Nachklapp zur WM

Es war nicht nur eine große Enttäuschung, sondern auch ein unerfreuliches, zähes Spiel. Schade, denn die Nationalmannschaft...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

hat­te sich bis­her wirk­lich gut geschla­gen. Aber wenigs­tens bleibt uns nun das vuvuz­ela-arti­ge Cre­scen­do der “Multikulti-ist-die-Zukunft-und-das-Erfolgsrezept-für-Deutschland”-Propaganda der letz­ten Wochen erspart, das im Fal­le eines Sie­ges der Natio­nal­mann­schaft so sicher gekom­men wäre wie das Amen im Gebet.

In den Wor­ten eines Sport­so­zio­lo­gen im Inter­view mit dem SpOn:

Die Natio­nal­mann­schaft spie­gelt mitt­ler­wei­le die Rea­li­tät einer Ein­wan­de­rer­ge­sell­schaft. (…) Ent­schei­dend wird sein, ob wir die­sen auf dem Rasen geleb­ten kos­mo­po­li­ti­schen Traum in den All­tag über­set­zen kön­nen. In Frank­reich hat man das nach dem WM-Titel 1998 auch gehofft, es aber nicht geschafft.

Was die Fran­zo­sen betrifft, so wur­de inter­es­san­ter­wei­se im genau­en Gegen­satz zur Lob­prei­sung der deut­schen Mann­schaft der Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus für ihr Schei­tern ver­ant­wort­lich gemacht. Die Équi­pe Tri­co­lo­re bot ein absur­des Bild: die auto­chtho­nen Fran­zo­sen sind inzwi­schen in der Min­der­heit, und neben eini­gen Mah­gre­bi­nern waren 13 von 23 Spie­lern schwarz­afri­ka­ni­scher Her­kunft. Der Stern schrieb:

Frank­reichs Natio­nal­mann­schaft einen Sau­hau­fen zu nen­nen, ist noch unter­trie­ben. (…) Die einst bes­te Mann­schaft der Welt ist im Jahr 2010 nur noch ein Trümmerhaufen.

Und Genos­se Dany kon­sta­tier­te mit gewohn­ter Scheinheiligkeit:

Jetzt sehen wir, dass eine mul­ti­kul­tu­rel­le Gesell­schaft auch (! Haha­ha. M. L.) in eine Kri­se kom­men kann. 1998 war Frank­reich eine Gesell­schaft, die zusam­men­fin­den woll­te. Heu­te ist sie eine völ­lig zer­strit­te­ne Gesell­schaft, die aus­ein­an­der­fällt. Die Mann­schaft spie­gelt die Zer­ris­sen­heit, den Hass und den Neid die­ser Gesell­schaft. Im fran­zö­si­schen WM-Team waren Spie­ler, die nicht mit­ein­an­der woll­ten. So ist es auch in der Gesell­schaft. (…) Das ist eine nicht funk­tio­nie­ren­de mul­ti­kul­tu­rel­le Gesell­schaft, die sich auf sepa­ra­te Iden­ti­tä­ten zurück­zieht. Die Natio­nal­mann­schaft war ein Hau­fen von Clans. Wenn du sol­che Clans hast, kannst du nicht Fuß­ball spielen.

“Paleo­con” Taki Theodo­ra­co­pu­los berich­tet auf Taki­mag:

Ein Phy­sio­the­ra­peut in Lon­don hat mir eine erstaun­li­che Geschich­te erzählt. Er behan­delt vie­le Stars, dar­un­ter eini­ge Fran­zo­sen, und drei der letz­te­ren erzähl­ten ihm, daß für Frank­reich zu spie­len für die Katz sei. Mit ande­ren Wor­ten, sie fühl­ten sich nicht als Fran­zo­sen und wür­den das auch nie tun. Sie hat­ten kei­nen Berufs­stolz, kei­nen Ehr­geiz, im Gegen­teil. Vie­le von ihnen sind isla­mi­sche Kon­ver­ti­ten, und die meis­ten wei­gern sich, die fran­zö­si­sche Natio­nal­hym­ne mit­zu­sin­gen. Die herr­schen­den Eli­ten Frank­reichs haben wie­der ein­mal Sand in die Augen des Vol­kes gestreut, indem sie so tun, als ob der säku­la­re Staat jeden Ein­wan­de­rer inte­griert hät­te, beim zu 90% schwar­zen Fuß­ball­team ange­fan­gen. Nun, das haben sie nicht und das wird ihnen auch nie­mals gelingen.

