (also künstliche) Empörung wird immer(!) durch eine Abweichung von der gerade aktuellen moralischen Leitlinie des kulturmarxistischen Hegemons verursacht. Und der nimmt auf Details keine Rücksicht; man könnte auch von Vulgärmarxismus sprechen (macht ja auch Sinn; schließlich soll die Richtlinien auch der verklippschulte Jungredakteur umsetzen können). Wenn es also heisst "der Bev. gegenüber ist die Abscheu gegen die Mauer auszudrücken" oder so, dann sind Abweichler wieder auf Kurs zu bringen. Q.e.d.

.
P.S.

Ich mochte die Ossis und ihre Mentalität immer sehr gern.

Ich nicht. Aber so unterschiedlich sind halt die Geschmäcker.

a.t.

19. August 2011 10:35

Hervorragend.
Bizarrerweise habe ich genau diese Gedankengaenge in den letzten Tagen gehabt.
Nachdem ich ersteinmal Blutdrucksenker brauchte, ueberkam mich ob der reichlich aufgesetzten Erregung in den MSM ein altbekanntes Gefuehl.
Naemlich genau der von Lichtmesz beschriebene Ekel ob der unertraeglichen verwullfft- und vermerkelten Lauheit, die diese Tuntes-Republik vom Mark her befallen hat.
So eine Ansage und ein Bekenntnis zu der eigenen "poehsen" Ueberzeugung und Identitaet - auch wenn ich diese nicht im mindesten teile - noetigt Respekt ab.
Ganz im Gegensatz zu den fahlen Phrasendreschern, welche sich einen antideutschen, fahnenbepissenden Gruenbessermenschenmob als Haustiere halten und bestaendig vom "palaestinensischen Volk" (als ob es sowas je gegeben haette) faseln, waehrend sie gleichzeitig niemals von dem eigenen deutschen Volk, sondern den "Menschen draussen im Lande" sprechen.
Dieses Land ist ein sich selbstzerstoerendes Irrenhaus geworden. Punkt.

Martin

19. August 2011 10:43

Werter Namensvetter,

Sie fragen sich, warum im die Macher des 3Sat Berichts Ihnen einen "Traum vom Umbruch aus Ostdeutschland" untergeschoben haben?

Ganz einfach, weil diese Vorstellung pure NPD- Ideologie ist - genau deshalb. Die NPD betrachtet "Mitteldeutschland" auch als den letzten wahren "Rassekern" von Deutschland und sieht daher auch nur dort die Chance, das "Deutsche" zu erhalten und ggf. zu erneuern.

Bravo, mit Ihrer Freude über die Provokation der Kommies reden Sie also den staatsfinanzierten Zersetzern der rechten politischen Bewegung, den VS- gesteuerten Propaganda-Vorzeige-Nazis das Wort.

Ich schätze Ihre Beiträge, aber dieses kindlich naive abfeiern einer SED-Geschmacklosigkeit als erfrischende Provokation gibt jeden wieder einmal recht, der sagt, dass sich NPD und SED im Grunde nur wenig unterscheiden (was ja auch letztlich stimmt - nur wird daraus dann wieder der Rückschluss auf alles "rechte" gezogen).

Sie, als Liebhaber von Kulturerzeugnissen wie Filme, Musik etc., müssten eigentlich wissen, dass die DDR sich gar nicht mal so sehr wegen der mangelnden wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit abgeschafft hat, sondern wegen Ihrer kulturellen Spießigkeit, die jeden und alles auf "Linie" bringen wollte - von dieser Art der "Gängelung" (haben Sie mal der "Turm" gelesen?), welche Sie zutreffend in Ihrem Beitrag erkannt haben, sind wir in Deutschland trotz aller Maulkorbversuche etc. noch Lichtjahre entfernt. Leute wie Sie, wären diskret gegen Westdevisen abgeschoben worden - so siehts aus und daher ging Ihre Freude an der Provokation diesmal nach hinten los. Mal ein bisschen runter vom Gas ...

Morgen bin ich in Leipzig und diese Stadt ist mittlerweile kaum einen deut besser, als die meisten Weststädte, auch wenn dort sogar "Blood Axis" auftreten darf - so was in der Art hätte es vor 90 nie gegeben und hätte es auch jetzt nicht gegeben, wenn es nach der SEDPDSLINKE ginge, die aber ja so schön (ungewollt) das "deutsche" bewahrt haben soll ...

... Das es in Polen tatsächlich etwas anders aussieht, haben die Polen in erster Linie der katholischen Kirche zu verdanken und bestimmt nicht dem "Sozialismus" und der "Mauer" ...

Gruß
Martin


M.L.: "Kindlich naiv", wie putzig, danke für die Blumen, und auch sonst müssen Sie mich ja für einen glänzenden Idioten halten. Was für eine Bezeichnung finde ich nun für Sie? Ich gebe Ihnen vor allem den Tip, das Ganze zu lesen, wie es gemeint ist, nämlich cum grano salis. In erster Linie geht es mir darum, daß mir "political correctness" von jeder Seite zuwider ist, und noch mehr die Wulffisierung des Mauerandenkens. Was die ernster gemeinteren Teile betrifft, so habe ich ja deutlich gesagt, daß die faktische "konservierende" Wirkung des Kommunismus eher ein unfreiwilliger Effekt war, eine Ironie der Geschichte quasi. Wäre Polen nach 1945 ein westlicher Staat geworden, dann wäre es genauso rasch zermürbt worden wie die BRD. Inzwischen sind sie ja am besten Wege dahin, auf unser Niveau hinabzusinken. Der Kommunismus konnte noch Widerstandskräfte wecken, wo der Liberalismus "sanfter", aber viel gründlicher einwirkte. Sie können also nicht ernsthaft glauben, daß ich hier dem Sozialismus oder der DDR prinzipiell das Wort rede. Wenn Teile der NPD Mitteldeutschland (ohne Anführungsstriche) für den geeigneten Boden halten, das Deutsche (ohne Anführungsstriche) zu erneuern, dann ist das ein nachvollziehbarer Gedanke. Was schert mich da der VS?

Martin

19. August 2011 12:39

Sehr geehrter Herr Lichtmesz,

ich halte Sie für keinen "glänzenden Idioten" und mir ist ebenso klar, dass man auf einen Artikel, wie den von der "jungen Welt", nur auf zwei Arten aus "rechter" Sicht angemessen reagieren kann:

1. Man sagt gar nichts dazu

oder

2. Man spendet den Schreibern & Konsorten Applaus - Applaus aus einer Ecke, die sie am "liebsten" haben ... denn darüber ärgern sie sich dann am meisten ...

In diesem konkreten Fall halte ich Variante 1 für besser oder wenn 2, dann nicht in der Form, dass man fast schon, zugespitzt formuliert, den Herren wirklich dankbar sein muss, für ihre "Konservierung" von ethnischen Bevölkerungsteilen Europas ... obwohl das nie deren Absicht war sondern eher ganz das Gegenteil.

Und hier bin ich, aus deutscher Sicht, eher anderer Meinung. Durch die Mauer wurde der westdeutschen Wirtschaft und auch dem Land an sich so viel an Entwicklungsmöglichkeit genommen, dass man noch viel eher und schneller für Zuzug von Ausländern sorgte, als man es irgendwann ohnehin wohl getan hätte ... die Mauer erst 1975 oder später oder überhaupt nicht und GANZ Deutschland würde heute anders aussehen.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die DDR in erster Linie gegenseitige Sozialkontrolle, Spießigkeit, kulturelle Einöde und den Muff von Kehrwochen (auch wenn das ein genuin schwäbischer Begriff ist) etc. konserviert hat - jeder, der halbwegs bei Sinnen war, hat daher auch versucht, diesem System der Gängelung, der "erdrückenden Fürsorge", zu entkommen, sei es durch Flucht oder durch den "Datschengang" analog "Waldgang" ... Wer sowas also mag, wohl bekomms ...