Die herr­schen­de Mei­nung ist, daß Frank­reich ver­wirrt über sei­ne Iden­ti­tät ist, und Unbe­ha­gen ver­spürt über die stei­gen­den Zah­len und die Men­ta­li­tät sei­ner ärme­ren, dun­kel­häu­ti­ge­ren Ein­wan­de­rer und ihrer Kin­der. Und wenn extrem rei­che Spie­ler wie Patri­ce Evra das Sin­gen der Mar­seil­lai­se ver­wei­gern, war­um soll­te es die extrem arme, arbeits­lo­se Jugend tun? Der fran­zö­si­sche Phi­lo­soph Alain Fin­kiel­kraut nann­te das fran­zö­si­sche Team eine Ban­de von Hoo­li­gans, die nur die Moral der Mafia kennen.

Eine Sache ist klar. Wie Jean-Marie Le Pen sag­te, die Natio­nal­mann­schaft wur­de auf­grund ihrer Far­be zusam­men­ge­stellt, “als Flagg­schiff des Anti­ras­sis­mus und nicht des Sports”. Um die äuße­re Rech­te zu schwä­chen haben Sar­ko­zy und sei­ne Ban­de den fran­zö­si­schen Sport in einen anti­ras­sis­ti­schen The­men-Park ver­wan­delt. (…) Unbe­grenz­te Ein­wan­de­rung ist eine der schlimms­ten Pla­gen, die man über ein Land brin­gen kann, und die euro­päi­schen Eli­ten haben sie nicht nur ermu­tigt, son­dern ver­langt. Sich jetzt über einen Man­gel an Patrio­tis­mus zu beschwe­ren, ist ein schlech­ter Witz.

(“Sar­ko”, um es genau­er zu sagen, tritt zwar für eine Beschrän­kung der Ein­wan­de­rung ein, sieht aber gleich­zei­tig in der “métis­sa­ge” die gro­ße Lösung für die fran­zö­si­schen Multikulti-Probleme.)

Wenn die­ser Zusam­men­hang wirk­lich besteht, dann ist Deutsch­land noch gar nicht so übel dran, was sei­ne rela­ti­ve Inte­gra­ti­ons­kraft betrifft. Wann Inte­gra­ti­on in Des­in­te­gra­ti­on umschlägt ist vor allem eine Fra­ge von Quan­ti­tä­ten. Frank­reich scheint schon gekippt zu sein.

Bedenkt man nun, daß die Zusam­men­set­zung des gegen Deutsch­land unter­le­ge­nen eng­li­schen Teams in ähn­li­cher Wei­se wie Frank­reich von Kolo­ni­al­trup­pen domi­niert war, muß man den fol­gen­den Kom­men­tar des Deutsch­land­kor­re­spon­den­ten der Times vom 5.7. wohl iro­nisch ver­ste­hen. Typisch bri­ti­scher Humor und Sar­kas­mus eben. Ich wet­te, 95 % aller Deut­schen, die das lesen, ver­ste­hen den Witz nicht, und neh­men das für bare Mün­ze, inklu­si­ve mir sel­ber beim ers­ten Lesen übrigens:

Jedes Land, das in der End­run­de der WM spielt, hat Spie­ler mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund im Team. Deutsch­land muss schon noch etwas mehr tun, wenn es sein Image ver­än­dern will. Es ist immer noch ziem­lich blond. Sehen Sie sich den neu­en Bun­des­prä­si­den­ten und sei­ne Frau an. Wenn Cem Özd­emir Staats­ober­haupt wird, dann wird sich Deutsch­lands Image wirk­lich ver­än­dern. Aber es ist auf dem rich­ti­gen Weg. Ein wenig bun­ter, ein wenig fröh­li­cher – das ist alles, was es braucht, damit Deutsch­land von sei­nen euro­päi­schen Part­nern geliebt wird. Und das ist es, was Sie wol­len, stimmt’s?

Stimmt’s?

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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