Lichtbanner

19. August 2011 13:25

Morgen bin ich in Leipzig und diese Stadt ist mittlerweile kaum einen deut besser, als die meisten Weststädte, auch wenn dort sogar(!) „Blood Axis“ auftreten darf – so was in der Art hätte es vor 90 nie gegeben und hätte es auch jetzt nicht gegeben, wenn es nach der SEDPDSLINKE ginge, die aber ja so schön (ungewollt) das „deutsche“ bewahrt haben soll …

@Martin(nicht Lichtmesz):
Ich möchte auf Ihr moralinsaures Geschreibsel garnicht länger eingehen, nur soviel: das Blood Axis überhaupt noch die Möglichkeit haben, in der BRD aufzutreten, ist einzig und allein dem Umstand zu verdanken, dass es so etwas wie die DDR gab.

Nirgendwo sonst, als in der ehemaligen DDR ist es heutzutage noch möglich, Musikprojekte aus dem Bereich "Neo-Folk", "Military-Pop" und "Industrial" ohne Störungen und Unterbrechungen durch antifanteuse Gutmenschen-Boykotte und Lichterketten "über die Bühne zu bringen"!

Ausgesprochen deutsche Musikprojekte wie Orplid, Sonne Hagal, Forseti, Darkwood oder Leger des Heils sind nicht nur, aber zum größten Teil wohl doch dem Umstand einer untergegangenen DDR zu verdanken. Keines dieser Musikprojekte hat seine Wurzeln in der "Westzone"!

Insofern kann ich Martin's(jetzt Lichtmesz) Ausführungen nur voll und ganz zustimmen!

S. Wunder

19. August 2011 13:27

Die von der Zeitung angegebenen mutmaßlichen Gründe für Dankbarkeit sind doch nicht ernstzunehmen. Deutsche Soldaten in unnötigen Kriegseinsätzen gab es z.B. auch in der DDR in Form von einigen tausend "Militärberatern", die u.a. in Angola und Mosambik möglicherweise mehr Gefechtserfahrung sammelten als die Bundeswehr es gegenwärtig in Afghanistan tut.

Wirklich provokativ wäre es gewesen, wenn man sich für die tatsächlichen Leistungen der DDR bedankt hätte, u.a. die rein an nationalen Interessen ausgerichtete Bevölkerungs- und Ausländerpolitik. Soviel Provokation wollte man aber offenbar weder der eigenen Klientel noch der deutschen Öffentlichkeit zumuten.

H. M. Richter

19. August 2011 13:29

Natürlich stimmt es: Der Sozialismus/Kommunismus brachte in den betreffenden Ländern "Konservierendes" mit sich.

Während sich die Masse der Westdeutschen Ländern wie Italien, Spanien usw. als Urlaubsregionen aussuchte, gab es wenige, die sich beispielweise bereits in den 70er Jahren aufmachten, um ein letztes Mal den Geruch von Dampflokomotiven unverfälscht einatmen zu können oder in den Treppenhäusern exat jenen Bohnerwachsgeruch aus ihrer Kindheit wiederfinden zu können, der sie begleitete, als sie hastig die Treppen hinunter in die Luftschutzräume flüchten mußten. Auch von außen waren in Erdbodennähe die "LSK"-Buchstaben noch zu erkennen. Verußt und verdreckt zwar, aber deutlich sichtbar.

Ursache davon war der Mangel an allem sowie die absolute Abschottung.

So kam es, daß Ende 1989 noch die Einschußlöcher aus dem Jahr 1945 in den Wänden der Häuser zu sehen waren, an Häusern, die seit fast einem halben Jahrhundert nie saniert worden waren, daß die Armee Stiefelhosen trug und die Bahn schlicht und ergreifend noch Reichsbahn hieß.

Und die DDR, wie sich für viele dort Lebende erst hinterher schmerzlich herausstellte, der deutschere Staat war.

Sie wollten ein vereinigtes Deutschland und mußten sich nicht wenig wundern, was sie bekamen.

Spätere Zeite werden wissen, ob in der deutschen Geschichte mit dem "Wir sind das Volk"-Ruf zum letzten Male etwas aufschien ...

Martin

19. August 2011 15:10

Lichtbanner,

Sie machen den Bock zum Gärtner. Das es in den "neuen Ländern" mehr Offenheit für die diversesten Strömungen der Kultur und Subkultur gibt, hat nun wahrlich nichts mit der DDR im engeren Sinn zu tun, als vielmehr mit der Tatsache, dass sich die Leute es nicht mehr so ohne weiteres gefallen lassen, dass man auch nach 89 noch versucht, ihnen vorzuschreiben, was ihnen zu bekommen hat oder nicht. Eine große, offizielle kulturelle Vielfallt hat es im Osten ohnehin nicht bis 89 gegeben, sonst wären nicht so viele Künstler abgehaut oder sogar rausgeworfen worden - um so mehr brach dann die unterdrückte Subkultur nach 89 zu Tage, aber, sie war eben bis dato vom Staat unterdrückt! Ursache und Wirkung sollte man schon auseinanderhalten.

Die Nachfolger der SED sind auch heute noch an vorderster Fornt zu finden, wenn es darum geht, kulturelle Veranstaltungen zu verhindern, so auch im konkreten Fall.

Nennen Sie es moralinsauer oder sonstwas: Diese in rechten Kreisen zunehmende "Verklärung" der DDR geht mir langsam aber sicher auf die Nerven, daher auch meine Antwort auf Lichtmesz´ "Gloriosa" auf den Tabubruch und den scheinbaren Stoß gegen die p.c.

Wenn das ganze Projekt der "neuen Rechten", mangels offensichtlicher Beteiligung aus dem Westen, zu einer reinen Selbsthilfegruppe von Ostzonalen wird, die mit der Marktwirtschaft nicht zu recht kommen und daher für alles den Papa Staat brauchen (oder "rübergemachte" Wessis resp. Ösis, die ihnen den Weg zeigen), dann steige ich aus ...

Ich bleibe dabei: Manchmal ist gar nichts sagen besser, als Bolschewisten das Wort zu reden.


M.L.: Nochmal: niemand "verklärt die DDR", niemand "redet Bolschewisten das Wort". Auch Lichtbanner muß ich rechtgeben: daß die deutsche Neofolkwelle der späten Neunziger aus dem Osten kam, ist gewiß kein Zufall. Die DDR-Prägung werden alle bestätigen, die daran teilnahmen. Daß Mitteldeutschland im Schnitt "deutscher" geblieben ist, geschah sowohl trotz als auch mit der DDR.

Jakob Schwarzkopf

19. August 2011 15:40

Lustig, eine Diskussion über Pro und Kontra des SED-Regimes. Wir können ja einen Blog der engagierten Guidoknoppisten-Laberbacken aufmachen. Bolschewisten wird das Wort geredet: Mon Dieu, man reiche mir das Tempo (oder meinetwegen auch das ostelbische Pendant)!
Lest den Artikel und freut Euch drüber, dass darin Humor zu finden ist. Selten in Deutschland, und auf der Rechten und Linken noch mehr!

H. M. Richter

19. August 2011 16:17

"Daß Mitteldeutschland im Schnitt „deutscher“ geblieben ist, geschah sowohl trotz als auch mit der DDR."

Dies stimmt.

Wahr ist aber auch - und sollte deshalb hinzugefügt werden dürfen -, daß es gerade auch gegen die DDR und ihrer Machthaber geschah, was über "trotz" noch etwas hinausgeht.

Nicht wenige, die dort lebten, blieben bis zum Staatsuntergang anderen Werten verpflichtet. Es waren jene Werte, die von oben als "bürgerlich" bekämpft wurden.

Der sonntägliche Gottesdienstgang gehörte dazu ebenso wie der demonstrative Jubel bei Wagner-Aufführungen, die Nietzsche-Lektüre wie der offene Beifall während der "Stalker"-Filmvorführungen, die Pflege der Musik Johann Sebastian Bachs wie die Beschäftigung mit regionalgeschichtlichen Themen. Und vieles mehr.

Deutscher also "trotz", "mit" als auch gegen die DDR.

Was am Befund nichts ändert ...

Martin

19. August 2011 16:33

Auch hier kann ich es nicht mehr hören, dass die DDR angeblich "deutscher" war, als der Rest des Landes ...

Woran wird das eigentlich fest gemacht? Dass es außer "Fidschis" kaum Ausländer gab und "Pizza" noch nicht das Nationalgericht war? Das es nicht üblich war, der Bedienung Trinkgeld zu geben oder was?

Erzählen Sie mal einem Bayern, dass er weniger deutsch als ein Ossi sei - der wird darauf bestenfalls antworten, dass das eh alles Preißn san ...

Als Begleiter der Neofolk Szene seit Ende der 80er Jahre war ich sehr oft bei Konzerten in den fnL ... die Bewegung begann aus meiner Sicht mit englischen Bands wie Current 93, Sol Invictus und vor allem Death in June, also mit absolut nichts "deutschem" - diese Gruppen waren aber Anfang der 90er im Westen schon fast wieder "out" ebenso wie die ganze "Gruft-" und "Dark-Wave-" Bewegung im Westen Ende der 80er Jahre eigentlich fast wieder vorbei war (bis auf kleinere Inseln im Westen - aber als im Alltag beobachtbarer Trend war es eigentlich durch) - hier hat der Osten in der Tat "konservierend" gewirkt, da dort Jugendmodetrends nicht so schnell durchgelaufen sind, wie im Westen (aber auch nicht erst so früh ankamen). Der "Ost-Grufti" hat die Sache (und ich kannte eine Menge davon) deutlich ernster genommen, als der Westler ...

Der "Osten" wirkte dann nach dem Mauerfall auch entsprechend inspirierend und reaktivierend auf die "Westszene" ... (die Besuchergruppen aus dem Osten haben bspw. die Etage in Bayreuth maßgeblich mit am Leben erhalten und für Nachwuchs auch im Westen gesorgt).

Richtige Dark Wave Bands und erste Neofolk Bands, die überregional bekannt wurden, kamen am Anfang aber aus dem Westen - ich will nur Invincible Spirit für den Dark Wave Bereich und als Death in June Abklatsch "In my Rosary" oder aber "Hekate" nennen (die "Bayreuther Szene" lasse ich mal außen vor), die es bereits vor den "Ost-Bands" gab oder die zumindest in der Szene davor bekannt waren - klar, diese Bands wurden durch die dann später in den 90er Jahren an die Öffentlichkeit tretenden Bands wie vor allem Forseti glattweg an die Wand gespielt, weil die "Ostbands" im Gegensatz zu den Westbands zumeist wussten, wie man ein Musikinstrument spielt ... etwas besonderes "deutsches" kann ich daraus aber auch nicht abgwinnen ... der Folk ist im Gegenteil eher etwas typisches aus dem ach so verhassten Westen ...

Ich jedenfalls beneide keinen darum, dass er in Dunkeldeutschland groß geworden ist, lass mir aber auch nicht einreden, dass die BRD eine von Anfang an geplante kollektive Veranstaltung zum Volkstod gewesen sein soll und die DDR ein Hort des wie auch immer aussehnden Deutschtums ...

Die DDR war die verlängerte Werkbank der Sowjetunion und Restdeutschland war der Vasall des Westens - es ist müßig darüber zu streiten, wer jetzt nach 45 "deutscher" war ...

M.L.: Na gut, es war nicht alles schlecht in der BRD! ;)

Jakob Schwarzkopf

19. August 2011 17:27

Der einzige, der darüber streitet, bist Du!

Sympathieträger

19. August 2011 18:16

"...es ist müßig darüber zu streiten, wer jetzt nach 45 „deutscher“ war …"

Hier irrt der Martin, ganz gewaltig. Schade, daß ihr Euch auf sowas rausreden müßt.

Ich bin auf eine "Eliteschule" mit frühkindlichem Russischunterricht gegangen, doch so vergammelt amerikanisch wie Ihr West-Besatzerkinder wurdet, sind wir selbst da nicht russisch infiziert worden.

Dummgeschwätz ist das Privileg des Bundesbürgers.
Die eigene Unwissenheit heraushängen zu lassen,
verhindert die Einheit, wie sie jede Vernunft behindert.

Michael

19. August 2011 18:53

spürt ihr nicht den "keil" ?

Toni Roidl

19. August 2011 19:35

»Es war nicht alles schlecht in der BRD« - hahaha!!! Der war gut!

Martin

19. August 2011 19:36

Sympathieträger,

wenn es Ihrem Selbstbewusstsein weiterhilft, dass man auf einer DDR "Eliteschule" (= Die Eltern waren Mitläufer und Parteigänger und man selbst hat auch immer schön brav "ja" gesagt; Ausnahmen bestätigen die Regel) "deutscher" wurde, als der Rest der Republik, bitte sehr - aber durch ein mantrisches Wiederholen von mit nichts belegbaren Ansichten (hier: die DDR hat "deutsches" besser konserviert als der Westen), wird die Sache auch nicht besser. Willkommen im neu-rechten bullshit-bingo also ... (hat man aber wohl auch nötig, da man die eigene Mehrheitsklientel mit solchen Floskeln bedienen muss) ...

Das schöne an Deutschland war (und ist), dass es ein genuin "multi-kulturelles" Land im besten Sinne war (da es damit einen Kulturkreis gebildet hat), dass in seinen Regionen einen sehr hohen Grad an Vielfalt hatte und zum großen Teil auch hat - nur ein Preuße mit zentralistischer Staatserfahrung definiert natürlich deutsch nur so, wie er es meint, dass es zu sein hat, ohne über den Tellerrand hinaus schauen zu müssen, geschweige denn es überhaupt zu können. Nicht umsonst trifft der Preuße in fast allen anderen Teilen Deutschlands auf eher mitleidiges Lächeln - selbst in Sachsen.

Ceterum censeo: Der Junge Welt Artikel war selbstreferenzielles fishing for compliments in den eigenen Reihen und wer meint, sich dem anschließen zu müssen und darin Humor zu finden, bitte, aber dann will ich nichts mehr davon hören, wenn die Gegenseite sich - wie immer - bei entsprechender Gelegenheit nicht zu so einer Großzügigkeit herab lässt ...

Lynn

19. August 2011 19:43

Es nützt nichts, wenn wir hier anfangen Ost/Mitteldeutsche gegen die Westdeutschen auszuspielen.

Und Die Linke? ... Sie wird nun auch Opfer von der politischen Korrektheit. Ändern wird das gar nichts. Und auch die Distanzierung war in diesem Falle eine vorhersehbare Aktion im postdemokratischen Du/Ihr-machst-das-ich-muss-darauf-so-und-so-antworten - Politikverständnis. Ernst nehme ich das definitiv nicht.

Nun liegt es an uns Rechten: Wir sollten keine "Wege zum Kommunismus" suchen, sondern das Ziel verfolgen, die deutsche Identität vor dem Aussterben zu bewahren.

Faserland

19. August 2011 20:08

Ich finde den Ansatz von Herrn Lichtmesz voellig richtig. Wer Redefreiheit einfordert, muss das auch fuer die Gegenseite tun und sich vom vermerkelwulfften (grandios!) Zeigefinger fernhalten. Und Provokation ist auch im eigenen Lager wichtig. Was die Beitraege von Herrn Lichtmesz angeht, halte ich es mit Toni Roidl.

Aber das Gerede vom ach so deutschen Osten kann ich auch nicht mehr hoeren. Ich halte in den meisten Faellen die Warnehmung fuer verzerrt. Ganz charakteristisch zum Beispiel bei dem von Herrn Lichtmesz zitierten Bekannten und Lars. Wer den Ruhrpott oder sonst eine westliche Grosstadt mit der mitteldeutschen Provinz vergleicht, vergleicht in erster Linie mal Stadt und Land. Wenn man unbedingt Vergleiche anstellen will, dann doch bitte vom Vogtland mit dem Sauerland und Essen mit Leipzig oder so. In der westdeutschen Provinz (und nicht nur in Bayern!) sieht es naemlich auch ganz anders aus, als die Multikultimedien sich das wuenschen.

Aber in der Diskussion kommt mal wieder das "ich bin deutscher als du Geschwaetz" auf. Wie bloed ist das denn? Das zeigt mir nur, dass unsere Besatzer mit der geistigen Spaltung Deutschlands ganze Arbeit geleistet haben. Wer mir in erster Linien als Ex-Ossi, statt als Sachse, Thueringer, Preusse oder so entgegentritt, zeigt mir nur, wie froehlich er die oktroyierte Spaltung verinnerlicht hat. So viel zu Besatzerkindern, Herr Sympathietraeger!

Martin

19. August 2011 20:53

Deutschland besteht aus Schwaben, Bayern, Franken, Hessen, Badenern, Saarländer, Rheinländern, Friesen, Westfalen etc., etc. - über all die wird nun ausgerechnet die EX- DDR, unter Umgehung von deren Stämmen wie Sachsen und Thüringer etc., als Referenz für "deutsch" gestülpt?

Selbst wenn man strenge Abstammungsregeln für den Begriff "Deutscher" anlegt, leben in der EX-BRD immer noch so deutlich viel mehr Deutsche als in der ehem. SBZ, von denen sich jetzt wohl einige für den Nabel von Deutschland zu halten scheinen ... es ist anmaßend und reine Klientelpolitik, nun diese als die "Wahrer des Deutschtums" zu hätscheln ... das machen nur SEDLINKE und die NPD, damit sie dort Wählerstimmen abgreifen können.

Eine rechte Politik für ganz Deutschland bringt ein ständiges Kolportieren der Plattitüden vom ach so dekadenten Westen und dem ach so "deutschen" Osten keinen deut weiter ...

Borni

19. August 2011 21:00

Herr Lichtmesz,

das Titelbild der Jungen Welt ist geschmacklos.

Besuchen sie einmal das ehem. Stasigefängnis in Hohenschönhausen und sehen Sie sich insbesondere die Folterzellen an. Die Redefreiheit ist kein absoluter Wert. Hohenschönhausen zeigt die ganze Verkommenheit der DDR. Aus Respekt für alle, die in Hohenschönhausen ermordet oder psychisch verstümmelt wurden, sollte man bestimmte Grenzen nicht überschreiten. Das hat die Junge Welt getan. Die Redefreiheit hört auf, wo Menschen, die in Hohenschönhausen ermordet wurden bzw. Todesängste ausstanden, beleidigt werden!

H. M. Richter

19. August 2011 21:26

Wer Redefreiheit einfordert, muss das auch fuer die Gegenseite tun und sich vom vermerkelwulfften (grandios!) Zeigefinger fernhalten.

So ist es. Klare Ansagen halt.

Während meines Studiums antworte mir mal ein SED-Funktionär auf meine Frage, ob das mit dem ganzen sog. Blockparteiensystem in der DDR nach 1949 nicht von Anfang an eine große Täuschung gewesen wäre, ebenfalls sehr klar: "Man kann doch nicht jeden an die Wand stellen."
So etwas vergißt man nicht.

Wenig später sagte mir jemand, abgrundtief deprimiert über die Zustände in der DDR: "Es fehlen eigentlich nur noch die Lager."

Als kurz nach 1989 die fertigen Pläne für die Internierungslager auftauchten und Namenslisten bekannt wurden, hat es mich nicht gewundert.

Verwundert war ich allenfalls, als ich hörte, daß es bereits geprägte Straßennamenschilder für die (im Planspiel bereits eroberten) Städte der BRD gab.

Und so frage ich mich heute, was die Danke-für-die-Mauer-Leitartikler nebst ihren Hintermännern z. Bsp. mit einem Mann wie dem von ihnen namentlich erwähnten Hubertus Knabe machen würden, wenn sie könnten, wie sie wollten. Und nicht nur mit ihm.

Dies ändert nichts daran, daß ich eine klare Ansage für besser halte als Geschwafel, denn dann weiß man zumindest, woran man ist.

Wenn man Ansagen aus der totalitären Ecke jedoch lustig findet oder ihnen mit allzuviel Humor begegnet, sollte man nicht vergessen aufzupassen, daß einem das Lachen nicht eines Tages im Halse stecken bleibt.

Eine solche Gefahr allerdings sehe ich beim Verfasser des Artikels nicht.

Cronkite

19. August 2011 21:29

Ich glaube auf dem Bild ist die Kampfgruppe der Arbeiterklasse abgebildet und keine NVA Soldaten.
Die DDR war deutscher weil sie wirtschaftlich nicht entwicklungsfähig war
und daher für rechte Nostalgiker was hergibt. Sie konnte und wollte deshalb auch nicht Sozialamt für den Rest der Welt sein und die proletarischen Verschiebungsmassen aufnehmen die dieses Land bevölkern.
Mit den Restossis ist übrigens zwanzig Jahre nach der Wende auch nicht mehr soviel Staat zu machen. Die agileren hatten sich ohnehin vorzeitig aus der DDR verabschiedet.
Also wie überall.Erst kommt das Fressen dann die Moral.

Julie

19. August 2011 21:50

Also, mir ist der Artikel nicht sonderlich sympathisch. Sicher, wir haben in Deutschland eine unsägliche political correctness. Aber:

Deswegen muss nicht jeder hanebüchene Blödsinn abgefeiert werden, weil er ja angeblich so "frech" oder "erfrischend" ist und gegen die political correctness verstößt.

Die besagte Titelseite der "Jungen Welt" war ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen, die unter dem DDR-Regime gelitten haben und eine unerträgliche Verhöhnung der Mauer-Opfer. Daran finde ich persönlich überhaupt nichts lustig. Sicherlich wird die Situation in einer Diktatur von verschiedenen Menschen unterschiedlich empfunden und es gibt immer Menschen, die sich in so einem Regime hübsch einrichten bzw. denen Sicherheit sowieso über Freiheit geht. Da sich gemäß einer Umfrage des Jahres 2010 eine breite Mehrheit der Deutschen vorstellen könnte, in einem sozialistischen Land zu leben und Freiheit in der Umfrage als politisches Ziel nicht in der Mehrheit sehr hoch schätzten, scheint so eine Ansicht in Deutschland ja ohnehin weit verbreitet zu sein.

Gerade wenn man aber wie ich an einer deutschen Universität eine extreme Meinungsbeschränkung und Indoktrinierung erlebt hat, kann sich einem der Magen umdrehen, wenn die Glorifizierung eines Regimes begrüßt wird, das seine Bürger nicht nur einmauerte (und sogar Kinder an der Mauer erschoss), sondern auch einer fortwährenden Gehirnwäsche unterzog. Wenn ich mir vorstelle, wie sich da jemand gefühlt haben muss, der dem Staat nicht zustimmte, aber auch keinen Mut zur Flucht hatte und nicht wusste, ob er sein ganzes Leben in diesem Staat würde ausharren müssen... Diese Vorstellung ist unerträglich.

Ich denke, in der Neuen Rechten sollte man mal langsam anfangen, zwischen Dingen zu unterscheiden, die entgegen der political correctness vorgebracht werden sollten, weil sie einfach existierende Probleme ansprechen bzw. Realitäten benennen und hanebüchenem Blödsinn, der zurecht in Deutschland als inakzeptabel gilt, weil er Opfer verhöhnt und die historische Realität auf den Kopf stellt.

Mit dieser "Provozieren-um-jeden-Preis-ist-ganz-toll"-Einstellung wird die Neue Rechte in Deutschland nie auf einen grünen Zweig kommen. Es werden sich höchstens die "Überzeugten" bis zum St. Nimmerleinstag gegenseitig ideologisch bestätigen, ohne dass der große Rest der Bürger hiervon Notiz nehmen wird.

Sympathieträger

20. August 2011 00:39

Kinder, da könnt Ihr hoch und niedrig springen, Ihr begreift es nicht, eben weil Ihr Wessis seid, man hat es Euch nicht so genau gesagt, wie ich das alles erlebt habe.

Ich war zwar als Kind in einer Eliteschule, als junger Bursche allerdings auch erst in "unserem" örtlichen Stasiknast, dann kurz in Hohenschönhausen, dann im Zuchthaus Cottbus und zur Abschiebung, wie alle anderen Betreffenden auch, in der StVE "Karl-Marx-Stadt". Ab da hat es dann das Steuergeld von Euren Pappis gekostet (Eure Mamis waren selbst ja nicht steuerpflichtig).

Seit 1983 bin ich also Bundesbürger und habe neben sehr vielen, sehr netten und angenehmen, freundlichen, hilfsbereiten Menschen (leider noch viel) mehr Dummheit, Borniertheit, Ignoranz, Böswilligkeit, Schäbigkeit und dergleichen angetroffen.

Heute halte ich es einfach nur noch für lustig, daß Ihr die alte Zone erklären wollt, obgleich Ihr Eure alte BRD nicht bzw gar nicht kennt.

Zur abschließenden Erklärung: Ab Herbstsemester 1983 hab ich in Kiel Landwirtschaft studiert und Leute mit Leistungskurs Chemie getroffen. Sie konnten jedes Molekül des Zitronensäurezyklus (ein(!) Bestandteil der Verdauung) aufsagen, die Kuhmägen aber nicht nennen.
So kommt mir der BRD-Mensch insgesamt vor.

drauf und drann

20. August 2011 09:12

Ich persönlich vermeide den Begriff Ossi, sondern verwende stattdessen Mitti. Dem verwunderten Zuhörer ekrläre ich dann immer "Meine Oma ist Ossi, sie kommt aus Ostpreussen".
In diesem Zusammenhang sei auch noch bemerkt das der Groll des Wessis auf die Mittis in erster Linie mit dem Soli zusammenhängt,
eine Steuer, oder nach Kohl eben Abgabe, bei der selbst der gemeine Bildzeitungsleser genau weiß wem er sie zu verdanken hat.
Angenommen die anderen Abzüge auf dem Lohnzettel würden ebenso unterteilt, sagen wir mal in EU-Soli, Israel-Soli, Beamtenpensions-Soli,
Nichtbeitragszahler in Sozialkassensoli, etc., dann wäre aber ganz schnell rum mit dem "sozialen Frieden" in der BRD.

Freddy

20. August 2011 11:17

Hoppla, da jaulen die konservativen Bewahrer Restdeutschlands aber auf. Lasst uns das alte Zerrbild von der DDR und den Ossis, wir würden uns doch sonst in der BRD gar nicht so wohlfühlen. Grüße an Horst Mahler. Im BRD-Knast sitzt es sich tatsächlich angenehmer als seinerzeit in Bautzen. Nur unter Ausnutzung der Meinungsfreiheit kommt man allerdings in diesen Genuss.

Übrigens, und das war nie aktueller als heute:

„Ein marxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn

corvusacerbus

20. August 2011 12:17

"... geht doch rüber, wenn es euch hier nicht paßt", denn hier kann zwar "jeeeeder machen, waser will", aber eben nur "im Rahmen der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung, versteht sich!" ... und die nervt mit politischer Korrektheit, dummblödem öffentlichen Diskurs und geschichtspolitischer Manipulation. Es ist doch herrlich, was für einen bunten Furor an Stimmen und Erregungen der Martin Lichtmesz entfachen kann, mit der einfachen Erkenntnis, es war nicht alles schlecht in der DDR, die Menschen und das Land waren sehr deutsch (weshalb man vor Jahr und Tag für die Wiedervereinigung war und nicht für die Widervereinigung) und es war vielleicht kein Zufall, daß so mache Eltern ihre Kinder Falk und Sigurd nannten (auch Waldemar und Erich, ich weiß, aber ist doch ok).

Wobei, womöglich wurden "Falk" und "Sigurd" nun wieder angeregt, durch dem Westpäckchen illegal beigelegte Ritterschmalheftchen ... und schon wird's dialelektisch oder doch wenigstens widersprüchlich, aber ehe ich versuche, den Unterschied zu erläutern und mich unmöglich mache hier, weil dem Diamat-Verdacht ausgesetzt, amüsiere ich mich noch ein wenig über diese wunderbare Debatte, freue mich über ihren Anreger und empfehle ansonsten der und dem Rechten, statt sich an der Frage die analytischen Zähne auszubrechen, ob nun die Ossis nur zufällig oder nicht doch irgendwie logisch deutscher sind als die Wessis und ob überhaupt und ob nicht die SED trotz Hymnensingverbot ganz versteckt das "Deutschland, einig Vaterland" im Gemüt versteckt hatte und hastenichgesehn, diese Tatsache erstmal mit allen Sinnen zu inhalieren, will sagen, natürlich ist die ehemalige DDR deutscher als das BRD'chen jemals sein konnte.

Das kann man auch erklären, aber man kann es vor allem erfahren und erleben, also: fahrt nach Thüringen, nach Sachsen, nach Mecklenburg, nach Vorpommern, in die Altmark, ins preußische Kernland nach Brandenburg, in die Lausitz und und und ... und genießt: So riecht und schmeckt unser Vaterland, so hört es sich an und so ist es gut.

Und wenn ihr dann wieder im Westland angekommen seid, seid gewiss, daß eine Knallcharge wie Wulff nur im Westen groß werden konnte, stellt ihn die Reihe Süßmuth et al. und erkennt: ex oriente lux! ;-). Aber jetzt erstmal entspannen, es ist Samstagmittag, der Planet sticht und man kann die Seele baumeln lassen, auch die deutsche und von mir aus die europäische.

Dornröschen

20. August 2011 13:33

Solange wir rechts und links sagen, gehen wir am Problem vorbei, indem wir uns auf die Verflachung des Diskurses einlassen. Aufgabe wäre es nach der Befreiung der Zone vom Sowjetregime, nach der Distanzierung von der hitlerdeutschen Tradition, die deutschen Hirne von der amerikanischen Ideologie und der Kolonialisierung unseres Volkes durch deren Kulturindustrie zu waschen.

Das Ziel ist geistige Autonomie, Emazipation. Wie steht es im Programm der 1. Internationalen von Marx: "In Erwägung, daß die Emanzipation der Arbeiterklasse durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden muß; daß der Kampf für die Emanzipation der Arbeiterklasse kein Kampf für Klassenvorrechte und Monopole ist, sondern für gleiche Rechte und Pflichten und für die Vernichtung aller Klassenherrschaft;" Hätt man sich in der DDR nur daran orientiert, und nicht an der "Proleten-Diktatur" der Klassenkämpfer und ihrer Vernichtung deutschen Kulturguts!

Die Bundesrepublik hatte den Katholiken, den Konrad Adenauer. Wir sollten genau betrachten welche Optionen uns der katholische Überhang in Westdeutschland verbogen hat. Für die Internationale der Ultramontanen war immer nur wichtig, dass der Protestantismus niedergehalten wird. Adenauer hätte sich auch gerne von Frankreich regieren lassen. Der Osten war mehrheitlich protestantisch, die Ostzone sowieso. Da liegt der Widerspruch zwischen Ost und West. Für mein Dafürhalten ist der Präsident Wulff in erster Linie ein Erzkatholik und daher wesensfremd. Messdienergrinsen und Rumgeschleime sind einfach ohne Haltung, Doktortitel ermogeln und nicht dafür einstehen, auch, widerlich.

Ich bin preussisch vorn und ein roter Preusse steht mir näher als ein katholischer-konservativer Parteisoldat der CDU oder - schreck lass nach - CSU. Der Thomas Mann hat diesen Dünkel gegen die bayrische Art so schön in den Buddenbrocks karikiert, nicht wahr? Ich steh dazu. Wie Augstein mal schrieb, ein bayrischer Kanzler wäre undenkbar. Von den rechten Parteien des Verfassungsschutzbehörden und ihrem sozialpathologischen Anhang brauche ich gar nicht erst zu sprechen.

Ein Deutscher

20. August 2011 15:35

Mal ganz im Ernst, dieses Preußen gegen Bayern, Katholiken gegen Protestanten, Ossis gegen Wessis Gerede ist in Zeiten in denen die politische Rechte nicht politisch wirksam werden kann und europäische Großsstädte nicht westliche Bevölkerungsmehrheiten kriegen ziemlich lächerlich in meinen Augen. Die vorherrschende Linke kann sich ihre kleinen Grabenkämpfe leisten, WIR nicht. Den Wessis bringt ihr vermeintlicher Sieg über die DDR nichts, weil sie bald Fremde im eigenen Land sein werden und den Ossis bringts auch nichts, dass sie als Letzte von der Demografie gefressen werden. Also nehmt euch zusammen, liebe Mitdeutsche, wir haben noch viel zu tun.

Waldgänger

20. August 2011 16:18

Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, was an der JW Titelseite erfrischend, und wofür man den Leuten dankbar sein sollte (ich kann mir vorstellen dass die Macher der Seite den Inhalt völlig ironiefrei sehen).

Über was sich manch einer hier (mit-)freuen kann … zum Kotzen.

@Donröschen

Soviel Schwachsinn hab ich hier noch nicht gelesen. Halt einfach Dein Maul.

Löffelstiel

20. August 2011 20:01

Lichtmesz: Nomen est omen - Licht ins Dickicht!
H.M. Richter: 'mit, gegen, trotz': Genau das ist die Melange! Etwas darüber hinaus? V o r der DDR! Darüber ist noch zu streiten.

Je flacher der Ball heute geschossen wird, um so weiter zurück sollte sich das Interesse in vergangene Räume erstrecken. Bis auf die Strafbank.

Weder 1871, 1919, 1933, 1945 noch 1989 gab es eine 'Stunde Null'. Die Übergänge fließend und vieles wird, - auch wenn Kommunisten diesen Dialektik von Hegel für sich allein in Anspruch nehmen - immer wieder 'aufgehoben'.

Schau ich mir Lieder-, Schul-, Lehr-, Volksbücher, Fibeln, Unterhaltungsromane, Schlager, Biografien von großen Persönlichkeiten (Schriftsteller, Wissenschaftler, Politiker) an, so ist bei diesen über historische Brüche/Einbrüche hinweg Identität und Integrität beachtenswert.

Manche Kader aus der DDR haben sich im Nachhinein das bestens durchstruktuierte, transparente Bildungssystem der DDR auf ihre Fahnen geschrieben. Nein, es hat sich seit Klosterschulen, Volksschulen, Pestalozzi infach hinüberretten können. Die Ideologie, die sich darüber stülpte, war klar und daher auch klare erkennbar, so dass sie ein Ja oder ein Nein hervorbrachte, was einer Identität auf jedem Fall dienlich war. Wie kam die sowjetische Besatzungsmacht daher? Folklore, Propaganda, Subotnik, mehr oder weniger schlechten Russischunterricht Reparation und Millionen von Soldaten, die armselig hinter Kasernenmauern nicht fraternisierten konnten.

In der DDR unter Acht und Bann gelegt, wundere ich mich manchmal selbst, wie ich dieses Gebilde DDR damals gegenüber der BRD heute verteidigen. Die Umerziehung aller Deutschen erreichte im Osten nicht die Herzen und Sinne, im Westen war es buchstäblich eine 'Aufweichung'

Jedenfalls bin ich froh darüber, dass ich in der DDR, gegen, mit, trotz der DDR folgende Erfahrungen machen konnte, die v o r der DDR dem 3. Reich, der Weimarer Republik, dem Kaiserreich usw. bereits angelegt waren und von den 68ern nicht rabiat diffamiert, geächtet abgebrochen wurden.

nationales Erbe
- Kinder-, Jugend-, Kirchen-, Fahrtenlieder aus der eigenen Musik- Poesie, Sprachtradition, z. B. auch Liedervon Brecht 'Anmut sparet nicht noch Mühe, Leidenschaft nicht noch Verstand.., '...die Heimat hat sich schön gemacht, und Tau blitzt ihr im Haar..'
- Recht- und Schönschreibung
- Selbständigkeit und Selbstverständlichkeit als Frau, die nicht gegen den Mann gerichtet ist,
- Kinderkriegen normal
- Natürlichkeit in Erotik, Liebe, Mode, gänzlich ohne Pornografie
- Freundeskreis/e
- Gezwungenermaßen Aufmerksamkeit für gute, schöne, wahre, zumeist kleiner Dinge. Die Infiltration billiger Konsumartikel hat dadurch sehr viel weniger Unheil anrichten können

- pragmatische Findigkeit im Alltag
- Ordnungen: Haus-, Schul-, Klassen-, Tafelordnung (um so schlimmer, wie verschmutzt Flüsse, Seen, Luft in der DDR waren und wie verschmutzt Städte, Gehwege, Häuerwände, Bahnhöfe heute in der BRD sind)
- Till Eulenspiegel, Felix Krull, Reinicke Fuchs, Individualist, Lebens-Künstler, Nischenbewohner: Distel, Brennnessel, Löwenzahn, Gänseblümchen
- verschont geblieben von der erbärmlichen, erbarmungslosen Abrechnung mit den eigenen Eltern

Sympathieträger

21. August 2011 13:04

@ Löffelstiel: Zusammenfassung gut geglückt, genauso sieht das aus !

Ergänzung: Selbständigkeit und Selbstverständlichkeit als Mann, die nicht gegen die Frau gerichtet sind, die eine partnerschaftliche und gleichermaßen gegenseitig behütende Angelegenheit der Liebenden darstellte und, sollte das zu Ende gehen, ohne ökonomische Kathastrophe für die Beteiligten - Mutter, Vater, Kinder - die Chance für einen Neuanfang beinhaltet.

PS.1 ...und von den 68ern ganz
rabiat diffamiert, geächtet allerdings
NICHT abgebrochen werden konnten.
PS.2 auch Hegel ist für alle da.

Ein Fremder aus Elea

21. August 2011 13:09

Es ist doch alles noch viel klarer, als Sie es beschreiben.

Ich habe folgendes über den Krimkrieg geschrieben, und es ist wirklich wichtig, daß gerade Konservative diese Dinge wissen, denn sonst machen sie sich doch nur früher oder später zu Marionetten:

Eine kleine historische Elegie

Aber natürlich ist die Sowjetunion nicht unschuldig an den Zuständen im Westen, sondern hat ganz bewußt trotzkistische Elemente unterstützt, um eine mögliche Aggression gegen sich selbst zu erschweren.

Stalin hat ja quasi gesagt: "Bei uns sind Trotzkisten zu erschießen, aber in den kapitalistischen Ländern sind sie für uns nützlich genug."

An der Stelle sollte man sich natürlich fragen, wer noch von ihnen profitiert, denn daß ihnen derart viel Spielraum gegeben wurde, nur weil es dem KGB gefiel, ist doch nicht recht zu glauben.

Sympathieträger

21. August 2011 14:46

PS. DREI..."- verschont geblieben von der erbärmlichen, erbarmungslosen Abrechnung mit den eigenen Eltern. "

Das ist es, was am Ende übrig bleiben wird. Wenn man heute nachfragt, warum die asiatische Gesellschaft im Großen und Ganzen so gut funktioniert, ist die zwingende Antwort darauf eben, daß sie den Sinn des o.g. Satzes mit allem gebührlichem Unverständnis gegenüber steht.

Weil Stettin ausgebombt wurde und seine Einwohner vertrieben wurden, gibt es nur wenig orginales Spielzeug, mit dem meine Enkel in unserem "Geschichtskabinett" (Erinnerungszimmer) spielen können.

Weil mein eigener Opa von (20.04.) 1889 bis 1985 lebte, lernte er auch noch meine Kinder als seine Urenkel lieben. Heute erklärt meine Tochter ihrem Sohn, daß der alte Mann mit dem kleinen Mädchen auf dem Foto Uropa Albert und Mutti sind.

Maria Ostermann

21. August 2011 18:09

Mein Gott, was für eine Diskussion! Sie zeigt, dass Deutschland wohl formal sein 1871 hinter sich gebracht hat, aber nicht seine wirkliche Einheit. Ostdeutsche, Westdeutsche, Linke, Rechte, Preußen, Bayern, Konservative, Liberale, Sozies, Kommunisten, Katholiken, Lutherische, Freigeister - von Ausnahmen abgesehen wäre das schon Bismarck geläufig gewesen. Das Blockdenken Ost - West des Kalten Krieges ist nun, wo keiner mehr mit dem großen Knüppel droht, in nahezu unzählige Zwistigkeiten, Nickligkeiten, Verdrängungen etc. aufgespalten. Die JW ist das Sprachrohr derjenigen, die glaubten, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Diese absolute Wahrheit war der Marxismus - Leninismus, ein ohne Zweifel in sich logisch geschlossenes philosophisches System. Wie ein Hamsterrad, das ist für den Hamster auch ein logisch geschlossenes System. Ihn interessiert nicht, dass hinter seiner Glaswand eine ganze Welt ist. Man sollte sich also nicht wundern, dass Leute, die noch heute in diesem Hamsterrad eingespannt sind, die Mauer so betrachten.
Man sollte jedoch nicht verkennen, dass es in diesem Staat auch andere Kreise gibt, die sich ebenfalls im Besitz absoluter Wahrheiten wähnen. Und die sind viel gefährlicher als die Schreiberlinge und Auftraggeber der JW.

Vulture

21. August 2011 21:04

Martin, ich moechte insofern widersprechen, als dass die DDR unsere Leute "deutscher" belassen oder konservierend gewirkt haette. So einfach ist das nicht. Festzuhalten waere zunaechst einmal was weiter oben (Loeffelstiel) erwaehnt wurde: 1. Die Ideologie, die rein ideologischen Bestaende waren eindeutig als solche identifizierbar, ja auch fuer den Einfachsten erkennbar und damit unterscheidbar vom uebrigen Alltag. (Anders gaebe es keine Erklaerung fuer den ebenfalls weiter oben erwaehnten "Datschengang", ein typisches und weit verbreitetes Muster in der DDR).

Die SED Fuehrer waren von einem aelteren Stamme der Kommunisten als es die 68er oder auch unsere lustigen JW Schreiber sind. Das hat Paul E. Gottfried auf alternativeright https://www.alternativeright.com/main/the-magazine/how-the-left-won-the-cold-war/ schon ausfuehrlich elaboriert. Unter anderem, war fuer diesen "aelteren Stamm" das "Nationale" kein rotes Tuch wie es das fuer die Heutigen ist. D.h. es wurde nicht aktiv-aggressiv agitatorisch niedergehalten, sondern kam in dem ideologischen System hier und da einfach mit vor. Als Feindbild kamen explizit nur der "Hitler-Faschismus" und diverse Kombinationen aus dem Portfolio "US-BRD-Imperialismus-Kapitalismus-Faschismus" vor. Konsequenz: 2. Die anti-nationale oder anti-deutsche Konditionierung hat in der DDR nicht wirklich stattgefunden. Die DDR hat diesen Effekt nicht "gemacht". Sie hat nur gewisse Dinge unterlassen, weil sie propagandistisch schon anderweitig ausgelastet war.

Als Sohn eines 89ers muss ich ein Weiteres dazu geben: Meine gesamte heutige politische Konditionierung und Einstellung habe ich NICHT von meinem Vater gelernt. Nichts davon. Vielmehr hab ich das Euch, den zugereisten Wessis (ja und dem einzigen Oesi der dafuer relavant waere) zu verdanken. Unsere Vaeter haben getan was getan werden musste, aber die hatten keine blasse Ahnung ueber irgend einen groesseren Rahmen, irgend ein Gesamtbild, eine grosse Vision, nichts dergleichen. Reisefreiheit, Meinungsfreiheit, Hartgeld - here we go, that's it. Mein Vater schaut ueber meine Zeitschriften (Sezession, EF etc.) auf meinem Stubentisch, liest den ein oder anderen Artikel und sagt nichts. Aber ich kenne ihn gut genug um seine aeusserste Skepsis in der Luft des Zimmers regelrecht zu riechen. Radikalinskis sind wir in seinen Augen. Und die Mutter waehlt die Gruenen. Der Nachbar ist ein Multikulti-Sozialneid-etc.-Experte mit Bart wie ihn die West-68er auch nicht besser haetten hervorbringen koennen. Also erzaehlt mir nichts ueber die "deutscheren" Mitteldeutschen. Das kann 3. hier nicht das Thema sein. Das Verstaendnis von Freiheit in Kunst und Kultur, wie auch weiter oben schon ausgebreitet, schon eher. Wir wissen sicher, wir hatten Ideologie A. War ein Dreck. Jetzt kommen da welche aus dem Westen mit Ideologie A v2.3 beta. Klare Sache - Fuck off, go home. Ich weiss aber nicht wie lang das noch so geht. Wenn ich mir die Jugend bei uns anschaue, werd ich nicht recht schlau. Keine Ahnung wie die das in Zukunft behandeln werden.

Faserland

21. August 2011 22:26

Der Ossistolz hier ist wirklich unfreiwillig komisch. Mir ist bis jetzt nicht klar geworden, was in Restpreußen und so nun so unendlich deutsch sein soll. Dass es keine Ausländer gibt? Dass man dort NPD wählt? Kinderbücher? Die Paukschule? Sandmännchen? Trabis? Frauen in der Erwerbsarbeit? Ist alles schön und gut und jeder mag auf das stolz sein, was ihm gefällt, aber etwas spezifisch Deutsches kann ich in all dem nicht erkennen. Aber unsere Vorzeigedeutschen beten fröhlich die alte Kommunistenpropaganda gegen die bösen verdorbenen Westdeutschen nach und fühle sich als die großen Bewahrer des Deutschen. Meine Herrn!

H. M. Richter

22. August 2011 02:50

"Mir ist bis jetzt nicht klar geworden, was in Restpreußen und so nun so unendlich deutsch sein soll." @ Faserland

Unendlich gar nichts. Darum ging es auch weder im Artikel noch in der Diskussion.

Auch im Übrigen scheines Sie manches mißzuverstehen.

Im Gegenteil. Einige haben lediglich von ihren Erfahrungen "mit, trotz und gegen" die DDR berichtet. Und was danach kam.

Andere von ihren anderen.

Dank dafür!

An den Verfasser, "Löffelstiel" und andere ...

Löffelstiel

22. August 2011 03:19

@ Sympathieträger
Danke für die kluge Korrektur PS 1 und ebenso kluge Ergänzung durch PS 2 und PS 3.

@ Dornröschen
w a r ein schönes Kind... Dann kam der 40jährige kalte Krieg der Alliierten...

@waldgänger
na,na...!

@Löffelstiel
Ossi/Wessi: Sind wir Deutschen noch?
Oesi Sind wir Deutsche doch!

@vulture
Was bedeutet Av2.3 beta?

Auf Restdeutschland und Rostdeutschland
die Sonne schien.
Auch heute scheint sie noch.
Ach lass sie doch, ach lass sie doch!

stechlin

22. August 2011 08:41

Danke an Löffelstiel für seinen Beitrag. Er spricht mir aus dem Herzen.

FFlecken

22. August 2011 10:22

Den Beitrag Martin Lichtmesz`s habe ich ja noch unter Semi-Satire eingeordnet und natürlich als Reaktion auf die aggressive Harmlosigkeit und Geistfreiheit der Typen a la Wulff und Co. Aber was hier dann im Anschluß teilweise an Weißwäscherei eines kommunistischen Dreckssystems dargeboten wird, ist ziemlich zum kotzen.
Gut, ich habe den Mauerfall als kleines Kind am Fernseher erlebt. Und nein, ich habe dort auch nie gelebt, genauso wenig wie im europäischen Mittelalter, im Kaiserreich zum Ausgang des 19. Jahrhunderts, im Singapur vor 50 Jahren, im Kongo der Gegenwart usw. Trotzdem hat man sich aus diversen Elementen eine Auffassung basteln können. Hier im Kommentarbereich Stagnation und die Folgen fehlenden Wohlstands als konservatives Element des SED-Staates abzufeiern - na ja... Und über die heutigen Spuren von 40 Jahren Sozialismus in der Mentalität des durchschnittlichen Mittel/Ostdeutschen kann man zudem sehr unterschiedlicher Meinung sein. Ich bin froh, nicht ab der Kindergrippe totalitär indoktriniert worden zu sein und sei es in Begleitung ach so deutschen Liedgutes durch vorbildliche berufstätige Erzieherinnen. Bei allen denkbaren Differenzierungen im Detail, bleibt es dabei - die DDR war ein jahrzehntelanges Freiluftgefängnis für Deutsche!

Martin

22. August 2011 11:21

Es wirkt schon etwas lächerlich, wenn man so krampfhaft meint, in der EX DDR sei es "deutscher" als im Rest des Landes, wo aber die meisten Deutschen (nach wie vor) wohnen. Mir fällt dazu ein alter Witz ein:

Im Kriegsgefangenlager nach 45 unterhält sich ein US General (=Ami) mit einem "Führer" (= D) der SS:

D: Unsere Kampfkraft war viel besser
Ami: Wir haben den Krieg gewonnen
D: Unsere Panzer waren technisch den Euren weit überlegen
Ami: Wir haben den Krieg gewonnen
D: Wir haben auch in Unterzahl noch Großes geleistet
Ami: Wir haben den Krieg gewonnen
so geht es noch eine Zeit weiter, der Deutsche bringt noch so manches Argument, welches immer mit dem gleichen Satz "Wir haben den Krieg gewonnen" beantwortet wurde, schließlich meint der Deutsche:

"Gut, ihr habt den Krieg gewonnen, aber unsere Uniformen waren schöner"

Ziemlich genau so scheint es wohl den sog. EX DDRlern zu gehen ... und wenn man 40 Jahre lang nur sein eigenes "Freiluftknast" als Deutschland kennengelernt hat, hat man freilich so seine Probleme mit dem Rest des Landes ... und an "mangelnder Offenheit" seitens der "Westler" hat es nicht gelegen ...

Um auf den oben genannten Witz zurückzukommen: Der eigentliche Witz hier ist, dass hier die "Ossis" im Großen und Ganzen gar nicht "verloren" haben sondern letztlich ziemlich klar gewonnen - sie fühlen sich aber in der Verliererpose offensichtlich wohler ...

Und ich bleibe dabei: Der junge Welt Artikel ist inhaltlich falsch, satirisch unterirdisch und als rechte braucht man sich, Emetikum Wulf hin oder her, nicht zu den Abgeschmacktheiten der Steinzeitkommunisten äußern ... auch wenn diese sich, ich habs ja schon mal geschrieben, sicher mehr über den vermeintlichen Beifall aus der falschen Ecke geärgert haben, als wenn nichts dazu gekommen wäre ...

H. M. Richter

22. August 2011 11:49

"Bei allen denkbaren Differenzierungen im Detail, bleibt es dabei – die DDR war ein jahrzehntelanges Freiluftgefängnis für Deutsche!" @ FFlecken

Ja, die DDR war ein Gefängnis und für nicht wenige nicht einmal ein "Freiluftgefängnis".

Und weil dies so war, haben sich die Insassen mit einer ganzen Reihe von Krankheiten, die außerhalb des Gefängnisses grassierten, nicht infizieren können.

Sugus

22. August 2011 12:20

@ FFlecken
Ein Ossi hätte in korrektem Deutsch "Kinderkrippe" geschrieben...
Es wird nicht die DDR abgefeiert, sondern die Tatsache, daß sie - teils unbeabsichtigt - deutscher geblieben ist als die BRD und das bis heute weiterwirkt.
Schreibt Ihnen ein - Schwabe, der die Mitteldeutschen gut kennt und sehr mag.

FFlecken

22. August 2011 13:48

@ H.M. Richter

Tja und ein Leben in keimfrei betrueter Quarantäne ist wohl nicht das Wahre. Die Polemik musste sein...

Aber von der logischen Schlußfolgerung her haben Sie schon recht.

@ Sugus

Danke, mir ist auch als Wessi durchaus bewusst, daß die Verwahranstalten mit K und nicht mit G geschrieben werden... Dummer Lapsus, bitte Sie ganz doll um Entschuldigung

Hatte schon den Eindruck, daß da etwas mehr abgefeiert wird, als ein bißchen mehr vermeintliches Deutschtum.

biologist

22. August 2011 15:07

Immunschwäche:

https://www.flickr.com/photos/66661087@N04/6069473156/

Sympathieträger

22. August 2011 15:30

@ FFlecken
Wir können zwar Kinderkrippe nicht mal richtig schreiben, wissen aber ganz genau, daß es eine "Verwahranstalt" war.

Das ist symptomatisch und macht dem einfältigen Bundeswessi so schnell keiner nach. Deshalb wird er auch weltweit und innerdeutsch nicht recht ernst genommen und muß sich mit Dünkel behelfen, wo alle anderen Menschen Selbstbewußtsein haben.

FFlecken

22. August 2011 16:04

Ja, ist meine polemisch zugespitzte Auffassung. Na und? Wohl dort betruet worden und persönlich angestochen. Sie kennen mich nicht und wissen genau wie ich bin? Passen Sie mal lieber auf was Sie sagen.

Wer ist das Kollektivwesen Bundeswessi? So einer wie der düneklhafte FFlecken? Legen sie mal Ihre primitiven Schablonen beiseite. Für den Dünkel sind Sie hier zudem zuständig. Hoffentlich werden sie im Gegensatz zum Exemplar des Bundeswessi in der ganzen Welt ernst genommen! Von mir nicht, Herr Sympathieträger.

Martin

22. August 2011 17:17

Die ganze Argumentation, dass die DDR irgendetwas konserviert hätte, was man als, wie auch immer, "deutsch" bezeichnen will oder möchte und was den "Wessis" angeblich abgeht, ist doch absolut absurd.

Die DDR war, um es einmal ganz klar und deutlich auszudrücken, ein menschenverachtendes, sozialistisches Dreckssystem ohne jedwede Abstriche und das kann jeder auch zutreffend beurteilen ohne dort gelebt haben zu müssen, da einfach zu viele Tatsachen für jeden auf der ganzen Welt bekannt sind oder erkennbar sind. Warum sollten die, die sich in diesem System ihren Anstand bewahrt haben, auch nur in irgendeiner Form diesem System direkt oder indirekt danken, dass sie anständig geblieben sind? Oder gar betonen, dass sie wegen diesem System so oder so sind?

Verwechselt bitte nicht Ursache und Wirkung! Dass mancher sich manches bewahrt hat und/oder anständig geblieben ist, hat eher etwas mit ihm selber oder seiner Familie zu tun als mit dem System, dass ganz anderes vor hatte, als gerade diesen besonderen Anstand zu fördern.

Menschen mit Anstand findet man überall, auf der ganzen Welt, unter allen Systemen etc. - nur chauvinistische Rassisten (Achtung! Vermeintlich politisch korrekte Formulierung! Wie moralinsauer! Bitte Beißreflex aktivieren! ) würden das verneinen (Sarkasmusmodus an: Oder ist das etwa eine der angeblich "deutschen" Einstellungen, die in der DDR besonders gut "konserviert" wurden? Sarkasmusmodus aus).

Das auf ehem. Bürger der DDR - von denen nachweislich eben auch eine ganz große Menge nicht besonders anständig geblieben waren (und die z.T. bis heute auch noch ihre Vorteile daraus ziehen können) - zu beschränken oder aber auch nur besonders hervorzuheben, zeugt von einer Ignoranz sondersgleichen ...

Und das in der sog. "BRD" auch nicht alles Gold war, was glänzt, ist wegen der Feststellung, dass die DDR ein Dreckssystem war, ebenfalls nicht verboten zu sagen, nur wer all das vermengt, vergleicht eben letztlich Äpfel mit Birnen, nur weil beides Obst ist.

Wenn es die Ex- DDRler beruhigt, schreibe ich gerne auch, dass die BRD auf ihre Art ein Dreckssystem war und/oder ist - nur wird mich deswegen bis heute keiner dafür einsperren ...

Für diesen Fall (= BRD gleich Dreckssystem) sind die Ex-DDRler eben vom Regen in die Traufe gefallen - so was soll ja auch vorkommen und verwundert einen als Konservativen ja auch nicht, ändert aber nichts daran, dass sie vorher im (Dauer-) Regen standen ...

... es ist mir langsam peinlich, solche Gemeinposten auch noch schreiben zu müssen ...

bernardo

22. August 2011 19:08

@martin "Die ganze Argumentation, dass die DDR irgendetwas konserviert hätte, was man als, wie auch immer, „deutsch“ bezeichnen will oder möchte und was den „Wessis“ angeblich abgeht, ist doch absolut absurd."

Immer noch lesenswert: Wolfgang Venohr - Die Roten Preussen, Erlangen 1989

"Daß die DDR heute schon, nach vierzigjährigem Bestehen, in puncto Identität mit der deutschen Nationalgeschichte weit vor der Bundesrepublik liegt, ist Tatsache, wird auch nirgends bestritten. Dieses Ziel hat die SED-Führung in knappen acht Jahren, seit 1981 erreicht, dank der Unterstützung der 'nützlichen Idioten', der Umerziehungs-Historiker in der Bundesrepublik. Dagegen hat sie das Ziel völlig verfehlt, die eigene Bevölkerung von einem gesamtdeutschen Patriotismus auf einen DDR-Patriotismus umzupolen." (S. 305)

So ging die Sache halt nach hinten los:

"Die Nation in ihrem Lauf, halten weder Ochs noch Erich auf." (Nicht von Venohr...)

Martin Lichtmesz

22. August 2011 19:23

Da außer Hickhack nichts Neues mehr zu kommen scheint, schließe ich die Diskussion hiermit ab.

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